lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Der universelle Intellektuelle Eine kleine Genealogie
Der universelle Intellektuelle
Eine kleine Genealogie




Wolfram Malte Fues

Schwabe Basel
EAN: 9783796549144 (ISBN: 3-7965-4914-4)
288 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, Januar, 2024

EUR 48,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Unsere Zeit ist nicht mehr die Zeit der grossen Theorien. Eine Vielzahl von kleinen Theorien bezieht sich heute auf viele Ausschnitte der Wirklichkeit. Gleichzeitig findet sich das Erbe der europäischen Aufklärung von seiner eigenen wissenschaftlich-technischen, ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Konsequenz so bedroht wie nie zuvor. Deshalb ist es an der Zeit, sich an die grossen Theorien zu erinnern, denen dieses Erbe sein Dasein verdankt. Nur die Aufklärung selbst kann mit ihren Kräften der Vernunft das Unheil abwenden, dessen Ursache sie selbst ist. Damit das gelingt, müssen wir uns diejenige Form von Lebensentwurf und Lebensaufgabe der Moderne wieder vergegenwärtigen, die sich zum Subjekt und Botschafter jener grossen Theorien macht: die Figur des universellen Intellektuellen. Wie war der Grundriss dieser Figur und wer hat ihn wie und weshalb gezeichnet? Wie hat er sich verändert? Existiert die Figur bis heute oder ist sie inzwischen Vergangenheit? Und wenn sie das ist: Lässt sie sich vielleicht wieder in die Gegenwart einzeichnen?

Wolfram Malte Fues lehrte bis 2011 Neuere deutsche Literaturwissenschaft sowie Medienwissenschaften an der Universität Basel. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher, essayistischer und belletristischer Publikationen.
Rezension
„Jene nicht eindeutig festgelegte, relativ klassenlose Schicht ist (in Alfred Webers Terminologie gesprochen) die sozial freischwebende Intelligenz. Es ist unmöglich, in diesem Zusammenhang das schwierige soziologische Problem der Intelligenz auch nur einigermaßen zu umreißen.“, heißt es in Karl Mannheims (1893-1947) Klassiker der Soziologie „Ideologie und Utopie“ aus dem Jahre 1929 (8. Aufl. Frankfurt/M. 1995, S. 135).
Welches Selbstverständnis besitzen Intellektuelle, genauer universelle Intellektuelle? Kommt ihnen eine bestimmte Funktion und Aufgabe zu? Wie schätzen sie ihre eigene Wirkungsmächtigkeit ein? Seit wann gibt es die Sozialfigur des universellen Intellektuellen? Welche Rolle spielte die Gesellschaft der Aufklärung für seine Genese? Wie hat sich die Sozialfigur in der Geschichte entwickelt? Können universelle Intellektuelle zur Aufklärung der gegenwärtigen Gesellschaft beitragen oder spielen sie keine Rolle mehr?
Reflektierte Antworten auf diese Fragen gibt Wolfram Malte Fues (*1944) in seinem Buch „Der universelle Intellektuelle. Eine kleine Genealogie“, erschienen im Schwabe Verlag. Dem bis 2011 Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienwissenschaften an der Universität Basel lehrenden Extraordinarius und Autor von Gedichten gelingt es in seinem jüngsten Werk sehr gut, Facetten des universellen Intellektuellen kaleidoskopartig zu beleuchten. Dazu widmet er eigene Kapitel in seinem Buch ausgewählten Philosophen, Soziologen und Literaten, u.a. Karl Marx, Max Weber, Karl Mannheim, Ernst Jünger, Jean-Paul Sartre, Theodor W. Adorno und Jacques Derrida. Der Autor ist sich der Subjektivität und Eurozentrik seiner Auswahl sehr wohl bewusst; außer der Schriftstellerin Caroline Schlegel-Schelling finden in seinem Buch Frauen keine Berücksichtigung. Gut gelingt dem Literaturwissenschaftler eine Kritik an „Philosophen-Darstellern“ und dem von ihm identifizierten „Beschwichtungs-Intellektuellen“, vertreten in den Feuilletons überregionaler Zeitungen. Ebenfalls von Bedeutung ist Fues` Warnung vor der zunehmenden Bedeutung von „Algorithmuskulturen“, die kritisches Denken durch maschinelle Prozesse substituieren. Lehrkräfte der Fächer Geschichte und Philosophie werden durch das vorliegende Buch jedenfalls motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit Intellektuellen in Geschichte und Gegenwart problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Wolfram Malte Fues liefert in seinem Buch „Der universelle Intellektuelle“ ein überzeugendes Plädoyer für die Notwendigkeit von philosophisch reflektierten universellen Denker:innen - gerade im Zeitalter der Hyperspezialisierung.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Unsere Zeit ist nicht mehr die Zeit der grossen Theorien. Eine Vielzahl von kleinen Theorien bezieht sich heute auf viele Ausschnitte der Wirklichkeit. Gleichzeitig findet sich das Erbe der europäischen Aufklärung von seiner eigenen wissenschaftlich-technischen, ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Konsequenz so bedroht wie nie zuvor. Deshalb ist es an der Zeit, sich an die grossen Theorien zu erinnern, denen dieses Erbe sein Dasein verdankt. Nur die Aufklärung selbst kann mit ihren Kräften der Vernunft das Unheil abwenden, dessen Ursache sie selbst ist. Damit das gelingt, müssen wir uns diejenige Form von Lebensentwurf und Lebensaufgabe der Moderne wieder vergegenwärtigen, die sich zum Subjekt und Botschafter jener grossen Theorien macht: die Figur des universellen Intellektuellen. Wie war der Grundriss dieser Figur und wer hat ihn wie und weshalb gezeichnet? Wie hat er sich verändert? Existiert die Figur bis heute oder ist sie inzwischen Vergangenheit? Und wenn sie das ist: Lässt sie sich vielleicht wieder in die Gegenwart einzeichnen?
Inhaltsverzeichnis
Vorrede 9
Einleitung 15
Der universelle Intellektuelle. Der Diderot-Komplex 21
Das Apriori des Sensitiven 59
Karl Marx. Verdichtung und Verschiebung 77
Doch? 87
Max Weber. Das beamtete Denken 93
Karl Mannheim. Die transzendentale Hintertür 103
Ernst Jünger. Janusköpfige Begriffe 115
«Gattungsvernunft»? 127
Vorläufiger Zwischenhalt 131
Jean-Paul Sartre. Das Ich für die Welt 137
Theodor W. Adorno. Die Eremitage 179
Jacques Derrida oder die Memnonssäulen 197
«Der Philosophen-Darsteller» 207
Die Intellektuellin 217
Heute 227
Expertise und Intellektualität 237
(Un-JSchöne Aussicht 239
In Gefahr und höchster Not 245
Ein letztes Mal 249
Der Beschwichtigungs-Intellektuelle 257
Literaturverzeichnis 271