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Spuren von Deuteromarkus II
Spuren von Deuteromarkus II




Albert Fuchs

LIT
EAN: 9783825876593 (ISBN: 3-8258-7659-4)
336 Seiten, paperback, 16 x 22cm, 2004

EUR 39,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Es entspricht dem von der Zweiquellentheorie geförderten und weltweit auch noch immer praktizierten Vorgehen der Exegese, die für die Theorie störenden minor agreements als zufälliges Zusammentreffen der literarischen und theologischen Redaktionsarbeit des Mt und Lk an Mk zu verstehen. Dagegen zeigt Deuteromarkus in ein und demselben Prozess der Zweitauflage des MkEv durch sprachliche Überarbeitung die minor agreements produziert wie die major agreements durch den Einschub neuer Logien verursacht wurden. Dementprechend sind alle Versuche verfehlt, die eine Vielzahl von Gründen für die kritischen Phänomene vermuten. Eine solche Bearbeitung ist auch nicht das Werk eines beliebigen Redaktors, sondern bedurfte der Akzeptanz der ganzen Kirche.
Rezension
In diesem zweiten Band seiner Infragestellung der Zwei-Quellen-Theorie und des damit verbundenen Angriffs auf die Mehrheitsmeinung neutestamentlicher Wissenschaft rekurriert der Autor vor allem auf Mk 2,1-12, Mk 4,35-41, Mk 12,28-34 und Mk 5,21-43, um Spuren von Deuteromarkus aufzufinden. - Das mittlerweile in 4 Bänden vorliegende Werk "Spuren von Deuteromarkus" zielt insgesamt auf eine Infragestellung der Common-Sense-Lösung des synoptischen Problems, also der Verwandtschaftsbeziehungen der drei Evangelien Mt, Mk und Lk, durch die sog. Zwei-Quellen-Hypothese ab. Anstatt von einer (hypothetischen) Quelle Q als zweiter Quelle für Mt und Lk neben dem Mk-Evgl. auszugehen, verficht der Verf. die These von einer Markus-Redaktion, also der Unterscheidung eines Proto- und eines Deuteromarkus, nach der Mt und Lk auf eine andere Fassung des Mk zurückgegriffen hätten als auf den jetzt im Kanon vorhandenen Mk. Das erkläre die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Synoptiker besser als die Zwei-Quellen-Theorie. Diese Grundthese wird in den vier Einzelbänden jeweils an verschiedenem Material erläutert. Die sog. Zwei-Quellen-Theorie gilt seit ca. 100 Jahren als die wahrscheinlichste Hypothese zur Erklärung des literarischen Verwandtschaftsverhältnisses der synoptischen Evangelien; die Zwei-Qullen-Hypothese erklärt das synoptische Problem mit den geringsten Widersprüchlichkeiten und ist in der neutestamentlichen Wissenschaft weitgehend anerkannt. Der Zwei-Quellen-Theorie zufolge stellt das Markusevangelium das chronologisch früheste Evangelium dar (ca. 70 n. Chr.) und bildet die erste Quelle, als der die beiden späteren synoptischen Evangelisten Matthäus und Lukas (ca. 80. / 90 n. Chr.) ihr Material schöpfen. Diese haben aber auch noch aus einer zweiten Quelle sich versorgt, der sog. Logien-Quelle Q, die hauptsächlich aus Spruch- bzw. Logien-Material von Jesus-Worten bestand und die Markus nicht gekannt hat. Zusammen mit ihrem je eigenen Sondergut haben Mt und Lk aus diesen zwei Quellen ihre Evangelien komponiert. Die Zwei-Quellen-Theorie erklärt mit den geringsten Widersprüchen gleichermaßen die Gemeinsamkeiten wie die Unterschiede zwischen den drei synoptischen Evangelien Mk, Mt und Lk. Sie bleibt freilich eine (gut begründete) Hypothese, deren eine Schwäche im faktischen Nicht-Vorhandensein von Q besteht; Q wird lediglich rekonstruiert. (Immerhin aber hat das Auffinden des sog. Thomas-Evangeliums eine mögliche Spruchsammlung wie Q wahscheinlicher gemacht; denn auch das apokrpyhe und vermutlich frühe Thomasevangelium stellt eine Spruchsammlung dar). - Gleichwohl halten sich hartnäckig Zweifel an der Zwei-Quellen-Theorie, die sich vor allem unter dem Titel "Deutero-Markus" sammeln, wie sie u.a. hier vorgetragen werden. Demzufolge kann man ohne Q und die Zwei-Quellen-Theorie auskommen, wenn man einen Deutero-Markus als Hypothese annimmt, also eine überarbeitete Zweitauflage des Mk als Grundlage für Mt und Lk. Diese Position wird in diesem 4-bändigen Werk vertreten und zu begründen versucht. Ob allerdings diese ebenfalls hypothetische Lösung des synoptischen Problems weniger Probleme bereitet als die Zwei-Quellen-Theorie, - das ist die Frage.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt N.F.
Herausgegeben von Prof. Dr. Albert Fuchs

Mit der Publikation der vier Bände zu Deuteromarkus wird die Reihe B der "Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt" wieder aufgenommen, von der seinerzeit bereits sieben Bände erschienen sind.

Die SNTU verstehen sich als offenes Forum für wissenschaftliche Studien auf dem Gebiet der gesamten neutestamentlichen Exegese, mit internationalen Beiträgen vorwiegend auf deutsch und englisch. Vorrang haben eigentliche exegetische Abhandlungen, was aber spezielle Fragen der neutestamentlichen Wissenschaft nicht ausschließt. Die einzelnen Bände sollen der Förderung wissenschaftlicher Kontakte und dem Gespräch zwischen verschiedenen exegetischen Positionen dienen. Verantwortung für Glaube, Kirche und Wissenschaft bilden Rahmen und Voraussetzung der Reihe.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Einführung 1-18
Offene Probleme der Synoptikerforschung.
Zur Geschichte der Perikope Mk 2,1-12 par Mt 9,1-8 par Lk 5,17-26 19-52

Die Seesturmperikope Mk 4,35-41 parr im Wandel der urkirchlichen Verkündigung 53 - 93

Die Last der Vergangenheit. Bemerkungen zu J. Kiilunen,
Das Doppelgebot der Liebe in synoptischer Sicht. Ein redaktionskritischer Versuch über Mk 12,28-34 und die Parallelen 95 - 114

Schrittweises Wachstum. Zur Entwicklung der Perikope
Mk 5,21-43 par Mt 9,18-26 par Lk 8,40-56 115 - 170

Aufwind für Deuteromarkus 171 - 197

Die synoptische Aussendungsrede in quellenkritischer und traditionsgeschichtlicher Sicht 199 - 307

Sachregister zu den agreements 309 - 313

Agreement-Stellen 314-315

Autorenregister 316 - 320

Ursprüngliche Bezeichnung und Erscheinungsort 321