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Religionspädagogik und interreligiöser Dialog
Christlich-islamischer Dialog aus religionspädagogischer Perspektive
Hans-Christoph Goßmann
Reihe: Theologie in pluraler Gesellschaft
Herder Verlag
EAN: 9783534640812 (ISBN: 3-534-64081-0)
405 Seiten, hardcover, 16 x 22cm, Oktober, 2024
EUR 56,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Interreligiöse Dialoge als religiöse Bildungsprozesse
Interreligiöse Dialoge vollziehen sich nicht zwischen Religionen, sondern zwischen Menschen, die in ihren Religionen auf ihre je eigene Art und Weise beheimatet sind. Um diesen Dialogen Wege zu ebnen, bieten Modelle der theologischen Wertung anderer Religionen keine tragfähigen Grundlagen. Es gilt vielmehr zu fragen, wie Dialoge zwischen Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit gestaltet werden können. Dabei erweisen sich die religionspädagogischen Konzeptionen von Karl Ernst Nipkow, Johannes Lähnemann und Stephan Leimgruber als weiterführend. Ein von der Religionspädagogik her gedachter interreligiöser Dialog legt sein Augenmerk auf die Lernprozesse, aus denen Menschen anders herausgehen können, als sie hineingegangen sind – vorausgesetzt, sie sind bereit, sich auf derartige Prozesse einzulassen.
Hans-Christoph Goßmann zeigt, dass interreligiöse Dialoge religiöse Bildungsprozesse sind, die ohne ihre religionspädagogischen Dimensionen nicht verstanden werden können. Dies entfaltet er hinsichtlich des christlich-islamischen Dialogs anhand seiner Praxisfelder sowie seiner theologischen und pädagogischen Dimensionen. Dabei nimmt er Themen in den Blick, die in diesem Dialog zur Sprache gebracht werden – u.a. die Fragen
- der Identität Gottes in Christentum und Islam,
- die der Entsprechung der Inlibration des Wortes Gottes im Qur’an und der Inkarnation des Wortes Gottes in Jesus Christus,
- die der christlichen Anerkennung Muhammads als Propheten und des Qur’ans als Wort Gottes sowie
- der Gemeinsamkeiten von und Unterschiede zwischen christlicher und islamischer Anthropologie.
Goßmann verortet auf dieser Grundlage den christlich-islamischen Dialog im Spannungsfeld von Nähe und Distanz und konturiert ihn als Dimension zwischenmenschlicher Beziehung. In diesem Zusammenhang zeigt er, dass „Respekt“ ein geeigneter Leitbegriff für diesen Dialog ist.
Dr. Hans-Christoph Goßmann, Pastor, Pastoralpsychologe und Gestalttherapeut, ist Privatdozent für Praktische Theologie / Religionspädagogik an der Universität Paderborn.
Rezension
Christlich-islamische Dialoge vollziehen sich nicht zwischen den abstrakten Größen Christentum und Islam, sondern zwischen Menschen, die in diesen Religionen beheimatet sind. Das ist die Grundüberzeugung des Autors. Dieser Band vermittelt spezifisch religionspädagogische Zugänge zum interreligiösen Dialog anhand des christlich-islamischen Dialogs. Die Religionspädagogik hat in Bezug auf nichtchristliche Religionen eine Entwicklung vollzogen, die dazu geführt hat, daß nicht mehr ausschließlich deren Glaubensinhalte untersucht weren, sondern die Lernprozese in Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit: Vom Unterricht über Fremdreligionen zum interreligiösen Lernen. Die vielfältigen Belastungen für einen christlich-islamischen Dialog werden aber nicht verschwiegen (vgl. Kap. 2) ebenso wenig wie die (kontrovers-)theologischen Dimensionen (vgl. Kap. 3). Abschließend werden Elemente einer Pädagogik des interreligiösen Dialog skizziert (Kap. 5).
Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Interreligiöse Dialoge bieten Räume für religiöse Lernprozesse, aus denen Menschen anders herausgehen können, als sie hineingegangen sind - vorausgesetzt, sie sind bereit, sich auf derartige Prozesse einzulassen. Diese Lernprozesse vollziehen sich zwischen Menschen, die in ihren Religionen auf ihre je eigene Art und Weise beheimatet sind, wobei die durch Religion vermittelte Heimat keine unveränderliche Größe darstellt, sondern sich im Laufe eines (Glaubens-)Lebens stetig wandelt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11
Einleitung 13
1 Die Präsenz von Menschen islamischen Glaubens in Deutschland als Thema der Religionspädagogik 23
1.1 Die muslimischen Dialogpartnerinnen und -partner in der deutschen Gesellschaft und ihre Geschichte in diesem Land 23
1.2 Die Inkulturation des Islams als Folge der Integration von Musliminnen und Muslimen 33
1.3 Religionspädagogische Konzeptionen als Reaktionen auf die interreligiöse Situation 38
1.3.1 Karl Ernst Nipkow 38
1.3.2 Johannes Lähnemann 52
1.3.3 Stephan Leimgruber 66
1.4 Interreligiosität — eine religionspädagogische Herausforderung? 78
2 Praxisfelder des christlich-islamischen Dialogs 79
2.1 Die Ebenen des interreligiösen Dialogs 79
2.1.1 Die Ebene der Konvivenz 79
2.1.2 Die Ebene des gemeinsamen Betens 82
2.1.3 Die Ebene theologischer Fachgespräche 106
2.2 Belastungen des Dialogs 110
2.2.1 Belastungen, die das Zustandekommen dialogischer Begegnungen verhindern 111
2.2.2 Belastungen, die in der Praxis dialogischer Begegnungen auftreten 141
3 Theologische Dimensionen des christlich-islamischen Dialogs 149
3.1 Die jeweilige Theologie als Bezugsrahmen der religiösen Identität der Dialogpartnerinnen und -partner 151
3.2 Christlich-theologische Begründungen des Dialogs 156
3.2.1 Dialog als Konsequenz der Offenbarung Gottes 156
3.2.2 Dialog als Konsequenz der Trinität 157
3.3 Christlich-theologische Voraussetzungen für den christlich-islamischen Dialog 161
3.3.1 Biblische Aussagen und christlich-islamischer Dialog 162
3.3.2 Mission versus Dialog? 175
3.4 Themen des christlich-islamischen Dialogs: Gemeinsamkeiten von und Unterschiede zwischen den religiösen Systemen Christentum und Islam 193
3.4.1 Identität Gottes 195
3.4.2 Gottes Offenbarung in seinem Wort 212
3.4.3 Die Frage der Entsprechung der Inlibration des Wortes Gottes im Qur'an und der Inkarnation des Wortes Gottes in Jesus Christus 215
3.4.4 Die Frage der christlichen Anerkennung Muhammads als Propheten und des Qur'ans als Wort Gottes 222
3.4.5 Theologische Anthropologie 233
3.4.6 Biblische Gestalten, die auch im Qur'an vorkommen — exemplarisch dargestellt anhand von Noah/Nuh 242
3.4.7 Der Altersbeweis 248
3.5 Der christlich-islamische Dialog im Rahmen der Beziehungen zwischen den drei Religionen Judentum, Christentum und Islam 253
3.5.1 Der Glaube, auf der abschließenden Offenbarung Gottes zu basieren und die daraus resultierende Sicht der beiden anderen „abrahamitischen Religionen" 254
3.5.2 Christlich-jüdischer Dialog im Verhältnis zum (sonstigen) interreligiösen Dialog 263
3.6 Die Frage tragfähiger theologischer Grundlagen des interreligiösen Dialogs 273
3.6.1 Die Verhältnisbestimmung von Religionen zueinander 273
3.6.2 Die Alternative: Interreligiöser Dialog als Begegnung von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit 289
4 Dialog im Spannungsfeld von Distanz und Nähe 301
4.1 Differenz als innerer und äußerer Grund des Dialogs 301
4.2 „Respekt" als Leitbegriff im Dialog 308
4.3 Interreligiöser Dialog als Dimension zwischenmenschlicher Begegnung 313
5 Elemente einer Pädagogik des interreligiösen Dialogs 319
5.1 Christlich-islamischer Dialog als Ort von Bildung 319
5.1.1 Die identitätsstiftende Funktion des christlich-islamischen Dialogs 322
5.1.2 Die friedensstiftende Funktion des christlich-islamischen Dialogs 340
5.2 Dialogfähigkeit als Teil der Allgemeinbildung 342
5.2.1 Dialogfähigkeit 343
5.2.2 Hans Werner Heymanns Verständnis von Allgemeinbildung 344
5.3 Interreligiöser Dialog als Ort religiösen Lernens 360
6 Religionspädagogisches Resümee 367
Literaturverzeichnis 369
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