|
Mit Deutschland um die Welt
Eine Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit
Alexander Honold, Klaus R. Scherpe (Hrsg.)
Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476020451 (ISBN: 3-476-02045-2)
536 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 18 x 25cm, Oktober, 2004, Mit 149 Abbildungen
EUR 59,95 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Die deutsche Kolonialzeit und der mit ihr verbundene künstlerische Exotismus stehen im Zusammenhang eines weite Gesellschaftsbereiche erfassenden Aufbruchs in ferne Weltregionen: durch Missionstätigkeit, Schulgründungen und Sprachpolitik, durch Flottenbau und Eisenbahntrupps, Malaria
forscher oder Musikethnologen. Von deutschen Reisenden wurden mit akribischem Elan »wildfremde« Menschen und Tiere entdeckt, erforscht und vermessen; Beutestücke aller Art wurden eingesammelt und zuhause ausgestellt. Die Hauptstadt Berlin, ein Parvenü unter Europas Metropolen, verwandelte sich in einen Tummelplatz exotischer Obsessionen. - In 54 Einträgen unternimmt diese neuartige Kulturgeschichte Exkursionen in die Motivwelt des Fremden, aber auch Ortsbesichtigungen an den Tatorten kolonialer Gewaltexzesse. Das interdisziplinäre Autoren-Team präsentiert die wichtigsten Akteure und Gegenstände auf den Gebieten des kulturellen Wissens, des politischen Handelns, der wirtschaftlichen Bestrebungen und der ästhetischen Imaginationen. Umfangreiches, kaum bekanntes Archivmaterial wurde aufgearbeitet. Eine faszinierende, mit reichhaltigen Bild dokumenten ausgestattete Überblicksdarstellung zur Bedeutung des Fremden in der deutschen Kolonialzeit.
Die Herausgeber
Alexander Honold, Ordinarius für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Basel
Klaus R. Scherpe, o. Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin
Rezension
Multikulturalität ist heute eine Selbstverständlichkeit. Da ist es erhellend, einmal einen Blick nur ca. 100 Jahre zurück zu wagen: mitten hinein in die Zeit des Kolonialismus. Und es durchzieht den Leser ein Schauder, wie hier „wildfremde“ Menschen entdeckt, erforscht und vermessen wurden … Wie kulturell engstirnig und zugleich exzessiv-gewalttätig deutsche Kolonialisten waren. – Gerade für den Blick auf das „Fremde“ in unserer Gegenwartskultur ist dieser historische Rückblick auf die Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit überaus anregend. – Der Band sei Lehrerinnen und Lehrern empfohlen, die sich mit den Themen „Eine Welt / Dritte Welt“, „Kolonialismus“, Multikulturalität“, „Fremde unter uns“ o.ä. unterrichtlich beschäftigen.
Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wie inspirierte die "dunkel lockende Welt" die Deutschen in der Kaiserzeit? In mehr als 50 facettenreichen Essays reisen die Autoren in die Motivwelt des "Fremden" und zu den Schauplätzen imperialer Gewalt. Schlaglichtartig werden einzelne Ereignisse beleuchtet, z.B.: die Gründung der Weltpost, der Bau der Bagdadbahn, die Völkerschauen des Hamburger Impresarios Carl Hagenbeck oder die Fertigstellung des Wiesbadener Palast-Hotels mit seinem exotischen Interieur. Es entsteht eine schillernde Kulturgeschichte.
Moderne Kulturgeschichte in 50 lebendigen Essays
Autoreninformation:
Alexander Honold, Ordinarius für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Basel. Zahlreiche Aufsätze, Literaturkritiken, Aufsatzbände und Monographien. Zu interkulturellen Aspekten der deutschen Literaturgeschichte sind jüngst erschienen: Das Fremde. Reiseerfahrungen, Schreibformen und kulturelles Wissen. 2. Aufl., Berlin 2002 (Mhg.); Kolonialismus als Kultur. Literatur, Medien, Wissenschaft in der deutschen Gründerzeit des Fremden. Tübingen, Basel 2002 (Mhg.).
Klaus R. Scherpe, o. Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Neuere Publikationen: Literaturwissenschaft und politische Kultur (Mhg., 1999); Das Fremde. Reiseerfahrungen, Schreibformen und kulturelles Wissen. 2. Aufl., Berlin 2002 (Mhg.); Stadt. Krieg. Fremde. Literatur und Kultur nach den Katastrophen (2002); Die Gewalt von Kultur, Recht und Politik (Mhg., 2003).
