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Trauer
Jo Frank
Reihe: Edition Poeticon
Verlagshaus Berlin
EAN: 9783910320093 (ISBN: 3-910320-09-0)
48 Seiten, kartoniert, 9 x 15cm, September, 2023
EUR 8,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Rezension
Trauer ist ein Zustand, ein Prozess – und in Jo Franks gleichnamigem Gedichtband auch eine Sprache. „Trauer“, erschienen im Verlagshaus Berlin, ist kein Trostbuch, kein Ratgeber, sondern ein poetisches Durchqueren des Unfassbaren. Franks Texte sind fragmentarisch, tastend, manchmal fast stumm – und gerade deshalb so eindrucksvoll.
Die Gedichte kreisen um Verlust, Leerstelle, das Sprechen und Schweigen in Momenten tiefster Erschütterung. Dabei verweigert sich der Band konsequent jeder Sentimentalität. Stattdessen: Sprachbilder von großer Klarheit, formale Strenge, und zugleich ein offenes Feld für Emotion und Deutung.
Gerade in der schulischen oder universitären Auseinandersetzung mit moderner Lyrik bietet „Trauer“ viele Anknüpfungspunkte: Wie lässt sich Verlust in Sprache fassen? Was kann Lyrik, was Prosa nicht vermag? Wie sprechen wir über das Unsagbare?
Fazit: Ein Bändchen, das Schmerz nicht bannt, sondern ihm Raum gibt – und Leserinnen und Leser herausfordert, genau hinzusehen. Literatur über Verlust gibt es viele, aber „Trauer“ ist ungewöhnlich kompromisslos und deshalb besonders stark.
Verlagsinfo
Durchzogen von Szenen der Trauer, zeigt Jo Frank, wie persönliches Schreiben öffnen kann für die Einzigartigkeit eines Prozesses, der zum Leben jede*r Leser*in gehört hat, gehört, gehören wird. Was, wenn sich Trauer der Sprache verweigert? Wenn Trauer ihre eigene Sprache einfordert, Wege zu ihr aber immer wieder versperrt? Frank denkt in seinem Essay über die Unsichtbarkeit von Trauer in Abwesenheit von Sprache nach. Über Trauer, die in den Körper eingreift, den Körper angreift, sich dort ihren Ort sucht und ihn nicht wieder verlässt. Dort spricht sie in Gedichten, spricht mit Gedichten, lässt sich von Gedichten ansprechen. Gedichte werden als Geste der Solidarität gedacht, als Ansprechpartner*in, die sich zuwendet, fragt, einfordert – überfordert.
Trauer im Schmerz nicht zu verarbeiten, sondern den Schmerz als meinen Schmerz anerkennen zu können, Trauer zu integrieren – dazu ist Sprache unverzichtbar, und Gedichte eine Möglichkeit. Frank zeigt, wie Gedichte uns in unserem Trauerprozess begleiten können, und sein Essay wird dadurch zur Ressource für alle, die sich mit Trauer auseinandersetzen. |
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