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Olympia 1936
Alexander Emmerich
Theiss
EAN: 9783806232455 (ISBN: 3-8062-3245-8)
289 Seiten, hardcover, 25 x 29cm, Oktober, 2015
EUR 29,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Deutschland 1936 - in Berlin wie in Garmisch-Patenkirchen spielten die Nationalsozialisten der Welt und ihren Gästen das Bild von der friedfertigen Diktatur, von der Völkerverständigung im Zeichen der Ringe vor, während gleichzeitig RegimeGegner und Juden verfolgt wurden und die Nürnberger Rassengesetze verabschiedet worden waren. Nie zuvor und niemals danach ist der Sport so sehr für politische Zwecke instrumentalisiert worden wie bei den Olympischen Spielen 1936, niemals wurde er mit solcher Überwältigung inszeniert.
Alexander Emmerich, Jahrgang 1974, studierte Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Heidelberg. Er promovierte über das Leben des Deutsch-Amerikaners John-Jacob Astor, den Gründer des berühmten New-Yorker Hotels Waldorf-Astoriaund Amerikas ersten Millionär. Am Heidelberg Center for American Studies war Alexander Emmerich Wissenschaftlicher Mitarbeiter und leitete ein Forschungsprojekt zur deutschen Auswanderung nach Nordamerika. Er ist Autor mehrerer Sachbücher zur amerikanischen Geschichte und leitet heute eine Agentur für Wissenschaftsmarketing in Heidelberg. Zuletzt erschien von ihm und Philipp Gasest "Amerikas Kriege" (2014).
Der trügerische Glanz eines mörderischen Systems
Deutschland 1936 - Regime-Gegner wurden ermordet oder in Konzentrationslager deportiert, die Nürnberger Gesetze waren wenige Monate zuvor verabschiedet worden. In Berlin und Garmisch-Patenkirchen spielten die Nazis ihren internationalen Gästen das Bild von der friedfertigen Diktatur, von der Völkerverständigung im Zeichen der Ringe vor. Die Sportstätten wurden hierfür nach nationalsozialistischen Vorgaben aufpoliert, und das Propagandaministerium legte der Presse auf, in keiner Weise über die Verfolgung der Juden zu berichten. Niemals zuvor und niemals danach, auch nicht im Kalten Krieg, wurde der Sport so sehr für politische und ideologische Zwecke instrumentalisiert wie bei den Olympischen Spielen 1936. Alexander Emmerich erzählt von Siegern und Verlierern, etwa von Publikumsliebling Jesse Owens oder vom verhinderten Star Gretel Bergmann, er erzählt vom "trügerischen Glanz" und dessen Nachwirkungen. Eine exklusive Bebilderung mit teilweise unveröffentlichten Fotografien illustriert diese Geschichte auf einzigartige Weise und zeigt, etwa mit Bildern von den Sportstätten heute, was von Olympia 1936 noch besteht.
Rezension
80 Jahre ist es her, dass in Berlin die XI. Olympischen Spiele ausgetragen wurden. Bereits zuvor (im Februar 1936) hatte sich Garmisch-Patenkirchen als Gastgeber für die Olympischen Winterspiele bestens präsentiert.
Während die Winterspiele im Bewusstsein der Öffentlichkeit (leider) eine eher untergeordnete Rolle spielen, sind die Spiele in Berlin nach wie vor in Erinnerung. Diese Erinnerungen sind durchaus nicht ohne Brisanz. Obwohl zunächst eher negativ betrachtet, da die Olympischen Ideale nicht zu den Dogmen der nationalsozialistischen Herrscher passten, wurde die Durchführung der Spiele dann als Chance be- und ergriffen, der Welt den Schein eines modernen und friedliebenden Staates zu offenbaren und durch einen gigantischen Perfektionismus in Organisation und Austragung alles bislang Gewesene in den Schatten zu stellen.
Gab es international durchaus Skepsis, ob Deutschland mit seinem totalitären politischen System als Gastgeberland taugen mag: die Nationalsozialisten verstanden es die Zweifler zu überzeugen und inszenierten wahrhaftig eine Show.
