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Politisches Exil. Die griechischen politischen Immigranten in der SBZ/DDR (1949–1982).  Identität, Wahrnehmung und gesellschaftliche Partizipation,
Politisches Exil. Die griechischen politischen Immigranten in der SBZ/DDR (1949–1982).
Identität, Wahrnehmung und gesellschaftliche Partizipation,




Maria Panoussi

Reihe: Studien zur Zeitgeschichte


Dr. Kovač
EAN: 9783830095026 (ISBN: 3-8300-9502-3)
352 Seiten, hardcover, 15 x 21cm, April, 2017, auch als e-book erhältlich

EUR 99,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die vorliegende Studie ist ein interdisziplinärere Beitrag zum breiten Feld der DDR-Geschichtsforschung und zielt darauf ab, die Geschichte des griechischen Exils in der DDR näher zu beleuchten. Anliegen der sozialhistorischen Migrationsstudie ist es, eine bisher wenig beachtete mentalitätsgeschichtliche Dimension der Ausländerpolitik des SED-Regimes zu erforschen: die vollständige Eingliederung einer Exilgruppe ins Gesellschaftssystem. Die aufgenommene Gruppe integrierte und akkulturierte sich in der Aufnahmegesellschaft und wahrte mit staatlicher Lenkung ihre kulturelle Identität in Sprache und Gedächtnis.
Rezension
Maria Panoussi widmet sich in ihrer sozialhistorischen Migrationsstudie zum Exil der griechischen Kinder, Jugendlichen und ihrer Begleitpersonen einem wenig beachteten Feld der DDR-Ausländerpolitik.
In ihrer Einleitung legt sie dar, dass die untersuchte Gruppe zahlenmäßig klein, im Kindes- und jugendlichen Alter befindlich und damit den kulturellen sowie politischen Einflüssen der Umgebung im besonderen Maße ausgesetzt war. Ziel der Studie sollen die wechselseitigen Wahrnehmungen von Exilanten und DDR-Gesellschaft sein, wo-bei der gesellschaftlichen Eingliederung unter Beibehaltung der ethnisch-kulturen Identität ein besonderes Augenmerk gilt. Im Focus der Arbeit steht weiterhin „die Be-wahrung und Reproduktion des politischen und kulturellen Gedächtnisses der KKE [Anm.: Kommunistische Partei Griechenlands] in der DDR“ (Panoussi, S.5.) als Teil der DDR-Geschichtsforschung. Dieser gesellschafts- und politikgeschichtliche Ansatz verfolgt außerdem die Erweiterung des Kenntnisstandes des griechischen Exils in den sozialistischen Ländern.
Nach einer gerafften Darlegung zum aktuellen Forschungsstand legt Panoussi ihre Forschungsfragen vor. Zentral fragt sie nach den Gründen des Exils und der Aufnah-me in der SBZ/DDR, der Wahrnehmung der Migranten in der Aufnahmegesellschaft zu verschiedenen Zeiten, der Rolle der Außenpolitik der DDR und Griechenlands und deren Wirkung auf die Betroffenen. Sie untersucht die Beeinflussung der Identitäts-entwicklung der Immigranten und das Wechselspiel zwischen eigener kultureller Integ-rität und der Integration in die Mehrheitsgesellschaft. Die Besonderheit der griechi-schen Migranten arbeitet sie in der Gegenüberstellung der Immigrantengruppen der Spanier, Koreaner und Chilenen in der DDR heraus.
Als wissenschaftliche Basis dient ihr die Theorie von Georg Herbert Mead über den „Geist, die Identität und die Gesellschaft aus Sicht des Sozialbehaviorismus“ (Frank-furt/M. 1968), Besondere Schwerpunkte setzt sie bei der politischen, der ethnisch-kulturellen und der sozialen Identität. Maurice Halbwachs Theorie zum kulturellen Ge-dächtnis bildet eine weitere Grundlage der Forschung. Methodisch fundiert sie ihre Aussagen durch weitgreifende Archivforschungen, Literaturstudien in beiden Spra-chen und der Methode der Oral History in Form von dreizehn Interviews der Betroffe-nen sowohl in Deutschland als auch Griechenland. Diesen liegt nicht die Biografie-, sondern eine lebensgeschichtliche Forschung zugrunde (Panoussi, S. 14.).
Ein kurzer historischer Abriss der politischen Situation innerhalb und außerhalb Grie-chenlands mit vertiefendem Akzent zur Politik der KKE (Kommunistische Partei Grie-chenlands) und der politischen, ökonomischen Interessen Großbritanniens, der USA und der UdSSR führt in den Kontext des Bürgerkrieges ein.

