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Soziale Konstruktionen in Schule und Unterricht Zu den Kategorien Leistung, Migration, Geschlecht, Behinderung, Soziale Herkunft und deren Interdependenzen
Soziale Konstruktionen in Schule und Unterricht
Zu den Kategorien Leistung, Migration, Geschlecht, Behinderung, Soziale Herkunft und deren Interdependenzen




Karin Bräu, Christine Schlickum (Hrsg.)

Verlag Barbara Budrich
EAN: 9783847406891 (ISBN: 3-8474-0689-2)
322 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Oktober, 2015

EUR 39,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In der Schule treffen Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Voraussetzungen aufeinander. In Bezug auf diese Unterschiede stellen die AutorInnen sozialkonstruktivistische Perspektiven und ihre Implikationen für die pädagogische Arbeit in der Schule dar. Dabei werden Kategorien wie Geschlecht, Ethnizität, Behinderung und soziale Herkunft nicht als gegeben angesehen, sondern als soziale Konstrukte verstanden.

Seit einiger Zeit spielen in der Schul- und Unterrichtsforschung sozialkonstruktivistische und hier vor allem ethnomethodologische Ansätze zur Erforschung und Erklärung von Differenzen und Ungleichheit eine wichtige Rolle. Die grundlegende These ist, dass soziale Differenzen nicht vorgängig und naturalistisch vorhanden sind, sondern dass sie in den Interaktionen und im sozialen Feld von Institutionen hergestellt und reproduziert werden. Neben den klassischen race, class & gender-Differenzen rückt im Zuge der Inklusionsdebatten und angeregt durch die disability studies auch die Frage nach der Konstruktion von Gesundheit und Behinderung mehr und mehr ins Blickfeld. Die Vorstellungen von Normalität und der Abweichung davon steht dabei zur Disposition. Was für die Betrachtung sozialer Differenzkategorien gilt, ist auch für die unterrichtlichen Kernbegriffe „Lernen“ und „Leisten“ relevant, zumal die oben beschriebenen Differenzkategorien als interdependent zu Leistungsdifferenzen verstanden werden müssen. Die sensible und reflektierte Auseinandersetzung mit der sozialen Konstruktion von Differenzen hat Konsequenzen für die professionelle Arbeit in der Schule. Insofern wird mit dem Band nicht nur der Stand der Forschung – ausdrücklich im Kontext von Schule und Unterricht – zusammengefasst und hinsichtlich der verschiedenen theoretischen und methodischen Zugänge diskutiert, sondern er ist ebenso eine Grundlage für die Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer. Jedes Kapitel wird durch einen grundlegenden Text, der einen Überblick über den Forschungsstand gibt, eingeleitet. Diesem Grundlagentext schließen sich Forschungstexte an, also Einblicke in konkrete Forschungsprojekte und deren Ergebnisse. Dabei sind auch Studien aus der Perspektive einzelner Unterrichtsfächer einbezogen.

Die Herausgeberinnen:

Prof. Dr. Karin Bräu,

Professorin für Schulpädagogik mit den Schwerpunkten Leistung, Differenzierung, Integration und Beratung, Institut für Erziehungswissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Dr. Christine Schlickum,

Vertretung der Professur Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulforschung, Institut für Erziehungswissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Rezension
Die Zuschreibungen Leistung, Migration, Geschlecht, Ethnizität, Behinderung und soziale Herkunft, die für Kinder und Jugendliche in der Schule von erheblicher Bedeutung sind, sind zuallererst gesellschaftliche Zuschreibungen und also soziale Konstruktionen; was eine Behinderung ist und ausmacht, das wird immer noch gesellschaftlich definiert und konstruiert; dasselbe gilt für die mit dem Geschlecht, der Hautfarbe oder der sozialen Herkunft verbundenen Zuschreibungen ... Die grundlegende These sozialkonstruktivistischer Schul- und Unterrichtsforschung lautet, dass soziale Differenzen nicht vorgängig und naturalistisch vorhanden sind, sondern dass sie in den Interaktionen und im sozialen Feld von Institutionen hergestellt und reproduziert werden. Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Konstruktionen hat Konsequenzen auch für die professionelle Arbeit in der Schule, worauf dieser Band vielfältig verweist.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Zielgruppen: Lehrende und Forschende in der LehrerInnenausbildung, LehrerInnen
Keywords: Soziale Konstruktion; Heterogenität; Schule
Fachbereiche: Erziehungswissenschaft, Gender

Inhaltsverzeichnis
I. Einführung

Karin Bräu Christine Schlickum
Einleitung in den Sammelband 11

Karin Bräu
Soziale Konstruktionen in Schule und Unterricht – eine Einführung 17

II. Hervorbringung schulischer Ordnung

Hedda Bennewitz
„Doing School“. Akteure, Unterricht und Organisation in praxistheoretischer Perspektive 35

Karin Bräu Laura Fuhrmann
Die soziale Konstruktion von Leistung und Leistungsbewertung 49

Michael Meier
Greta oder über die Praktiken des Schulerfolgs 65

Uwe Gellert
Leistungskonstruktion im Mathematikunterricht 79

III. Herstellung von Differenz

Jürgen Budde
Konstruktionen von Gleichheit und Differenz im schulischen Feld 95

1. Migrationshintergrund

Paul Mecheril Saphira Shure
Natio‐ethnokulturelle Zugehörigkeitsordnungen über die Unterscheidungspraxis „Seiteneinsteiger“ 109

Thomas Geier
„Doing Ethnicity“ durch Interkulturellen Unterricht:
Thematisierung nationalethnischer Differenz 123

Yalız Akbaba
Paradoxe Handlungsanforderungen an Lehrer*innen „mit Migrationshintergrund“ 139

2. Geschlecht

Hannelore Faulstich‐Wieland
Doing und Undoing Gender in der Schule 153

Jürgen Budde
„Immer gut dabei, Vito zum Beispiel…“
Herstellung passförmiger Männlichkeit in Schule 167

Andrea Menze‐Sonneck
(Un)doing Gender im koedukativen Sportunterricht 181

Alexander Krätzig Markus Prechtl
Doing Gender im Chemieunterricht. Ein Element in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern 195

Helene Decke‐Cornill Bettina Kleiner
Von der Konstruktion zur Anrufung, Performativität und Materialisierung – Eine dekonstruktivistische Perspektive auf Geschlecht und Begehren im Schulalltag 207

3. Behinderung

Tanja Sturm
Herstellung und Bearbeitung von Differenz im inklusiven Unterricht 223

Clemens Dannenbeck
Zur Konstruktion von Behinderung im hegemonialen Inklusionsdiskurs 235

Julia Ernst Carolin Katzer
Aushandlungen von Schüler_innen in inklusiven Klassen 249

4. Soziale Herkunft

Thorsten Hertel | Nicolle Pfaff
Studien zur Konstruktion sozialer Klassenzugehörigkeit im schulischen Feld – eine Perspektive
der Bildungsgleichheitsforschung 263

Anne Niessen
Zuschreibungen zur sozialen Herkunft im Kontext musikalischer Bildung – Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie mit Lehrenden des Programms ‚Jedem Kind ein Instrument’ 279

5. Intersektionalität – Interdependenz

Katharina Walgenbach
Intersektionalität – Perspektiven auf Schule und Unterricht 291

Marc Thielen
Die (Re‐)Inszenierung von migrationsbezogenen Differenzen am Ausbildungsmarkt im Unterricht berufsvorbereitender Bildungsgänge an beruflichen Schulen 307


Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 319