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Prozeduren sozialen Verhaltens
Wie unbewußte Regeln unsere Beziehungen gestalten - und behindern
Hilka Otte
Junfermannsche Verlagsbuchhandlung GmbH & Co. KG
EAN: 9783873876101 (ISBN: 3-87387-610-8)
168 Seiten, paperback, 17 x 24cm, August, 2005
EUR 16,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wann muß ich mich entschuldigen? Wie führe ich ein Gespräch? Auf welche Weise vermeide ich es, um etwas zu bitten oder "nein" zu sagen? Welche "Geschichten" erzähle ich unbewußt durch mein Verhalten? Um solche "Bausteine" unserer Beziehungen zu anderen und zu uns selbst geht es in diesem Buch. Es handelt von den unausgesprochenen Regeln (Basis-Prozeduren) über den Umgang mit Menschen in unserer Lebenswelt und von der individuellen Art, wie wir diese Regeln persönlich einfärben und anwenden und auch verdrehen oder vermeiden, weil sie uns zuwider sind, uns Angst machen oder weil wir sie nicht gelernt haben.
Die Autorin stellt die neuen Ergebnisse der Bindungs-, Beziehungs- und Gedächtnisforschung unter dem Gesichtspunkt des prozeduralen Lernens in unangestrengter Weise dar und verknüpft diese locker mit anderen Wissensgebieten, z.B. mit der Erzähltheorie, der Biographieforschung und v.a. mit der praktischen Psychotherapie. Sie vertritt einen integrativen, interaktionellen Ansatz, wie er sich heute sowohl in der Verhaltenstherapie als auch in den tiefenpsychologischen Richtungen findet und gewinnt dabei einen neuen, frischen Blick auf das Geschehen in der Psychotherapie.
Dr. Hilka Otte studierte Psychologie in Hamburg und London. Nach Tätigkeit im BM für Bildung und Wissenschaft wechselte sie zur Medizinischen Hochschule Hannover, wo sie 11 Jahre lang im Bereich psychosomatischer Forschung, Lehre und Therapie tätig war. Ausbildung in Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierter Therapie, Gruppentherapie und Integrativer Therapie. Seit 1987 ist sie als Psychotherapeutin, Lehrtherapeutin (FPI/EAG) und Supervisorin in freier Praxis tätig.
Rezension
Wir Menschen leben in Beziehungen. Diese können positiv gestaltet oder durch fehlerhaftes Verhalten gestört werden. Die erlernten Verhaltensprozeduren wurden mit der Zeit verinnerlicht. Das vorliegende Buch von Hilka Otte geht diesen "Prozeduren sozialen Verhaltens" auf die Spur. Es wendet sich vor allem an Menschen, die ihre alltäglichen Beziehungen transparenter gestalten und die das eigene Kommunikationverhalten verbessern wollen. Dabei geht es vor allem darum, Störungen im Umgang miteinander besser zu verstehen und gegebenenfalls aufzulösen oder zu verändern. Anschaulich beschreibt die Autorin das menschliche Umgangswissen an vielen Episoden und macht so beispielhaft deutlich, wie unsere oft selbstverständlichen sozialen Grundfertigkeiten (Prozeduren des sozialen Verhaltens) auch unser Selbstbild prägen. Eine lohnende Hilfe mit vielen Anregungen, um sich selbst und den Umgang mit anderen Menschen zu reflektieren.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
I Die Grundlagen von Beziehungen 15
1.1 Empathisches und szenisches Verstehen 15
1.2 Soziale Prozeduren: eine Definition 19
1.3 Die Entwicklung sozialer Prozeduren im Lebenslauf 20
Wie wir Gefühle und Beziehungs-Prozeduren lernen 20
Wie Bindungssicherheit und Kohärenzgefühl entstehen 22
Der „Andere", unser ständiger Begleiter 25
Stichworte zur Sozialisation 26
1.4 Gedächtnis 28
Implizit und explizit 28
Emotionale Prägungen 29
Prozedurales Können: Wiedererkennen, Fertigkeiten und Gewohnheiten 30
Explizites Wissen und narratives Erinnern 32
II Verhaltensprozeduren und Seinsprozeduren (soziale Mega-Prozeduren) 35