In ihrem Resümee zu den Unterschieden der drei Exilgruppen erörtert sie, dass es zum Teil zeitliche Unterschiede in der Ankunft, somit auch verschiedene Vorausset-zungen in der Aufnahmegesellschaft sowie Alters- und Bildungsunterschiede bei den Exilanten, als auch abweichende Sprachvoraussetzungen zu verzeichnen gibt. Ähn-lichkeiten bestehen in der intensiven Unterstützung durch die DDR, der politischen Vereinnahmung für ihre Ziele zur Bildung der eigenen Bevölkerung und in der Über-wachung als „Risikogruppen“. In dem die weiteren Forschungsfragen betreffenden Fazit arbeitet sie die enge Zusammenarbeit zwischen der moskautreuen SED und KKE heraus. Für die Ziele der KKE, in einem zweiten Anlauf in Griechenland doch noch den Sozialismus zu etablieren, und ebenso für die sozialistische Erziehung der DDR-Bürger am Vorbild der griechischen Freiheitskämpfer, werden die Immigrierten instrumentalisiert. Stets werden sie als Kollektiv, nicht als Individuum wahrgenommen. Alle Förderungen betreffen die Gesamtheit „der Griechen“ als disziplinierte Kommu-nisten. Dafür wird Loyalität dem sozialistischen System, besonders der DDR, gegen-über erwartet, was die Betroffenen stets in einem Abhängigkeitsverhältnis hält. So werden die jungen Menschen zum einen in das vorherrschende Schulsystem integriert und können Kontakte zur deutschen Bevölkerung aufnehmen, zum anderen werden sie durch das Erlernen der griechischen Sprache, der nationalen Geschichte und Tra-ditionen im Bewusstsein ihrer Nationalität geformt. Der Wandel in der Außenpolitik der DDR bezüglich Griechenlands und in der Führungsebene des Ministerium der Staats-sicherheit (MfS) verhindert ab 1957 die geplante Rückkehr und befördert die Integrati-on der Betroffenen. Innerhalb der DDR entstanden zur Kompensation „Erinnerungsor-te“, wie eine eigene Literaturgattung, ein Denkmal und Zeitschriften in eigener Spra-che. Oppositionelle Bestrebungen wurden durch das MfS und eigene Mitglieder, die dem MfS angehörten, scharf überwacht. Als den DDR-Bürgern gegenüber privilegierte Gruppe (Unterstützungen, westliche Auslandsaufenthalte) waren sie zu Beginn auch deren sozialem Neid ausgesetzt. Als außenpolitisch zu Beginn der 70er Jahre und Mitte der 80er Jahre eine Rückkehr möglich wurde, ergriffen viele diese Chance.

Die einzelnen Forschungsfragen diskutiert Maria Panoussi in den folgenden Kapiteln.

Der Aussiedlung aus Griechenland und Ansiedlung in der SBZ/DDR widmet sie das erste Kapitel. Sie arbeitet die Situation, wie die Betroffenen rekrutiert wurden, anhand von Literatur und Interviews auf. Es stellt sich eine Bandbreite von Freiwilligkeit bis zur Verschleppung dar. In ihrer Aufarbeitung überwiegt die freiwillige Aussiedlung aus Überzeugungsgründen oder Überlebenshoffnungen. Dezidiert wird u.a. die Problema-tik des Gesinnungswandels der Tito-Regierung (Jugoslawien) herausgearbeitet. An-hand weiterer Quellen wäre ein ausgewogeneres, weniger der pro-sozialistischen Lite-ratur- und Quellenforschung zugeneigtes Ergebnis möglich. Die nicht aus freien Ent-scheidungen der SBZ-Regierenden erfolgte, aber dennoch als herzlich empfundene Aufnahme in der SBZ/DDR lässt durch die Zeilen die Dankbarkeit für Pflege und Bil-dung der zum großen Teil kriegstraumatisierten, kranken und halbverhungerten Kinder und Jugendlichen spüren.

