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Thomas Müntzer Revolutionär am Ende der Zeiten - Eine Biographie
Thomas Müntzer
Revolutionär am Ende der Zeiten - Eine Biographie




Hans-Jürgen Goertz

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406681639 (ISBN: 3-406-68163-8)
352 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Juli, 2015, mit 25 Abbildungen und 1 Karte

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Gott ist gerecht, und die Christen sind frei. Thomas Müntzer wollte diese Grundeinsichten der Reformation auch politisch durchsetzen. Dafür schloss er sich dem Aufstand der Bauern an, wurde gefoltert und hingerichtet. Hans-Jürgen Goertz erzählt das Leben dieses Revolutionärs, der das Reich Gottes ganz nahe wähnte. Seine meisterhafte Biographie erinnert an eine unterdrückte Strömung der Reformation, die bis heute virulent ist.

Mit seiner mystischen und apokalyptischen Theologie und der Devise „Alles gehört allen“ hat Thomas Müntzer über Jahrhunderte polarisiert. Der anfängliche Verehrer Martin Luthers wurde von diesem verachtet und angefeindet, in der Kirche wurde er totgeschwiegen. Die Anerkennung kam spät von anderer Seite: Friedrich Engels entdeckte den frühen Revolutionär, Heinrich Heine bewunderte den „heldenmütigsten und unglücklichsten Sohn des deutschen Vaterlandes“, Ernst Bloch verehrte den „Theologen der Revolution“, und die DDR versah ihre Fünf-Mark-Scheine mit Müntzers Konterfei. Jenseits der Kämpfe um Thomas Müntzer verortet Hans-Jürgen Goertz seine Theologie und sein Wirken in seiner Zeit und macht gerade dadurch deutlich, warum Müntzer bis heute die Gemüter erregt.
Rezension
In der BRD wurde hinsichtlich der Reformationsgeschichte stets Martin Luther in den Mittelpunkt gerückt, in der DDR Thomas Müntzer, dessen neue Biographie hier anzuzeigen ist. Zunächst Verehrer Luthers, dann dessen Verächter, ist allein schon die Rezeptionsgeschichte Thomas Müntzers (vgl. dazu Anhang 1) von höchster Brisanz. Diese Biographie aber sucht Thomas Müntzer (1489 - 1525 hingerichtet) zunächst innerhalb der Theologie seiner Zeit (besonders: Apokalyptik und Mystik) und innerhalb der politischen Verhältnisse seiner Zeit (besonders: Bauernkrieg) zu verstehen. Der sich als Prophet und Werkzeug Gottes verstehende Priester scheiterte mit dem Versuch, die Reformation radikal auch politisch umzusetzen in Richtung Theokratie. Erst nach der franz. Revolution und durch die marxistische Geschichtsschreibung wurde Müntzer vom Prototypen des Häretikers und Aufrührers befreit und zur Symbolfigur für die Befreiung des deutschen Volkes von feudaler Herschaft stilisiert.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hans Jürgen Goertz ist Professor em. für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg. Er gilt international als einer der führenden Müntzer-Experten.

Pressestimmen:

"Hans-Jürgen Goertz hat es sich seit Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, das Schwarzweiß des Müntzer-Bildes aufzulösen […] lesenswert"
Peter Gauweiler, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Juli 2015
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

1. Wende der Zeit
Die Geburt der Neuzeit aus dem Geist der Apokalypse 15

2. Verwehte Spuren
Herkunft, Studium und Priester in Braunschweig (1489–1517) 27

3. Im Lager der Reformatoren
Ein streitbarer Reformator und Seelsorger (1517–1519) 41

4. Eine frühe Bewegung
Zwischen Propheten und Franziskanern: Positionsbestimmungen in Zwickau (1520 / 21) 55

5. Das eigene Programm
Der «neue Lobgesang des Heiligen Geistes» in Prag (1521) 77

6. «Im Elend meines Vertreibens»
Erfurt, Nordhausen und Glaucha: Auf der Suche nach einer neuen Wirkungsstätte (1521 / 22) 95

7. Gottesdienstreform und Konflikte mit benachbarten Obrigkeiten
«Seelwarter» in Allstedt (1523 / 24) 111

8. Fürsten, Volk und Widerstand
Eine politisch brisante «Fürstenpredigt» ( Juli 1524) 133

9. Letzte Gegensätzlichkeit
Der Streit mit Luther spitzt sich zu (1524) 159

10. «Ewiger Bund» und «Ewiger Rat»
Ein neues Regiment in Mühlhausen (1524 / 25) 181

11. Schlacht unter dem Regenbogen
Feldprediger im Bauernkrieg und Hinrichtung (1525) 197

12. Mystiker, Apokalyptiker, Revolutionär
Vom «Abgrund der Seele» zur «Veränderung der Welt» 219

13. Abgebrochen und doch vollendet
Hoffnung auf bessere Zeiten 237

Anhang 1
Verzerrte Bilder: Erinnerungskultur und historische Forschung 249
Thomas Müntzer und die Theologie heute 275

Anhang 2
Karte 288
Zeittafel 289
Anmerkungen 299
Literatur 331
Bildnachweis 347
Personen- und Ortsregister 349