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Soziale Inklusion Theorien, Methoden, Kontroversen
Soziale Inklusion
Theorien, Methoden, Kontroversen




Carola Kuhlmann, Hildegard Mogge-Grotjahn, Hans-Jürgen Balz

Kohlhammer
EAN: 9783170308077 (ISBN: 3-17-030807-6)
196 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2018, 1 Abb.

EUR 29,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Buch bietet eine Orientierung in der unübersichtlich gewordenen Inklusionsdebatte an. Ausgehend von sozialwissenschaftlichen Meta-Theorien (Luhmann, Foucault, Bourdieu, Nussbaum und Elias) werden Schlussfolgerungen für die Soziale Arbeit im Allgemeinen und für Fragen der Inklusion im Besonderen gezogen. Dies ermöglicht eine theoretisch fundierte Reflexion wissenschaftlicher und politischer Kontroversen zur Inklusion. Darüber hinaus liefert das Buch Kriterien und methodische Hinweise sowie Beispiele für die Gestaltung inklusiver Praxis. Es benennt Paradoxien und offene Fragen und regt so zur Diskussion an.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Balz, lehrt Psychologie im BA-Studiengang Soziale Arbeit und im MA-Studiengang Soziale Inklusion: Gesundheit, Bildung an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum.

Prof. Dr. Carola Kuhlmann lehrt dort Erziehungswissenschaft.

Prof. Dr. Hildegard Mogge-Grotjahn lehrte dort Soziologie.
Rezension
Inklusion ist ein gesellschaftliches Leitthema, das weit über das Bildungs- und Schulsystem in fast alle gesellschaftlichen Teilbereiche ausstrahlt. Innerhalb des Bildungssystems soll eine chancen- und bildungsgerechte und weniger selektionsorientierte Schule für ausnahmslos alle Schüler entstehen. Inklusion als gesellschaftliche Vorstellung beruht auf humanistischen Werten und Normen wie Gleichheit, Gerechtigkeit, Selbstwert, Teilhabe und Partizipation. Inklusion ist aber - vor allem in Bezug auf die Form ihrer Umsetzung - auch umstritten. Dieser Band beleuchtet die Inklusion in sozialpädagogischer Perspektive. Er bietet eine Orientierung in der unübersichtlich gewordenen Inklusionsdebatte an. Ausgehend von sozialwissenschaftlichen Meta-Theorien (Luhmann, Foucault, Bourdieu, Nussbaum und Elias) werden Schlussfolgerungen für die Soziale Arbeit im Allgemeinen und für Fragen der Inklusion im Besonderen gezogen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Reihe: Grundwissen Soziale Arbeit
Studieren ist seit Bologna intensiver und anstrengender geworden. Studierende müssen dieselbe Stoffmenge heute in kürzerer Zeit bewältigen, die Anteile des Selbststudiums wachsen. Studierende erwarten dafür gut aufbereitete Fachliteratur, die ihren Informationsbedarf punktgenau trifft. Gleichzeitig braucht ein solides Grundlagenstudium verlässliches Grundlagenwissen. Die Reihe "Grundwissen Soziale Arbeit" stellt das in der akademischen Ausbildung von Sozialarbeitern/Sozialpädagogen erforderliche Grundwissen in seinen wesentlichen Elementen und disziplinären Bezügen in einer lernfreundlichen Form und Sprache bereit. Die Aufgliederung des Grundwissens berücksichtigt dabei alle zentralen Bezugsdisziplinen der Sozialen Arbeit als einer Humanwissenschaft. Jeder Band bietet in sich abgeschlossen eine grundlegende Einführung in das jeweilige Themenfeld. Im Mittelpunkt steht dabei immer, welche beruflichen Handlungskompetenzen durch das gebotene Grundlagenwissen gefördert bzw. welche Bedeutung der angebotene Stoff für die berufliche Tätigkeit einer sozialpädagogischjen Fachkraft hat. Dieser enge Praxisbezug ist für den Leser Einladung und Motivation, sich auf das neue wissenschaftliche Wissen einzulassen. In verständlicher Sprache ohne überzogenes Fachvokabular, mit optischer Unterstützung des Textverständnisses und durchgängiger Visualisierung der Darstellung durch Grafiken und Bilder, mit übersichtlicher Gliederung und aufgelockerter Seitengestaltung bilden die Bände der Reihe ein lesefreundliches Medium zum Selbststudium.

