lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Unterricht als Interaktion Ein Fallbuch für die Lehrerbildung
Unterricht als Interaktion
Ein Fallbuch für die Lehrerbildung




Carla Schelle, Kerstin Rabenstein, Sabine Reh

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781517424 (ISBN: 3-7815-1742-X)
168 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, 2010

EUR 15,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses Buch bietet eine Sammlung von Protokollen über Unterricht -von Beobachtungsprotokollen, Protokollen von Unterrichtsgesprächen und von Gesprächen über Unterricht.

Gerade weil pädagogisches Handeln im Unterricht nicht als eine Anwendung von Verhaltensregeln, auch nicht einfach als eine Anwendung von Regeln guten Unterrichts zu verstehen ist, sind in diesem Buch Protokolle gesammelt. Sie machen es möglich, Unterricht als ein interaktives Geschehen zu verstehen - an dem alle Beteiligten, Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler gleichermaßen mitwirken. Anhand einzelner Protokollausschnitte werden wichtige Aspekte pädagogischer Interaktion im Unterricht rekonstruiert: Die Gestaltung von Übergängen, der Beginn des Unterrichts, der Umgang mit Schülerfehlern und Konflikten, die gemeinsame und für den Einzelnen immer unterschiedlich bedeutsame Konstruktion von Unterrichtsthemen. Unterricht bzw. pädagogische Interaktionen im Unterricht werden damit dem Leser und der Leserin als analysierbar und diskutierbar zugänglich gemacht. Mit diesem Buch kann in schulpädagogischen Seminaren gearbeitet werden, aber es kann auch genutzt werden, um sich im Selbststudium wichtige Strukturmerkmale unterrichtlicher Interaktion vor Augen zu führen.



Dr. Carla Schelle, geboren 1962, ist Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik/Didaktik an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

