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Spuren von Deuteromarkus I Mit zwei Beiträgen von Hermann Aichinger
Spuren von Deuteromarkus I
Mit zwei Beiträgen von Hermann Aichinger




Albert Fuchs

LIT
EAN: 9783825876586 (ISBN: 3-8258-7658-6)
288 Seiten, paperback, 16 x 22cm, 2004

EUR 34,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Entgegen dem verbreiteten Konsens der Exegese, der hauptsächlich in den minor agreements, den unerwartet zahlreichen Übereinstimmungen des Mt und Lk gegenüber Mk, ein Problem für die Forschung bzw. die offene Flanke der Zweiquellentheorie sieht (H. Conzelmann), stellen sich besonders jene Logien, die bei Mt und Lk als parallele Einschübe in den Mk-Stoff erscheinen, als größte Infragestellung des Systems heraus. Während die minor agreements nämlich darauf verweisen, dass mit einer sprachlichen und inhaltlichen Überarbeitung des ganzen MkEv zu rechnen ist und diese, und nicht der kanonische Mk, die Grundlage der Seitenreferenten darstellt, führen die major agreements zur Erkenntnis, dass auch bereits ein Teil des üblicherweise Q zugeschriebenen Materials vom Redaktor der Zweitauflage des Mk verwendet wurde. Damit sind beide Prämissen der Zweiquellentheorie stärkstens in Frage gestellt und eine neue Lösung dringend nötig.
Rezension
Das mittlerweile in 4 Bänden vorliegende Werk "Spuren von Deuteromarkus" zielt insgesamt auf eine Infragestellung der Common-Sense-Lösung des synoptischen Problems, also der Verwandtschaftsbeziehungen der drei Evangelien Mt, Mk und Lk, durch die sog. Zwei-Quellen-Hypothese ab. Anstatt von einer (hypothetischen) Quelle Q als zweiter Quelle für Mt und Lk neben dem Mk-Evgl. auszugehen, verficht der Verf. die These von einer Markus-Redaktion, also der Unterscheidung eines Proto- und eines Deuteromarkus, nach der Mt und Lk auf eine andere Fassung des Mk zurückgegriffen hätten als auf den jetzt im Kanon vorhandenen Mk. Das erkläre die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Synoptiker besser als die Zwei-Quellen-Theorie. Diese Grundthese wird in den vier Einzelbänden jeweils an verschiedenem Material erläutert. Die sog. Zwei-Quellen-Theorie gilt seit ca. 100 Jahren als die wahrscheinlichste Hypothese zur Erklärung des literarischen Verwandtschaftsverhältnisses der synoptischen Evangelien; die Zwei-Qullen-Hypothese erklärt das synoptische Problem mit den geringsten Widersprüchlichkeiten und ist in der neutestamentlichen Wissenschaft weitgehend anerkannt. Der Zwei-Quellen-Theorie zufolge stellt das Markusevangelium das chronologisch früheste Evangelium dar (ca. 70 n. Chr.) und bildet die erste Quelle, als der die beiden späteren synoptischen Evangelisten Matthäus und Lukas (ca. 80. / 90 n. Chr.) ihr Material schöpfen. Diese haben aber auch noch aus einer zweiten Quelle sich versorgt, der sog. Logien-Quelle Q, die hauptsächlich aus Spruch- bzw. Logien-Material von Jesus-Worten bestand und die Markus nicht gekannt hat. Zusammen mit ihrem je eigenen Sondergut haben Mt und Lk aus diesen zwei Quellen ihre Evangelien komponiert. Die Zwei-Quellen-Theorie erklärt mit den geringsten Widersprüchen gleichermaßen die Gemeinsamkeiten wie die Unterschiede zwischen den drei synoptischen Evangelien Mk, Mt und Lk. Sie bleibt freilich eine (gut begründete) Hypothese, deren eine Schwäche im faktischen Nicht-Vorhandensein von Q besteht; Q wird lediglich rekonstruiert. (Immerhin aber hat das Auffinden des sog. Thomas-Evangeliums eine mögliche Spruchsammlung wie Q wahscheinlicher gemacht; denn auch das apokrpyhe und vermutlich frühe Thomasevangelium stellt eine Spruchsammlung dar). - Gleichwohl halten sich hartnäckig Zweifel an der Zwei-Quellen-Theorie, die sich vor allem unter dem Titel "Deutero-Markus" sammeln. Demzufolge kann man ohne Q und die Zwei-Quellen-Theorie auskommen, wenn man einen Deutero-Markus als Hythese annimmt, also eine überarbeitete Zweitauflage des Mk als Gundlage für Mt und Lk. Diese Position wird in diesem 4-bändigen Werk vertreten und zu begründen versucht. - In diesem 1. Band wird dabei auf die minor agreements, die (wenigen) Übereinstimmungen des Mt und Lk gegenüber Mk rekurriert, besonders aber auf die major agreements, jene Logien, die sich bei Mt und Lk als parallele Einschübe in den Mk-Stoff finden und die nach Meinung des Verfassers zu der Erkenntnis führen, dass auch bereits ein Teil des üblicherweise Q zugeschriebenen Materials vom Redaktor der Zweitauflage des Mk verwendet wurde.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt N.F.
Herausgegeben von Prof. Dr. Albert Fuchs

Mit der Publikation der vier Bände zu Deuteromarkus wird die Reihe B der "Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt" wieder aufgenommen, von der seinerzeit bereits sieben Bände erschienen sind.

Die SNTU verstehen sich als offenes Forum für wissenschaftliche Studien auf dem Gebiet der gesamten neutestamentlichen Exegese, mit internationalen Beiträgen vorwiegend auf deutsch und englisch. Vorrang haben eigentliche exegetische Abhandlungen, was aber spezielle Fragen der neutestamentlichen Wissenschaft nicht ausschließt. Die einzelnen Bände sollen der Förderung wissenschaftlicher Kontakte und dem Gespräch zwischen verschiedenen exegetischen Positionen dienen. Verantwortung für Glaube, Kirche und Wissenschaft bilden Rahmen und Voraussetzung der Reihe.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort 1

2. A. Fuchs, Spuren von Deuteromarkus - Ein Überblick 5

3. A. Fuchs, Die Behandlung der mt/lk Übereinstimmungen gegen Mk durch S. McLoughlin und ihre Bedeutung für die Synoptische Frage 33

4. A. Fuchs, Die Bedeutung der agreements der Täuferperikope
Mk 1,1-8 par Mt 3,1-12 par Lk3,1-18 73

5. A. Fuchs, Durchbruch in der Synoptischen Frage.
Bemerkungen zu einer „neuen" These und ihren Konsequenzen 101

6. A. Fuchs, Versuchung Jesu 117

7. H. Aichinger, Quellenkritische Untersuchung der Perikope vom Ährenraufen am Sabbat
Mk 2,23-28 par Mt 12,1-8 par Lk6,1-5 195

8. H. Aichinger, Zur Traditionsgeschichte der Epileptiker-Perikope
Mk 9,14-29 par Mt 17,14-21 par Lk 9,37-43a 245

9. Sachregister zu den agreements 281

10. Agreement-Stellen 283

11. Ursprünglicher Titel und Erscheinungsort 284

12. Inhaltsverzeichnis 285