Mit dem zweiten Kapitel, der Heimerziehung und Bildungsarbeit der 50er Jahre, wird ein Desiderat in der Forschung beleuchtet und komprimiert sowie eindrücklich erörtert. Die in Spezialheimen lebenden „Griechen“ werden einer intensiven Erziehung zur all-seitig gebildeten selbständig handelnden sozialistischen Persönlichkeit unterzogen. Das Ziel des ZK der SED und der KKE ist es, Patrioten für den sozialistischen Aufbau Griechenlands heranzubilden. Dementsprechend werden die Berufe durch die Leitung der KKE für sie ausgewählt. Eigene individuelle Entscheidungen sind nicht möglich. Die inzwischen Erwachsenen unterstehen weiterhin der Kontrolle der Heime und Par-teien, der sie sich zu entziehen suchen. Die daraus resultierenden Probleme werden mit Disziplinierungen, der Ausweisung aus der DDR oder Partei, beziehungsweise dem Androhen des Entzuges der Unterstützung geahndet. 1955 durften erstmals 400 der bisher nach Alter und Geschlecht getrennt lebenden Kinder besuchsweise zu ih-ren Eltern in das sozialistische Ausland reisen. Ihren nachfolgenden Anträge auf Fa-milienzusammenführung in den entsprechenden Ländern wurde nicht statt gegeben. Die politische Entwicklung lässt keine Repatriierung im Sinne der beiden Parteien zu. Folglich wird von der SED-Führung eine Integration beschlossen. Massive Verwirrung und Probleme in den Heimen sind die Folgen. Hierbei findet das Absprechen der grie-chischen Staatsbürgerschaft durch Griechenland keine Erwähnung durch die Autorin. Lediglich in Kapitel fünf ist auf einen Vermerk „Grieche ohne Heimat“ (S. 235) in Do-kumenten verwiesen.

In einem weiteren Kapitel werden die in den 60er Jahren erscheinenden Printproduk-te, Drucke eigener griechischer Lehrbücher für die sozialistischen Länder, marxistisch-leninistische Exilliteratur in Neugriechisch, Übersetzungen und eine eigene Rundfunk-sendung vorgestellt. Sie dienen dem Erhalt der Sprache, einer Bindung an die Heimat und der politischen Orientierung. Die Immigranten dürfen sich nur in den Kinder- und Jugendorganisationen der DDR organisieren. Eine Verbindung mit westlichen Organi-sationen wird von der SED abgelehnt. Die innerhalb der griechischen Subkultur ge-pflegte Festkultur dient der Erinnerung an den Widerstand in Griechenland. Infolge-dessen wird die Festigung der politischen und ethnisch-kulturellen Identitäten erreicht. Nicht erwähnt wird, dass keine Religionsfreiheit - Griechenland ist orthodox geprägt - besteht und dass nur ein begrenzter schriftlicher Kontakt zu der Herkunftsfamilie in Griechenland gepflegt werden darf. Die in der DDR erschienene griechische Literatur erreicht keine großen Auflagen und ist deshalb der Aufnahmegesellschaft lediglich in einem geringen Umfang bekannt.