Pressestimmen:
Wie intensiv und vielfältig die Aktivitäten und Schauplätze des Fremden in der Kolonialzeit tatsächlich waren, führt dieses Buch vor Augen, indem es Kulturgeschichte auf neuartige Weise vorstellt. Umfangreiches, kaum bekanntes und schwer zugängliches Archivmaterial wurde aufgearbeitet. Eine faszinierende, mit reichhaltigen Bilddokumenten ausgestattete Überblicksdarstellung zur Bedeutung des Fremden in der deutschen Kolonialzeit.
literatur-report
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Für eine deutsche Kulturgeschichte des Fremden 1
1. Heinrich von Stephan und die Idee der Weltpost
November 1869: Die Eröffnung des Suezkanals (Simons) 26
2. Das Reich der Tiere und ihr Interpret
12. April 1873: Alfred Brehm fordert die Anerkennung der Schimpansen als Menschen (Benninghoff-Lühl) 36
3. Die Antike als Nationalunternehmen
25. April 1874: Vertrag zwischen Griechenland und dem Deutschen Reich zur Ausgrabung Olympias (Honold) 41
4. Der Katechismus zur Kolonialfrage
Februar 1879: Friedrich Fabri fragt: »Bedarf Deutschland der Colonien?«
(Joch) 51
5. Archäologie und Museumspolitik
29. Januar 1880: Alexander Conze verkündet den Erwerb des Pergamonfrieses (Koppen) 58
6. Koloniales in der Karikatur
November 1884: Der Kladderadatsch sieht »Culturfortschritte am Congo« (Joch) 66
7. Massaker und Maskerade
6. Dezember 1884: In Mkondgua träumt Carl Peters von einem großdeutschen Ostafrika (Scherpe) 77
8. Spiel um Kamerun
Weihnachten 1885: Kolonialismus in Brett -und Gesellschaftsspielen (Badenberg) 86
9. Usambara-Kaffee und Kamerun-Kakao im Kolonialwarenhandel
Frühjahr 1887: Stollwerck führt den Automatenverkauf ein (Badenberg) 94
10. Ägyptenreise auf den Spuren von Virchow und Schliemann
1888: Julius Sundes Frau Buchholz im Orient (Badenberg) 106
11. Eroberungen mit der Eisenbahn
4. Oktober 1888: Alfred Kaulla telegraphiert Konzession zum Bau der Bagdadbahn nach Berlin (Honold) 115
12. Völkerkunde in Neuguinea
Herbst 1888: Otto Finsch rettet die Ehre der Menschenfresser (Joch) 127
13. Kaiser-Wilhelm-Spitze
6. Oktober 1889: Hans Meyer erobert den Kilimandscharo (Honold) 136
14. Photographie im Einsatz
1891: Die Zeitschrift für Ethnologie führt die Autotypie als Reproduktionsverfahren ein (Kabatek) 145
15. Unterhaltung und Vermarktung
1892: Die Firma J.F.G. Umlauff präsentiert »anthropologisch-zoologische Prachtgruppen« (Lange) 152
16. Die Reichweite der Zivilisation
September 1893: Die Hermann von Wissmann kreuzt auf dem Nyassasee (Koppen) 163
17. Die Bildkarriere eines kulturellen Stereotyps
14. Juli 1894: Mohrenwäsche im Leipziger Zoo (Badenberg) 173
18. Orientteppich und Kunstwerk
1895: Hofmannsthals Märchen der 672. Nacht (Simons) 182
19. Zwischen Kairo und Alt-Berlin
Sommer 1896: Die deutschen Kolonien als Ware und Werbung auf der Gewerbe-Ausstellung in Treptow (Badenberg) 190
20. Schauspiele der Scham
Juli 1896: Peter Altenberg gesellt sich im Wiener Tiergarten zu den Aschanti (Besser) 200
21. »Mir ist so orientalisch zu Muth«
1897: Paul Scheerbart publiziert arabische Romane (Innerhofer) 209
22. Die hygienische Eroberung Afrikas
9. Juni 1898: Robert Koch hält seinen Vortrag Ärztliche Beobachtungen in den Tropen (Besser) 217
23. Caput Nili
August 1898: Richard Kandt gelingt die letzte Entdeckung der Nilquelle (Honold) 226
24. Der letzte Kreuzritter
29./31. Oktober 1898: Kaiser Wilhelm II. in Jerusalem (Honold) 236
25. Von der »Gelben Gefahr« zur Eroberung Chinas
