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Pädagogik mit schwierigen Jugendlichen Ethnografische Erkundungen zur Einführung in die Hilfen zur Erziehung
Pädagogik mit schwierigen Jugendlichen
Ethnografische Erkundungen zur Einführung in die Hilfen zur Erziehung




Burkhard Müller, Mathias Schwabe

Juventa Verlag
EAN: 9783779922049 (ISBN: 3-7799-2204-5)
248 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2009

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Band bietet eine Einführung in die Hilfen zur Erziehung. Anhand von fünf Portraits von Einrichtungen der Erziehungshilfe wird der Leser eingeladen, die sehr unterschiedlichen Arbeitsweisen zu erkunden und einen "forschenden Blick" zu üben. Anschaulich wird an reichhaltigem ethnographischen Fallmaterial vorgeführt, wie pädagogische Arbeit mit schwierigen Jugendlichen praktisch funktioniert: als ernsthafte und chancenreiche Versuche, trotz Gewaltbereitschaft, Suchtproblemen, Straftaten oder fehlender Kooperationsbereitschaft nicht aufzugeben, sondern geeignete Arbeitsformen zu entwickeln.



Solche Formen betrachten die Autoren theoretisch unter dem Leitbegriff Setting. Sie zeigen, dass für professionelle Arbeit in diesem Feld weder pädagogische Interventionsstrategien noch organisatorische Qualitätsentwicklung genügen, sondern beides zusammen gedacht und zu einer stimmigen Einheit verschmolzen werden muss.



Das Buch eignet sich für die Vermittlung von Basiswissen zu den Hilfen zur Erziehung ebenso, wie als Arbeitsbuch für Fallseminare. Für die Praxis der Heimerziehung liefert es viele Anregungen und Vergleichsmöglichkeiten. Und als empirisch fundierte Theorie der Settings stationärer Erziehungshilfen trägt es wesentlich zur fachlichen Begründung dieses zentralen Feldes der Jugendhilfe bei.
Rezension
Das Buch möchte gleichzeitig zwei Zile erreichen: Einerseits möchte es eine Einführung für Studierende in das Arbeitsfeld der Hilfen zur Erziehung im Rahmen von Jugendhilfe darstellen, andererseits stellt es Einrichtungen und pädagogische Arbeitsweisen in diesem Feld vor: ein beruflicher Reiseführer für Berufsanfänger und Praktikanten. Der Band bietet also über Portraits von Einrichtungen eine Einführung in die Hilfen zur Erziehung. Er eignet sich für die Vermittlung von Basiswissen ebenso wie als Arbeitsbuch für Fallseminare und bietet zahlreiche Anregungen für die Praxis. An reichhaltigem Fallmaterial vorgeführt, wie pädagogische Arbeit mit schwierigen Jugendlichen praktisch funktioniert: als ernsthafte und chancenreiche Versuche, trotz Gewaltbereitschaft, Suchtproblemen, Straftaten oder fehlender Kooperationsbereitschaft nicht aufzugeben, sondern geeignete Arbeitsformen zu entwickeln.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Band bietet über Portraits von Einrichtungen eine Einführung in die Hilfen zur Erziehung. Er eignet sich für die Vermittlung von Basiswissen ebenso wie als Arbeitsbuch für Fallseminare und bietet zahlreiche Anregungen für die Praxis.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Einleitung

1.1 Methoden lernen oder Einüben einer Forscherhaltung?
1.2 Rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen
1.3 Besonderheiten der vorgestellten Formen von HzE
1.4 Zur Relevanz der Ethnographie als Forschungsmethode und als Haltung praktischer Erkenntnis

Kapitel 2: Settings: Bauelemente und Arbeitsprinzipien

2.1 Allgemeines zum Settingbegriff
2.2 Setting als sozialpädagogischer Begriff: Gelegenheitsstruktur und strukturierte Offenheit
2.2.1 Strukturierte Offenheit
2.2.2 Setting und Umwelt
2.3 Setting-Elemente
2.3.1 Selbstbeschreibungen in Konzeptionen und anderen Schriftstücken
2.3.2 Die Gestaltung von Orten, Räumen und Gegenständen
2.3.3 Alltagssituationen und Formen der Befriedigung von Grundbedürfnissen
2.3.4 Pädagogische oder therapeutische Programme
2.3.5 Die Gestaltung von Regeln und Kontrollaufgaben
2.3.6 "Momente", "Schlüsselprozesse", "Events" und "Notfälle bzw. Unfälle"
2.4 Sozialpädagogische Arbeitsprinzipien der Organisation von Settings
2.4.1 Jean Jacques Rousseaus "wohlgeordnete Freiheit"
2.4.2 Bruno Bettelheims "Therapeutisches Milieu"
2.4.3 Lothar Böhnischs Konzept der "offenen Milieubildung"
2.4.4 A. S. Makarenko und Siegfried Bernfeld: Gemeinschaftserziehung
2.4.5 Michael Winklers Begriff des "anderen Ortes"
2.4.6 Jürgen Körner: "Den Rahmen wahren"

