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Passion und Transformation Biblische Resonanzen in Pier Paolo Pasolinis „mythischem Quartett“
Passion und Transformation
Biblische Resonanzen in Pier Paolo Pasolinis „mythischem Quartett“




Reinhold Zwick

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EAN: 9783894728755 (ISBN: 3-89472-875-2)
304 Seiten, paperback, 15 x 20cm, Juni, 2014

EUR 24,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Schriftenreihe der Internationalen Forschungsgruppe

«Film und Theologie» und der Katholischen Akademie Schwerte

Pier Paolo Pasolinis intensive Auseinandersetzung mit biblischen und christlichen Traditionen endet nicht mit seiner Evangelienverfilmung IL VANGELO SECOND() MATTEO (1964). Im konzentrierten Blick auf sein «mythisches Quartett» (EDIPO RE, TEOREMA, PORCILE, MEDEA) wird sichtbar, dass diese Auseinandersetzung auch in seinen nachfolgenden Arbeiten von herausragender Bedeutung bleibt.

Die eingehenden der Filme des «mythischen Quartetts» dokumentieren die anhaltende Prägekraft insbesondere der Passion Jesu Christi und seiner Auferstehung bzw. - offener -seiner Transformation, verstanden als Verwandlung und Neuschöpfung im Durchgang durch den Tod. Mehr noch: Passion und Transformation erweisen sich zugleich als Schüssel zu Pasolinis Selbstverständnis: Hinter der starken Ader, die sich durch sein gesamtes CEuvre zieht, verbirgt sich eine tiefe, lebenslang zwischen Identifikation und Ablösungsbemühung oszillierende Christus-Bezogenheit des Künstlers. Sie ist gleichermaßen eine Grundschicht seines Schaffens wie seines mit ihm auf das engste verschränkten Lebensentwurfes.

Reinhold Zwick, Theologe und Filmwissenschaftler, Professor für «Biblische Theologie und ihre Didaktik» an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.
Rezension
Vor 50 Jahren wurde Pier Paolo Pasolinis "Il Vangelo secondo Matteo" (Das Erste Evangelium – Matthäus) bei den 25. Filmfestspielen von Venedig erstmalig gezeigt und ist seither eine der bedeutendsten und anspruchsvollsten neueren Bibelverfilmungen, die auch in der Religionspädagogik Verwendung findet. Der Schriftsteller, Filmregisseur, Journalist und Kritiker Pier Paolo Pasolini, 1922 in Bologna geboren, lebte zuerst als Lehrer im Friaul, verlor wegen »obszöner Handlungen in der Öffentlichkeit« seine Stelle als Lehrer und zog 1950 nach Rom und wurde 1975 in Ostia ermordet. Mit seinen Filmen, Büchern und Polemiker wurde er zu einer zentralen Figur der italienischen Öffentlichkeit. Dieses Buch aus der auch religionspädagogisch interessanten Reihe «Film und Theologie» vertritt die These, dass "Il Vangelo" auch in filmästhetischer Perspektive Pasolinis Meisterwerk und auch inhaltlich, thematisch und weltanschaulich-religiös die Achse von Pasolinis gesamten Oeuvre ist. Die tiefe christliche Prägung von Paolinis Werk wurde von politisch links orientierten Kunst- und Kulturschaffenden weitgehend ausgeblendet.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Am 4. September 2014 jährt sich zum fünfzigsten Mal die Uraufführung von Pier Paolo Pasolinis Il Vangelo secondo Matteo (Das Erste Evangelium – Matthäus) bei den 25. Filmfestspielen von Venedig. Wie sich aus dem gewachsenen zeitlichen Abstand und in der Übersicht über sein Gesamtwerk heute noch deutlicher als zu seinen Lebzeiten erkennen lässt, war seine Evangelienbearbeitung nicht nur derjenige Film, auf den er seine meiste Energie verwandt und den er mit der größten inneren Anteilnahme, ja Leidenschaft gedreht hatte, sondern Il Vangelo wurde und blieb auch in filmästhetischer Perspektive sein Meisterwerk. Dass die Matthäusverfilmung darüber hinaus auch inhaltlich, thematisch und weltanschaulich-religiös die Achse von Pasolinis gesamten Oeuvre ist, diese These soll in dieser Untersuchung exemplarisch im konzentrierten Blick auf sein nachfolgendes sog. „mythisches Quartetts“ Edipo Re, Teorema, Porcile und Medea verifiziert werden. Die Zentralität der Christusfigur und des Evangeliums ist dabei nicht nur für das Werk Pasolinis von großer Reichweite, sondern umgekehrt auch für das Evangelium selbst: Denn darin wird beispielhaft manifest, dass das Evangelium als Movens intellektueller und künstlerischer Weltdeutung keineswegs ausgelaugt und verbraucht ist, geschweige denn abgewirtschaftet hat, sondern weiterhin in herausragender Weise zur Orientierung und Sinnstiftung qualifiziert bleibt – auch ein halbes Jahrhundert nach der Uraufführung des Matthäusfilms, und bald vierzig Jahre nach dem Tod seines Regisseurs in der Nacht auf den 2. November 1975.
Reinhold Zwick schloss sein Studium der Katholischen Theologie und Germanistik in Regensburg 1988 mit einer Promotion ab und habilitierte 1996 in Biblischer Theologie (Einleitungswissenschaft: Altes und Neues Testament). Von 1996 bis 2001 hatte er die Professur für Alt- und Neutestamentliche Exegese an der Kath. Fachhochschule Freiburg i. Br. inne. Seit 2001 ist er Professor für Biblische Theologie und ihre Didaktik an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Münster. Er arbeitet zudem als Mitglied der Katholischen Filmkommission für Deutschland sowie als beratendes Mitglied der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 8

