lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Private Akteure im Bildungsbereich Eine Fallstudie zum schulpolitischen Einfluss der Bertelsmann Stiftung am Beispiel von SEIS (Selbstevaluation in Schulen)
Private Akteure im Bildungsbereich
Eine Fallstudie zum schulpolitischen Einfluss der Bertelsmann Stiftung am Beispiel von SEIS (Selbstevaluation in Schulen)




Thomas Höhne, Bruno Schreck

Juventa Verlag
EAN: 9783779917953 (ISBN: 3-7799-1795-5)
272 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2009

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Bildungsbereich ist seit Mitte der 1990er Jahre ein Trend zu zunehmender Privatisierung zu beobachten. Die Verlagerung der bildungspolitischen Aufgaben von staatlichen Qualitätssicherungsinstitutionen auf private Akteure wirft grundlegende Fragen nach der Verantwortung staatlicher Akteure bei der demokratischen Gestaltung von Bildungspolitik auf.



Die Autoren rekonstruieren exemplarisch am Beispiel von ‚Selbstevaluation in Schulen’ (SEIS) den teils schleichenden Prozess der Privatisierung staatlicher Steuerungsinstrumente. Dabei erweisen sich staatliche Akteure als Türöffner für eine weit reichende schulpolitische Einflussnahme der Bertelsmann Stiftung.



Die Studie verbindet die empirischen Befunde mit einer umfassenden Analyse der komplexen politischen Rahmenbedingungen und der Veränderungen des gesamten bildungspolitischen Feldes in den 1990er Jahren. Hierzu gehören die Transformation staatlicher Steuerung, der zunehmende Einfluss transnationaler Akteure auf nationale Bildungspolitik, die neuen Akteurskonstellationen sowie die veränderten raum-zeitlichen Bedingungen bildungspolitischen Handelns. Im Rahmen der komplexen Analyse werden die Merkmale eines ‚neuen Bildungsregimes’ identifiziert, das die Tragweite der aktuellen bildungspolitischen Veränderungen verdeutlicht.
Rezension
Zunehmende Privatisierung kennzeichnet seit fast zwei Jahrzehnten den deutschen Bildungsbereich; in Schulen und Hochschulen ist der Einfluss privater Akteure deutlich spürbar. Diese Verlagerung der bildungspolitischen Aufgaben von staatlichen Qualitätssicherungsinstitutionen auf private Akteure muss kritisch begleitet werden und wirft grundlegende Fragen nach der Verantwortung staatlicher Akteure bei der demokratischen Gestaltung von Bildungspolitik auf. Das tut diese Studie. Am Beispiel der Bertelsmann Stiftung erweisen sich staatliche Akteure als Türöffner für eine weit reichende schulpolitische Einflussnahme privater Akteure. Die zunhemende Privatisierung und das Sich-Verlassen auf die Gesetze des Marktes müssen nicht nur bzgl. der Bankenkrise neu überdacht und in Frage gestellt werden, sondern auch in der Bildungspolitik. Vielleicht muss der Ausverkauf staatlicher Steuerung beendet werden ...

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Autoren rekonstruieren im Rahmen einer Fallstudie den Prozess der Privatisierung staatlicher Steuerungsinstrumente im Bildungssystem und verdeutlichen die Tragweite der aktuellen bildungspolitischen Entwicklung.
Inhaltsverzeichnis
1. Gegenstand, Fragestellung, Vorgehen

2. Bildung zwischen Krise und Reform

Die Poesie der Reformen …
Beobachtung und Reformwettbewerb

2.1 Steuerung im Zuge der Systembildung
2.2 Gesamtgesellschaftliche Bildungsplanung
2.3 Regulierte Autonomie

Die OECD als bildungspolitischer Akteur
Die neoliberale Reform im Bereich staatlicher Verwaltung

3. Evaluation und die ‚Politik der Qualität’

3.1 Die Qualität der ‚managerialen Schule’

Zur Logik und Semantik managerialen Handelns

3.2 Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft?
3.3 Zum historischen und systematischen Funktionswandel von Evaluation
3.4 Qualitätsinstitute, Qualitätsrahmen und Evaluation ausgewählter Bundesländer

