Von Edvard Munchs (1895-1944) bekanntem Werk „Der Schrei“ gibt es einen gleichnamigen Holzschnitt, auf dem der norwegische Künstler notierte: „Ich fühlte das grosse Geschrei durch die Natur“. Diese Notiz kann als ein Hinweis gedeutet werden, dass seine Auseinandersetzung mit der Natur zentral für sein vielfältiges Œuvre ist. Berücksichtigt man noch, dass Munch ein Anhänger des Monismus von Ernst Haeckel war, so gibt es gute Gründe, die Bedeutung seiner Naturauffassung für sein Werk zu fokussieren. Diesem in der Munch-Forschung bisher vernachlässigen Aspekt widmete sich die Ausstellung „Munch. Lebenslandschaft“.
Über 170 größtenteils bisher nicht öffentlich gezeigte Werke konnten in dieser vom 10.6. bis zum 15.10.2023 im Clark Art Institute (Williamstown) und vom 18.11.2023 bis zum 1.4.2024 im Museum Barberini (Potsdam) bestaunt werden. Noch bis zum 24.8.2024 läuft die Ausstellung im „MUNCH“ (Oslo). Dort sind u.a. folgende Kunstwerke Munchs ausgestellt: „Sternennacht“(1893), „Mondschein“(1895), „Angst“(1896), „Junge Frau am Strand“(1896), „Fruchtbarkeit“(1899/1900), „Sommernacht am Strand“(1902/03), „Mädchen auf der Brücke“(~1904), „Die Sonne“(1912), „Kohlacker“(1915), „Selbstbildnis am Fenster“(~1940).
Zu der sehenswerten Ausstellung wurde bei Prestel ein hervorragender Katalog publiziert, herausgegeben von Ortrud Westheider, Michael Philipp und Daniel Zamani. Besondere Erwähnung verdienen die Beiträge zur Auseinandersetzung Munchs mit dem Verhältnis von Mensch und Natur. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch die vorliegende Begleitpublikation motiviert, sich in ihrem Unterricht mit dem vielfältigen Werk von Munch auseinanderzusetzen. Produktiv eingesetzt werden können seine Gemälde und Druckgrafiken auch im Ethik- und Religionsunterricht bei der Erschließung von Themen wie „Natur“, „Entfremdung“ sowie „Tod und Trauer“.
Fazit: Das exzellente Katalogbuch „Munch. Lebenslandschaft“ verdient einen Platz in jeder guten Bibliothek der Klassischen Moderne, würdigt es doch ästhetisch überaus gelungen das expressive Œuvre des norwegischen Jahrhundertkünstlers.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Munchs Landschaften als Spiegel der Natur und seines Seelenlebens
Die erste große Publikation über Edvard Munchs Landschaften fokussiert sich auf sein Naturverständnis. Einerseits verstand er sie als sich zyklisch erneuernde Kraft, andererseits sah er die Landschaft als Spiegel seiner seelischen Zerrissenheit. Munch entwickelte ein pantheistisches Naturverständnis, das er auf die norwegischen Küsten und Wälder projizierte. Die dramatischen Wetterverhältnisse in seinen Gemälden erhalten vor dem Hintergrund der aktuellen Klimakrise eine überraschende Brisanz.
Der Katalog versammelt rund 90 Werke, u. a. aus dem Munchmuseet, Oslo, dem Museum of Modern Art, New York, dem Dallas Museum of Art, der Staatsgalerie Stuttgart, dem Museum Folkwang, Essen, und dem Von der Heydt-Museum, Wuppertal.
Publikation des Museums Barberini, Potsdam, in Zusammenarbeit mit dem Clark Art Institute, Williamstown, und dem Munchmuseet, Oslo.

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