Kapitel 3: Heimerziehung als Körperarbeit: Das Modell-Projekt "Leben lernen"

3.1 Rahmenbedingungen laut Leistungsbeschreibung und Konzeption
3.2 Erste Eindrücke von den Jugendlichen und vom Stil des Hauses
3.3 Ortsbesichtigung
3.4 Erzählungen zur Entstehungsgeschichte
3.5 Beobachtungen zu den Jugendlichen und dem Umgang mit ihnen
3.6 Einüben von Alltagsregeln
3.6.1 Pädagogen und Nicht-Pädagogen
3.6.2 Gemeinsames Essen
3.6.3 Umgangsregeln, die "Stopp heißt Stopp"-Regel
3.7 Körperliche Beziehungen, familiäre Intimität
3.8 Die Praxis des Punkteprogramms
3.9 "Taoist Cultural Arts" (TCA) als Settingelement
3.9.1 Training
3.9.2 Alltags-Transfer
3.9.3 "Körperliche Begrenzung" aus der Sicht der Jugendlichen
3.10 Zusammenfassung des Kapitels

Kapitel 4: Härte und Kompromissgesinnung: "Stop and Go", ein Gruppensetting zur Vermeidung von U-Haft

4.1 Rahmenbedingungen
4.1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen
4.1.2 Örtliche und räumliche Rahmenbedingungen
4.2 Kompromissgesinnung und Durchsetzen von Regeln
4.3 Wer bestimmt hier? Die Rolle der Justiz und die Pädagogen
4.4 Instrumente der Verhaltenskontrolle: Antragsverfahren und Punkteprogramm
4.4.1 "Anträge" stellen
4.4.2 Umgang mit den "Punkteprogramm"
4.5 Genauigkeit im Umgang mit Zeit und Geld
4.6 Ebenen und Stile des Lösens von Konflikten

Kapitel 5: Freiraum mit Risiko: Das Projekt "Bude ohne Betreuung" (BOB)

5.1 Das Konzept
5.2 Orte und Räume
5.3 Umsetzung des Konzepts: Handlungsformen und Settingelemente
5.3.1 Aufmerksam wahrnehmen – Raum für Selbstbeobachtung schaffen
5.3.2 Existenz sichern, Alltagsunterstützung gewähren
5.3.3 Risiken und Missbrauch des Freiraumes aushalten
5.3.4 Den Jugendlichen spiegeln, was man sieht, aber sie entscheiden lassen
5.3.5 Produktiv irritieren: Provokation, Ironie, Konfrontation
5.3.6 Selbstklärung unterstützen: "Willst Du das?", "Was willst Du wirklich?"
5.4 Zusammenfassung

Kapitel 6: Moralische Erziehung als kollektiv-unterstützte Selbstdisziplinierung: Die Suchttherapie-Einrichtung "COME IN!"

6.1 Lage und Räumlichkeiten
6.2 Konzeptelemente
6.3 "Was willst Du hier"? Ein (Wieder-)Aufnahmeritual für Tom
6.4 Die Gong-Runde als Ort der Konfliktbearbeitung und kollektiven Gemeinschaftserziehung unter den Jugendlichen
6.4.1 Wie die Jugendlichen auf das Ertönen des Gongs reagieren
6.4.2 Das Gongritual als kollektive Konfliktbearbeitung
6.4.3 Unterschiedliche Funktionen des Gongs
6.5 Strategien der pädagogischen Arbeit: Dramatisierung, Kontrolle, Unterstützung
6.6 Grenzen des Selbst-Disziplinierungs-Konzeptes

Kapitel 7: Überraschende Entdeckungen im "Schatten" der Konzeption: Die Einrichtung "Neustart"

7.1 Das Konzept der Einrichtung in groben Zügen
7.2 Einige sozialräumliche Gegebenheiten
7.3 Konzept und Praxis eines Settingelements: "Arbeitstraining"
7.3.1 Der Einstieg in den Arbeitstag
7.3.2 Wie funktioniert das Arbeitstraining?
7.3.3 Zwiespältige Situationen beim Arbeitstraining
7.3.4 Der Beziehungsstil der Arbeitstrainer
7.3.5 Implizite Regeln im Settingelement Arbeitstraining
7.4 Der Raucherpavillon als heimliches Zentrum der Einrichtung
7.4.1 Einzelne Beobachtungen und ihre Deutung
7.4.2 Eine Gemeinschaft der Süchtigen? Der Raucherpavillon als ambivalentes Symbol

Kapitel 8: Schlussbemerkung und Anregungen zum selber beobachten

Literatur