Der Orientierungsrahmen zur Schulqualität an allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg
Orientierungsrahmen Schulqualität in Brandenburg
Hessischer Referenzrahmen Schulqualität (HRS)
Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen
Qualitätstableau für die Qualitätsanalyse an Schulen in Nordrhein-Westfalen
Schulischer Qualitätsrahmen Thüringen
Qualitätsverständnis und Konzept
Theoretische Bezüge und Vorbilder
Rechtliche Verankerung und Implementation von Evaluation und Qualitätsentwicklung
Evaluationsinstrumente
Verhältnis von interner und externer Evaluation

4. Elemente des neuen Bildungsregimes

4.1 Transformationen des Staates und staatlicher Steuerung

Legitimationsprobleme im Rahmen der Veränderung bildungspolitischer Steuerung

4.2 Die Bildungsregion als zentrale Größe der Bildungslandschaft

Merkmale regionaler Regulation

4.3 Neue Akteurskonstellationen und Stiftungen als politische Akteure

5. Die Bertelsmann Stiftung als (bildungs-)politischer Akteur

5.1 Programmatik, Programme und Projekte
5.2 Die Wissenspolitik von Bertelsmann

Zum ‚Mohnistischen Gesellschaftsbild’
Der operative Kern der Stiftung und ‚Projektpolitik’ als Politikform

5.3 Das schulpolitische Engagement von Bertelsmann am Beispiel SEIS

Das INIS-Projekt der Bertelsmann Stiftung
Zur wissenschaftlichen Begutachtung des INIS-Projekts
Von INIS zu SEIS
Das schottische Evaluationskonzept als best-practice-Modell
INIS und das schottische Qualitätskonzept
Das Steuerungsinstrument ‚Selbstevaluation in Schulen’ (SEIS)
Die Adaption von SEIS in den länderspezifischen Qualitätsrahmen
Schulqualität wird durch SEIS definiert
Steuergruppen
Bausteine der regionalen Schul- und Bildungslandschaft
Beispiel: Regionale Bildungslandschaft in Ravensburg
Schule & Co. als ein Leitmodell(-Projekt) für Bildungsregionen
Weitere Beratungsdienstleister für Selbstevaluation und (schulische) Qualitätsentwicklung
Qualitätsmanagement für Schulen

6. Zusammenfassung: Konturen eines neuen Bildungsregimes

6.1 Veränderungen von Staat, Politik und Bildung

‚Projekte’ als staatliche Subpolitik im Schulbereich
Neue Akteurskonstellationen
Die autonome Schule als manageriale Schule

6.2 Bertelsmann, SEIS und das neue Bildungsregime

INIS als Auftakt
Adaption eines best-practice-Qualitätskonzepts
Niedersachsen als Gelenkstelle für den Transfer von SEIS
Evaluationsbasierte Steuerung der Einzelschule mit SEIS
Neue Steuerungselemente im Rahmen einer differenzierten Steuerung
Exkurs: Länderkonsortium SEIS Deutschland
Zum Beispiel: Bildungsregion Ravensburg

6.3 Abschließende Bewertung

Anhang

Begriffe und Kontexte

(Post-)Fordismus
Von der Fremd- zur Selbstorganisation
Von Qualifikationen zu Kompetenzen
Zum Leitbild der managerialen Schule
Eine kritische Stimme zur NRW-Denkschrift (Detlev Müller)
Zum Regimebegriff
Regionale Bildungsplanung und soziale Disparitäten
‚Die Politik der Projekte’ als Form der Subpolitik
Think-Tanks und Ideenagenturen
Diskursanalyse
Bertelsmann AG: Sechs Geschäftsfelder
Daten zur Geschichte von Bertelsmann
Die Bertelsmann Stiftung über die Bertelsmann Stiftung
Reformbeispiele der Bertelsmann Stiftung
Das Leitbild der Bertelsmann Stiftung
Bertelsmann-Stiftung: Satzung "Zweck und Aufgaben der Stiftung" (§2)
Das schottische Qualitätssystem ‘How good is our school?’
Dyrda und Partner: "Schulentwicklungsmanagement® für Steuergruppen"

Bibliografie