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Radikalisierung durch Verschwörungstheorien Zum Umgang mit einem demokratiegefährdenden Phänomen
Radikalisierung durch Verschwörungstheorien
Zum Umgang mit einem demokratiegefährdenden Phänomen




Astrid Seville (Hrsg.)

Reihe: Sir Peter Ustinov Institut


Wochenschau Verlag
EAN: 9783734416699 (ISBN: 3-7344-1669-8)
174 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Oktober, 2024

EUR 26,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Zusammenwirken von Populismus und Verschwörungstheorien stellt die Demokratie vor große Herausforderungen. Der Band fragt, was Verschwörungstheorien ausmacht, wie sie zu politischer Radikalisierung beitragen und was man dem entgegen setzen kann.

Kriege, Extremismus, soziale und ökonomische Herausforderungen setzen liberale Gesellschaften und Demokratien unter Druck. Es ist ein autoritärer, nationalistischer Populismus zu beobachten, der sich zum Repräsentanten des „Volkswillens“ gegen sogenannte „Eliten“ erhebt und dabei auf Verschwörungstheorien zurückgreift. Populisten setzen in ihrem Kampf gegen „Eliten“ „alternative Wahrheiten“ ein, um mit ihren Erzählungen Misstrauen zu fördern. Was macht Verschwörungstheorien so attraktiv und erfolgreich? Was lässt sich ihnen entgegensetzen? Dieser Band versammelt Zugänge verschiedener Disziplinen, um diesen Frage nachzugehen.
Rezension
Verschwörungstheorien stehen in engen Zusammenhang mit Populismus, Demokratie- und Wissenschaftsfeindlichkeit und politischem Extremismus. Als Verschwörungstheorie bezeichnet man stereotype Vermutungen, hinter verschiedensten Erscheinungen steckten Verschwörungen; ein Ereignis, ein Zustand oder eine Entwicklung wird also durch eine Verschwörung zu erklären versucht. Nicht selten setzen Verschwörungstheorien apokalyptische Vorstellungswelten, schwarz-weiß Freund-Feind-Denken, Sündenbocksuche zum Ablenken von eigenen Fehlern, Reduktion von Komplexität und Selbst-Immunisierung voraus. Dieses Buch beschreibt, was Verschwörungsdenken ausmacht, was Verschwörungsdenken von wissenschaftlichen, begründeten Theorien unterscheidet, erläutert seine Attraktivität, wie Verschwörungsdenken zu politischer Radikalisierung beiträgt und was man dem entgegen setzen kann.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
herausgegeben von Astrid Séville
unter Mitarbeit von:

Markus Brunner ist wissenschaftlicher Leiter des Psychologie-Master-Schwerpunktes „Sozialpsychologie“ an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien und Co-Leiter des FWF-Projektes „Connecting the Dots: Rekonstruktion der sozialen Produktion verdächtigen(den) Wissens“. Seine zahlreichen Publikationen liegen im Bereich der psychoanalytisch orientierten Sozialpsychologie, mit einem besonderen Fokus auf die Attraktivität autoritärer Ideologien und Bewegungen und die Gefühlserbschaften des Nationalsozialismus.

Michael Butter ist Professor für Amerikanische Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen und ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Er ist der Autor von „Nichts ist, wie es scheint“: Über Verschwörungstheorien (2018), das in mehrere Sprachen übersetzt wurde, und Mitherausgeber des Routledge Handbook of Conspiracy Theories (2020) und des Bandes Covid Conspiracy Theories in Global Perspective (2023). Er leitet das vom Europäischen Forschungsrat geförderte Projekt „PACT: Populism and Conspiracy Theory“ und ist PI des CHANSE-Projekts „REDACT: Researching Europe, Digitilisation and Conspiracy Theories“.

Michelle Deutsch ist Politik- und Verwaltungswissenschaftlerin. Zuletzt leitete sie im Progressiven Zentrum unter anderem das Projekt Kollekt zu antidemokratischen Einstellungen und Einsamkeit bei Jugendlichen.

Maria do Mar Castro Varela ist Professorin für Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin. 2023 erhielt sie ein Thomas Mann Stipendium. Sie war u.a. Sir Peter Ustinov Gastprofessorin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, Senior Fellow am Institut für die Wissenschaft des Menschen (IWM) Wien und Research Fellow am Institut for Humanities and International Law in Melbourne (Australien), der Universität Busan (Südkorea) wie auch am Research Center for Women’s Studies (RCWS) der University Mumbai. Sie ist Gründerin und Mitglied des bildungsLab* (bildungslab.net) und Vorsitzende des Berliner Instituts für kontrapunktische Gesellschaftsanalysen. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte umfassen Fragen der Ethik, des Protests, der Emanzipation und Wissensproduktion.

Paulina Fröhlich ist stellvertretende Geschäftsführerin und verantwortet den Schwerpunkt „Resiliente Demokratie“ des Think Tanks Das Progressive Zentrum. Nach dem Studium der Geographie, Islamwissenschaft und des Wassermanagements, gründete sie die Initiative Kleiner Fünf mit, welche Menschen darin unterstützt, mithilfe „radikaler Höflichkeit“ gegen Rechtspopulismus aktiv zu werden.

