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Umschlagtext
Akteur:innen in der Schule werden immer häufiger mit Verhalten konfrontiert, das sie als störend wahrnehmen - gerade auch im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. In der Praxis und Wissenschaft ist es dabei gängig, die Problemlagen bei den Schüler:innen zu sehen. Eine Perspektive, die das Verhalten als sinnvolles Handeln versteht und auf die belasteten, unsicheren Verhältnisse in und außerhalb der Schule blickt, bleibt häufig aus. Die theoretischen, empirischen und praxisbezogenen Beiträge bieten hier zahlreiche Anstöße für eine Neuausrichtung (sonder-)pädagogischen Handelns in Wissenschaft, Lehre und schulischer Praxis.
Benjamin Badstieber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, AG 5 Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik, International Perspectives on Inclusive Education, Universität Bielefeld. Prof`in Bettina Amrhein hat die Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Inklusion im internationalen Kontext unter besonderer Berücksichtigung von Diagnose und Förderung an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, AG 5 Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik, International Perspectives on Inclusive Education, Universität Bielefeld inne. Rezension
Dieser Sammelband hat zum Ziel, einen Kurswechsel im Umgang mit als störend wahrgenommenem Verhalten in Schule und Unterricht, insbesondere im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, einzuläuten. Denn die traditionelle medizinische bzw. psychologische Sichtweise auf „Störung“, „Auffälligkeit“ und „Behinderung“ abstrahiert von der Lebensgeschichte des Menschen und stellt das Normabweichende und Defekthafte als dominante Bezugsgröße heraus. Die wahrgenommene „Störung“ oder „Abweichung“ wird dem Menschen als Eigenschaft zugewiesen. Die Feststellung und Beobachtung von außen führt dazu, das Beobachtete als alleinigen Ausdruck der Person anzusehen, diese demnach zu „verdinglichen“. Eine Perspektive, die das Verhalten als sinnvolles Handeln versteht und auf die belasteten, unsicheren Verhältnisse in und außerhalb der Schule blickt, bleibt häufig aus. Die theoretischen, empirischen und praxisbezogenen Beiträge dieses Buchs bieten hier zahlreiche Anstöße für eine Neuausrichtung.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de Verlagsinfo
Schlagwörter: Inklusion | RAISE | Störung | Konflikt | Unterricht | Schule | Förderbedarf | Erziehungswissenschaft | Restorative Approach Inhaltsverzeichnis
Einführung – Kurswechsel im Umgang mit als störend wahrgenommenem Verhalten in Schule und Unterricht
Bettina Amrhein & Benjamin Badstieber 9 I. THEORETISCH VERSTEHEN 23 Die Mehrdimensionale Diagnostik – Von der wahrnehmbaren Erscheinung zum Verborgenen – die Rekonstruktion als Möglichkeit des Verstehens und des Erklärens Kerstin Ziemen 24 Lehrkräfte und Schüler*innen auf gemeinsamer Entdeckungsreise – Die emotionale-soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen unterstützen Norbert Störmer 39 Ökonomisierungsstress und Unterrichtsstörungen Birgit Herz 58 Zur Bedeutung des schulischen Leistungsdispositivs für die Ausdifferenzierung und das Überdauern des Förderschwerpunktes emotionale und soziale Entwicklung – eine systemtheoretische Reflexion Michael Urban 77 Wider die Verhaltensregulation und Responsibilisierung: Befähigungstheoretische Perspektiven (auf Inklusion) Benedikt Hopmann 96 Einführung in Mad Studies für verhaltensgestörte Pädagog*innen Mai-Anh Boger 113 „(Un-)mögliche Kategorisierungen von Verhalten in der Schule“ – Historische und aktuelle Konstruktionen und Klassifikationen von als störend wahrgenommenem Schüler*innen-Verhalten Elisabeth von Stechow 133 Schritte aus der teilnahmslosen Vernunft Erkennen, Erklären, Verstehen, Handeln hinsichtlich emotionaler und sozialer Entwicklung. Ein Essay. Georg Feuser 145 Grundzüge einer Pädagogik der Ermöglichung. Zum Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten aus phänomenologischer Sicht – Ein Perspektivwechsel Sophia Falkenstörfer 166 II. EMPIRISCH BEOBACHTEN 187 Zur Problemkonstruktion im Diskurs der Sonderpädagogik bei Verhaltensstörungen Julia Gasterstädt, Gerrit Hasche, Jana Helbig & Svenja Meyer 188 Machtwirkungen im Interdiskurs: Zur Delegitimation pädagogischer Zugriffe auf ‚nicht_normale‘ Verhaltensweisen in der sonderpädagogischen Wissensproduktion zum Phänomen ADHS Benjamin Haas 207 Bedingtes Verhalten – „Inklusionsbedingungen“ als Ausweis exkludierender Praxen am Beispiel des Umgangs mit Autismus Andreas Köpfer & Katharina Papke 225 Grundschule in Zeiten der Pandemie – eine Fallstudie zu familialen Ungleichheiten und kindlichem Wohlbefinden Jürgen Budde, Carolina Claus, Katharina Doden, Drorit Lengyel, Tobias Schroedler & Nora Weuster 244 „Dealing with inequality“ – Reflexionen zum Lehrer*innenhandeln am Beispiel einer Bildungsexklusionskarriere Florian Weitkämper 268 III. PRAKTISCH HANDELN 291 Scham und Menschenwürde – ein Thema für die Schule Stephan Marks 292 Restorative Approaches in Schools: Technique or Philosophy? Richard Hendry 311 Einladung zum Paradigmenwechsel ohne Rezeptgarantie! Neue Autorität in der Schule – Starker Halt durch starke Haltung Ines Schiermeyer-Reichl 329 „Is anstreng, Lehrer sein?“ Die Praxis von Achtsamkeit und Mitgefühl fördert einen Perspektivwechsel auf „problematisches“ Verhalten. Schulpraktische Beispiele aus achtsamen phänomenologischen Gesprächen Nils Altner 345 Attending In and Out: Synergising mindful and restorative practice Edward Sellman & Bettina Amrhein 356 „Gesundheit ist wichtig – auch im Kopf “: Evaluation psycho-sozialer Belastungsfaktoren von Schüler*innen und Eltern – Das Beispiel einer Duisburger Grundschule während der Corona-Krise. Martin Gerste 378 Bringing Mindfulness to Teaching, Breath by Breath Deborah Schoeberlein David 396 „Was wird denn dann aus unserer Zunft?“ – Gemeinsam auf dem Weg zur Konstruktion eines schulpädagogischen Blicks auf das emotionale und soziale Erleben im Unterricht Benjamin Badstieber, Malte Thiede & Bettina Amrhein 409 Autor*innenverzeichnis 424 |