Dr. Kerstin Rabenstein, geboren 1967, ist Vertretungsprofessorin für Allgemeine Didaktik/Empirische Unterrichtsforschung an der Universität Potsdam. Dr. Sabine Reh, geboren 1958, ist Professorin für Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft an der Technischen Universität Berlin.
Rezension
Die Qualität von Unterricht kann nur verbessert werden, wenn dieser reflektiert wird. Nicht nur in der zweiten Lehrerausbildungsphase, dem Referendariat, erscheint mir dies als eine wichtige Aufgabe. Auch in der universitären Lehrerausbildung und im Fortbildungsbereich sollte dies ständig geschehen. Konkrete Gesprächsanlässe liefern besonders Gesprächsprotokolle. Der vorliegende Band bietet eine Sammlung solcher Protokolle konkreter Unterrichtsgespräche, aber auch solche, die Gespräche über den Unterricht wiedergeben. Die vorliegenden exemplarisch interpretierten Unterrichtstranskripte bieten viele Einsatzmöglichkeiten in der fallorientierten Lehrerausbildung. Im Mittelpunkt stehen bei den Autorinnen die Interpretationsansätze unterschiedlicher Interaktionsformen und konkrete Interpretationsbeispiele. Ihr Anliegen ist es, Strukturmerkmale pädagogischer Interaktion im Unterricht beobachtbar und diskutierbar zu machen. Leider bringt mir als Unterrichtspraktiker dieses wissenschaftliche Sezieren und Analysieren keine neuen Erkenntnisse. Wesentlich effektiver bei der Reflexion von Interaktion im und über Unterricht sind Videoprotokolle, denn hier bringt die ganzheitliche Sichtweise konkretere Anhaltspunkte und Einsichten.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
0 Vorwort9
(Schelle/Rabenstein/Reh)
1 Der Fall im Lehrerstudium – Kasuistik und Reflexion 13
(Reh/Schelle)
1 Ein kurzer Rückblick: Pädagogische Kasuistik in der Diskussion15
2 Szenen, Analogisierungen und Reflexion –
Noch einmal: Warum Fallarbeit? 18
3 Fazit: Unterricht als Fall –
Fallarbeit an Unterrichtstranskripten20
2 Was ist Unterricht? Modelle im Vergleich 25
(Rabenstein)
1 Unterricht als System von Handlungen27
1.1 Lehrer- und Schüleraktivitäten planen und durchführen 27
1.2 Lernaktivitäten durch Lehraktivitäten effektiv steuern29
1.3 Zur Kritik: Unterricht ist mehr als ein Bedingungsgefüge 31
2 Unterricht als intersubjektive Herstellung von Bedeutungen33
2.1 Lehrer und Schüler erzeugen nach bestimmten Regeln
anschlussfähige Äußerungen 33
2.2 Lehrer und Schüler erzeugen gegenstandsbezogen
Sinn und Verstehen 37
2.3 Zur Kritik: Unterricht ist mehr als ein Sprachverhältnis38
3 Wie sind Unterrichtstranskripte zu interpretieren?
Methodische Ansätze und Hinweise für das Interpretieren in
Seminaren43
(Schelle)
1 Methodisches Vorgehen bei der Interpretation 46
1.1 Ursprung und grundlegende Begriffe sequentieller Verfahren 46
1.2 Fallrekonstruktionen zu Schule und Unterricht 49
1.3 Die Durchführung einer Sequenzanalyse: Schritt für Schritt51
2 Wie machen es andere?55
2.1 Interaktionistische Analyse –
Interaktionen und Argumentationen rekonstruieren55
2.2 Dokumentarische Analyse – Diskurse beschreiben59
2.3 Tiefenhermeneutische Analyse – Szenisches Verstehen 62
3 Anregungen zum Umgang mit Schwierigkeiten in der Seminararbeit64
4 Aufbau und Umgang mit den Fallkapiteln66
4 Unterricht als Interaktion: Unterrichtsanfänge oder das Setting
der Institution und die Ordnung des Unterrichts 71
(Rabenstein/Reh)
1 Transkript und Interpretation 75
1.1 „warum seid ihr denn hergekommen?“ – Die Schule beginnt 75
2. Transkripte, Protokolle und Kommentare82
2.1 „die Wanderzeit ist vorbei“ –
Bedingungen und Arbeitsgrundlagen klären82
2.2 „hören wir jetzt erstmal ein bisschen entspannungsmusik“ –
Ruhigstellung der Körper84
2.3 „hast du’s jetzt“ – Störung des Unterrichtsanfangs86
2.4 „danach stellt sie sich mit erhobener Hand in die Mitte
des Raumes “– Ruhe herstellen89
2.5 „bevor wir mit dem Unterricht anfangen, haben wir ja scheinbar
noch was zu klären“ – Nicht-Unterricht als Unterricht90
2.6 „können wir heut was spielen“ –
Nicht-Unterricht statt Unterricht94
5 Die Ko-Konstruktion von Themen im Gespräch und
schwierige Verständigungsprozesse99
(Schelle)
1 Vermittlung von Lebenswelten und Unterrichtsthemen 101
1.1 Transkript und Interpretation102
1.1.1 Aufstieg und Fall Napoleons –
wie Schüler sich Brücken zum Unterrichtsthema bauen 102
1.2 Transkripte, Protokolle und Kommentare 108
1.2.1 „wenn meine Mutter nicht zu Hause ist“ –
Lebenswelten, die sich im Unterricht begegnen108
1.2.2 „keiner will ja sonst“ –
ein vermeintlich schülernahes Unterrichtsthema111
1.2.3 „Eine Fußballstunde“ kommt ins Rollen –
Taktik zu Stundenbeginn113
1.2.4 „ein kleines Problemchen mitgebracht“ –
ein aufmerksamer Schüler als Störenfried? 115
1.2.5 „am Samstag hab ich mit meiner Freundin gespielt“ –
von sich und für andere erzählen in zwei Kreisgesprächen117
1.2.6 „Wer kennt was aus Bayern?“ –
Ratespiel statt didaktische Strukturierung 121
2 Lehrererwartungen und Schüler“fehler“ 122
2.1 Transkripte, Protokolle und Kommentare 123
2.1.1 „Gibs auf“ – ein Lehrer als Kulturarbeiter 123
2.1.2 „Böser Finger“ – das gemeinsame Spiel als Ernstfall 126
2.1.3 „geil darauf soll man kommen“ –
wen stört was, wer stört wen?128
2.1.4 „schreib’s man noch mal“ –
eine Lehrerin als „Lernberaterin“? 131
3 Schüler verständigen sich untereinander133
3.1 Transkript und Interpretation134
3.1.1 Alleine oder gemeinsam –
wechselseitige Bezugnahme und Anschlussfähigkeit134
3.2 Transkript und Kommentar143
3.2.1 „auf jeden Fall chaotisch“ – in einer Gruppe arbeiten143
6 Gespräche über Unterricht 149
(Reh/Schelle)
1 Transkript und Interpretation 151
1.1 „vergiss amelie also“ –
Lehrerinnen reden über Unterricht im Team151
2 Transkripte und Kommentare 156
2.1 „wir sind halt zwei menschen“ – was im Team noch möglich ist?156
2.2 „heute wird’s wieder schwierig“ –
Konstruktionen einer Grundschullehrerin im Interview158
2.3 „irgendwie interessiert’s keinen“ –
Ein Schülergruppengespräch über den Politikunterricht 162