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Schnittstelle Körper
Schnittstelle Körper




Markus Metz, Georg Seeßlen

Matthes & Seitz
EAN: 9783957572509 (ISBN: 3-9575725-0-9)
398 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, August, 2018

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie Cyborgs! Über die Welt von morgen, wie sie heute schon ist.

Unter den Bedingungen eines digitalisierten Kapitalismus findet derzeit ein radikaler Umbau des Menschlichen statt, seiner Individualität, seiner Gesellschaftlichkeit, seiner Seele, seiner Kultur.

Markus Metz und Georg Seeßlen legen diesen Umbau bloß und zeigen, wie sich alle Bereiche des Lebens unbemerkt verändern: Geburt, Liebe, Tod, Arbeit, Kommunikation, Gemeinwesen, Politik, Krieg – nichts bleibt unberührt von den unaufhaltsamen Umwälzungen.



"Markus Metz und Georg Seeßlen schicken Leserin und Leser auf den Höhenkamm ihrer Gedanken. Sie sind Meister des Essays."

-Franz Schuh, Die Zeit
Rezension
Smartphone, Selfie, Social Media, Algorithmen, Big Data, Social Bots, autonome Autos, starke KI, Pflegeroboter, Self-Logging, Datenbrille, Industrie 4.0, digitaler Kapitalismus, Bildung 4.0, Gamification, Smart City, Online-Psychotherapie, Transhumanismus, Cyberwar sind in der Öffentlichkeit verbreite Begriffe, welche den gegenwärtigen, globalen Prozess der digitalen Revolution anzeigen. Während „Digitalisten“ eine Digitalisierung aller Lebensbreiche anstreben - Transhumanisten sogar die Transformation des Menschen in eine smarte Maschine -, warnen Kritiker etwa vor einer „Transparenzgesellschaft“(Han), einer „Facebook-Gesellschaft“(Simanowski), einer „digitalen Selbstvermessung“(Selke), dem „Angriff der Algorithmen“(O`Neil), einer „Robokratie“(Wagner), einem „Überwachungskapitalismus“(Zuboff) oder einer „smarten Diktatur“(Welzer).
Wer sich anschaulich über die digitale Transformation unseres Alltags informieren möchte, der greife zu dem im essayistischen Stil verfassten Buch „Schnittstelle Körper“, erschienen bei Matthes & Seitz. Ganz bewusst haben seine Autoren Markus Metz und Georg Seeßlen den doppeldeutigen Titel ihres Werks gewählt. Dieser zeigt zum einen an, dass der menschliche Körper, versehen beispielsweise mit Wearables, als Medium einer Mensch-Maschine-Interaktion fungiert, zum anderen aber auch, dass die zum Teil schleichenden Digitalisierungsprozesse für das menschliche Selbstverständnis als „Einschnitte“ zu begreifen sind. Den Publizisten gelingt es mit ihrem neuen Werk, eine überzeugende und gut verständliche „Kritik der digitalen Alltagsökonomie“(S. 9) vorzulegen. Die Dehistorisierung des Menschen, seine Entfremdungsprozesse, seinen internalisierten Zwang zur Selbstoptimierung, die Atomisierung der Gesellschaft, die gesellschaftliche Widersprüche im „digitalem Neoliberalismus“ bzw. „digitalem Weltkapitalismus“ werden von Metz und Seeßlen präzise aufgedeckt. Damit unterstreichen sie zugleich die Fruchtbarkeit der klassischen Ideologiekritik im 21. Jahrhundert. Bei der Auseinandersetzung mit der digitalen Revolution stützen sich die Autoren primär auf Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträge; zu einer vertieften philosophischen Analyse der Digitalisierung hätte sie noch mehr auf Bücher zur Medienethik und -philosophie zurückgreifen können. Für Ethik- und Lehrkräfte bieten die einzelnen Kapitel ihres großen Essays dennoch zahlreiche Fallbeispiele, die produktiv in einem problemorientierten Unterricht eingesetzt werden können.
Fazit: Das Buch „Schnittstelle Körper“ von Markus Metz und Georg Seeßlen regt zur kritisch-reflexiven Beschäftigung mit der unsere gesamte Lebenswelt durchdringenden digitalen Revolution an. Wie digitaler technischer Fortschritt in sozialen und moralischen Fortschritt zu transfomieren ist, bleibt die große Zukunftsaufgabe unserer Gesellschaft, welche aber nur durch analoges Denken zu bewältigen ist.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Unter den Bedingungen eines digitalisierten Kapitalismus bzw. einer kapitalistischen Digitalisierung findet derzeit ein radikaler Umbau des Menschen, seiner Individualität, seiner Gesellschaftlichkeit, seiner Seele, seiner Kultur statt. Dieser Umbau wird alle Bereiche des Lebens verändern: Geburt, Liebe, Tod, Arbeit, Kommunikation, Gemeinwesen, Politik, Krieg – nichts bleibt unberührt von den unaufhaltsamen Umwälzungen. Markus Metz und Georg Seeßlen haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese fortwährend sich beschleunigenden Veränderungen beschreibend zu begleiten. So führen sie in dieser gleichermaßen faszinierenden und bunten wie erschreckenden Studie durch die Welt der Wearables und Drohnen, der künstlichen Intelligenz und des Internets der Dinge, Big Data und des digitalen Brainwashing namens E-Learning, der Quantifizierung des Sozialen und der Bodyfitness – nicht um Schrecken zu erzeugen oder moralisch den Zeigefinger zu erheben, sondern um ans Licht zu bringen, was sich im Alltäglichen, Selbstverständlichen und Unabänderlichen verbirgt. Denn »nicht, dass sich etwas ändert, ist das Schreckliche, sondern dass sich die Dinge ändern, ohne dass sich zugleich das Bewusstsein ändert«.
Pressestimmen