6. Dezember 1898: Der Kaiser bedankt sich für Paul Lindenbergs »patriotisches Buch« (Liu) 247
26. Wilhelm Raabe und die Burenkriege
1899: Deutsche Schriftsteller begeistern sich für die »Burensache« (Parr) 254
27. Zwischen Land und Meer
August 1901: Die Woermann-Linie fährt in 30 Tagen nach Swakopmund (Besser) 264
28. Die Organisation des kolonialen Wissens
10. Oktober 1902: In Berlin tagt der erste Deutsche Kolonialkongreß (Besser) 271
29. Leben für die Sammlung
13. Oktober 1902: Gedenkfeier zum Tode Rudolf Virchows (Benninghoff-Lühl) 279
30. Orientalismus im Bild
1903: Rudolf Lehnerts erste Photoexkursion nach Tunesien und die Tradition reisender Orientmaler (Bopp) 288
31. Tropenkoller
5. März 1904: Freispruch für Prinz Prosper von Arenberg (Besser) 300
32. Kolonialkrieg und Genozid
2. Oktober 1904: General Adolf Lebrecht von Trotha unterzeichnet den Erlaß J. Nr. 3737 (Koppen) 310
33. Halbwilder Westen
Juni 1905: Buffalo Bill reitet im Groschenheft (Joch) 320
34. Der Orient im Interieur
Mai 1905: Die Zeitschrift Innen-Dekoration feiert die Exotik des Wiesbadener Palast-Hotels (Scherpe) 329
35. Halbmond im Luna-Park
26. Januar 1906: Eise Lasker-Schüler präsentiert Ached Bey (Kirschnick) 338
36. Koloniale Erziehung
Montag, 25. Juni 1906: Der erste Schultag in Fumban/Kamerun (Werkmeister) 347
37. Der Ethnologe als Geschichtenerzähler
Frühjahr 1907: Leo Frobenius berichtet vom Kongo-Kassai (Joch) 357
38. Wo sind die Mütter?
1907: Margarethe von Eckenbrechers Erinnerungen Was Afrika mir gab und nahm (Noyes) 367
39. Bastards
Juli 1908: Eugen Fischer bringt die »Rassenkunde« nach Afrika (Schwarz) 373
40. Reklame für Salem Aleikum
11. Januar 1909: Die Dresdner Cigaretten-fabrik Yenidze erhält eine Moscheekuppel (Scherpe) 381
41. Gartenlaube im Wüstensand
17. April 1909: Die Lüderitzbuchter Zeitung tadelt die reichsdeutsche Presse (Hut) 389
42. Tatau. Das Fremde auf der Haut
17. März 1911: Franz Kafka hört Adolf Loos über Ornament und Verbrechen (Honold) 397
43. Musikforschungais Kulturvergleich
1911: Erich von Hornbostel entwickelt akustische Kriterien für die kulturelle Zuordnung (Klotz) 407
44. Der Platz des irdischen Friedens
Sommer 1912: Alfred Döblin beginnt die Arbeit am Wang-Lun (Joch) 415
45. Berliner Köpfe
6. Dezember 1912: Ludwig Borchardt entdeckt die Büste der Nofretete (Simons) 422
46. Die ersten Schulmeister der Welt
8. Dezember 1913: Karl Lamprechts Denkschrift an den Reichskanzler (Joch) 429
47. Südsee-lnsulaner als Kunsttrophäen
Mai 1914: Nolde in Neuguinea, Pechstein in Palau (Badenberg) 438
48. Die Mobilmachung des Fremden
September 1914: »Gute Feldpost« für Thomas Mann (Scherpe) 449
49. Die kolonialen Obsessionen des Nervösen
1915: Freilandphantasien in Robert Müllers Tropen (Schwarz) 457
50. Die verhinderte Weltsprache
16. Dezember 1915: Adalbert Baumann präsentiert »Das neue, leichte Weltdeutsch« (Werkmeister) 464
51. Aviatik und die Medialisierung des Blicks
13. November 1916: Deutsche Flieger über Kairo (Koppen) 473
52. Schwarze Dichtung erobert Europa
1916: Carl Einsteins Afrikanische Legenden (Simons) 481
53. »Wir graben einen Schacht zu Babel«
Mai 1918: Robert Koldewey rekonstruiert den babylonischen Turm (Simons) 488
54. Exotismus an Leib und Leben
29. August 1918: Auf Java stirbt der Schriftsteller Max Dauthendey (Hut) 496
Register der Personen, Orte, Werke 505
Sachregister 514
Zu den Autorinnen und Autoren 577
Bildquellenverzeichnis 520
|
|
|