Die neue Reihe auf den Punkt gebracht: Sukzessive Präsentation des gesamten Grundlagenwissens "Sozialer Arbeit" und ihrer Bezugswissenschaften in einzelnen, in sich abgeschlossenen Bänden Beschränkung der Stoffmenge auf ein notwendiges und überschaubares Maß Gezielte Verknüpfung von Theorie und Praxis Verständlichkeit und Anschaulichkeit der Darstellung Lernfreundliche Gestaltungselemente in Form von Schaubildern, Unterlegungen, aufgelockerter Seitengestaltung, der wiederholenden Zusammenfassung von Zwischenergebnissen etc. Serviceteil, der auf geeignete Internetseiten und ausgesuchte Fachliteratur hinweist.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung 11

1.1 Die Begriffe Inklusion und Exklusion 11
1.2 Die Indizes für Inklusion 13
1.3 Die Bedeutung von Menschenbildern 15
1.4 Aufbau und Zielsetzung des Lehrbuchs 16

2 Meta-Theorien 19

2.1 Niklas Luhmann: Inklusion als Befreiung von Integration 19
2.1.1 Menschen- und Gesellschaftsbild 19
2.1.2 Autopoiesis und Kommunikation 20
2.1.3 Die Entstehung gesellschaftlicher Funktionssysteme 22
2.1.4 Binäre Codes und unangepasste Evolution 23
2.1.5 Bezug zur Inklusion 24
2.1.6 Exklusion als Unmöglichkeit oder Endzustand? 25
2.1.7 Ausgewählte kritische Positionen zu Luhmann 26
2.2 Michel Foucault: Inklusion als Einschränkung der Freiheit in der inkludierenden Exklusion 28
2.2.1 Menschen- und Gesellschaftsbild 28
2.2.2 Genealogie der Diskurse 29
2.2.3 Disziplinargesellschaft und Normalisierungsmacht 30
2.2.4 Regierung der Bevölkerung 31
2.2.5 Bezug zur Inklusion 33
2.2.6 Ausgewählte kritische Positionen zu Foucault 34
2.3 Pierre Bourdieu: Inklusion als Ressourcenvermittlung 36
2.3.1 Menschen- und Gesellschaftsbild 36
2.3.2 Ökonomisches, soziales und kulturelles Kapital 37
2.3.3 Bezug zur Inklusion I: Sozialräumliche Exklusionen durch Armut 39
2.3.4 Die rechte und die linke Hand des Staates 40
2.3.5 Bezug zur Inklusion II: Die intern Ausgegrenzten der Schule 41
2.3.6 Ausgewählte kritische Positionen zu Bourdieu 42
2.4 Martha Nussbaum: Inklusion als Befähigung 43
2.4.1 Menschen- und Gesellschaftsbild 44
2.4.2 Fähigkeiten und angeborenes Vermögen 45
2.4.3 Geschlechterfragen 46
2.4.4 Bedeutung des Nationalstaates und Gerechtigkeitsfragen 47
2.4.5 Politische Emotionen und Liberalismus 49
2.4.6 Bezug zur Inklusion 50
2.4.7 Ausgewählte kritische Positionen zu Nussbaum 52
2.5 Norbert Elias: Inklusion als Figuration 54
2.5.1 Menschen- und Gesellschaftsbild 54
2.5.2 Soziogenese und Psychogenese 55
2.5.3 Gesellschaften als Figurationen 56
2.5.4 Der Persönlichkeitstyp des Homo Clausus 57
2.5.5 Bezug zur Inklusion 59
2.5.6 Ausgewählte kritische Positionen zu Elias 59
2.6 Hinweis zu weiteren relevanten Theorien: Stigma und Anerkennung 61

3 Bedeutung der Meta-Theorien für die Inklusionsdebatte in der Sozialen Arbeit 62

3.1 Soziale Arbeit als Exklusionsvermeidung und Integrations-/Inklusionsvermittlung (nach Niklas Luhmann) 62
3.2 Neosoziale Arbeit als Normalisierung und Aktivierung (nach Michel Foucault) 66
3.3 Soziale Arbeit als linke Hand des Staates und ihre widersprüchlichen Aufgaben (nach Pierre Bourdieu) 68
3.4 Soziale Arbeit als Befähigung (nach Martha Nussbaum) 69
3.5 Machtbalancen und ein kritischer Blick auf den modernen Persönlichkeits-Typus (nach Norbert Elias) 71

