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Schöner denn je
Schöner denn je




Hans-Ulrich Treichel

Suhrkamp
EAN: 9783518429730 (ISBN: 3-518-42973-6)
175 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, Juni, 2021

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Das Unwahrscheinliche war eingetreten. Hélène leibhaftig.“
Rezension
„Schöner denn je“ lautet der Titel des neuen Romans von Hans-Ulrich Treichel (*1952), der von 1995 bis 2018 Professor am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig war. Bekanntheit erlangte der vielfach preisgekrönte Schriftsteller durch seinen in 28 Sprachen übersetzten Bestseller „Der Verlorene“(1998) sowie durch seine anderen Romane wie zum Beispiel „Tristanakkord“(2000), „Menschenflug“(2005), „Grunewaldsee“(2010) oder „Frühe Störung“(2014). In seinem literarischen Werk, wozu auch Gedichte, Erzählungen, Libretti und Essays zählen, zeigt sich der im ostwestfälischen Versmold geborene und aufgewachsene Treichel als feinsinniger Beobachter biographisch gestörter Entwicklungsprozesse. Bei deren Darstellung bedient sich der Schriftsteller gekonnt verschiedener Stilmittel wie Komik, Ironie und des Grotesken. Vielfach stammen seine Protagonisten aus dem bildungsbürgerlichem Milieu. In den Romanen werden sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert, so auch in Treichels neuem Werk.
Ich-Erzähler und Hauptfigur ist Andreas Reiss, der als Fachdidaktiker für französische Sprache und Literatur an einem Institut für Aus- und Weiterbildung im Westberlin der 1980er Jahre tätig ist. In der Großstadt trifft er nach 20 Jahren zufällig seinen ehemaligen Schulkameraden Erik wieder, den er schon damals als „Wettbewerber“ begriff. Erik ist mittlerweile ein anerkannter Filmarchitekt, der in Kontakt mit bekannten Filmstars steht, insbesondere mit der französischen Schauspielerin Hélène Grossmann. Von dieser träumte der Melancholiker Andreas schon als Jugendlicher. Da Erik in die USA muss und an Andreas seine Acht-Zimmer-Wohnung vermietet, Hélène Erik telefonisch sprechen möchte und Andreas den Hörer abhebt, ergibt sich für diesen die einmalige Möglichkeit, die von ihm verehrte Schauspielerin zum Frühstück zu treffen und als Chauffeur zu begleiten. Dabei übernimmt Andreas die Rolle des „Stellvertreter Eriks“. Treichels Buch handelt von Freundschaft, Sehnsucht, Neid, insbesondere von der Unfähigkeit, sich biographisch von einem ehemaligen Mitschüler lösen zu können.
Fazit: Freund:innen der Literatur Hans-Ulrich Treichels wird auch sein neuer - sich durch feinsinnige Dialoge auszeichnender - Roman „Schöner denn je“ wieder gute Unterhaltung mit klugen Einsichten bieten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hans-Ulrich Treichel
Schöner denn je
Roman
Einmal so wie Erik sein! Das hat sich Andreas immer gewünscht und sich von Jugend an um eine Freundschaft mit dem zwar stets höflichen und beneidenswert gelassenen, aber letztlich unnahbaren Erik bemüht. Doch Erik ist nicht nur der Bessere, was die Schulnoten, die Beliebtheit bei den Mädchen oder den Sport betrifft. Auch zwanzig Jahre später, als sie sich in Berlin zufällig begegnen, ist aus Andreas nur ein Romanist in der Lehrerfortbildung geworden, während Erik es als Filmarchitekt in die glamouröse Welt Hollywoods und in die Nähe bekannter Filmstars geschafft hat – zum Beispiel Hélènes, einer weltberühmten Schauspielerin, für die wiederum Andreas sein Leben lang geschwärmt hat. Ohne zu ahnen, dass ausgerechnet diese Hélène von der Leinwand herabsteigt und für einige Tage leibhaftig in sein Leben treten wird. Dank Erik zwar, aber ohne ihn.
Schöner denn je ist ein pointierter, liebevoll lakonischer Roman. Mit unverwechselbar trockenem Humor lässt Hans-Ulrich Treichel seinen sehnsüchtig zaudernden Helden, Andreas Reiss, durch das ummauerte Westberlin streifen – einen Melancholiker, der wenig später das tut, wovon er eben noch behauptet hat, es besser bleiben zu lassen. Und wie bei Tschechows Gewehr kann man sich sicher sein: Am Ende hat alles eine Bedeutung.