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Sieben Minuten nach Mitternacht
Sieben Minuten nach Mitternacht




Patrick Ness, Siobhan Dowd

CBJ
EAN: 9783570153741 (ISBN: 3-570-15374-6)
216 Seiten, hardcover, 17 x 22cm, August, 2011

EUR 16,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Monster tauchte kurz nach Mitternacht auf.

Wie das bei Monstern eben üblich ist.

Conor war wach, als es kam.

Er hatte einen Albtraum gehabt.

Na gut, nicht irgendeinen. Den Albtraum.

Den einen, den er in letzter Zeit ziemlich oft hatte.

Den mit der Finsternis und dem Wind und dem Schrei.

Den mit den Händen, die er irgendwann nicht mehr festhalten konnte, egal, wie sehr er sich bemühte.

Den, der immer damit endete, dass...



Glaubwürdig, herzzerreißend und unendlich tröstlich - dieses Buch lässt keinen mehr los.
Rezension
Sieben Minuten nach Mitternacht taucht das Monster auf. Doch der 13-jährige Conor hat keine Angst davor; wirkliche Angst hat er vor dem Albtraum, der ihn immer wieder verfolgt und über den er mit niemandem sprechen will. Auch das größte Problem in seinem Leben ist mit einem Tabu belegt: Seine Mutter hat Krebs, und die Behandlung schlägt nicht gut an. Doch Mutter und Sohn versichern sich gegenseitig immer wieder, dass alles gut werden wird; sie hoffen weiterhin auf Heilung.

Derweil verläuft Conors Alltag gar nicht gut: In der Schule ist die Krebskrankheit seiner Mutter bekannt. Seither betrachten ihn die Lehrer mitleidig, und die meisten Schüler sind verlegen und gehen ihm aus dem Weg. So ist er praktisch unsichtbar für seine Umgebung. Die einzigen Ausnahmen sind einerseits Harry und seine Gefolgsleute, die ihn schikanieren, und andererseits Lily, seine frühere Freundin. Conor wünscht sich vor allem wieder Normalität - ganz gewöhnliche Kontakte, eine Behandlung wie alle anderen und auch eine Strafe, wenn er etwas anstellt.

Sprechen kann er mit niemandem: Seine Mutter, die mit dem Tod ringt, will er nicht belasten; zur Großmutter, die mutig die Dinge beim Namen nennen will, findet er keine echte Beziehung; sein Vater, der die Familie schon vor Jahren verlassen hat, ist ihm fremd geworden. Und so kämpft Conor ganz allein mit den Gefühlen, die ihn zu überwältigen drohen: Angst um seine Mutter, Schmerz, Einsamkeit, eine große Wut und schließlich Schuldgefühle. Wenn er sich ein Ende dieses Chaos der Gefühle wünscht und endlich wieder Normalität - dann bedeutet das, dass er den Tod seiner Mutter akzeptieren und sie loslassen muss.

Die widersprüchlichen Gefühle, die Conor empfindet, lassen ihn nicht zur Ruhe kommen und bescheren ihm einen immer wiederkehrenden Albtraum, der sein Schuldgefühl in einem Bild verdeutlicht. Im Vergleich zu diesem Alp kann er das "Monster" nicht als beängstigend empfinden. Und dieses Monster will ihn auch nicht bedrohen, sondern ihn retten. Es erzählt ihm drei Geschichten; Geschichten, die deutlich machen, dass das Leben nicht aus Schwarz oder Weiß, aus Gut oder Böse, aus Richtig oder Falsch besteht. Jeder Mensch ist komplex, und seine Gedanken widersprechen sich oft, wie auch seine Gefühle. Das ist in Ordnung, denn wichtig ist nur, was er dann schließlich tut. Und so kann Conor schließlich mit seinen widersprüchlichen Gefühlen Frieden finden, seine Mutter beim Sterben begleiten und sie zuletzt loslassen.