»[Die Autoren] führen in dieser gleichermaßen faszinierenden wie erschreckenden Studie durch die Welt der Wearables und Drohnen, der künstlichen Intelligenz und des Internets der Dinge, Big Data oder der Quantifizierung des Sozialen – nicht um Schrecken zu erzeugen oder den Zeigefinger zu erheben, sondern um ans Licht zu bringen, was sich im Alltäglichen und Selbstverständlichen verbirgt.«
– Seehas-Magazin
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Vorwort 7
Einleitung 11

Backstory: Was bisher geschah
Kurze Geschichte der Computerisierung des Alltags 31
Kurze Geschichte des Dings und seines Gebrauchs 41
Und eine kurze Geschichte von Körper und Seele 59
Momentaufnahme: I sing the body electric. Die Einführung der Apple Watch 77

Mein wunderbarer Digitalalltag
Mein Kaffeeautomat denkt mit, oder: Wie sich die Küche in einen digitalen Bedeutungsraum verwandelt 81
Die innere Akustik: Der Kopfhörer 87
Die elektronischen Befreiungskontrolle: Die Technologie in der Mode zwischen Fitness und Datenraub 101
Gamification of the World: Die Datenbrille 110
Immer und überall alles: Das Smartphone 117
Die Thermifee, oder die Rücksicht der Seele in die digitalisierte Küche 122
Unterwegs! Digitalisiertes Jogging, Bildschirmshoppen: Hin oder fort vom Körper und seinem Begehren?
Drohnen für alle! Superwaffen und Minispielzeug 146

Kulturtechniken Reloaded
Die Paradoxien der künstlichen Intelligenz 157
Das Internet der Dinge 161
Demokratie digital 172
Self-Quantifying, Digital Health und andere Gesundheitsmaßnahmen 175
Industrie 4.0, oder: Schöne neue Arbeitswelt 192
Der Geldmensch, oder: Onkel Dagobert lebt hier nicht mehr 207
Digital Brainwashing: Vom E-Book zum E-Learning und darüber hinaus 217
Mein nigelnagelneues selbst fahrendes, mit allem verbundenes und mich perfekt unterhaltendes E-Mobil 225
Mein Heim, meine elektronische Festung, mein … was? 234
Maschinensprache: Plaudern Sie mit ihrem Roboter! 242
Wirklichkeit 4.0 254

Das Ding an meinem Körper frisst mich auf: Ein kritischer Abschluss
Der Krieg zwischen Pop, Politik und Technologie 257
Kawaii: Die Kultur der Niedlichkeit als Schnittstelle zwischen digitalem Alltag und künstlicher Intelligenz 265
Das Selfie – und wie es die Welt sah 268
Big Data – Little Helper 274
Big Data als Wiederkehr des Laplaceschen Dämons 286
Annäherungen zwischen Mensch und Maschine: Cyborgs und Social Bots 293
Der kultivierte Cyborg, der unsterbliche Popstar und die lebende Wand des Wallpaper-TV 299
Das absehbare Ende der freien Marktwirtschaft: Transformationen von Macht, Kapitel und Konsum 305
Künstliche Intelligenz und wie sie uns zu Leibe rückt 326
Der Subjektkapitalismus 343
Ein vorläufiges Resümee 353
Wie weiter? Der digitalisierte (Schein-)Körper, der virtuelle Raum und die möglicherweise rettende Kritik 371