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Soziologie der Intellektuellen Schriften zur Kultursoziologie
Soziologie der Intellektuellen
Schriften zur Kultursoziologie




Karl Mannheim

Suhrkamp
EAN: 9783518299234 (ISBN: 3-518-29923-9)
236 Seiten, kartoniert, 11 x 18cm, Dezember, 2022

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der moderne Intellektuelle, der die Nachfolge des Scholastikers angetreten hat, hat nicht die Absicht, die alternativen Ansichten, die in der Ordnung der Dinge um ihn herum möglich sind, zu versöhnen oder zu ignorieren, sondern er sucht die Spannungen und nimmt an den Polaritäten dieser Gesellschaft teil.
Rezension
„Jene nicht eindeutig festgelegte, relativ klassenlose Schicht ist (in Alfred Webers Terminologie gesprochen) die sozial freischwebende Intelligenz. Es ist unmöglich, in diesem Zusammenhang das schwierige soziologische Problem der Intelligenz auch nur einigermaßen zu umreißen.“, heißt es in Karl Mannheims (1893-1947) Klassiker der Soziologie „Ideologie und Utopie“ aus dem Jahre 1929 (8. Aufl. Frankfurt/Main 1995, S. 135). Dort identifizierte er die Bildung als das „soziologische Band zwischen den Intellektuellengruppen“(Ebd.). Mit dem Problem der Intelligenz setzte sich der Begründer der Wissenssoziologie insbesondere in seinem „Intelligenzaufsatz“ auseinander, dessen größten Teil er noch in Deutschland verfasste, der aber nicht mehr zu seinen Lebzeiten erschien. Im April 1933 wurde Mannheim, seit 1930 ordentlicher Professor für Soziologie an der Universität Frankfurt, von den Nationalsozialisten „zwangsbeurlaubt“. Darauf emigrierte der Wissenschaftler nach England, wo er nach einer Dozenten-Tätigkeit an der London School of Economics and Political Science zum Professor of Education an der Universität London ernannt wurde. Mannheims „Intelligenzaufsatz“ wurde erst 1956 postum unter dem Titel „The Problem of the Intelligentsia“ in der Textsammlung „Essays on the Sociology of Culture“ veröffentlicht.
2022 erschien der Text des Soziologen in dem Band Karl Mannheims „Soziologie der Intellektuellen. Schriften zur Kultursoziologie“ als suhrkamp taschenbuch wissenschaft. Das Buch enthält zudem einen Text Mannheims in der Erstveröffentlichung, nämlich sein Manuskript „Die Entstehung der intellektuellen Gruppen aus der sich wandelnden Gesellschaftsstruktur“. Dieses wurde wohl 1935 abgeschlossen und stammt aus dem Besitz des Soziologen Edward Shils. Herausgegeben werden die beiden Texte von Oliver Neun (*1970), Privatdozent für Soziologie an der Universität Kassel, welcher zu der Ausgabe ein exzellentes wissenschaftsgeschichtliches Nachwort beigesteuert hat.
In Mannheims „Soziologie der Intellektuellen“ werden u.a. folgende Fragen näher untersucht: Bedingten bestimmte historische Faktoren den Aufstieg der Intelligenz? Welche historischen Erkenntnisse existieren über die soziale Herkunft von Intellektuellen? Wodurch zeichnet sich die Intelligenzgruppe gegenüber anderen sozialen Gruppen aus? Spielen bei ihnen Reflexivität und Emotionen eine besondere Rolle? Welche Typen von Intellektuellen lassen sich identifizieren? Kann die Intelligenz eine „spezielle Gruppenideologie“ ausbilden? Sind Intellektuelle „freischwebend“ und unbeeinflusst von Partikularinteressen? Kommt der Intelligenzgruppe in einer Gesellschaft eine besondere Aufgabe zu? Nach Mannheim auf jeden Fall eine, so schreibt er in seinem „Intelligenzaufsatz“: „Sie muss sich selbst gegenüber genauso kritisch bleiben wie gegenüber allen anderen Gruppen.“(S. 97) Lehrkräfte der Fächer Politik und Geschichte werden durch den vorliegenden Band motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit der Geschichte und dem Profil der sozialen Gruppe der Intellektuellen problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Die Veröffentlichung des Bandes „Soziologie der Intellektuellen“ mit zwei erkenntnisreichen Texten von Karl Mannheim leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Soziologie, sondern auch zur aktuellen Debatte um die Rolle von Intellektuellen in unserer heutigen Gesellschaft.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Karl Mannheim
Soziologie der Intellektuellen
Schriften zur Kultursoziologie
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Oliver Neun
Karl Mannheim zählt zu den Klassikern der Soziologie, sein Schlagwort vom »freischwebenden Intellektuellen« hat über die Fachgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt. Der Band versammelt einen bislang unveröffentlichten, von Mannheim auf Deutsch verfassten Essay zur Theorie der Intellektuellen sowie seinen Aufsatz »Das Problem der Intelligenz« in deutscher Erstübersetzung. Insbesondere die darin angestellten Überlegungen zur Rolle der »Intelligentsia« in öffentlichen Debatten sind von ungebrochener Aktualität, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zeitgenössischen »Krise der Demokratie«.
Inhaltsverzeichnis
I. Das Problem der Intelligenz.
Eine Untersuchung ihrer Vergangenheit
und ihrer gegenwärtigen Rolle 7
1. Die Selbstentdeckung gesellschaftlicher Gruppen 7
2. Grundzüge einer soziologischen Theorie der Intelligenz 18
3. Wie soziale Gruppen identifiziert werden 24
4. Die Typen der Intelligenz 29
5. Der zeitgenössische Intellektuelle 34
6. Die historischen Rollen der Intelligenz 41
7. Die Naturgeschichte des Intellektuellen 84
8. Die zeitgenössische Situation der Intelligenz 91
II. Die Entstehung der intellektuellen Gruppen aus der sich wandelnden Gesellschaftsstruktur 98
Vorbemerkung: Übersicht über die hier entstehenden soziologischen Probleme 98
1. Primäre Konsensus-Kultur 112
2. Das heroische Zeitalter 142
Anmerkungen zur Edition 155
Oliver Neun. Zur Entwicklung von Karl Mannheims Soziologie der Intellektuellen 158