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Menschenflug
Menschenflug




Hans-Ulrich Treichel

Suhrkamp
EAN: 9783518417126 (ISBN: 3-518-41712-6)
233 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 20cm, 2005

EUR 17,89
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Er wollte dem Mann, der sich vorstellen konnte, sein Bruder zu sein, auf keinen Fall ein weiteres Mal begegnen. Seinen Bruder gab es nicht. Sein Bruder war das Trauma seiner Eltern und ein Phantasma seiner Kindheit. Sein Bruder gehörte ins Buch, nicht ins Leben.«

Mit Menschenflug nähert sich Hans-Ulrich Treichel erneut dem Thema seines international erfolgreichen Buches Der Verlorene - und erzählt mit souveräner Leichtigkeit von der Last des Vergangenen, von Berlin, der Liebe und dem Himmel über dem Teltowkanal.
Rezension
Ein Mensch zieht Bilanz. Er schaut zurück und fragt sich, warum er so geworden ist, wie er jetzt ist. Der Mensch lebt aus seiner Vergangenheit. Er kann sie nicht abschütteln, denn sie ist ein Teil von ihm. Der Roman "Menschenflug" von Hans-Ulrich Treichel widmet sich der einer solchen Lebensbilanz eines Menschen, der aufgrund einer Krise sein Lebensgebäude im Wanken sieht. Er fragt nach der Heimat seines Vaters und der Identität seines verlorenen Bruders und kommt so ein Stück näher zu sich selbst. Eine nachdenkliche Lektüre, die viele Anregungen bietet, nach der eigenen Identität zu fragen und die Lust am Leben nicht zu verlieren.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Nicht alle Wünsche müssen in Erfüllung gehen. Man kann auch als Akademischer Rat glücklich werden. Eine Zeitlang zumindest. Doch kurz vor seinem zweiundfünfzigsten Geburtstag beginnen Stephan ungewohnte Ängste und Träume umzutreiben, und außerdem ist da immer dieser Schmerz in der Herzgegend. Und war nicht sein Vater mit vierundfünfzig an einem Infarkt gestorben? Stephan entscheidet sich zu einer einjährigen Auszeit vom Familienleben und zieht in eine kleine Steglitzer Wohnung in der Nähe vom Lilienthalpark. Er hat Bilanzbedarf. Und nach Ägypten reisen möchte er endlich auch einmal.
Die Beschäftigung mit sich selbst führt Stephan nicht nur in die ägyptische Wüste, sondern auch in seine Vergangenheit. Und zum erstenmal fragt er nach der Herkunft seines Vaters, der aus dem Osten kam, worunter sich Stephan nie etwas vorstellen konnte. Für ihn war alles Ostpreußen. Oder Pommern. Und was hatte es eigentlich mit dem Sohn auf sich, den seine Eltern während der Flucht zurücklassen mußten und viele Jahre vergeblich gesucht hatten – immerhin Stephans Bruder?
Ein unverhoffter Brief mit dem Aufdruck Kriegsgefangenenpost veranlaßt Stephan, sich auf die Suche nach seinem verlorenen Bruder zu machen. Doch als er ihm endlich gegenüberzustehen glaubt, weiß er, daß er auf eine so reale Konfrontation mit seiner Vergangenheit nicht vorbereitet war.
Mit Menschenflug nähert sich Hans-Ulrich Treichel erneut dem Thema seiner international erfolgreichen Erzählung Der Verlorene – und erzählt mit souveräner Leichtigkeit über die Last des Vergangenen, über Berlin, die Liebe und den Himmel über dem Teltowkanal.

»Was scherte ihn die Vergangenheit? Was ging ihn das Leben seiner Eltern an? Stephan wußte natürlich, daß er sich genausogut hätte fragen können, was ihn eigentlich sein eigenes Leben anging. Und manchmal fragte er sich das auch und versuchte sich die Frage mit einem trotzigen ›So wenig wie möglich‹ zu beantworten. Er hatte sich immer bemüht, sich nicht allzu wichtig zu nehmen. Sich wichtig zu nehmen, war ungesund – und manchmal tat es auch weh.«