Florian Knasmüller ist Doktorand an der Sigmund Freud PrivatUniversität (Wien) und als wissenschaftlicher Mitarbeiter im FWF-Projekt „Connecting the Dots: Rekonstruktion der sozialen Produktion verdächtigen(den) Wissens“ beschäftigt. Er forscht zu Verschwörungsdenken, Rechtspopulismus und Autoritarismus.

Nils C. Kumkar ist promovierter Soziologe und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am SOCIUM der Universität Bremen. Er forscht vor allem zu sozialer Ungleichheit, politischem Protest und Kritik. Zurzeit leitet er das Bremer Teilprojekt des internationalen Forschungsprojekts „Connecting the Dots: Reconstructing the Social Production of Suspicious Knowledge“. Neben diversen wissenschaftlichen Veröffentlichungen schreibt er u. a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Sein Buch Alternative Fakten: zur Praxis der kommunikativen Erkenntnisverweigerung erschien 2022 in der edition Suhrkamp.

Helena Mihaljević ist promovierte Mathematikerin und Professorin für Data Science an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sie forscht insbesondere in interdisziplinären Projekten mit Schnittstellen zu Daten und lernenden Algorithmen, u.a. zu algorithmischer Erkennung und Analyse von Verschwörungstheorien und antisemitischer Hassrede. Ihr methodischer Ansatz umfasst die Entwicklung von Modellen unter Verwendung des Machine und Deep Learnings und des Natural Language Processings, sowie Evaluationen von Modellen und Technologien, die auf sog. KI-Algorithmen basieren.

Ulrike Schiesser ist Psychologin und Psychotherapeutin (Systemische Familientherapie) und Geschäftsführerin der Bundesstelle für Sektenfragen in Wien. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Missbrauch von Spiritualität und Religion, problematische Gruppendynamiken und vereinnahmende Systeme, Konflikte im Bereich Weltanschauungen, Esoterik und Verschwörungstheorien. 2021 erschien im Springer-Verlag das mit Co-Autor Holm Hümmler verfasste Buch „Fakt und Vorurteil: Kommunikation mit Esoterikern, Fanatikern und Verschwörungsgläubigen

Clara Schliessler, M.Sc., ist Psychotherapeutin in Ausbildung (Tiefenpsychologie und Psychoanalyse) und arbeitet derzeit als Psychologin in einer Klinik. Zudem ist sie Gastwissenschaftlerin im Bereich psychoanalytischer Sozialpsychologie am Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung der Universität Leipzig sowie Mitherausgeberin der Zeitschrift Freie Assoziation.

Astrid Séville ist Professorin für Politikwissenschaft, insbesondere für Politische Theorie, an der Leuphana Universität Lüneburg. Zuvor war sie Vertretungsprofessorin für Politische Philosophie und Theorie an der Technischen Universität München und Sir Peter Ustinov Gastprofessorin an der Universität Wien. Sie promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu ihren jüngsten Publikationen, gemeinsam mit Julian Müller, zählt „Politische Redeweisen. Ein Essay“.

Hannes Swoboda ist Vorstandsvorsitzender des Sir Peter Ustinov Instituts zur Erforschung und Bekämpfung von Vorurteilen und Präsident des International Institute for Peace. Von 1996 bis 2014 war er Mitglied des Europäischen Parlament und Zwischen 2012 und 2014 Fraktionsvorsitzender der SPE.

Elke Ziegler, geboren 1974 in Villach, leitet im ORF die Abteilung Aktuelle Wissenschaft Radio und Online. Seit 2002 arbeitet sie als Wissenschaftsjournalistin, u.a. bei Der Standard und Profil. 2021 erhielt sie den Robert-Hochner-Preis, 2022 den Staatspreis für Wissenschaftspublizistik.
Inhaltsverzeichnis
Hannes Swoboda
Vorwort 7

Astrid Séville
Auf der Suche nach Zurechenbarkeit. Verschwörungstheorien als Phänomen – eine Einführung 9

Nils Kumkar
Verschwörungstheorien als Gegenstand sozialwissenschaftlicher Erkenntnis 23

Interview mit Michael Butter
Merkmale und Funktionsweise von Verschwörungstheorien 36

Clara Schliessler
Alles eins? Zum Verhältnis von Autoritarismus, Verschwörungsmentalität und Esoterik 47

Paulina Fröhlich, Michelle Deutsch
Die demokratische Relevanz von Einsamkeitserfahrungen Jugendlicher in Deutschland 77

Markus Brunner, Florian Knasmüller
Sozialpsychologische Betrachtungen von Protest und Radikalisierung in Corona-Zeiten 89

Interview mit Ulrike Schiesser
Verschwörungsglaube verstehen. Einblicke aus der Beratungspraxis 112

Maria do Mar Castro Varela
Gibt es ein Recht auf Desinformation? Hassreden und Staatsphobie in soziale Medien 120

Helena Mihaljević
Digitale Verschwörungsmythen algorithmisch erkennen 142

Elke Ziegler
Wissenschaftskommunikation in der Krise. Binnenansichten einer Wissenschaftsjournalistin in Österreich 160

Autor/innen 171