lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Religionskritik heute
Religionskritik heute




Gregor Maria Hoff

Reihe: topos taschenbücher


Pustet
EAN: 9783836705233 (ISBN: 3-8367-0523-0)
157 Seiten, kartoniert, 12 x 18cm, Januar, 2010

EUR 9,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die traditionelle Regliongskritik u. a. verbunden mit Namen wie Feuerbach, Marx, Nietzsche und Freud, provoziert die Theologie zur Konzentration auf die Rede vom unbegreiflichen Gott. Hoff thematisiert heutige Ansätze sowie die klassischen Anfragen wie Projektionsvorwurf und Theodizee. Sein eigentliches Interesse aber gilt der "pragmatischen Verschiebung der Religionskritik", wie sie gegenwärtig zu beobachten ist. Mit Kenntnis und Sensibilität sucht Hoff Werbung, Politik, Literatur usw. auf Muster gleichgültiger Distantzierung ab, mit der der Zeitgeist auf vermeintlich Überlebtes - den Glauben - reagiert.
Rezension
Bei diesem Buch handelt es sich um die Neuauflauge des bereits 2004 erschienenen Werks des Salzburger Theologen Gregor Maria Hoff. Leider blieb diese Neuauflage unverändert, was zu einigen eigentümlich klingenden Sätzen führte, wenn beispielsweise aus der Feder eines Katholiken die Rede von Kardinal Ratzinger ist... Doch diese Randnotiz soll den Wert dieses Buches nicht trüben: Hoff gelang eine gut zu lesende, weil flüssig geschriebene Übersicht zu modernen Ansätzen der Religionskritik, gleichwohl bleibt auf 157 Seiten lediglich Raum für einen knappen Überblick. Hoff selbst nennt es demgemäß als Aufgabe des Buches: "die kritischen Stellen aufzudecken, ihr Fragepotenzial zu entwickeln und Antworten zumindest zu skizzieren, die es verantwortet erlauben, nach wie vor im Glauben zu bleiben" (S. 137).

Das Buch ist zweigeteilt: Zunächst steckt Hoff den theoeretischen Rahmen zum Begriff "Religionskritik" ab (Kap.1-5), danach kommt er auf Beispiele heutiger "Religionskritik zu sprechen (Kap.6-7). Im ersten Kapitel geht es um eben jenen Begriff: Was meint "Religionskritik"? Welche Ansätze sind zu verzeichnen? Inwiefern kann sieFrüchte tragen für einen aufgeklärten christlichen Glauben? Die Kapitel 2 und 3 beinhalten eine allgemein gehaltene Wesensbestimmung der "heutigen" Religionskritik sowie Konkretionen an kleinen Beispielen. Das vierte Kapitel widmet sich der Sprachlosigkeit unserer gesellschaftlichen Kultur beim Thema "Gott" sowie den Verkürzungen und Parodien biblischer Motive und religiös-christlicher Symbole bzw. Ideen in der modernen Literatur, die Christentum als ein anachronistisches Etwas betrachte. Im fünften Kapitel geht es schließlich um die Theodizee-Problematik.
Den Höhepunkt des Buches bilden die beiden folgenden Kapitel, in denen einzelne religionskritische Ansätzeund Reaktionen darauf vorgestellt werden - auf dem Hintergrund des in Kapitel 1 und 2 theoretisch skizzierten Begriffs der Religionskritik, den Hoff in einem weiten Sinne gebraucht. Um an dieser Stelle nur wenige Beispiele zu nennen: Hoff kommt auf Günther Weber zu sprechen, einem Christ, der sich mit traditionellen Kritikpunkten an Kirche und Religion (Verhältnis Glaube/Wissenschaft, Wirksamkeit Gottes in der Geschichte und der Gegenwart, Schuld der Kirche, ...) auseinandersetzt und von Hoff als oberflächlich und "letztlich nicht kritisch genug" (S. 83) entlarvt wird. Auch Franz Buggles Ansatz wird von Hoff aufgegriffen: Der Atheist Buggle beschreibt das Christentum als sadistisch-gewalttätige Religion, die eine verhängnisvolle, weil desaströse Geschichtehabe. Hoff kritisiert hier die einseitige Interpretation Buggles, sieht aber zugleich auch den kirchlichen Aufklärungsbedarf. Die Kritik Herbert Schnädelbachs am Christentum, das nichts anderes als ein Fluch auf der menschlichen Zivilisation sei, weil sie auf "Geburtsfehlern basierend zwangsläufig zu Hass, Gewalt und Intoleranz führe, wird von Hoff mit einer knappen, aber treffenden Replik zurückgewiesen. Schließlich sei noch Hoffs Besprechung der pluralistischen Religionstheorie wenigstens erwähnt: Gegen deren Kritik am Absolutheitsanspruch des Christentums - respektive von Religionen schlechthin - stellt Hoff berechtigterweise die Frage nach dem zutreffenden Verständnis von "Absolutheit" (vgl. nur S. 129f).
Ein Resümee, eine Erläuterung zum Stichwort "Religionskritik" sowie Glossar und Literaturhinweise runden dieses anfangs etwas sperrige, im Verlauf aber durchweg gelungene Werk ab.

Holger Zeigan (lehrerbibliothek.de)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

1. Was ist Religionskritik? Biblisch-historische Hinführung
Religionskritik
Biblische Vorgaben
Religionskritische Leitlinien

2. Die neue Brisanz eines alten Themas
Schwierigkeiten mit dem Thema "Religion"
Zur Gegenwart von Religionskritik und Christentumsopposition
Die Verlagerung des religionskritischen Impulses: Vom theoretischen Streit zur gelebten Distanzierung

3. Gegenwärtige Konstellationen
Religion in postmodernen Zeiten
Werbung als religionskritisches Muster
Gesellschaftsploitische Dimensionen der Religionskritik

4. Eine Art Wasserstandsmeldung: Modelle literarischer Religionskritik
Der kulturelle Horizont
Literarische Modelle (Michael Köhlmeier, Jose Saramago, Michel Houellebecq)
Der kritische Impuls moderner Literatur: Ein Fazit

5.Erkenntnistheoretische Motive
Theoretisches Spektrum
Neuere theoretische Einwände: Gott in den Genen - Gott im Gehirn?
Das Kernstück: Die Theodizeefrage

6. Kulturtheoretische Christentumskritiken
Fundamentalistische Abrechnungen: Streitschriften (Günter Weber, Burkhard Müller, Franz Buggle)
Kulturtheoretische Variationen (Peter Sloterdijk, Manfred Schneider, Herbert Schnädelbach)

7. Theologische Religionskritik
Ein altes Formular theologischer Religionskritik: Einspruch gegen den "verwechselbaren Gott"
Theologischer Ernstfall: Die religionskritische Perspektive der Pluralistischen Religionstheologie

Resümee: Apologetische Theologie?

Stichwort: Religionskritik

Anmerkungen
Kleines Wörterbuch
Weiterführende Werke
Personenregister
Sachregister