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Psychotherapie und Neurobiologie Neurowissenschaftliche Erkenntnisse für die psychotherapeutische Praxis
Psychotherapie und Neurobiologie
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse für die psychotherapeutische Praxis




Jürgen Brunner

Kohlhammer
EAN: 9783170299696 (ISBN: 3-17-029969-7)
201 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, März, 2017

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die neurobiologische Forschung beschäftigt sich aktuell mit den Auswirkungen von biographischen Erfahrungen auf das Gehirn. Die komplexe Interaktion von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen wird intensiv untersucht. Frühe Bindungserfahrungen, aber auch Vernachlässigung und Traumatisierungen hinterlassen molekulare Spuren und verändern nachhaltig die Genregulation. Eine Brücke zwischen Biographie und Biologie schlägt die moderne Epigenetik, die eine prominente Stellung im Buch einnimmt. Im Fokus steht der Ertrag neurowissenschaftlicher Erkenntnisse für die psychotherapeutische Praxis. Die häufige Überinterpretation von Bildgebungsstudien, der verbreitete neurobiologische Reduktionismus und mögliche Gefahren des neurobiologischen Paradigmas für die Psychotherapie werden offen diskutiert.
Rezension
Die anfangs große Begeisterung für die Neurobiologie ist aktuell merklich abgekühlt. Viele Forscher auf diesem Gebiet sehen ihre anfangs überoptimistisch veröffentlichten Studien 10 Jahre später als weniger realisierbar an. Trotz alledem gibt es einen stetigen Zuwachs an Erkenntnissen. Zu nennen wären hier vor allem die Bereiche der Epigenetik belastender Lebensereignisse (early life stress events) oder der Bindung und Mentalisierung in der frühen Kindheit. Das Buch von Jürgen Brunner befasst sich auf dezidierte und differenzierte Weise mit den wichtigsten Diskussionen und Befunden rund um die Thematik und ihre Bedeutung für die Psychotherapie. Aktuelle Forschungsdaten werden mit Theorien der Psychotherapie in Verbindung gesetzt und auf ihre Relevanz hinterfragt. Dialektisch werden die Vor- aber auch die Nachteile neurobiologischer Forschung für die therapeutische Praxis aufgezeigt. Die behandelten Schwerpunkte der Störungsbilder sind Depression, Angst und Traumata.

Frank Düring, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort 7
Vorwort 9
1 Gegenseitige Annäherung von Psychotherapie und Neurobiologie 11
1 1 Freuds Zukunftsvision einer neurobiologisch fundierten Psychotherapie 11
1 2 Das spannungsreiche Verhältnis von Psychotherapie und Neurobiologie 12
1 3 Die moderne Epigenetik: Brücke zwischen Genetik und Umwelteinflüssen 15
1 4 Möglicher Nutzen der Neurobiologie für die Psychotherapie 17
1 5 Nachteile und Risiken des neurobiologischen Paradigmas für die Psychotherapie 19
1 6 Auf dem Weg zu einer Encephalotherapie? 22
1 7 Welche Erkenntnisse der Neurobiologie sind für die Psychotherapie besonders relevant? 27
2 Gen-Umwelt-Interaktion: die komplexe Interaktion zwischen genetischen Faktoren und biographischen Einflüssen 30
2 1 Umweltfaktoren beeinflussen das Depressionsrisiko stärker als die Genetik 30
2 2 Dysregulation der neuroendokrinen Stressachse nach Traumatisierung in der Kindheit 34
2 3 Nicht Gene oder Umwelt, sondern Gen-Umwelt-Interaktion 40
2 4 Ein Meilenstein zur Gen-Umwelt-Interaktion: Genetische Varianten des Serotonintransportergens beeinflussen die Verarbeitung von belastenden Lebensereignissen 47
2 5 Weitere genetische Risiko- und Resilienzfaktoren interagieren mit Kindheitstraumata 52
2 6 Fazit für die Praxis 56
3 Epigenetik: Frühkindliche Erfahrungen beeinflussen die Genregulation 57
3 1 Frühkindliche Belastungen hinterlassen psychobiologische Narben 57
3 2 Epigenetik: Bindeglied zwischen Biologie und Biographie 59
3 3 Traumata in der Kindheit verändern die Genregulation über
epigenetische Mechanismen 65
3 4 Fazit für die Praxis 84
4 Bindung, Mentalisierung und Neurobiologie 86
4 1 Die basale Bedeutung von Bindung und Mentalisierung für die psychische Entwicklung 86
4 2 Biologie des Elternverhaltens und transgenerationale Weitergabe von Bindungsstilen 102
4 3 Regulation der Bindung durch Oxytocin und Arginin-Vasopressin 114
4 4 Biologische Grundlagen von Monogamie, Eltern-Kind-Bindung und Liebe 121
4 5 Fazit für die Praxis 125
5 Netzwerkmodelle und Psychotherapie-Effekte 126
5 1 Methodenkritische Einwände gegen Bildgebungsstudien 126
5 2 Netzwerkmodelle aus Bildgebungsstudien bei der Depression 135
5 3 Spekulative Wirkmechanismen von Psychotherapie und
Psychopharmakotherapie nach dem Netzwerkmodell der Depression 141
5 4 Das neuronale Angstnetzwerk 144
5 5 Neurobiologische Effekte von Psychotherapie bei Angststörungen 145
5 6 Das Netzwerkmodell der posttraumatischen Belastungsstörung 148
5 7 Konsequenzen aus dem neurobiologischen Modell für die Trauma-Therapie 153
5 8 Fazit für die Praxis 156
6 Konsequenzen für die psychotherapeutische Praxis 158
6 1 Nachbeelternde Grundhaltung des Therapeuten bei Patienten mit Bindungs- und Mentalisierungsdefiziten 158
6 2 Komplementäre (motivorientierte) Beziehungsgestaltung 162
6 3 Ressourcenorientierung 168
6 4 Problemaktualisierung mit Bewältigungserfahrungen und Problemlösung verbinden 172
6 5 Vorbeugen ist besser als heilen 177
7 Literatur 180
8 Register 197