4 Diskurse und Kontroversen in Wissenschaft und Politik 73

4.1 Sozialwissenschaftliche und politische Zugänge zur Inklusion 73
4.1.1 Verständnis sozialer Ungleichheit und Inklusion 73
4.1.2 Das Konzept der Intersektionalität 76
Exkurs zu Good Practice: die Claudiushöfe in Bochum 78
4.1.3 Politische und soziale Akteure 80
Exkurs zu Good Practice: die Monheimer Präventionskette 82
4.1.4 Der migrationspolitische Diskurs 83
4.1.5 Der behinderungspolitische Diskurs 86
4.2 Der psychologische Diskurs 89
4.2.1 Pädagogisch-psychologische Themenfelder 89
4.2.2 Zur Bedeutung sozialer Vergleiche 90
4.2.3 Soziale Vergleiche in der Schule 92
4.2.4 Gruppenpsychologische Mechanismen 93
4.3 Der erziehungswissenschaftliche und schulpädagogische Diskurs 97
4.3.1 Pädagogik der Vielfalt 97
4.3.2 Von der Integrationspädagogik zur Inklusion 99
4.3.3 Die Zwei-Gruppen-Theorie und das Lernen am gemeinsamen Gegenstand 100
4.3.4 Inklusion als enthinderte Integration und das Ressourcen-Etikettierungs-Dilemma 102
Exkurs zu Good Practice: Eine Schule für alle – Berg Fidel Münster 104

5 Inklusive Handlungsansätze und Methoden 107

5.1 Ansätze zur Begründung einer inklusiven Praxis 107
5.1.1 Das Menschenbild der humanistischen Psychologie 107
5.1.2 Empowerment-Ansatz 109
5.1.3 Der Gemeinwesen-Ansatz 112
5.1.4 Der Systemische Ansatz in der Sozialen Arbeit 115
5.1.5 Grundlagen der Ressourcenarbeit 117
5.1.6 Wege zur Resilienzförderung 120
5.2 Konzepte, Methoden und Techniken im Kontext der Inklusion 123
5.2.1 Funktionsebenen der Inklusion 123
Exkurs: Ziele und Struktur des Index für Inklusion 124
5.2.2 Gestaltung der helfenden Beziehung 127
5.2.3 Personenzentrierung und Zukunftsplanung 130
5.2.4 Zukunftsfeste als Element der personenzentrierten Planung 132
5.2.5 Qualifizierung von Prozessbegleiter_innen 137
5.2.6 Entwicklung Universeller Designs 139
Exkurs zu Good Practice: Entwicklung eines innovativen Wohnprojekts – das Apartementhaus Bochum-Weitmar 140
Exkurse zu Good Practice: Entwicklung neuer Technologien und Medienkompetenz 140
5.2.7 Herausforderungen für die Gestaltung von institutionellen Unterstützungsprozessen 142
5.2.8 Diagnostisches Handeln im Rahmen von Inklusionsprozessen (Christina Reichenbach) 144

6 Paradoxien der Inklusion und Widerstände gegen die Inklusion 155

6.1 Stagnierende Zahl von Kindern auf Förderschulen trotz höherer Inklusionsquote 155
6.2 Widerstände bei Lehrkräften wegen Personalmangels und didaktischer Bedenken 156
6.3 Differenzierung von Lerngruppen: Lernbehinderte Kinder am Gymnasium 156
6.4 Utopie oder Illusion – Kritik der „Inklusionsbewegung“ in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion 158
6.5 Selbstbestimmte Exklusion und Exklusion als Schonraum als Varianten der exkludierenden Inklusion und der inkludierenden Exklusion 161
6.6 Gleichbehandlung Ungleicher als Ungerechtigkeit. Zur Unmöglichkeit der Auflösung aller Kategorien im praktischen Handeln 164
6.7 Kontroversen um die Kriterien der Inklusion 168

7 Fazit: Inklusion als Perspektive für eine menschengerechte Gesellschaft 170

Literatur 176
Register 193