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Über Ungerechtigkeit Erkundungen zu einem moralischen Gefühl
Über Ungerechtigkeit
Erkundungen zu einem moralischen Gefühl




Judith N. Shklar

Matthes & Seitz
EAN: 9783751803380 (ISBN: 3-7518-0338-6)
228 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Oktober, 2021

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Was ist Ungerechtigkeit, was Unglück? Die Philosophin Judith Shklar widmet sich in ihrer bahnbrechenden Untersuchung einem unterschätzten politischen Problem und zeigt, wie unabkömmlich der Sinn für Gerechtigkeit der Gestaltung eines liberalen Staats und dem Leben seiner Bürgerinnen und Bürger ist.

»Eine herausfordernde Meditation über Bedeutung und Ausmaß menschlicher Ungerechtigkeit - über ihre Spielarten sowie ihr Verhältnis zur menschlichen Psychologie und zur sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit.«

Martha Nussbaum
Rezension
Ist das Leben per se unfair? Wann wird ein Ereignis als ungerecht empfunden? Ist es ungerecht, dass Menschen aufgrund ihres Geburtsortes weniger Chancen als andere auf der Welt haben? Ist es ungerecht, dass Menschen aufgrund der Geographie ihres Wohnortes Opfer von Hungerkatastrophen oder Tsunamis werden? Ist es ungerecht, dass Menschen als Kinder armer Eltern aufwachsen müssen? Oder ist es eher ungerecht, wie die Politik mit den ungleichen Start- und Lebensbedingungen von Menschen auf der Welt umgeht oder auch nicht? Kann klar zwischen Ungerechtigkeit und Unglück unterschieden werden? Unterliegt die Deklarierung von Ereignissen und Prozessen als Unglück oder Ungerechtigkeit einem historischen Wandel?
Mit diesen philosophischen Fragen setzte sich Judith N. Shklar (1928-1992), Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Harvard, 1988 in ihren Storrs Lectures an der Yale Law School differenziert auseinander. Ihre tiefsinnigen Reflexionen mündeten 1990 in dem Buch „The Faces of Injustice“, das 1992 erstmals in deutscher Übersetzung von Christina Goldmann unter dem Titel „Über Ungerechtigkeit. Erkundungen zu einem moralischen Gefühl“ erschien. 2021 hat Hannes Bajohr dieses wichtige Werk politischer Philosophie bei Matthes & Seitz Berlin neu herausgegeben. Von dem Autor und Medienwissenschaftler stammen auch weitere Übersetzungen von Schriften Shklars wie „Der Liberalismus der Furcht“(2013), „Ganz normale Laster“(2014), „Der Liberalismus der Rechte“(2017) (Übersetzung zusammen mit Dirk Höfer) „Verpflichtung, Loyalität, Exil“(2019) und „Über Hannah Arendt“(2020). Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Ethik werden durch das vorliegende Buch der Philosophin über Ungerechtigkeit motiviert, dieses moralische Gefühl zum Gegenstand ihres problemorientierten Unterrichts zu machen. Zum Beispiel könnten ausgehend von intuitiven Ungerechtigkeitsgefühlen Fragen der globalen Wohlstandspolarisierung oder der Klimagerechtigkeit mit den Schüler:innen diskutiert werden.
Fazit: Judith N. Shklars philosophisches Buch „Über Ungerechtigkeit“ aus dem Jahre 1990 hat angesichts gegenwärtiger und zukünftiger Krisenszenarien, die unabdingbar Ungerechtigkeitsgefühle hervorrufen, nichts an Aktualität verloren.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Was ist Ungerechtigkeit, was Unglück? Die Philosophin Judith Shklar widmet sich in ihrer bahnbrechenden Untersuchung einem unterschätzten politischen Problem.
»Die Unterscheidung zwischen Unglück und Ungerechtigkeit hat oft mit unserer Bereitschaft und unserer Fähigkeit zu tun, im Namen der Opfer zu handeln, anzuklagen oder freizusprechen, zu helfen, wiedergutzumachen – oder uns einfach abzuwenden.«
Judith Shklar zeigt, dass die Unterscheidung von Unglück und Ungerechtigkeit wandelbar ist: Was vor hundert Jahren noch ein Unglück war, etwa eine Hungersnot, ist heute eine Ungerechtigkeit, weil es Mittel gibt, sie zu verhindern. Statt ideale Theorien zu konstruieren, fordert Shklar uns auf, auf die Stimmen der Opfer zu hören. In ihnen artikuliert sich ein Sinn für Ungerechtigkeit, der in den positiven Theorien der Gerechtigkeit keine Berücksichtigung findet. Die Philosophie hat viel zu selten über Ungerechtigkeit nachgedacht und sie, wenn überhaupt, nur im Rückspiegel ihrer Gerechtigkeitstheorien betrachtet. Shklars Erkundungen zu einem moralischen Gefühl ändern das und zeigen, wie folgenreich der Sinn für Ungerechtigkeit für die Gestaltung eines liberalen Staats und das Leben seiner Bürgerinnen und Bürger ist.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
1 - Der Ungerechtigkeit Gerechtigkeit
widerfahren lassen 27
Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit 29 - Zweifel
an der Gerechtigkeit im Reich der Ungerechtigkeit 36 - Wer sind die Opfer der Ungerechtigkeit?
Die ungerecht Handelnden oder die ungerecht
Behandelten? 50 - Passive Ungerechtigkeit:
Wie man ein schlechter Bürger ist 67
2 - Unglück und Ungerechtigkeit 85
Wer trägt die Schuld? 92 - Wann wird Unglück
zu Ungerechtigkeit? 108 - Die Politik
der Notwendigkeit 116
3-Der Sinn für Ungerechtigkeit 135
Der demokratische Sinn für Ungerechtigkeit 138 - Der Schrei der Opfer nach Rache 148-
Das Unbehagen an öffentlicher Gerechtigkeit 165 - Primäre Ungerechtigkeit? 182
Danksagung 203
Anmerkungen 205
Register 223