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    | Christa Wolf im Kontext der Moderne Eine Neuverortung ihres Œuvres zwischen Ost und West 
 
 
 Kathrin Sandhoefer-Klesen
 Königshausen & Neumann Verlag
 EAN: 9783826068218 (ISBN: 3-8260-6821-1)
 522 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2019
 
EUR 58,00alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext Die Forschung zur DDR-Literatur ist bis heute in weiten Teilen emotional aufgeladen und geht ideologisierend vor. In Bezug auf das Schaffen von Christa Wolf äußert sich dies in der Reduktion ihrer Werke auf die biografische Dimension und die sozialgeschichtliche Beschränkung auf den DDR-Kontext. Unzureichend untersucht bleiben die Ästhetik wie auch die erzählerische Konstruktion ihrer Texte.
 Die vorliegende Arbeit versteht sich als Teil der neueren DDR-Literatur-Forschung, die sich seit den 2010er Jahren primär auf genuin literaturwissenschaftliche Fragestellungen konzentriert. Daran anschließend verortet Kathrin Sandhöfer-Klesen Wolfs Œuvre zum einen in der internationalen Moderne und vermeidet die gängige normative, am westlichen Verständnis orientierte Bestimmung von Moderne. Narratologische Untersuchungen rücken ästhetische und thematische Merkmale des Schaffens in den Blick, die durch Rückbindung an den Begriff der ‚literarischen Moderne‘ als originäre Weiterentwicklung moderner Schreibstrategien kenntlich werden. Zum anderen wird anhand von Textanalysen wie auch von autopoetischen Festlegungen die umfassende Bedeutung des östlichen, russischen Kulturraums für Wolfs Schreiben nachgewiesen.
 
 Kathrin Sandhöfer-Klesen studierte Mathematik und Germanistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo sie mit der vorliegenden Arbeit im Fach Neuere deutsche Literatur promoviert wurde. Sie ist Mitglied im Netzwerk „Literatur im geteilten Deutschland“ der Humboldt-Universität zu Berlin.
 
 Rezension Leben und Werk der Autorin Christa Wolf (1929-2011) können durchgängig als Aufarbeitung und Widerspiegelung der deutschen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg aus Sicht der DDr verstanden werden. Im Roman „Der geteilte Himmel“ z.B. wird in Rückblenden aus der Sicht von Rita die tragische Liebesgeschichte zweier Menschen erzählt, die an der Teilung Deutschlands scheitert. Der Film spiegelt die Umstände der damaligen Zeit wider und zeichnet ein realistisches Bild der DDR.  Konrad Wolfs Verfilmung des Romans zählt bis heute zu den wichtigsten filmischen Auseinandersetzungen mit der deutsch-deutschen Teilung. Kurz nach der Premiere wurde er wegen „anti-sozialistischer Tendenzen“ von der staatlichen Zensur aus dem Verkehr gezogen. Gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 aus der DDR protestierte Christa Wolf, ansonsten bis 1989 SED-Mitglied, und wurde aus dem Vorstand der Berliner Sektion des Schriftstellerverbandes der DDR ausgeschlossen. Die vorliegende Arbeit versteht sich als Teil einer neueren DDR-Literatur-Forschung, die nicht nur die geschichtlichen und hochgradig ideologie-besetzten Aspekte thematisiert, sondern die ästhetischen Aspekte im Kontext moderner Schreibstrategien in den Mittelpunkt rückt.
 Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis Einführung	13
 Vorbemerkungen: Sozial- und literaturgeschichtliche Prämissen 49
 
 1. Gesellschaftliche Moderne(n) im Deutschland der Nachkriegszeit	49
 2. Die literarische Moderne: Eine Definition	60
 3. Literarische Moderne versus Postmoderne: Von der Ambivalenz zur Indifferenz	68
 4. Der ,antimoderne` Sozialistische Realismus als Reaktion auf die Moderne	75
 
 Teil 1
 Die Weiterentwicklung der Schreibstrategien der literarischen Moderne im Werk von Christa Wolf 85
 
 I.	Narrative Versuche, das ‚Ich' neu zu erzählen: Das ästhetische ‚Netzwerk'	90
 
 1. Assoziatives Erzählen: Die Suche nach dem ‚Ich'	94
 1.1	Die Krise des Subjekts und der suchende Erzählgestus	95
 1.2	Von der Unmöglichkeit der Ich-Genese in der modernen Gesellschaft	110
 
 2. Dialogisches und multiperspektivisches Erzählen	118
 2.1	Dialogizität als Erzählmodus der Selbstsuche	118
 2.2	Fingierte Dialogizität	122
 2.3	Enthierarchisierte Multiperspektivität	128
 
 3. Intertextuelles Erzählen: Innerliterarische Mehrstimmigkeit und selbstreflexive Narration 130
 3.1	Zur Methodik: Intertextualität als Analysekategorie	132
 Exkurs: Zwischen Tradition und Innovation. Die Bandbreite von Christa Wolfs Erbediskurs	137
 3.2	Markierte und unmarkierte Formen von Intertextualität im Gesamtwerk	143
 3.3 Funktionalisierung von Intertextualität: Versuchter Ausbruch aus der Kreisstruktur der
 Geschichte	162
 
 Fazit: Die Krise des Subjekts und die ästhetisch-narrative Kraft, die aus ihr erwächst	167
 