Kapitel vier geht näher auf die Mitgliedschaft in den politischen Organisationen der DDR ein. Die durch sie ermöglichte Integration in die Gesellschaft der DDR wird in den Interviews durchweg positiv bewertet. Einen massiven Einschnitt erfährt die bis dahin geschlossene Community durch die Spaltung der KKE in moskautreue und Spaltergruppen oder Fraktionisten, den Prager Frühling, die Trennung von China, die Studentenrevolten und der Aufhebung des Personenkultes um Stalin und die griechi-schen Parteiführer. Eine einsetzende Orientierungslosigkeit mit gleichzeitigem Erwa-chen eigener politischer Ideen führt zu schweren Auseinandersetzungen innerhalb der Community. Die SED-Führung wird um Regulierung der Probleme gebeten. Deren Sorge um die politische Ruhe in der DDR lässt diese zur Überwachung durch das MfS greifen.

Im Kapitel „Überwachen und überwacht werden“ stellt die Autorin das Verhältnis von griechischen Immigranten zum MfS fundiert, übersichtlich und kompakt dar. Mitglieder der griechischen Gemeinschaft unterstützen das MfS aus dem Gefühl der Loyalität dem gastgebenden Staat gegenüber. Eine wichtige Rolle spielt bei ihnen auch die Parteidisziplin. Anhand der Aktenlage des MfS wird ersichtlich, dass die DDR-Staatssicherheit die griechischen Immigranten ursprünglich als Freunde und später als Feinde gesehen hat. Dies trifft allerdings nicht auf die Gesamtgesellschaft zu. Der DDR-Regierung ist wichtig, die Kontrolle über ihre eigenen Bürger zu behalten. Aus-länder, die den „Westen“ besuchen können, sind deshalb per se misstrauisch zu be-obachten.

Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre, nach 25 Jahren, ergibt sich außenpolitisch und auf intensives Betreiben der KKE die Chance der Repatriierung. Die SED-Führung unterstützt im höchsten Maße die Rückkehr, zumal sich, bedingt durch den politischen Wandel in Griechenland, die Ziele des Exils erübrigen. In intensiver Re-cherchearbeit filtert Panoussi die Gründe (häufig Existenzverhältnisse) heraus. Ein-drücklich belegt sie anhand von Interviews die Erfahrung von Heimat, Illusion, Fremde und Fremd-werden. Die Auswanderung aus der DDR wird einhellig als eine neue Emigration erlebt. Ein Teil kehrt nach Griechenland zurück, viele gut qualifizierte Kräf-te finden keine Arbeit, andere gehen in die BRD oder nach Westberlin und finden ein gutes Auskommen. Manche siedeln aus Griechenland in die BRD um. In den Inter-views klingt an, dass ihnen in der ehemaligen Heimat Mistrauen entgegen gebracht wird. Ein kleiner Teil verbleibt in der DDR, weil sie ihre Kinder und Freunde vor Ort nicht verlassen wollen.


Maria Panoussi gelingt mit ihrer Dissertation in einer verdichteten Beschreibung der komplexen Zusammenhänge eine dezidierte Darstellung der Situation der Griechen in der DDR. Sie widerlegt bisherige Annahmen u.a. von Stefan Troebst und schildert das kollektive Erleben einer Gruppe Immigranten. Neu ist die Auseinandersetzung mit der Erziehung in den Spezialheimen der DDR. Wobei hier deutlich gesagt werden muss, dass sie sich von der, die deutsche Kinder betraf unterschieden hat. Die von der Auto-rin gestellten Forschungsziele erreicht sie. Die Unterscheidung zwischen Gedächtnis und Erinnerung wird allerdings nicht immer klar herausgearbeitet. Hier wären Aleida und Jan Assmann sowie Astrid Erll und Susan Sonntag eine gute Basisliteratur gewe-sen. Der Rückgriff auf Georg Simmel allerdings war eine sehr gute Wahl. Ihre elabo-rierte Sprache verhilft zu einer klaren Strukturierung und einer leichten Verständlich-keit der Zusammenhänge. Durch die zu Beginn stärker linksorientierte Aufnahmen der Fakten der Emigration wird allerdings teilweise die Chance vergeben, die immense Instrumentalisierung der Kinder durch die Ostblockstaaten, hier speziell der DDR und der KKE, im Folgenden stärker zu akzentuieren. Da nicht auf die Staatenlosigkeit der-selben abgehoben wurde, ist deren Situation, dass sie sich gegenüber den DDR-Bürgern bei Reisen in das Ausland benachteiligt fühlten, nicht dargestellt worden. Ma-ria Panoussi weist ebenfalls nach, dass die gesteckten Ziele der KKE, den Sozialis-mus in Griechenland mit Hilfe der Kinder doch noch zum Durchbruch zu verhelfen, durch ihre lange Abwesenheit und die unterschiedlichen ökonomischen Vorausset-zung der beiden Länder, nicht gelingen konnte. So wurden sicher viele Kinder vor dem Verhungern gerettet. Wie sie die Situation psychisch erlebten, bleibt noch offen.
Die Arbeit in sich ist ein wichtiger Forschungsbeitrag zur Migrations- und Asylpolitik der DDR. Mit dem Ausblick auf weitere Forschungsansätze eröffnet die Autorin neue Horizonte.