Starke Gefühle und ein starkes Buch: Die Grundidee, die Figuren, das Exposé und der Anfang stammen von Siobhan Dowd. Diese Autorin hat vier bewegende Jugendbücher geschrieben, und die Idee zu diesem Buch ist kein Zufall, denn sie war selbst krebskrank und ist daran gestorben, ehe sie dieses Buch vollenden konnte. Diese Aufgabe fiel Patrick Ness zu, einem bekannten Jugendbuchautor, der das Buch nach eigenen Ideen und in seinem eigenen Stil geschrieben hat. Psychologisch glaubwürdig stellt er die unterschiedlichen Aspekte von Conors Trauerprozess dar: Verleugnung, depressive Züge, Wut, Schuldzuweisung. Er nimmt den Leser mit auf eine Reise in das Innere der Gefühle. Unterstützt wird er dabei vom Illustrator Jim Kay: Dieser hat für das Buch zahlreiche Bilder geschaffen, die ganz in Schwarz, Weiß und Schattierungen von Grau gehalten sind. Sie erscheinen immer dann im Text, wenn von dem Monster die Rede ist; zuletzt wird auch der Albtraum dargestellt, den Conor so lange vergeblich verdrängt hat. Text und Bilder bilden eine Einheit, die den Leser ergreifen und einfühlsam begleiten.

Ein Buch, das Jugendliche und Erwachsene anspricht. Ich wünsche ihm viele Leser - und ich hoffe, dass es auf die Nominierungsliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2012 gesetzt wird!

M. Houf, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Zwei große Erzähler – eine Geschichte, die den Tod in seine Schranken weist

Das Monster erscheint sieben Minuten nach Mitternacht. Aber es ist nicht das Monster, das Conor fürchtet. Was er eigentlich fürchtet, ist jener monströse Albtraum, der ihn jede Nacht quält, seit seine Mutter ihre Behandlung begann. Dieser Traum, in dessen Herzen tiefstes Dunkel herrscht und wo im Abgrund ein Albtraumwesen lauert, bis dann ein Schrei die Nacht zerreißt …

Das Monster aber, das scheinbar im Garten hinter Conors Haus lebt, verkörpert etwas völlig anderes. Es ist uralt, wild und weise – es ist das Leben selbst. Und es ist gekommen, um Conor zu helfen. Doch auf welchen Weg Conor sich mit seinem gigantischen Freund begeben wird, ahnt er nicht. Er wird ihn hinab in die tiefsten Tiefen seiner Seele führen, er wird ihn in seinen Albtraum begleiten und dann wird er ihm das Gefährlichste überhaupt abverlangen: die ganze Wahrheit. Denn nur wenn Conor sich dieser stellt, wird er das wahre Wesen des Lebens erkennen …
Inhaltsverzeichnis
S. 5 Vorbemerkung des Autors
S. 11 Sieben Minuten nach Mitternacht
S. 20 Frühstück
S. 28 Schule
S. 33 Lebens-Geschichten
S. 38 Drei Geschichten
S. 48 Grandma
S. 54 Geschichten sind wilde Wesen
S. 62 Die erste Geschichte
S. 68 Der Rest der ersten Geschichte
S. 76 Verständnis
S. 84 Wir müssen uns mal unterhalten
S. 90 Grandmas Haus
S. 96 Champ
S. 101 Amerikaner bekommen nicht viel Urlaub
S. 109 Die zweite Geschichte
S. 118 Der Rest der zweiten Geschichte
S. 125 Zerstörung
S. 132 Unsichtbar
S. 137 Eiben
S. 141 Wäre es möglich?
S. 146 Keine Geschichte
S. 152 Ich sehe dich nicht mehr
S. 156 Die dritte Geschichte
S. 163 Strafe
S. 169 Ein Zettel
S. 173 100 Jahre
S. 179 Wozu bist du denn gut?
S. 183 Die vierte Geschichte
S. 194 Der Rest der vierten Geschichte
S. 199 Leben nach dem Tod
S. 207 Ein starkes Band
S. 211 Die Wahrheit