 II.	Zwischen Fakten und Fiktionen: Wolfs originäre Poetik der ,phantastischen Genauigkeit'	171
 
 1. Essayistische Realismusdiskurse und der poetologische Entwurf der ,Subjektiven Authentizität'	171
 
 2. Erzählerische Strategien der Grenzverwischung und Genreerweiterung	176
 2.1	Das doppelte Paktangebot. Von der autobiografischen Fiktion in Kindheitsmuster zur
 Autofiktion in Stadt der Engel	178
 2.2	Metafiktionalität und die innerliterarische Suche nach einer ,moralischen Ästhetik'	195
 
 Fazit: Faktualität und Fiktionalität bei Christa Wolf	209
 
 III.	Das „Zeitalter der Hölle": Modernediskurse im Schaffen und Wirken	212
 
 1. Christa Wolf als kritische Intellektuelle	212
 1.1 Sartres Konzept der "littérature engagée" und die Intellektuellen in Ost- und Westdeutschland	213
 1.2	(Selbst-)Verortung im machtpolitischen Diskurs der DDR 1947-1989	229
 1.3	Literarisches Engagement im wiedervereinigten Deutschland 1990-2010	250
 
 2. Thematische Schwerpunkte der Modernekritik in der Essayistik und Belletristik	257
 2.1	Systeminterne Kritik an der Umsetzung des realen Sozialismus	258
 2.2	Positionierungen im Kontext von Kaltem Krieg und Wiedervereinigung	270
 2.3	Die Geschichte der Moderne als ,Mangelgeschichte`	276
 2.4	Wissenschafts- und Ökologiekritik	279
 2.5 Die Selbstzerstörung der modernen Zivilisation und die unaufhaltbare Spirale von Machtdenken und Destruktivität 281
 
 3. Der literarische Text als Raum zur Erprobung von gesellschaftlichen Gegenentwürfen	283
 3.1	Erinnerungsdiskurse als Gegendiskurse	284
 3.2	Der gelebte Augenblick — Wolfs Alltagspoetik als narrative Strategie der Entschleunigung	298
 3.3		Die Liebe zu sich selbst und das Zurücktreten der gesellschaftspolitischen Ausrichtung nach dem Systemumbruch oder: Von Engeln und Indianern	311
 
 Fazit: Christa Wolf als Autorin der Moderne. Zur Aktualität ihres Werks	316
 
 Teil 2
 Die ‚andere' Moderne: Die Bedeutung der russischen Literatur und Kultur für das Schaffen von Christa Wolf	321
 
 I.	Biografisches: Christa Wolfs Verbindungen zu Sowjetrussland	327
 
 1. Russland als Reiseland, Russland als Sehnsuchtsland: Die Moskauer Tagebücher	327
 
 2. Eine Betrachtung des Briefverkehrs mit russischen Intellektuellen	340
 2.1	Arkadij S. Erusalimskij als Orientierungsfigur	343
 2.2	Vertrauen und Offenheit: Russische Literaturwissenschaftler/innen	347
 2.3	Efim Etkind: Beistand und Solidarität	350
 2.4 Lev Kopelev, Raisa Orlova und das Ehepaar Wolf: Das Gefühl „einer völligen Übereinstimmung" 355
 
 Fazit: Wolfs Prägung durch die sowjetische Intellektuellenkultur	368
 
 II.	,Gelebte Menschlichkeit' — Die Inszenierung deutsch- russischer Freundschaften in Stadt der Engel	371
 
 III.	Die Rezeption russischer Literatur	391
 
 1. Auf dem Weg zur ,phantastischen Genauigkeit': Adaptionen des russischen Realismus	391
 1.1	Die Rezeption von Tolstojs Wirklichkeitskonzept	396
 1.2	Dostoevskij und die Entdeckung des subjektiven Schreibens	401
 
 2. Zum Einfluss der russischen Moderne	410
 2.1	Leben am Rande der Gesellschaft: Die Aneignung der Werke Anton Cechovs in Sommerstück	411
 2.2	Der ,Teufel der Moderne': Michail Bulgakovs Der Meister und Margarita	418
 
 3. Entidealisierung und Aufklärung über den Stalinismus: Die sowjetrussische Literatur zwischen 1950 und 1990 428
 3.1	„Verweigerte Entstalinisierung": Die Zensur sowjetischer Literatur in der DDR	430
 3.2	Christa Wolfs Auseinandersetzung mit dem Stalinismus. Eine Spurensuche	436
 
 4. Die Reichtweite der vermittelten Lektüreaneignung am Beispiel Anna Achmatovas	457
 4.1	Anna Achmatova im Kontext: Zur Rezeption der Akmeistin in der DDR	457
 4.2	Christa Wolf auf den Spuren Achmatovas. Eine Rekonstruktion	462
 4.3	Achmatova als moralisches Vorbild bei Etkind und dem Ehepaar Orlova-Kopelev	465
 4.4	Was bleibt und Achmatovas Requiem	470
 
 Fazit: Der Einfluss der russischen Literatur für das Verständnis von Christa Wolfs Schreiben	478
 
 Konklusion und Ausblick: Die Verortung von Christa Wolfs Oeuvre in der Moderne	483
 
 Literaturverzeichnis	497
 
        
        
        
        
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