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    | »Sterbender Mann mit Spiegel« Lyrisch reflektiertes Sterben bei Heiner Müller, Robert Gernhardt und Ernst Jandl 
 
 
 Debora Helmer
 Königshausen & Neumann Verlag
 EAN: 9783826052620 (ISBN: 3-8260-5262-5)
 268 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2014
 
EUR 38,00alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext »Was aber machen Lyriker, wenn der Knochenmann an sie persönlich herantritt? Sie entwetzen nicht, sie machen sich einen Reim auf ihn« (R. Gernhardt). Im Mittelpunkt dieser Studie stehen die letzten Gedichte dreier sehr unterschiedlicher Autoren, deren Gemeinsamkeit die Reflexion des eigenen Sterbens ist. Alter und Körperverfall, Krankheit und Tod sind die Themen, mit denen sich die Autoren auseinandersetzen. Dabei stehen ihre Texte im Spannungsfeld zwischen der universalen Bedingtheit des Menschen als sterbliches Wesen und einer individuellen Erfahrung Denn »jeder ist der erste, der stirbt« (E. Ionesco). Die je eigene Positionierung zum Sterbenmüssen wird anhand von Gedichtanalysen herausgearbeitet, die im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Unter Rückgriff auf verschiedene Formen von ars moriendi entwickeln Gernhardt und Müller eine eigene Form der Sterbekunst, während Jandls negative Anthropologie jede Möglichkeit von Sterbekunst negiert. 
 Rezension Dieser Band ist für die Hand des Sek.II-Lehrers in doppelter und fächerverbindender Weise von Relevanz: Für den Deutschlehrer wird Gegenwarts-Lyrik anhand der Autoren Heiner Müller, Robert Gernhardt und Ernst Jandl verhandelt, für den Religions- und Gemeinschaftskunde-Lehrer das Thema Tod und Sterben am Beispiel autobiographischer Texte der genannten Lyriker. So lassen sich nicht nur fächer-verbindende Aspekte gewinnen, es wird auch die wechselseitige Relevanz deutlich: Von (autobiographischer) Literatur her fällt ein neues Licht auf Sterben und Tod und von dem gesellschaftlichen und religiösen Wissen um Sterben und Tod fällt ein neues Licht auf die literarischen Aspekte: "Lyrisch reflektiertes Sterben". 
 Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo Im Mittelpunkt dieser Studie stehen die letzten Gedichte dreier sehr unterschiedlicher Autoren, deren Gemeinsamkeit die Reflexion des eigenen Sterbens ist. Denn was macht der Dichter, wenn der Knochenmann an ihn herantritt? Er entwetzt nicht, er macht sich einen Reim auf ihn (R. Gernhardt). Alter und Körperverfall, (Krebs-)Erkrankung und Tod sind die Themen, mit denen sich die Autoren auseinandersetzen. In kulturhistorischer Perspektive stehen die Gedichte in Beziehung zur Tradition der ars moriendi, wobei der Begriff ‚Sterbekunst’ hier sowohl als Kunst des rechten Sterbens als auch als Sprachkunstwerk über das Sterben zum Tragen kommt. Vorläufer des Typus ‚Sterbegedicht‘ finden sich schon in der Frühen Neuzeit, wenngleich erst mit Heines Gedichten aus der „Matratzengruft“ in vergleichbarer Weise über das eigene Sterben gedichtet worden ist. Anhand ausführlicher Textanalysen wird herausgearbeitet, wie sich die jeweilige Auseinandersetzung mit dem Sterbenmüssen vollzieht und inwiefern insbesondere die Textform, das Gedicht, dabei von Bedeutung ist. Wird für Müller und Gernhardt das Dichten selbst zur Sterbekunst, ist für Jandl die absolute Negation jeglicher Form von Sterbekunst festzustellen.Die Autorin Debora Helmer studierte Germanistik, Komparatistik und Philosophie in Göttingen und wurde 2012 promoviert. Sie ist wiss. Mitarbeiterin an der Universität Göttingen und arbeitet an einer Neuedition der Theaterkritiken Theodor Fontanes.
 
Inhaltsverzeichnis 1	Das Sterben des Autors	11
 1.1	Standortbestimmung	11
 1.2	Erkenntnisinteresse	15
 1.3	Methodische Vorüberlegungen	19
 1.4	Begründung der Textauswahl	31
 
 2	Der Begriff der Sterbekunst	35
 
 2.1	„male vivet quisquis nesciet bene mori": Antike ars moriendi 	35
 2.1.1	Platon: Phaidon, Apologie	35
 2.1.2	Epikureismus: Epikur, Lukrez	37
 2.1.3	Stoa: Seneca, Epiktet	40
 2.2	Sterbekunst im Spätmittelalter: Ars moriendi und Totentanz	42
 2.3	Exkurs: Das Makabre	46
 2.4	Der Begriff der Euthanasie	48
 2.5	"Frei lebt, wer sterben kann" — Sterbekunst in fiktionaler Literatur	50
 
