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Philosophische Theologie
Philosophische Theologie




Josef Schmidt

Kohlhammer
EAN: 9783170179585 (ISBN: 3-17-017958-6)
303 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, 2003

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Philosophie verdankt der Religion ihr Entstehen und hat aus dem Bezug zu ihr wesentlich ihr Selbstverständnis gewonnen. Die Disziplin, die innerhalb der Philosophie diese Affinität zur Religion explizit macht, ist die der "philosophischen Theologie". In jedem großen System ist sie in der ein oder anderen Weise präsent, sind ihre Kernfragen doch auch von zeitübergreifender Aktualität, etwa: Leben wir nur im Vorläufigen? Gibt es einen Bezug zum Ewigen, Göttlichen, so dass die Welt nicht einfach "alles" ist? Worin ist der unbedingte Anspruch letztlich begründet, vor dem der Mensch im Gewissen steht? Der Autor erörtert solche Fragen der "philosophischen Theologie" auf dem Hintergrund ihrer Geschichte und macht zugleich mit der hierfür nötigen Argumentationsweise vertraut. Unumgänglich ist dabei die ständige Bezugnahme auf die Theologie.



Prof. Dr. Josef Schmidt lehrt Philosophische Gotteslehre und Geschichte der Philosophie an der Hochschule für Philosophie München.


Rezension
Allgemein gesagt ist die „Philosophische Theologie“ eine untergeordnete Disziplin der Religionsphilosophie, in der philosophische Methoden auf begriffliche Probleme in den Lehrstrukturen der spezifischen religiösen Traditionen angewandt werden. Das Werk von Schmidt entstammt seinen Vorlesungen über die „philosophische Gotteslehre“, die er seit Jahren an der Hochschule für Philosophie in München gehalten hat. Die Frage nach Gott bzw. die Rede von Gott als (vermeintliches) Proprium der Theo-logie (im wahren Sinn des Wortes) ist in der Philosophie mitnichten etwa ein Fremdkörper aus der theologischen Tradition, sondern vielmehr eine ihrer konstitutiven Bestandteile. Das mag die Theologie des öfteren herausgefordert haben und dieses Zusammenspiel war keineswegs spannungslos – Schmidt ist jedoch der Überzeugung, daß für beide Disziplinen diese Interdependenz von großem Vorteil ist. Daher ist sein Entwurf einer philosophischen Gotteslehre „nicht nur für Philosophen gedacht, um ihnen die Gottesthematik als eine lohnende und genuin philosophische vor Augen zu führen, sondern auch für Theologen, die an den philosophisch relevanten Aspekten ihrer Disziplin interessiert sind“ (S. 13).
Die erste Hauptteil – rund zwei Drittel des ganzen Buches – ist den „Gottesbeweisen“ der klassischen Tradition des abendländischen Denkens gewidmet, die nach dem Schema der „Fünf [gedanklichen] Wege [zu Gott]“ des Thomas von Aquin geordnet sind und von Schmidts profunden Kenntnissen der abendländischen Philosophiegeschichte ein beeindruckendes Zeugnis geben. Der zweite Hauptteil behandelt in seinen ersten drei Teilen Gottes Eigenschaften (v.a. seine „Personalität“ und vermeintliche Gerechtigkeit – die sog. Frage nach einer Theodizee) und sein Verhalten zu Welt, bevor sich der abschließende vierte Teil explizit mit der Frage nach dem Verhältnis von christlichem Glauben und philosophischer Theologie auseinandersetzt.
Vor allem Schmidts gut verständliche, minutiös gegliederte Darstellung der oft komplizierten Sachverhalte ist es, was dieses Werk für Religions- und Philosophielehrer und natürlich auch für jeden interessierten Zeitgenossen unbedingt empfehlenswert macht. Negativ fällt m.E. allein die kleine Schriftgröße dieses sehr kompakten Buches auf, die (zumindest zu Beginn der Lektüre) etwas störend ist.