Claudia-Maria Maruschke (lbib.de, Lehrerbibliothek)
Verlagsinfo
Zum Inhalt
Nach dem Zerfall des kommunistischen Widerstands im griechischen Bürgerkrieg flüchten in den Jahren 1950 und 1949 durch eine politisch gelenkte Maßnahme zwischen 1.040 und 1.240 Personen in die SBZ und spätere DDR, um der ideologisch motivierten politischen Verfolgung der rechtsgerichteten Siegermacht zu entkommen. Während des Aufenthaltes in ihrem Aufnahmeland wird nicht nur für die psychische und gesundheitliche Erholung gesorgt, sondern auch für eine berufliche Ausbildung und eine ideologische Erziehung. Die pädagogischen Ziele des sozialistischen Menschenbildes, besonders die sozialistische Weltanschauung und Moral, müssen den jungen Griechen ebenso vermittelt werden wie ihren deutschen Gleichaltrigen. Die in der DDR erworbenen Qualifikationen sollen schließlich für eine potenzielle sozialistische Entwicklung in Griechenland angewendet werden. Doch die Ereignisse nach der Entstalinisierung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) im Jahre 1956 leiten eine Wende in der griechischen Immigration in die DDR ein und verlängern den geplanten temporären Aufenthalt. In den kommenden Jahren stapeln sich in den Ablagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) die Personalakten der griechischen IMs, die in „Operationsgebieten“ eingesetzt werden, in denen Griechen verkehren. Zielen die Behörden etwa darauf ab, eine Opposition oder „staatsfeindliche Tätigkeiten“ der Griechen in die DDR aufzulösen?Die Errichtung der faschistischen Diktatur im Jahre 1967 in Griechenland und die endgültige Spaltung der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) im Jahre 1968 verzögern die Remigration weiterhin. Doch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Griechenland und der DDR 1973 und der Sturz der Militärjunta 1974 in Griechenland wirken günstig auf die Rückkehrchancen aller politisch Verfolgten. Aber nicht alle kehren nach Griechenland zurück. Wie entwickelt sich ihr Leben in der DDR weiter?Diese Studie ist ein interdisziplinärer Beitrag zum breiten Feld der DDR-Geschichtsforschung und zielt darauf ab, die Geschichte des griechischen Exils in der DDR näher zu beleuchten. Anliegen der sozialhistorischen Migrationsstudie ist es, eine bisher wenig beachtete mentalitätsgeschichtliche Dimension der Ausländerpolitik des SED-Regimes zu erforschen: die vollständige Eingliederung einer Exilgruppe ins Gesellschaftssystem. Die aufgenommene Gruppe integrierte und akkulturierte sich in der Aufnahmegesellschaft und wahrte mit staatlicher Lenkung ihre kulturelle Identität in Sprache und Gedächtnis.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Einführung in die Thematik 1
2. Besondere Merkmale des untersuchten Fallbeispiels und Zielsetzung der Arbeit 4
3. Aktueller Forschungsstand 7
4. Forschungsleitende Fragen und Erkenntnisinteressen 13
5. Theoretisches Konzept/Forschungsansatz 18
a) Politische Identität 20
b) Ethnisch-kulturelle Identität 21
c) Sozial Identität 23
6. Methodische Vorgehensweise 25
7. Editorische Vorbemerkung 30
8. Vorgeschichte - die Kommunistische Partei Griechenlands und der Bürgerkrieg
in Griechenland 1946-1949 31