 3	Lyrische Vorgänger 57
 
 3.1	Frühe Neuzeit: Janus Pannonius, Petrus Lotichius Secundus — „De se aegrotante"	57
 3.2	Barock: Andreas Gryphius, Simon Dach, Paul Fleming	62
 3.2.1	Andreas Gryphius	62
 3.2.2	Simon Dach	65
 3.2.3	Paul Fleming	67
 3.3	Das Gebot des Schweigens im 18. Jahrhundert	69
 3.4	Heinrich Heines Gedichte der Agonie	74
 
 4	„Lasst mich mit eurem Krebs in Ruhe." — Zeitgenössische Literatur über Krankheit und Tod 87
 
 5	Heiner Müller: Werke I. Die Gedichte	95
 
 5.1	Textauswahl	95
 5.2	Die Fernsehgespräche mit Alexander Kluge	97
 5.3	Gedichtanalysen: Das eigene Spiegelbild/Selbstporträts	102
 5.3.1 HERZKRANZGEFÄSS	102
 5.3.2	im Spiegel mein zerschnittener koerper	105
 5.3.3	auftauchen in der isolierstation	107
 5.3.4 ENDE DER HANDSCHRIFT	108
 5.3.5	im schädel königreiche universen	109
 5.3.6 ICH KAUE DIE KRANKENKOST DER TOD	111
 5.3.7	ein kind weint in der cafeteria	112
 5.4	Bilder vom Tod/Spiegelung in Fremdbildern	115
 5.4.1 SENECAS TOD	115
 5.4.2 STERBENDER MANN MIT SPIEGEL	122
 5.4.3 GESPRÄCH MIT YANG TSCHU „DEM PESSIMISTEN"	126
 5.5	„Auf der Bühne stirbt / Ein Spieler nach den Regeln seiner Kunst" — Die Veröffentlichung des Sterbens bei Heiner Müller	129
 
 6	Robert Gernhardts Später Spagat — Sterbekunst als sprachliche Formkunst	143
 
 6.1	Textauswahl	143
 6.2	Überlegungen zur Poetik: Was das Gedicht alles kann: Alles	144
 6.3	Gedichtanalysen	154
 6.3.1	Rückblick, Einsicht, Ausblick	155
 6.3.2	Krebsfahrerlied	158
 6.3.3	Zyklus: Aus dem Lieder- und Haderbüchlein des Robert G	159
 6.3.3.1 Schuldchoral I	160
 6.3.3.2 Geh aus mein Herz	164
 6.3.3.3 Von Fall zu Fall	167
 6.3.3.4 Frage und Antwort	167
 6.3.3.5 Trotz	169
 6.3.3.6 Schuldchoral II 	 170
 6.3.4	Finger weg	 174
 6.3.5	Asymmetrie 	 176
 6.3.6	Von viel zu viel 	 178
 6.3.7	Als er von Tag zu Tag 1 kg weniger wog	 180
 6.3.8	Fibitux 	 182
 6.3.9	Blut, Scheiß und Tränen	183
 6.3.10 Worte, Worte	184
 6.4	„Das Singen wird es bringen": Robert Gernhardts Reim auf den Tod	186
 
 7	Portrait of the artist as a dying man — Ernst Jandls Letzte Gedichte als Negation von Sterbekunst	193
 
 7.1	Ernst Jandls letzte Gedichte? 	194
 7.2	Jandl über Jandl	199
 7.2.1	Autobiographisches Schreiben	199
 7.2.2	Jandls lyrische Selbstporträts	203
 7.2.3	„den menschen in seiner totalen auflösung zeigen, seinen zeitlebens sich vollziehenden tod." 206
 7.3	Ernst Jandls Letzte Gedichte: „Portrait of the artist as a dying man"	212
 7.3.1	ab einem gewissen alter	212
 7.3.2	Selbstporträt, mit desolatem Körper	214
 7.3.2.1 wir sind alt und das ist schön	214
 7.3.2.2 end of a speaker	218
 7.3.2.3 handkreuz	221
 7.3.2.4 auf deinem einstigen bauch	223
 7.3.3	Selbstporträt, auf dem Sterbebett	225
 7.3.4	widmungsgedicht	227
 7.3.5	Selbstporträt, der Dichter am Lebensabend	229
 7.3.5.1 wozu besitze ich	229
 7.3.5.2 gegen abend	231
 7.3.6	Selbstporträt, im Frühling	232
 7.4	Jandls Sterbegedichte als Negation von Sterbekunst	235
 
 8 Schlusswort und Ausblick	245
 
 Literaturverzeichnis	251
 
 Dank 267
 
        
        
        
        
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