A. Einführung 9

B. Die Filme vor dem «mythischen Quartett» 19

I. Accattone 20
II. Mamma Roma 23
III. La Ricotta und Il Vangelo secondo Matteo 25
La Ricotta 25
Il Vangelo secondo Matteo 26
IV. Uccellacci e Uccellini 35

C. Das «mythische Quartett» 45

I. Edipo Re 46

II. Teorema 69

1. Prolog: «Il Poeta delle Ceneri» (Auszug) 69

2. Hinführung und Sequenzübersicht 72

3. Wer ist der geheimnisvolle Gast?
Ein einführender Überblick über Selbstzeugnisse und Interpretationen 77

4. Griechische Gottheiten im Hintergrund von Teorema 85
4.1 Dionysos 85
4.2 Apoll 87

5. Zur Bedeutung des Jahwe-Glaubens für Teorema 91
5.1 Jahwe – der Gott der Wüste 91
5.1.1 Das Motto als ‹Notenschlüssel› zur Partitur des Films 91
5.1.2 Die Wüsten-Metaphorik im «Teorema»-Roman 98
5.1.3 Paulus in der Wüste 100
5.2 Jahwe – der väterlich-mütterliche Gott 102

6. Der Gast als Christusfigur – zwischen Analogie und Komplementarität 104
6.1 Verlängerung der hellenistischen und alttestamentlichen Züge 104
6.2 Christus-Motive in der Figur des Gastes 107
6.2.1 Analogien 107
6.2.1.1 Die menschgewordene Liebe 107
6.2.1.2 Zwischen Verkündigung und Himmelfahrt 110
6.2.1.3 Passion und Auferstehung 113
6.2.1.4 Weitere ikonografische Anspielungen 116
6.2.2 Christus-komplementäre oder dämonische Züge? 117

7. Der Besucher im Spiegel seiner Wirkungen 119
7.1 Die Abschiedsreden als Vorverweis 119
7.1.1 Pietro 121
7.1.2 Odetta 122
7.1.3 Lucia 123
7.1.4 Paolo 124
7.2 Das weitere Schicksal der ‹Berührten› 125
7.2.1 Pietros Korollar 126
7.2.2 Odettas Korollar 127
7.2.3 Lucias Korollar 130
7.2.4 Paolos Korollar 136
7.2.5 Emilias Korollar 142

8. Stufen der Umkehr – Stufen der Identifikation 147

9. Teorema als Gleichnis 152

III. Porcile 154

1. Einführung 154

2. Zur Entstehungsgeschichte 157

3. Inhalt und Struktur 160
3.1 Sequenzübersicht 160
3.2 Die Kannibalen-Handlung 164
3.3 Die Julian-Handlung 172
3.4 Zur Struktur des Films 183
3.4.1 Hinführung 183
3.4.2 Interferenzen zwischen den beiden Handlungssträngen 185
3.4.2.1 Explizite Klammern 185
3.4.2.2 Stilistische Assonanzen zwischen den Handlungssträngen 187
3.4.3 Zwei «Märtyrer von monströser Heiligkeit» – zu den inhaltlich-thematischen Verbindungen 189

4. Christomorphe Elemente in Porcile 194
4.1 Die Kannibalen-Handlung 194
4.1.1 Aufweis 195
4.1.2 Interpretation 209
4.2 Die Julian-Handlung 214
4.2.1 Aufweis 214
4.2.2 Interpretation 225
4.3 Vergleich und Synthese 233

5. Paulus und Porcile 236
5.1 Pasolinis Projekt eines Paulus-Films 236
5.2 Paulinische Theologie in Porcile 243
5.2.1 Das Paulus-Drehbuch als implizite Prolepse von Porcile 244
5.2.1.1 Hinführung 244
5.2.1.2 Aufweis 246
5.2.2 Die metahistorische Handlung im Licht der paulinischen Rechtfertigungslehre 254
5.3 Auf der Suche nach dem gnädigen Gott 256

IV. Medea 259

1. Hinführung 259
2. Die Monologe des Kentauren 261
3. Das Menschenopfer als Palimpsest 263
3.1 Die religionsgeschichtlichen Grundakkorde 263
3.2 Die christomorphen Obertöne 266
4. Zusammenfassende Interpretation 280

D. Abschluss 285

Anhang 291

Abkürzungen 292
Film- und Literaturverzeichnis 293
Verzeichnis der erwähnten Filme 300
Abbildungsnachweise 301