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Paul Zech
Paul Zech "Wir haben unser Herz verraten ..."
Lyrik und Prosa


Gelesen von Claus Dieter Clausnitzer



Herausgegeben von Walter Gödden und Hanneliese Palm





Paul Zech

Aisthesis Verlag Bielefeld
EAN: 9783895287541 (ISBN: 3-89528-754-7)
1 Seiten, CD-A (Audio-CD), 14 x 13cm, 2009

EUR 12,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Eine Produktion der Nyland-Stiftung, Köln, in Verbindung mit der Fritz-Hüser-Gesellschaft, Dortmund.




Rezension
Der Expressionismus am Beginn des 20. Jahrhunderts wendet sich massiv von den bisherigen formalen Vorgaben in den Künsten ab, das wird im dichterischen Expressionismus vor allem in der Lyrik deutlich. Expressionistische Gedichte wollen bewusst nicht mehr den traditionellen formalen Ansprüchen genügen. Gängige Gestaltungsmerkmale werden gerade auch bei Paul Zech durch Kühnheit und Originalität zu unterlaufen und zu sabotieren gesucht. Wie in der bildenden Kunst thematisiert der Expressionismus in der Literatur in erster Linie Krieg, Großstadt, Zerfall, Angst, Ich-Verlust, Apokalypse, Wahnsinn, Liebe und Rausch. Die bürgerliche Ästhetik wird durch eine 'Ästhetik des Hässlichen' zurückgewiesen; das Hässliche, Kranke, Wahnsinnige wird zum elementaren Themengebiet. Davon zeugt auch die Lyrik und Prosa von Paul Zech, die hier exemplarisch zum Klingen gebracht und vor Ohren geführt wird.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Texte Paul Zechs sind eine wirkliche Entdeckung. In ihrer suggestiven Sprachkraft und den evozierten, oft magischen Bildwelten zählen sie zu den eindringlichsten Zeugnissen des deutschen Expressionismus. Zech geht es um die tragische Existenz des Menschen. Die Kulissen hierfür fand er in der Arbeitswelt, im Krieg, in sozialen Umständen. Er zeigt den Menschen als Opfer von Politik, Justiz, Klerus, aber auch - und hier ist er Kind seiner Zeit - mythischer Schicksalsvorstellungen.

Zechs Texte sind keine Betroffenheits- oder gar Agitationstexte. Sie zeichnen sich durch ein hohes Maß an Formbewusstsein aus. Jenem wohnt die Tendenz inne, gängige Gestaltungsmerkmale durch Kühnheit und Originalität zu unterlaufen und zu sabotieren. Dies lässt Zechs Lyrik zeitlos erscheinen.

Claus Dieter Clausnitzers großes Verdienst ist es, durch seine klare und sachlich-nüchterne Art und Weise der Rezitation kein unnötiges Pathos aufkommen zu lassen. Er eröffnet hierdurch den Blick auf einen Autor, der es verdient hat, wieder mehr ins literarische Bewusstsein zu rücken.

Paul Zech wurde 1881 in Westpreußen als Sohn eines Seilers geboren. Über Zechs Kindheit und Jugend hat er selbst Widersprüchliches behauptet, so daß gesichertes Wissen kaum verfügbar ist. Gegen 1900 zog er in Richtung Westen und arbeitete im Bergischen Land und in belgischen Kohlebergwerken, nämlich in Mons und Charleroi. Ab 1900 war er in Elberfeld journalistisch tätig. Auf Initiative Else Lasker-Schülers zog er nach Berlin, wo er von 1913 bis 1923 die Zeitschrift „Das neue Pathos“ herausgab. Der Gedichtband „Das schwarze Revier“, der Erlebnisse aus der Arbeitswelt thematisiert, machte ihn 1913 in der Literaturwelt bekannt. Von 1915 bis 1918 war Zech Soldat an der Westfront. Er verfasste mehrere Antikriegsbücher. 1918 erhielt er aus der Hand Heinrich Manns den „Kleist-Preis“. 1918/1919 war er Leiter eines Werbedienstes. Parallel versuchte er sich mit mäßigem Erfolg als Dramaturg und Bühnenautor. Sein größter Bühnenerfolg war 1926 die Berliner Aufführung seines Rimbaud-Stückes „Das trunkene Schiff' unter der Regie von Erwin Piscator (Bühnenbild George Grosz). Zwischen 1918 und 1930 war Zech auch aufgrund seiner sprachmächtigen Übertragungen Rimbauds und Villons ein anerkannter und populärer Autor. In der wegweisenden Anthologie „Menschheitsdämmerung“ war er 1920 mit zwölf Gedichten vertreten. Er wurde nun nicht mehr den Arbeiterdichtern, sondern den Expressionisten zugerechnet. Von 1925 bis 1933 arbeitete Zech als wissenschaftlicher Bibliothekar an der Stadtbibliothek in Berlin. 1933 war er vorübergehend in Spandau inhaftiert. Er flüchtete nach Südamerika. Die von Zech behauptete Ausbürgerung lässt sich bis heute nicht nachweisen. In Argentinien lebte er in ärmlichen Verhältnissen und war Mitarbeiter von Exilzeitschriften. Er starb am 7. September 1946 in Buenos Aires, bevor er die geplante Rückkehr nach Deutschland verwirklichen konnte. - Zech zählte zu den produktivsten, schillerndsten und umstrittensten Autoren seiner Zeit. Er war mit Else Lasker-Schüler, Richard Dehmel, Georg Heym und vielen Autoren des „Sturm“-Kreises bekannt. Sein Werk umfasst 30 Gedichtbände, 14 Erzählbände, 8 Romane, 28 Dramen, zahlreiche Essays und Hunderte von Nachdichtungen.

Die Hör-CD entstand in unmittelbarem Zusammenhang mit der von Alfred Hübner zusammengestellten Paul-Zech-Ausstellung „Und Stahl wird Zins und Kohle Wertpapier“. Diese war nach Stationen In Berlin und Wuppertal vom 23. Juni bis zum 6. Oktober 2009 im Dortmunder Hoesch-Museum zu sehen. Anlässlich der Eröffnung trug Claus Dieter Clausnitzer, begleitet von dem Saxophonisten Alexander Nikolaev, das auf der vorliegenden CD dokumentierte Programm vor. Mit einem Paul-Zech-Lesebuch legte die Nyland-Stiftung bereits 2005 eine repräsentative Textauswahl dieses Autors vor.
Inhaltsverzeichnis
1 Audio-CD, 66 min.

1. Fabrikstraße tags
2. Einfahrt
3. Wagenschieber
4. Kleine Kolonie
5. Ein neues Lebenslied
6. Wen wird sie würgen
7. Wir haben unser Herz verraten
8. Die Welt will keinen Frieden haben
9. Vor Cressy an der Marne
10. Es kam ein dicker Mann daher
11. Der schwarze Baal
12. Das Gardinenweberdorf
13. Die nüchterne Stadt
14. Cafe
15. Rede an den Bürger
16. Prozesse
17. Die Ballade von den Kesselheizern
18. Stadt in Eisen
19. Streikbrecher
20. Ballade vom gefangenen Tukan
21. Die fremden Länder
22. Hier ruhe ich
23. Mit einem jeglichen Tag