Gerhard Schreiber, Mitarbeiter für Lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 13

Einleitung 15

1. Gott als Thema der Philosophie? 15
2. Religion 15
3. Philosophie - Religion - Theologie 16
4. Philosophische Theologie 17
5. Religionsphilosophie 18
6. Religionswissenschaft 20
7. Das hermeneutisch-dialektische Verfahren philosophischer Theologie 21
8. Die Anfange der philosophischen Thematisierung des Religiösen in Griechenland und vergleichbare theologische Reflexionen in der Bibel 23
a. in Griechenland 23
b. in der Bibel 25
9. Zur Geschichte des Verhältnisses von Theologie und Philosophie 27
10. Entsprechungen zwischen Philosophie und Theologie 32
a. Der Gedanke des Höchsten und seine Unbegreiflichkeit 32
b. Die Einbezogenheit des Subjektes in den Gegenstand 33
c. Die Thematisierung eines schon bestehenden Lebenszusammenhanges 35


Erster Teil:

Die systematische Frage nach Gort: Die Gottesbeweise 37
Einleitendes zum Begriff „Gottesbeweis" 37

I. DER KOSMOLOGISCHE GOTTESBEWEIS 39
1. Ein vorsokratischer Entwurf 39
2. Platon 40
3. Aristoteles 42
4. Plotin 44
5. Islamische und jüdische Scholastik 45
6. Thomas von Aquin - erster, zweiter lind dritter „Weg" 46
7. Weitere Tradierung des kosmologischen Gottesbeweises 53
8. Kants Kritik am kosmologischen Gottesbeweis 54
a. Kants Kritik 54
b. Zwei mögliche Ansätze der Gegenkritik 57
9. Der Begriff der Kontingenz in neueren Religionstheorien 58
10. Systematische Rekonstruktion des kosmologischen Gottesbeweises 61
a. Die Ausgangsbasis des Beweises 61
b. Erweis der Existenz des unendlichen Seienden 62
c. Auseinandersetzung mit verschiedenen Einwänden 64
1) Das Problem des Regressus 64
2) Eigenständigkeit contra Abhängigkeit? 65
3) Alles aus dem Nichts entstanden? 66
4) Mehrere Welten - mehrere Anfänge? 67
5) Das Prinzip vom zureichenden Grund 67
6) Zwei problematische Tendenzen 69
d. Perspektiven und Fragen im Anschluß an das Kernargument . 69
1) Das unendliche Seiende als Geist 69
2) Wird Gott verdinglicht? 69
3) Die universale Begründung und ihre Geltung auch für das Subjekt 70
4) Der subjektive Anteil an der Bestimmung der äußeren Wirklichkeit 71
5) Das absolute Aus-sich-Sein und der ontologische Gottesbeweis 7]
6) Das Verhältnis von endlichem und unendlichem Sein als Relation 72
11. Wissenschaftliche Kausalität und metaphysisches Kausalprinzip . 73
12. Zum Begriff der „causa sui" 76

II. DER ALETHOLOGISCHE GOTTESBEWEIS 79

1. Der Gottesbeweis des Augustinus aus der Wahrheit 79
a. Texte - Erklärungen 79
b. Spätere Aufnahmen des Argumentes 84
2. Systematische Rekonstruktion des alethologischen Gottesbeweises 85
a. Die Wahrheit der Erkenntnis dessen, was ist 86
b. Erkenntnis, Wahrheitszusammenhang und absolutes Sein .... 86
c. Wahrheit und Objektivität - die Unbedingtheit des „Ist" 89
d. Wahrheit als unbedingte Norm 92
e. Notwendigkeit aus sich selbst 94
f. Wahrheit und Einheit des Seins 94
g. Wahrheit, Einheit und höchste Reflexivität 96
3. Erläuterungen zum Hintergrund der Wahrheitsthematik 98
a. Die klassische Wahrheitsdefinition der „adaequatio" 98
b. Kohärenztheorie 99
c. Evidenztheorie 99
d. Konsenstheorie 100
e. Pragmatische Theorie 100
f. Rückkehr zur Adaequations-Theorie 100
g. Können wir überhaupt Wahrheit erkennen? 101
h. Die retorsive Argumentation 101
4. Die Ausrichtung auf ein Wahr-Sein, das uns übersteigt 103
a. Meister Eckhart 104
b. Descartes 104
c. Karl Rahner . . .105

