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Sansibar ist überall Alfred Andersch: Seine Welt in Texten, Bildern, Dokumenten
Sansibar ist überall
Alfred Andersch: Seine Welt in Texten, Bildern, Dokumenten




Marcel Korolnik, Annette Korolnik-Andersch (Hrsg.)

Edition Text und Kritik
EAN: 9783883779379 (ISBN: 3-88377-937-7)
256 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 22 x 25cm, 2008, zahlreiche farbige Abbildungen

EUR 36,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Biografien sind immer auch Geschichten aus einer bestimmten Zeit. Im Fall von Alfred Andersch hat dessen Leben im "Dritten Reich" und während des Zweiten Weltkriegs in den letzten Jahren zu Debatten geführt. Doch Anderschs Biografie erzählt viel mehr: Sie ist zum Beispiel auch eine Geschichte der europäischen Kunst und Intelligenz der 1950er bis 1970er Jahre. Das Netz der Intellektuellen spann sich weit über Europa und darüber hinaus. In besonderem Maße streckte Alfred Andersch seine Fühler aus, erkundete, förderte und pflegte internationalen Austausch mit Schriftstellern und Künstlern: von Giorgio Bassani, über Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger, Max Frisch, Luigi Nono und Arno Schmidt bis zu Italo Valenti und Emilio Vedova.
Rezension
Alfred Andersch (1914 - 1980) ist ein Klassiker der Nachkriegsliteratur: Besonders sein Roman "Sansibar oder der letzte Grund" aus dem Jahr 1957 (auf den dieser Buchtitel anspielt) ist aus dem Schullektürekanon nicht wegzudenken: 1937 wird in einem Ostseehafen nahe Wismar eine Barlach-Figur (als entartete Kunst) und die Jüdin Judith vor den Nazis von fünf Personen z.T. gegen ihren Willen, z.T. ohne ihr Wissen, in Sicherheit nach Schweden gebracht - ein Roman über verantwortungsvolles Handeln und die kategorische Absage an jede Form von Ideologie. Ein Jahr nachdem Andersch, 18jährig, Organisationsleiter des Kommunistischen Jugendverbandes von Südbayern geworden war, wurde er in das KZ Dachau gebracht. Andersch löste sich von der KPD. 1944 desertierte der gelernte Buchhändler aus der Wehrmacht und geriet in Kriegsgefangenschaft.
Dieser Band wirft frisches Licht auf seine Welt in Texten, Bildern, Dokumenten: Die Textbeiträge werden begleitet von einer einzigartigen Mischung aus bisher unveröffentlichten Dokumenten zu Anderschs Leben, aus Briefen, Fotos und Bildern. Und immer wieder wird seinen eigenen Texten Raum gegeben, um für sich zu sprechen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Biografien sind immer auch Geschichten aus einer bestimmten Zeit. Im Fall von Alfred Andersch hat dessen Leben im "Dritten Reich" und während des Zweiten Weltkriegs in den letzten Jahren zu Debatten geführt. Doch Anderschs Biografie erzählt viel mehr: Sie ist zum Beispiel auch eine Geschichte der europäischen Kunst und Intelligenz der 1950er bis 1970er Jahre. Das Netz der Intellektuellen spann sich weit über Europa und darüber hinaus. In besonderem Maße streckte Alfred Andersch seine Fühler aus, erkundete, förderte und pflegte internationalen Austausch mit Schriftstellern und Künstlern: von Giorgio Bassani, über Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger, Max Frisch, Luigi Nono und Arno Schmidt bis zu Italo Valenti und Emilio Vedova. Die hier vorgenommene fundierte Analyse von Alfred Anderschs Zeit zwischen 1941 und 1943 macht den Weg wieder frei für eine Auseinandersetzung mit seinem Wirken als Kulturvermittler und -förderer und vor allem für eine Wiederbegegnung mit seinem literarischen Werk. Beispielsweise führt Hans Magnus Enzensberger ein fiktives Gespräch über Andersch, Michael Augustin lässt einen Hemingway zurückreisen, Roland Berbig sieht sich zwei Autoren in einem Dorf an, Daniele Scuto, ein junger Schriftsteller, versetzt sich ins Café Rosati im römischen Winter, Arturo Larcati findet Anzeichen einer nicht geschriebenen Oper. Die Textbeiträge werden begleitet von einer einzigartigen Mischung aus bisher unveröffentlichten Dokumenten zu Anderschs Leben, aus Briefen, Fotos und Bildern. Und immer wieder wird seinen eigenen Texten Raum gegeben, um für sich zu sprechen. Unverstellt und unmittelbar stehen uns in diesem Buch Alfred Andersch und seine Welt gegenüber.

Marcel Korolnik
Marcel Korolnik, geboren 1945 in Zürich. Nach der Handelsschule stieg er in die Werbebranche ein. Es folgten Tätigkeiten als Autor und Regisseur. 1976-2002 eigene Werbeagentur in Zürich. Er war Mitglied des Art Directors Club und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Heute Fotograf und Kulturmanager.


Annette Korolnik-Andersch
Annette Korolnik-Andersch, geboren 1950 als Tochter von Alfred und Gisela Andersch. Besuch von Kunstschulen in Basel, Zürich und London. Seit 1971 freie Tätigkeit als Malerin und Objektkünstlerin. Ca. 50 Einzelausstellungen in ganz Europa. Zuletzt zusammen mit ihrem Mann Kuratorin der Wanderausstellung "Golo Mann. Geschichte und Geschichten" (derzeit in Luxemburg, Mersch).
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber 11

Lebens- und Werkdaten 12

Hans Magnus Enzensberger
Flucht vor Deutschland. Ein Dialog 24

Johannes Tuchel
Alfred Andersch im Nationalsozialismus 30

Alfred Andersch
Die Kirschen der Freiheit 42

Michael Augustin
Homecoming. Eine Zettelei in sechsundzwanzig Teilen 48

Harald Siebenmorgen
Alfred Anderschs "Reliquienkreuz" 56

Jan Bürger
Sansibar, sonderbar 58

Riccardo Carazzetti
Natur und Kultur im Onsernonetal 70

Ulrich Suter
Künstler und Intellektuelle, die zwischen 1960 und 1980 im Tessin lebten 80

Roland Berbig
Das Onsernone-Tal zu gewissen Zeiten 84

Peter Uhlmann
»Leggendo Alfred Andersch«. Eine Collage von Italo Valenti 96

Tilmann Lahme
Kreisende Annäherung. Golo Mann und Alfred Andersch 106

Arturo Larcati
Zwischen Wort und Musik 114

Michele Battafarano
Vom Sinn des Erzählens. Andersch über Bassani 128

Daniele Scuto
Das römische Paradies 142

Nikola Herweg
Efraim: Abwertung oder Aufwertung Sansibars 150

Axel Dunker
»Wie sich die Moore mit den Büchern vermischten« 160

Ulrich Suter
Alfred Andersch als Fotograf 172

Jochen Schubert
»Der gute Mensch von Köln« 182

Klaus R.Scherpe
Literarische Militanz gegen den Militarismus 192

Claus-Peter Haase
Alfred Andersch im Ostasiatischen Museum, Berlin-Dahlem 200

Sabina Meier
Russland in der Möglichkeitsform 208

Reinhard Meier
Kurze Korrespondenz über Offenheit im real existierenden Sozialismus 214

Jan Philipp Reemtsma
Kein Mann für Freundschaften 226

Nikola Herweg
Zum Typoskript Der Vater eines Mörders 240

Wolfgang Koeppen
Ein Brief an Alfred Andersch 248