lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Mit den Toten leben - eine evangelische Perspektive
Mit den Toten leben - eine evangelische Perspektive




Hans-Martin Gutmann

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579051925 (ISBN: 3-579-05192-X)
228 Seiten, paperback, 13 x 21cm, 2002

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Hans-Martin Gutmann lädt ein zu einer gewagten gedanklichen Reise. Gegen die Rede von der Verhältnislosigkeit zwischen Toten und Lebenden entfaltet er die These einer wechselseitigen Beziehung. Wie ist diese zu denken? Wie kann sie gestaltet werden? Alle, die Menschen in Tod und Sterben, in Abschied, Trauer und Neubeginn begleiten, finden hier nicht nur eine ungewöhnlich neue Rede vom Leben mit den Toten, sondern darüber hinaus eine Fülle von Anregungen und Sachwissen aus Theologie und Ethnologie, Sozialwissenschaften und Psychoanalyse. Ein Buch, das hilft, angesichts des Todes eine neue Sprache zu finden in Seelsorge, Liturgie und Predigt.
Rezension
"Lasset die Toten die Toten begraben." Dieses Wort aus der Bibel mag missverstandener Maßen zu einer Schieflage geführt haben: Haben wir den Tod verdrängt? Die (kerygmatische) Theologie und die Medizin (mit ihrer Ganztod-Theorie), sowie gewandelte soziale Strukturen, beeinflussten das Sterben und die Handlungen, die das Sterben begleiten; nicht zu vergessen: die Handlungen an dem Toten.

Glücklicherweise kann man seit einigen Jahren den Trend hin zu mehr Sensibilität beobachten. So werden sowohl die Sterbenden als auch die Trauernden bedacht, Rituale, insbesondere Segenshandlungen wieder eingeübt, wo sie vergessen wurden. Dass Tod nicht einfach gleichzusetzen ist mit Ende des Lebens, und dass Tod nicht nur ein Nichtvorhandensein von Hirnströmen bedeuten kann, das kommt zurecht wieder in den Blick. Doch sollte man sich auch davor hüten, das Sterben heute wie damals verklären zu wollen. Manches ist in der Gegenwart leichter geworden (z.B. Versorgung mit Schmerzmitteln), anderes schwerer: Kaum einer stirbt heute noch in vertrauter Umgebung, sondern meistens im Krankenhaus oder im Altersheim, häufig einsam.

Hans-Martin Gutmann trägt mit seinem Buch dazu bei, Perspektiven zu verändern: Er fragt sich nicht nur nach den Veränderungen für die Überlebenden sondern auch für die Verstorbenen. Dies mag man als äußerst ungewöhnliche Sichtweise erfahren, doch ist sie vor allem eines: hilfreich in Hinblick auf den Umgang mit den Toten. Aber Gutmann wäre ein neuer Swedenborg, wenn dies zu beschreiben sein Hauptinteresse wäre. Ihm geht es auch um die Veränderungsmöglichkeiten im Umfeld des Sterbens. Er beschreibt ehrenamtliche Einrichtungen, z.B. Hospize, und bietet so Wege an, das Sterben, vielmehr den sterbenden Menschen, im Leben zu integrieren. Doch dann weitet er diese allgemein geteilte Aufforderung aus: Auch die Toten müssen wieder in das Leben hineingenommen werden.

Gutmann schreibt flüssig, ohne wissenschaftliche Allüren, nicht besserwisserisch und belehrend, sondern bescheiden. Manchmal darf man lachen, manchmal möchte man weinen. Es sind viele inspirierende Gedanken in dem Buch enthalten, so dass ich jedem und jeder, die sich mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzt, dieses Buch wärmstens empfehlen möchte !

Michael Simonsen, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorspiel... 7

Meditation I: Die Achtung vor der Grenze und die Wirklichkeit des Wunders. Meditation über Lukas 5,1-11... 15

1. Sterben und Tod heute - unter den Bedingungen der Spätmoderne... 21
1.1 Veränderungen in Familienstrukturen und Beziehungsmustern durch längere Lebenszeiten... 22
1.2 Die letzte Minute... 26
1.3 Die neue Unsicherheit über die Todesgrenze... 34
1.4 Die Wahrnehmung von Sterben und Tod heute und die Ambivalenz des Individualisierungsprozesses... 41
1.5 Wahrnehmung von Sterben als Schuldigwerden... 49
1.6 Neue Trauerrituale und die kirchliche Bestattung... 50
1.7 Sterben und Tod als mediales Ereignis... 58

2. Deutlichkeit als pastorale Aufgabe... 79
2.1 Deuten oder Deutlichkeit?... 80
2.2 Trauern und die Bereitung zum Sterben - über die Zeitgemäßheit einer Erinnerung an Martin Luther... 86

3. Der befreiende Tausch und der Tod des Todes. Überlegungen zu Passion und Auferstehung... 95
Meditation II: Passionsmeditation zu Markus 15,6-20... 96
3.1 Der befreiende Tausch... 99
Meditation III: Oster-Meditation zu Markus 16,1-8 und Johannes 20,1-23... 118
3.2 Auferstehung, eschatologische Zeit und der Tod des Todes... 124

4. Die Wiederkehr des Verdrängten... 155
4.1 Mit den Toten leben... 156
4.2 Die Ausgrenzung der Toten und die Wiederkehr des Verdrängten... 163

5. Den anderen Weg gehen... 183
Meditation IV: Zu Johannes 11,1-3.17-27... 186
5.1 Trauerbegleitung in evangelischer Perspektive... 191
5.2 Die Aufgabe der evangelischen Bestattung... 204
5.3 Die Chance der Bestattungspredigt... 214

Keinem von uns ist Gott fern. Eine Bestattungspredigt... 221

Namensregister... 226