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Studien zur visuellen Kultur
Einführung in ein transdisziplinäres Forschungsfeld
Sigrid Schade, Silke Wenk
Reihe: Studien zur visuellen Kultur
Transcript
EAN: 9783899429909 (ISBN: 3-89942-990-7)
232 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Oktober, 2011, kart., zahlr. z.T. farb. Abb.
EUR 22,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Studien zu visuellen Kulturen sind transdisziplinär. Sie nehmen Fragestellungen von Cultural, Gender, Queer und Postcolonial Studies ebenso wie Ansätze der Medien- und Kunstwissenschaft auf. Orte und Weisen des Zu-sehen-Gebens, Inszenierungen von (Un-)Sichtbarem und somit auch die Herstellung von Bedeutungen bilden das Forschungsfeld. Im Unterschied zur Bildwissenschaft ist das »Bild« hier nur ein Element in einem Gefüge, das sich über Verhältnisse räumlicher und visueller Ordnungen, in den besonderen Verknüpfungen von Wort und Bild und in den je spezifischen ästhetischen und materialen Eigenschaften ihrer Medien herstellt.
Rezension
Bilder werden in unserem kulturellen Umfeld immer wichtiger und präsenter; längst ist die Rede vom Paradigmenwechsel des »Pictorial Turn«. Bildwelten verdrängen Textwelten. Die Macht der Bilder (vgl. Nine-Eleven) beherrscht längst auch unseren Alltag. Damit verknüpft ist der Wandel vom linearen Nacheinander zum gleichzeitigen Ineinander - und entsprechend sind unsere Schüler/innen fähig zum multitasking (sic!). Die Massenmedien haben die Grenzen öffentlicher und privater Räume längst obsolet werden lassen. In Politik und in Starkulten der Populärkultur scheinen nicht Kompetenz, Inhalte und Können, sondern vielmehr die Art und Weise, wie diese sich medial repräsentieren, maßgebend zu sein. Apokalyptisch beschworene Bilderangst und euphorisch gefeierte Bildermacht stehen sich gegenüber. Dieser Band wendet sich bewußt gegen eine Re-Mythisierung der Bildermacht, gegen die Vorstellung von gleichsam aus sich heraus agierenden Bildern.
Dieter Bach,
Verlagsinfo
Sigrid Schade (Prof. Dr. phil.) leitet das Institute for Cultural Studies in the Arts an der Zürcher Hochschule der Künste.
Silke Wenk (Prof. Dr. phil.) lehrt im Fach Kunst- und Medienwissenschaft und im Kolleg Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
WWW: www.uni-oldenburg.de/kunst/12208.html
WWW: ics.zhdk.ch
Interview
... mit Sigrid Schade und Silke Wenk
1. Warum ein Studienbuch zu diesem Thema?
In einer Zeit der ständigen Umstrukturierung von Studieninhalten und Studienformen halten wir es für nützlich, theoretische und methodische Konzepte der Analyse des Visuellen aus unterschiedlichen disziplinären Feldern zu bündeln, die in den letzten drei Jahrzehnten mit Bezug auf kulturwissenschaftliche Ansätze des letzten Jahrhunderts entfaltet wurden.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Transdisziplinarität wird nicht als additive Zusammenstellung mehrerer disziplinärer Zugänge vorgestellt sondern als wechselseitige kritische Lektüre der Erkenntnispotentiale, u. a. der Ikonologie, Semiologie und Diskursanalyse und neuerer Ansätze feministischer, queerer und postkolonialer Theoriebildung in Bezug auf übergreifende Fragestellungen.
3. Welche Bedeutung kommt diesem Thema innerhalb des Fachgebiets und der wissenschaftlichen Ausbildung zu?
Das Buch ist nicht nur an Kunstwissenschaftler/-innen adressiert. Es will all denjenigen, die sich in unterschiedlichen Fachgebieten um eine historische Analyse von Bildern bemühen, die Situiertheit und die Potentiale der vorgestellten methodischen Konzepte transparent machen.
4. Ihr Tipp zur weiterführenden Lektüre?
Je nach Interesse finden sich im Buch entsprechende Vorschläge zur weiterführenden Lektüre. Diese sind sowohl über ein umfangreiches Literaturverzeichnis sowie ein Namensregister zu erschließen.
Medienecho:
»Ein äußert nützliches Buch, das der Frage nachgeht, wie Bildern Bedeutung abgerungen und zuerkannt wird. [...]
Schön, dass Sigrid Schade und Silke Wenk sich die Mühe gemacht haben, diese Einführung zu schreiben!«
Edith Futscher, FKW – Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur, 51 (2011)
Editorial zur Reihe "Studien zur visuellen Kultur":
Orte und Weisen des Zu-Sehen-Gebens, Inszenierungen von (Un-)Sichtbarem und die Machteffekte sowohl bewusster wie unbewusster visueller Strukturen - auch im historischen Kontext - bilden das Forschungsfeld der »visuellen Kultur«. Es geht damit auch um die Erzeugung, Re- und Umformulierung von Bedeutungen in den Repräsentationen von Geschlecht, von sozialen und ethnischen Differenzen. Studien zu visuellen Kulturen nehmen Fragestellungen von Cultural, Gender, Queer und Postcolonial Studies auf, und sie führen Diskurse fort, die etwa von avancierten theoretischen Positionen der (feministischen) Kunstwissenschaft, der Wahrnehmungs- und Medientheorie angeregt wurden.