Kapitel I
Aussiedlung aus Griechenland - Ansiedlung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)/
Deutsche Demokratische Republik (DDR) - Asylpolitik der DDR - internationale Reaktionen

1. Aussiedlung aus Griechenland 47
2. Ansiedlung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)Deutsche Demokratische Republik (DDR) 63
3. Vorbereitung für den Beginn des schulischen Unterrichts -
Maßnahmen für den schulischen Unterricht 75
4. Asylpolitik in der DDR 82
5. Reaktionen des Westens auf die Entfernung der Kinder und Jugendlichen aus
Griechenland - Reaktionen in der DDR 88

Kapitel II
Die 1950er Jahre
Bildung und Erziehung

1. Heimerziehung und Betreuung griechischer Kinder und Jugendlicher in den
bereitgestellten Einrichtungen 97
1.1 Tätigkeiten und Aufgabenbereiche der Heime 109
1.2 Raumverhältnisse und Gebäudezustand in den Heimeinrichtungen 115
2. Griechische Pioniere und Ferienaktionen für Griechische Kinder 121
2.1 Pionierorganisation 125
2.2 Ferienaktionen 127
3. Berufsausbildung der griechischen Jugendlichen 138
4. 17. Juni 1953 und die Entstalinisierung 1956 - Auswirkungen auf die
griechischen Jugendlichen und die Reaktion der SED 160

Kapitel III
1950er und 1960er-Jahre -
Politische und kulturelle Tätigkeit der Griechen in der DDR

1. Politik der KKE in der DDR - politische und kulturelle
Arbeit im griechischen Kollektiv 179
1.1 Organisationen und Verbände der KKE in der DDR 181
1.2 Griechische literarische Veröffentlichungen in der DDR und griechische Zeitschriften 183
2. Zusammenarbeit von SED und KKE sowie politisches Engagement
der Griechen in der DDR 190
3. Kollektives und politisches Gedächtnis 193

Kapitel IV
Integration in den 1960er-Jahren

1. Mitgliedschaft in gesellschaftlichen Organisationen der DDR und gesellschaftliche
Akzeptanz - Generation der griechischen Kinder 201
2. Spaltung der Kommunistischen Partei Griechenlands 1968 -
Auswirkung unter den DDR-Griechen und Vorgehen der SED 210

Kapitel V
Überwachen und überwacht werden - Ministerium für Staatssicherheit und die Griechen

1. Überwachen und überwacht werden 227
2. Funktionen und Ziele bei der Kontrolle von Immigranten 230
3. Griechische Militärmission in Westberlin/Erfassung griechischer Immigranten
als inoffizielle Mitarbeiter 234
4. Opposition oder Widerspruch? 240

Kapitel VI
Das Ende des politischen Exils in den 1970er- und 1980er-Jahren

1. Einstellung der SED gegenüber dem Rückkehrwillen der Griechen 257
2. Gründe für eine Remigration oder für ein Bleiben im Aufnahmeland 270

Schlussbetrachtung
1. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den drei politischen Immigrantengruppen in der
DDR - Griechen, Spanier und Chilenen 279
2. Zusammenfassung der Ergebnisse 283
3. Ausblick auf weitere Forschungsaktivitäten 294

Verzeichnisse
1. Liste der Lehrlingswohnheime/Wohnheime 297
2. Bedeutung der Namen der Wohnheime 299
3. Statistische Angaben zu den griechischen Bürgern in der DDR
zu den verschiedenen Zeitpunkten 300
4. Abkürzungsverzeichnis 310
5. Verzeichnis griechischer Wörter 312
6. Archiv- und Interviewquellen 316
7. Bibliografie 326