II. 1 Rollen und Szenen: auf der Bühne unserer Lebenswelt 36
11.2 Narrationen und Metaphern: die großen und kleinen Geschichten 38
Narrationen 38
Metaphern 42
11.3 Festgefahrene Narrationen (kommentierte Einzel-Beispiele) 44
„Anlocken, vergifien, abstoßen ": Mini-Drama am Familien-Esstisch 44
Tabu 45
Eine überlegene Haltung bewahren!! 45
Käfighaltung 46
„Übergriff.!" 46
Beschützer der Bedrückten 47
III Typische Narrationen aus dem „Gerechtigkeits-Komplex" 49
III. 1 Verletzte Gerechtigkeit 49
III.2 Angeklagten- und Rechtfertigungs-Narrationen 51
Wer sich trennt, ist schuldig 51
Krank werden als letzte Rechtfertigung 52
Vermischung von Selbstbeschuldigung und Rechtfertigung 53
III3 Opfer-, Ankläger- oder Rächer-Narrationen 54
Chronisches Anklagen, passiv und aktiv 54
Das posttraumatische Verbitterungssyndrom 55
Festgefahrene Rachegefühle 56
III4 Unvollständige Gerichtsverhandlungen 58
Auf der Suche nach dem zuständigen Gericht 58
Der Verteidiger fehlt 59
IV Narrationen mit fixierter Zeitperspektive: Vergangenheit oder Zukunft 61
IV. 1 Zukunftsprojektionen: „Wenn ich erst mal " 61
„ Wenn ich erstmal die bin, die ich sein will!" 61
„Ich muss noch mal in die Entwicklungsabteilung" 62
IV.2 Vergangenheits-Fixierungen 63
Wiederherstellung der heilen Welt 63
Die verpasste Gelegenheit, die unwiederbringlich dahin ist 63
V Gesprächs- und Erzählformen und ihre Störungen 65
V.1 Die Gesprächssituation 65
V.2 Gespräche, gelungene und misslungene 67
V.3 Stimmiges Erzählen 68
V.4 Leere und serielle Geschichten 69
V.5 Verarmte, eindimensionale Erzählungen 70
V.6 Alexithymie: Gefühle nicht benennen können 71
VI Interaktive Basis-Prozeduren - wie sie funktionieren (oder auch nicht) 73
VI. 1 Grundsätzliches 73
VI.2 Die Basis-Prozeduren Ja und Nein 77
VI.3 Das Alltags-Ja und seine Trübungen 79
Ja als Verhaltensprozedur 79
Trübungen des Ja 79
VI.4 Das schwierige Nein 82
Trübungen des Nein 82
Warum es oft so schwer fällt, nein zu sagen 83
VI.5 Das unentbehrliche „Stopp, so nicht!" 86
Warum wir zu selten stopp sagen 86
VI.6 Bitten können - oder auch nicht 92
Was uns hindert, zu bitten 93
Was wir stattdessen tun 94
VI.7 Die Kunst des Dankens 98
Knigge alsprozeduraler Lehrmeister 98
Wie Danken verunglückt oder umgangen wird 100
VI.8 „Aua, es tut mir weh!" - Schmerzlaute, ihr Sinn und ihr Nutzen 102
VI.9 Sich entschuldigen und anderen verzeihen — oder auch nicht 105
Der Sinn von Entschuldigungsprozeduren 105
Prozeduren, mit denen Entschuldigungen umgangen oder getrübt werden 106
Das Verzeihen und seine Schwierigkeiten 109
VII Andere ausgewählte „situative" Prozeduren 113
VII. 1 Flirten und werben 114
Flirten 114
Werben 115
VII.2 Trost annehmen und trösten 116
VII.3 „Wie geht es dir?" (die „Parzival-Prozedur") 119
VII.4 SmallTalk 121
VII.5 Oberhand-Strategien 122
VII.6 Indirekte Formate („Trojanische Pferde") 124
VIII Konflikt /Ambivalenz / Entscheidung 127
VIII. 1 Konflikte verstehen — oder vernebeln 127
Die Struktur äußerer Konflikte (Ich so — Du so) 127
Die Struktur innerer Konflikte (Einerseits — Andererseits) 129
Pseudo-Lö'sungen 130
VIII.2 Entscheidungsprozeduren 133
Ambivalenz und Entscheidung 133
Verzicht 134
IX Paradoxe und andere bemerkenswerte Beziehungs-, Sprach- und Denkmuster 137
IX. 1 Inhalts-und Beziehungsebene der Verständigung (und ihre Diskrepanzen) . 137
IX.2 Doppelbindungen: Labyrinthe ohne Ausweg 142
IX.3 „Sei-spontan!"-Paradoxien 145
X Therapeutische Aspekte: zum prozeduralen Aspekt in der Psychotherapie 149
Anmerkungen 154
Literatur 158
Stichwortverzeichnis 163
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