III. DER ONTOLOGISCHE GOTTESBEWEIS . . .106

1. Zur Vorgeschichte des Anselmischen Gottesbeweises 106
2. Der Gottesbeweis in Anselms „Proslogion" 107
3. Diskussion um Anselms Gottesbeweis 110
a. Gaunilo 110
b. Thomas 110
c. Bonaventura 111
d. Cusanus 111
e. Descartes 112
f. Hume 112
g. Kants Kritik und ihre Beurteilung 112
h. Deutscher Idealismus 116
4. Systematische Rekonstruktion des ontologischen Gottesbeweises 117
a. Das „id quo inaius cogitari non potest" - ein bloßer Begriff? 117
b. Die Frage nach der Letztbegründung des Denkens 118
c. Ist die Idee des Unbedingten nur eine subjektive Idee? 119
d. Der Aspekt der Undenkbarkeit im Denken des Unbedingten 129
e. Anselms Argument und Einheit der Gottesbeweise 130
5. Reflexion des „Nichts" - eine Variante des ontologischen Gottesbeweises 132
a. Wenn Nichts war, wäre nie etwas - der dritte Weg des Thomas 132
b. Absolutes Nichts und notwendiges Sein 134
c. Beispiele aus der neueren Geschichte des Denkens 136
d. Der Blick auf den bekannten ontologischen Gottesbeweis . . . 138
e. Die vielfache Bedeutung des „Nichts" 141
f. Staunen, daß überhaupt etwas ist 144

IV. DER AXIOLOGISCHE GOTTESBEWEIS 145

1. Der „vierte Weg" des Thomas 145
2. Platons Vorgabe 146
3. Aristoteles 150
4. Plotin 151
5. Augustinus 151
6. Boethius 151
7. Anselm 152
8. Thomas 152
9. Kant 153
10. Fichte 153
11. Schelling 154
12. John Henry Newman 155
13. Klaus Riesenhuber 155
14. Jörg Splett 156
15. Systematische Rekonstruktion des axiologischen Gottes beweis es 157
a. Das absolut Gute als Grund der Zustimmung 157
1) Wahrheit und Gutheit - (Sich-)Erkennen und (Sich-)Wollen, - das absolut Gute ... 157
2) Der Ordnungsgedanke des Guten und das absolut Gute . . 159
2a) Die Ordnung des Guten 159
2b) Die Ordnung des Guten und das absolut Gute 160
b. Das absolut Gute als Grund des Gewissens 162
1) Das Woher des Gewissens 162
2) Das unbedingt Gute als fordernde und bergende Macht . . . 162
c. Der unbedingte Wert des Menschen und Ans Unbedingte .... 163
d. Sich bejahen als bejaht - das Urvertrauen 164
e. Die Einheit von Gewissensbindung und Vertrauen 166

V. TELEOLOGIE UND SINNFRAGE 167

l. Der klassische ideologische Gottesbeweis 168
a. Stationen seiner Geschichte 168
1) Mythisches Denken und vorsokratische Philosophie 168
2) Sokrates - Platon 168
3) Aristoteles 169
4) Die Stoa 171
5) Die Bibel 171
6) Die Kirchenvater 172
7) Der „fünfte Weg" des Thomas 173
8) Kritik und Erneuerung der Teleologie in der Neuzeit .... 174
9) Kant 175
10) Fichte 176
11) Schelling 177
12) Hegel 177
13) Goethe 178
14) Schopenhauer 179
15) Nietzsche 179
b. Wiedergewinnung der Aussagekraft des teleologischen Gottesbeweises 179
1) Ist ein ateleologisches Denken durchzuhalten? 179
2) Das „anthropische Prinzip“ 184
3) Der teleologische und die übrigen Gottesbeweise 186
2. Der Zweck des Menschen - die Sinnfrage 187
a. Fragen nach dem „Sinn“ 187
b. Etymologie, Sprachgebrauch und Begriffsgeschichte 188
c. Bestandteile des Sinnbegriffs und seine Definition 189
d. Sinn und Glück 194
e. Die Radikalität der Sinnfrage 196
1) Extrinsischer Sinn: Sinn „im Hinblick auf 196
2) Intrinsischcr Sinn: Sinn „in sich" 197
3) Der Sinn in sich und seine Universaltendenz 198
4) Die Suche nach letzten sinnstiftenden Machten 20Ü
f. Nihilismus - Möglichkeit und Unmöglichkeit 203
g. Gott, transzendenter und immanenter Sinngrund der Freiheit 206
3. Zu einer am Sinn-Begriff orientierten philosophischen Systematik 208
a. Sinn als Sinnlichkeit - ihre Grundformen: Raum und Zeit , . . 208
b. Sinn als Sinnliches - der Leib und die Dinge 209
c. Sinn als reflexiv erfaßbarer Intentions- und Seinsgehalt 209
d. Sinn als Erfüllung des Bei-sich- und Beim -An deren -Seins ... 210
e. Sinn als gemeinsam erfahrene sinnliche Welt: die Natur 211
f. Sinn als Sinnraum unserer Welt und als deren Transzendenz . . 211
g. Denken in der Sinn-Logik 212


