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Mina
Mina




David Almond

Ravensburger Buchverlag
EAN: 9783473368204 (ISBN: 3-473-36820-2)
256 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 21cm, Januar, 2011

EUR 14,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ich wollte unbedingt das sein, was man gemeinhin als braves Mädchen bezeichnet. Ich habe es wirklich versucht.



Mondschein, Wunder, Fliegen und Nonsens, Rosenkohl, Sarkasmus und das Geheimnis der Zeit, erstaunliche Tatsachen und absolut nichts - das alles ist Minas Tagebuch. Das ist Mina.



Hans-Christian-Andersen-Preis

Carnegie Medal
Rezension
"Manche Leute sagen, dass man nicht ins Mondlicht schauen soll. Sie sagen, es macht einen verrückt.
Ich schaue ins Mondlicht und ich lache.
"Mach mich verrückt", flüstere ich. "Los doch, mach Mina verrückt."
Ich lache noch einmal.
Manche Leute behaupten, sie sei schon verrückt, denke ich."

Mina ist anders - nachdenklich, phantasievoll und offen für Überraschungen. Trotz aller ihrer Bemühungen, brav zu sein und sich anzupassen, gelingt es ihr nicht, sich in das System Schule einzufügen. Ihre Lehrerin verzweifelt an dem hochbegabten Mädchen: Anstatt ein Arbeitsblatt über Verbkonjugationen durch verschiedene Tempora auszufüllen, beginnt sie eine philosophische Diskussion über Zeit. Und am Tag der Schulprüfung, der die Lehrer noch nervöser als die Schüler macht, gibt sie ein Blatt mit einem Nonsens-Text voller selbst erfundener Wörter ab. Der Schulleiter ist außer sich und ratlos. Zum Glück hat Minas Mutter Verständnis und eine Lösung: Sie wird ihre Tochter vorläufig selbst unterrichten.

So verbringt Mina ihre Tage nun zu Hause. Sie sitzt auf ihrem Lieblingsplatz im Baum und beobachtet, wie Amseln dort ein Nest bauen, Eier legen, wie die Küken schlüpfen und gefüttert werden. Mit ihrer Mutter formt sie Tiere aus Ton, spricht über den Archäopteryx, die Größe des Himmels, Paul Klees Theorie über Spaziergänge und über Orte, zu denen sie später einmal reisen will. Beobachtungen und Gedanken hält Mina in ihrem Tagebuch fest.

Minas Notizen sind vielfältig: Neben Beschreibungen des Tages hält sie Erinnerungen an schwierige Situationen in ihrem Leben fest. Sie beschreibt in der dritten Person Schlüsselsituationen aus der Schule und ihren heimlichen Abstecher in die unterirdischen aufgegebenen Bergbaustollen - für sie die Unterwelt, aus der sie wie Orpheus einen Toten zurückholen möchte: Ihren früh verstorbenen Vater, um den viele ihrer Gedanken kreisen. Immer wieder gibt sie Anweisungen für eine "außergewöhnliche Aktivität", die in Schullehrplänen nicht vorkommt: So beispielsweise einen kleinen Ausschnitt des Himmels am Tag beobachten, dann in der Nacht; eine Seite voll Nonsens schreiben; eine Seite mit Wörtern für Freude schreiben, dann für Traurigkeit.

Mina ist in ihrem Leben nicht immer glücklich. Sie trauert noch immer über den Verlust ihres Vaters. Manchmal fühlt sie sich auch einsam. Wie kann sie sich zu anderen Kindern zugehörig fühlen, wenn Tabletten oder eine "Antimerkwürdigkeitsoperation" nicht in Betracht kommen? Bei einem Probetag in einer Sonderschule stellt sie fest, dass Außenseiter auf vielerlei Art zusammenpassen können. Sie freut sich über den Besuch einer ehemaligen Schulkameradin und wundert sich, dass diese ihr erzählt, dass auch die Lehrerin sie vermisse. Sophie erklärt ihr, dass sie Mina nett finde, auch wenn sie "abgedreht" sei - das sei ja schließlich jeder ein bisschen und sie nur etwas mehr. Mina ist überrascht, doch sie findet nicht den Mut, auf Sophie zuzugehen. Sie bleibt in der Beobachterrolle und ist fasziniert von der Familie, die in ein Haus in der Nachbarschaft einzieht. Da ist das neugeborene Baby, das offensichtlich schwer krank ist, und der Junge in ihrem Alter, der in der neuen Umgebung einsam und wütend wirkt. Mina verordnet sich eine neue außergewöhnliche Aktivität: "Sei tapfer!!!" Am Ende des Buches setzt sie diesen Auftrag um und geht auf den Jungen zu.

