lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Priester des Volkes Gottes Gefährdungen - Grundlagen - Perspektiven
Priester des Volkes Gottes
Gefährdungen - Grundlagen - Perspektiven




Rainer Bucher

Echter
EAN: 9783429033217 (ISBN: 3-429-03321-7)
160 Seiten, kartoniert, 12 x 20cm, 2010

EUR 14,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das katholische Weihepriestertum hat mehr Ehrlichkeit, Phantasie und Kreativität verdient, als gegenwärtig in seine Weiterentwicklung investiert wird. Wie, so fragt Rainer Bucher, kann es seine Aufgabe jenseits seiner bisherigen machtgestützten Form erfüllen?

Das Buch bietet eine kritische Analyse der aktuellen Lage des katholischen Priestertums sowie im Rekurs auf seine Grundlagen herausfordernde Ansätze zu seiner Zukunft: Die Gnade Gottes zu repräsentieren, den Glauben daran zu verkörpern, dass sich Gott unwiderruflich den Menschen zuwendet – das ist die Aufgabe des Priesters und eine wirkliche Chance für die Kirche als Volk Gottes.

Rainer Bucher, Dr. theol., geb. 1956 ist Professor und Leiter des Instituts für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz.
Rezension
"Das katholische Weihepriestertum hat mehr Phantasie und Kreativität verdient, als gegenwärtig in seine Weiterentwicklung investiert wird." So beginnt Rainer Bucher sein Buch, das eine Reihe von in verschiedenen Kontexten entstandenen Texten zur Frage des Priestertums in überarbeiteter und systematisierter Form versammelt. Die Dreigliederung in 'Gefährdungen', 'Annäherungen' und 'Grundlagen' verortet sie in einem argumentativen Rahmen, der das ganze Spektrum der Problematik aufspannt.
Buchers Überlegungen sind von begrifflicher Schärfe und fern aller blinden Apologetik oder überhöhenden Legitimationsprosa. Ihm ist es um die Sache des Priestertums zu tun, um die Priester selbst und um ihre Funktion in einer Kirche und einer Welt, die seit dem II. Vaticanum immer rasanteren Entwicklung unterliegt. Seine Grundthese lautet dabei, dass auf dem Konzil die entscheidenden Weichen für die Vergegenwärtigung des Glaubens und seiner kirchlichen Existenz zwar gestellt wurden, die Konsequenzen daraus aber teils nicht erkannt, teils nur halbherzig gezogen wurden. Unter Berufung auf 'Gaudium et Spes' schreibt er: "Der neue Pastoralbegriff des Konzils, die glaubensrelevante Kategorie der 'Zeichen der Zeit' und die Konzeption der Kirche als Sakrament des universalen Heilswillens Gottes: Diese gegenüber der vorkonziliaren Realität wie Ekklesiologie revolutionären Konzepte kirchlichen Selbstvollzugs sind Ergebnisse dieses Durchbruchs. Ohne diese Konzepte ist die Transformationskrise der Kirche nicht zu bestehen." (85)
Die weithin ungelösten Aufgaben einer Transformation der Kirche und des Priestertums heißen Klerikalismus, Patriachalismus und Institutionalismus. Konkret stellen sich hier Fragen nach priesterlicher Identität jenseits einer identitätsstabilisierenden Abgrenzung von 'Welt' und Laien', nach einer Theologie, die den Menschen über die uneingeschränkte Gleichwertigkeit von Mann und Frau begreift (was vor allem auch ein Problem der Christologie ist) und nach einer Kirche, die sich tatsächlich als Teil der Welt und nicht jenseits von ihr begreift.
Nach Bucher gibt es kein Zurück (130) in überkommene Formen, wohin aber soll es gehen? Seiner Meinung nach können nur dann tragfähige Lösungen entstehen, wenn Priester neue Orte der Anerkennung, Identität und Tätigkeit in einer als 'Volk Gottes' begriffenen Kirche finden. Mag damit ein Verlust zahlreicher Privilegien verbunden sein, stehen auf der anderen Seite tragfähige Lebensentwürfe, die dem priesterlichen Leben neue Relevanz geben: "Priester sind die Amt gewordene Zusage, dass Gott Horizonte für uns bereithält, die unendlich größer sind als unsere kleinen Hoffnungen." (137)
Buchers Ausführungen beziehen klar Position: Das Priestertum muss neu von der auf dem II. Vatikanum entwickelten Volk-Gottes-Ekklesiologie hier begriffen werden. Nur so lässt sich der unheilvolle Dualismus produktiv aufheben, der weiterhin Laien und Klerus, Kirche und Welt, Männer und Frauen, Lehre und Praxis gegeneinander stellt: "Das aber bedeutet: Die katholische Kirche des Westens wird zur ziemlich weitgehenden Neuerfindung ihrer Sozialform gezwungen." (59)
Auch wenn man Buchers Ansatz aus welchen Gründen auch immer zunächst nicht teilen mag: Er trägt starke Argumente vor, er tut dies sine ira et studio, und seine Vorschläge sind konstruktiv: Dies ist kein akademisches, sondern ein im besten Sinne pastorales Buch. Eine intensive Auseinandersetzung damit ist allen anzuraten, denen die Zukunft des Glaubens und der Kirche am Herzen liegt.

Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de

Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . 7
Einleitung . . 9

Gefährdungen

I. Klerikalismus als pastorale Handlungsform . . . 23
1. Historische und psychologische

Annäherungen . . 23

2. Klerikalismus als pastorale Handlungsform . . 29
3. Abgleichungen . . 38
4. Klerikalismus heute . . 46

II. Sexualisierte Gewalt. Eine Niederlage Gottes . 52
1. Religion, Sexualität und Macht. . 52
2. Eine Niederlage Gottes in seiner Kirche . . 54
3. Was ansteht . . 58

III. Prekäre Existenz . . 60
1. Burnout-Gefährdungen . . 60
2. Das Pfarrhaus: Welches Leben in alten
Räumen? . . 67

Grundlagen

IV. Gaudium et spes und die Krisen der Kirche. . 77
1. Die Probleme der Kirche. . 77
2. Die neuen Zuordnungen von Gaudium et spes 81
3. Die bleibende Notwendigkeit . . 85
4. Verschenkt? . . 87

V. Was sind und wozu brauchen wir Priester?
Laien und Kleriker vor und nach dem Konzil 89
1. Eine charmante Antwort . . 89
2. Skizzen aus der neueren Kirchengeschichte . 92
3. Laien und Priester im Volk Gottes . . 100
Perspektiven

VI. Pastorale Professionalität in der
Transformationskrise der Kirche . . 107
1. Die Entwicklung . . 107
2. Ambivalenzen . . 108
3. Pastoral und Professionalisierung . . 110
4. Pastorale Kompetenzen . . 113

VII. Priester des Volkes Gottes. Zur Zukunft
der priesterlichen Lebensform . . 121
1. Das Anerkennungsdefizit . . 121
2. Strukturen der Anerkennung . . 122
3. Es gibt kein Zurück . . 130
4. Eine Schlussbetrachtung . . 132

Anmerkungen . . 139
Veröffentlichungsnachweise . . 153