Zweiter Teil: 213

Gottes Insichsein und sein Verhältnis zur Welt

I. ZUR PERSONALITÄT DES ABSOLUTEN 213

1. Der Anschluß dieser Thematik an das Bisherige 213
2. Zur Begriffsgeschichte von „Person" 214
3. Der Streit um die Personalität des Absoluten 214
a. Klassische Antike: der Streit um die Geistigkeit des Höchsten 214
b. Der christliche Gottesbegriff und die Dreifaltigkeitlehre .... 216
1) Die Bibel 216
2} Dogmatische Entwicklung 220
3) Die Trinitätslehre des Augustinus 221
4) Die Trinitätslehre des Richard von St. Victor 225
c. Diskussion der Personalität des Absoluten in der Neuzeit .... 228
1) Spinoza 228
2) Fichte 228
3) Hegel 229
4} Feuerbach 230
5) Schiller 231
d. Die philosophische Bedeutung der Trinitätslehre für die Frage nach der Personalität des Absoluten 232
e. Der dreifältige Gott als Ursprung und personales Gegenüber der Welt 236
1) Das Absolute als Grund der Differenz 236
2) Die Beziehung zur Welt als Selbstbeziehung des Absoluten 237
3) Die Geistpräsenz Gottes und das Verhältnis zu ihm als Person 238

II. DAS GOTT-WELT-VERHÄLTNIS 239


1. Der Unendlichkeitsmonismus 240
2. Der Endlichkeitsmonismus 241
3. Der Dualismus 242
4. Der Pantheismus 243
5. Der Schöpfungsgedanke 247
a. Philosophische Annäherungen in der Antike 247
b. Der biblische Schöpfungsbegriff und seine philosophische Bedeutung 249
1) Zum religionsgeschichtlichen Kontext des biblischen Schöpfungsglaubens 249
a) Kanaan 249
b) Alt-Babylon 250
c) Ägypten 250

2) Der biblische Schöpfungsglaube 251
3) Zur philosophischen Bedeutung des Schöpfungsgedankens 254
a) Der Schöpfergott - ein Postulat der praktischen Philosophie 254
b) Schöpfung aus dem Nichts und Selbständigkeit der Welt 255
c) Schöpfung und Kontingenz 256
d) Das Verhältnis von Transzendenz und Immanenz und der Bezug zur Inkarnations- und Trinitätstheologie . 257

III. DAS PROBLEM DER THEODIZEE 259

L Das philosophische Theodizeeproblem, seine Geschichte und (un-)mögliche Lösung 259
2. Die Problematisierung und Radikalisierung der Theodizee im theologischen Kontext 272

IV. PHILOSOPHISCHE THEOLOGIE UND CHRISTLICHER GLAUBE 276

1. Das personale Element in den Gottes beweisen 276
2. Die Geschichtlichkeit des Denkens und die Differenz-Einheit von Philosophie und Theologie 277
a. Die Philosophie als Diskussionszusammenhang durch die Geschichte 277
b. Religion und Christentum 279
c. Philosophie und christlicher Glaube 281
d. Wechselseitiges Ancilla-Verhältnis von Philosophie und Theologie 283
e. Mythos und Inkarnationsglaube 284
a) Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus . . . 284
b) Nietzsches Suche nach dem Mythos 286
c) Das Christentum als Mythos, welcher der Aufklärung standhält 287

Literaturverzeichnis 289

Namenregister 295

Sachregister 298