Dieses Buch steht auf der Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2012, Sparte Kinderbuch. Die Jury hat mit dieser Wahl ein ungewöhnliches Buch ausgezeichnet. Es ist ein stilles Buch ohne Zauberei, Verfolgungsjagden oder Geheimnisse - ungewöhnlich ist nicht die Handlung, sondern die Hauptperson. Dieses Mädchen wird dem Leser vertraut, er lernt ihre Gedanken und Gefühle kennen und kann Verständnis entwickeln für dieses Kind, das so anders ist. Das Buch ist ein Plädoyer für Außenseiter; gleichzeitig ermutigt es den Leser, seine eigenen Gedanken und Gefühle zu beobachten und seine persönliche Besonderheit zu entwickeln. Die Sprache von David Almond ist poetisch; die Gedanken, die Mina äußert, sind philosophisch. Alexandra Ernst hat dieses Buch hervorragend ins Deutsche übertragen, was bei vielen Sprachspielereien nicht leicht ist. Die Gestaltung vieler Seiten ist Minas Tagebuch nachempfunden und verdeutlicht beispielsweise durch riesige Schriftgröße Lautstärke oder besondere Wichtigkeit.

Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab zehn Jahren. Auch ältere Kinder und Erwachsene können sich von diesem Text angesprochen fühlen. Fans des Autors werden in den letzten Szenen um den Nachbarsjungen an Almonds erstes Jugendbuch erinnert: "Skellig", im Deutschen "Zeit des Mondes". Dieses Buch spielt zeitlich direkt nach der Handlung von "Mina". Lesern, denen "Mina" gefallen hat, sei es an dieser Stelle auch empfohlen: Auch hier finden sich philosophische Töne und poetische Beschreibungen, diesmal mit einem phantastischen Anklang.

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Mina findet die Welt wunderschön. Nur von Schulen sollte man sich besser fernhalten. Darum ist Mina auch sehr zufrieden, als sie von ihrer Schule fliegt. Nun hat sie viel Zeit: zum Tagebuchschreiben, zum Träumen und für jede Menge Nonsens.

Weitere Produktinformationen: Mina ist anders als die anderen Kinder in ihrer Klasse. Nachdenklich, fantasievoll und rebellisch eckt sie immer wieder an. Mina stellt alles infrage: Glaube, Liebe, Freundschaft, Trauer, Vorschriften, das Leben an sich. Das ist Minas Blick auf die Welt. Das ist Minas Tagebuch. Das ist Mina.
Inhaltsverzeichnis
S. 7 Mondschein, Wunder, Fliegen und Nonsens
S. 20 Bananen, komische Kühe, ein schöner Baum und ein öder Himmel
S. 32 Dinosaurier, Arme Ritter & eine Reise in die Unterwelt
S. 56 Über den Archäopteryx
S. 59 Ernie Myers, Müll, Staub, Metempsychose und ein blaues Auto
S. 74 Rosenkohl, Sarkasmus und das Geheimnis der Zeit
S. 88 Persephone, Blödheit und absolut nichts
S. 102 Doppelkekse, Pisse, Spucke, Schweiß und alle Wörter für Freude
S. 118 Großvater, Eulen und keine Affen
S. 131 Prüfungstag, Heddeldiduddel und Giggemol!
S. 149 Eier, Küken, ein Bauch, Babys und Gedichte
S. 162 Spaghetti mit Tomatensoße & ein Traum
S. 173 Die Geschichte der Corinth Avenue
S. 214 Küken, eine tödliche Katze und Humpellosigkeit
S. 226 Spazieren gehen, Pizza, Sterne & Staub
S. 244 Ein Traum von Pferden