Aus deren Perspektive ist »das Bild« nur ein Element im Gefüge visueller Kulturen, das sich über Verhältnisse räumlicher und visueller Ordnungen, in den besonderen Verknüpfungen von Wort und Bild und in den je spezifischen ästhetischen und materialen Eigenschaften ihrer Medien herstellt. Dieses Gefüge wird als ein Feld gesehen, in das Ordnungen von Gemeinschaften mit ihren jeweiligen Ein- und Ausschlüssen eingeschrieben sind, und innerhalb dessen sich kulturelle Deutungsmacht als Ausdifferenzierung zwischen Zentrum und Peripherie, zwischen Globalisierung, Nationalisierung und Regionalisierung bestimmen lässt.
Die Reihe Studien zur visuellen Kultur bietet wissenschaftlichen Untersuchungen Raum, die sich kritisch und transdisziplinär mit historischen und aktuellen Phänomenen visueller Kulturen auseinandersetzen. Gegenstandsfelder sind High und Low, die Künste und die Populärkultur, traditionelle und neue Medien in ihren Wechselwirkungen - ebenso wie Analysen von Strategien der Sichtbarmachung und Studien zur Visualität.
Publiziert werden herausragende wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten, Monografien und auch Sammelbände.
Die Reihe richtet sich an Kunst-, Medien-, Kulturwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen sowie an Interessierte in angrenzenden Wissenschaftsdizplinen und Institutionen der Kunst- und Kulturvermittlung.
Die Reihe wird herausgegeben von Sigrid Schade und Silke Wenk.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung | 7
I. Begegnungen mit Bildern.
Zum Mythos ihrer unmittelbaren Verständlichkeit | 13
1. Wer sich nicht in Gefahr begibt … | 15
2. Grüße aus dem Jenseits: »Werden sie es richtig lesen?« | 28
II. Warum und wozu »Studien zur visuellen Kultur«? | 35
1. Gibt es eine »visuelle Zeitenwende«? | 35
»Bilderfluten« | 37
2. »Pictorial Turn« als Redefigur und als Frage | 40
3. Vom »Linguistic« zum »Pictorial Turn«: ein Paradigmenwechsel? | 42
4. Erfindungen einer Bildwissenschaft | 46
5. Studien zur visuellen Kultur – eine transdisziplinäre Forschungsperspektive | 53
III. Sehen, Lesen, Deuten.
Konzepte zur Analyse visueller Kulturen zwischen Ikonologie und Semiologie | 65
1. Konzepte statt Methoden | 65
2. Ikonologie: kulturwissenschaftliche und historische Rahmungen des Sichtbaren | 69
Von der Kritik an der Ikonologie zu einer kritischen Ikonologie | 71
Kontexte der Interpretation | 76
3. Semiologische Perspektiven: vom Zeichen zur Architektur der Mitteilungen | 83
Was sind Zeichen? | 84
Von Zeichen zu mythischen Systemen | 91
Zeichenordnungen | 94
4. Naturalisierungseffekte und die Macht der Evidenz | 98
5. Repräsentationskritik und Politiken der Sichtbarmachung | 104
Repräsentation als Stellvertretung | 105
Repräsentationskritik als Machtkritik | 108
Praktiken der Verschiebung in den Postcolonial und Whiteness Studies | 112
Durchquerungen von Bildlektüren | 118
6. Tradierung, soziales Gedächtnis und die Bildung von Bilderrepertoires | 120
Prozesse der Tradierung | 121
Konzepte eines »kollektiven« oder »sozialen« Gedächtnisses | 124
Erinnerungspolitiken und Gedächtnistheorien | 125
Mnemotechniken und Geheimwissen | 126
Mediengeschichte und Medialität der Geschichtsschreibung | 128
Erinnerung als (ver-)doppelte und verschobene Repräsentation | 132
Affekttheorien, imaginäre Selbstvergewisserung und Bilderrepertoires | 133
IV. Von der Kritik der Institution zur Analyse des kulturellen Feldes | 143
1. Institutionelle Rahmungen | 143
2. Museum und Ausstellung | 148
3. Das Kunstmuseum als Ort der Verwandlung | 153
4. Zur-Schau-Stellung und Konstruktion fremder Kulturen im Wettstreit um nationale Hegemonie | 158
5. Die Institution Kunst zwischen (relativer) Autonomie und Kritik | 167
6. Zur Relationalität des kulturellen Feldes | 171
Bibliographie | 177
Abbildungsnachweise | 217
Namensregister | 223
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