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Vergiss Deinen Namen nicht
Die Kinder von Auschwitz
Steidl
EAN: 9783869309491 (ISBN: 3-86930-949-0)
716 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, Oktober, 2016
EUR 38,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Rezension
„Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.“ Dieser Satz findet sich in Theodor W. Adornos bekanntem Radiovortrag aus dem Jahre 1966 „Erziehung nach Auschwitz“. Das Erreichen dieses obersten Ziels aller Pädagogik sei, so betont der Gründungsvater der älteren Kritischen Theorie, an zwei Prozesse unabdingbar gebunden: an die Aufklärung der gesamten Gesellschaft über den Holocaust und an die „Erziehung zur Mündigkeit.“
Um die Verwirklichung beider Ziele hat sich Alwin Meyer (*1950) durch seine Publikationen außerordentlich verdient gemacht. Für seine Werke zum Rechtsextremismus wurde er 1982 von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung mit dem Preis »Das politische Buch des Jahres« ausgezeichnet. Besondere Bekanntheit erlangte der Publizist durch sein 1990 veröffentlichtes Werk „Die Kinder von Auschwitz“, das 13 Berichte über Kinder enthält, die in dem Konzentrations- und Vernichtungslager waren. Die Texte enthalten Originalzitate der Überlebenden oder ihrer Angehörigen, mit denen Meyer Gespräche seit 1972 führte. Auf der Basis dieses Buches erschien 1995 der gleichnamige Dokumentarfilm, bei dem er auch die Regie führte.
2015 publizierte Meyer im Steidl Verlag sein mehr als 750 Seiten umfassendes Werk „Vergiss Deinen Namen nicht. Die Kinder von Auschwitz“, das bereits 2016 eine zweite Auflage erreichte. Gegenüber seinem 1990 veröffentlichten Buch hat er weitere Interviews herangezogen. In den einzelnen Abschnitten des Werks werden einzelne Lebensstationen der Kinder von Auschwitz historisch parallelisiert. Von den mindestens 232.000 nach Auschwitz verschleppten Säuglingen, Kindern und Jugendlichen bis zum 17. Lebensjahr konnten am 27.2.1945 nur 650 befreit werden. Meyer gibt schonungslose Einblicke in die Tötungspraxis der Nationalsozialisten: „In Auschwitz gab es kaum eine Regel ohne Ausnahme. Nichts war berechenbar. Was heute vorläufig am Leben bleiben bedeutete, konnte schon morgen den Tod bringen.“(S. 271) Seine Berichte von der Ermordung, von den menschenverachtenden Versuchen des Arztes Josef Mengele und von dem Leid der Kinder erschüttern und treiben einem die Tränen in die Augen. Meyer verleiht in seinem Buch den Kindern von Auschwitz endlich eine Stimme.
Zurecht kritisiert er auch die langjährige, erbärmliche Entschädigungspraxis der Bundesrepublik; manche der Kinder von Auschwitz mussten trotz ihrer Traumata 40 Jahre auf eine finanzielle Kompensation für die Verbrechen an ihnen warten. Geschichtslehrkräfte werden durch das Buch geradezu aufgefordert, in ihrem Unterricht sich auch mit den Kindern von Auschwitz auseinanderzusetzen und an sie zu erinnern.
Fazit: Die Lektüre des Buches „Vergiss Deinen Namen nicht. Die Kinder von Auschwitz“ von Alwin Meyer mahnt jede und jeden Verantwortung dafür zu tragen, dass Genozide auf der Welt verhindert werden.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kinder in Auschwitz: Das ist der dunkelste Fleck einer dunklen Geschichte. Sie wurden mit ihren Familien nach Auschwitz verschleppt oder kamen dort unter unvorstellbaren Bedingungen zur Welt. Nur wenige haben überlebt. Zeit ihres Lebens tragen sie die Spuren des Erlittenen auf dem Körper und in ihren Seelen. Am Unterarm oder Schenkel eintätowiert, wächst sie mit, die Häftlingsnummer. Auschwitz ist immer da. Am Tag, am Abend, in der Nacht: die Trennung von den Eltern und Geschwistern, die sogenannten »Kinderblocks« im Lager, die an ihnen vollzogenen Experimente, der ständige Hunger, die Sehnsucht nach der Familie, einem warmen Federbett, nach Geborgenheit.
Nach ihrer Befreiung kannten manche weder ihren Namen, ihr Alter noch ihre Herkunft. Fast alle waren Waisen. Sie trauten lange Zeit keinem Menschen mehr, mussten mit ihren Kräften haushalten, waren voller Angst. Wie leben nach Auschwitz? Geduldig hat Alwin Meyer über Jahrzehnte hinweg die Kinder von Auschwitz gesucht, einfühlsam mit ihnen gesprochen und ihr Vertrauen gewonnen. Viele erzählen zum ersten Mal vom Lagerleben, von einer Kindheit, in der Tod immer präsent und nie natürlich war.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT 7
VOM LEBEN DAVOR 15
»DAMALS HÖRTE MEINE KINDHEIT AUF« 56
»DIE JUDENJAGD BEGANN« 124
TOR ZUM TOD 138
»WIE IN EINEM SARG« 162
OSWISCIM - OSHPITZIN - AUSCHWITZ 181
KINDER VIELER SPRACHEN 192
KLEINE KINDER, MÜTTER, GROSSMÜTTER... 266
»DI 600 INGLECH« UND ANDERE IN AUSCHWITZ
GEFUNDENE HANDSCHRIFTEN 291
GEBURTEN IN AUSCHWITZ 305
»ZWILLINGE! WO SIND ZWILLINGE?« 336
»ENDLICH FREI SEIN!« 393
TRANSPORTE, TODESMÄRSCHE UND ANDERE LAGER 403
»STERBEN! WAS IST DAS?« 458
ENDLICH LEBEN! 476
»WER BIN ICH?« 574
»...IMMER FÄHRT MIT DER ANDERE ZUG« 608
ANMERKUNGEN 673
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 717
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 755
DANKSAGUNG 756
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