Eines wurde später auch klar: Der Sport diente dabei allerdings lediglich als Mittel zum Zweck!
Alexander Emmerichs Werk über "Olympia 1936" bietet einen ausgezeichneten Überblick über alle Details und Hintergründe vor und während der Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Patenkirchen und Berlin. Auch auf Überbleibsel, die sich auf die Berliner Spiele zurückführen lassen (z.B. Olympischer Fackellauf), werden dargestellt.
Dem Weg zur Vergabe der Spiele nach Deutschland und die enormen Anstrengungen bei den Vorbereitungen auf die Spiele werden nicht nur dargestellt, sondern auch mit zahlreichen interessanten Hintergrundinformationen versehen.
Die Durchführung der Winterspiele im Februar und der Sommerspiele im August vor 80 Jahren werden facettenreich in weiteren, eigenen Kapiteln vorgestellt. Es gelingt eine interessante Konstellation, bei der dem Leser das nationale und internationale Umfeld (sportlich wie politisch) vorgestellt wird, aber auch ausgewählte sportliche Leistungen gewürdigt werden.
Sachinformationen und Hintergründe finden sich zu Hauf im Text der einzelnen Buchabschnitte und werden trefflich "umrahmt" von Kurzbiografien tragender Persönlichkeiten. Die gelungene Illustration rundet das Ganze zusätzlich ab.
Die Kapitel über Propaganda und Medieneinsatz und ein Resümee schließen das Werk ab und der ausführliche Anhang ist als Quelle für interessante Detailinformationen bestens geeignet.
Der schwierige Spagat der kritischen Würdigung einer durchaus gelungenen "Sportveranstaltung" und der Betrachtung über die Institutionalisierung des Sports und der Olympischen Bewegung für die politischen Ziele eines totalitären Systems ist ebenso gelungen, wie die Balance zwischen kurzweiliger Darstellung und der notwendigen Präzision bei der Darstellung der Hintergründe und Ereignisse.
Dietmar Langusch, lib.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 18
I. Präludium, 1931-1936 22
1. Die Vergabe nach Berlin 24
2. Die NSDAP, der Sport und die olympische Idee 36
3. "Olympia - Eine nationale Aufgabe": Vorbereitungen in Deutschland 40
4. Aufruf zum Boykott! 48
5. Jüdische Sportverbände in Deutschland 60
6. Das Olympische Dorf 66
7. Olympiastadion und Reichssportfeld 74
8. Weitere Wettkampfstätten 82
II. Die Winterspiele von Garmisch-Patenkirchen, 6. bis 16. Februar 1936 86
1. Vorbereitungen im Alpenidyll 88
2. Antisemitismus während der Winterspiele 92
3. Die Winterspiele als Probelauf 98
4. Sportliches 106
5. Abseits der Spiele im Rheinland 110
III. Die Sommerspiele von Berlin, 1. bis 16. August 1936 114
1. Der erste Fackellauf der olympischen Geschichte 116
2. Die Eröffnung als Inszenierung 124
3. Das Festspiel "Olympische Jugend" 134
4. Athleten und Wettbewerbe 138
5. "Alibi-Sportler" 146
6. Der verhinderte Star: Gretel Bergmann 152
7. Der unangefochtene Star: Jesse Owens 156
8. Sportliches 164
IV. Propaganda und Medieneinsatz 184
1. Blendung der Bevölkerung 186
2. Ritualisierung und Emotionalisieren der Spiele 190
3. Unterhaltung und Beiprogramm in Berlin 196
4. Radio und Presse im Zeichen der Propaganda 202
5. Fotografie 210
6. Der Olympia-Film von Lena Riefenstahl 218
7. Ausblick: Olympia 1940 228
V. Resümee 236
Nachwirkung der Spiele 238
VI. Anhang 244
Medaillenspiegel 246
Liste der Olympiasieger 250
Literatur 270
Filme 272
Personen- und Sachregister 274
Bildnachweis 280
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