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Migration, Menschenrechte und Rassismus Herausforderungen ethischer Bildung
Migration, Menschenrechte und Rassismus
Herausforderungen ethischer Bildung




Markus Tiedemann (Hrsg.)

Schöningh Wissenschaft
EAN: 9783506703194 (ISBN: 3-506-70319-6)
196 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, Juni, 2020

EUR 79,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wen oder was schützen die Menschenrechte? Wie weit reicht die Pflicht zur Nothilfe? Wie passen universalistische Prinzipien und kulturelle Diversität zusammen? Welche Aspekte kultureller Identität sind schützenswert, reformbedürftig oder gar rassistisch? Der vorliegende Band thematisiert prinzipielle Unterscheidungen, empirische Befunde und konkrete Unterrichtsplanungen für die Schule und den gesellschaftlichen Diskurs.

Die Gestaltung und Bewertung von Migration haben Gesellschaft und Bildungssystem vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Die politischen, sozialen und kommunikativen Verwerfungen wurden und werden zunehmend von konfrontativen Positionen geprägt. Vorurteile und Stereotypen greifen um sich. Allzu oft fehlt es an der Bereitschaft, die Argumente der Gegenseite ergebnisoffen zu prüfen und die eigene Position einer kritischen Reflexion zu unterziehen. Der vorliegende Band thematisiert die Frage, wie sich der Ethikunterricht dieser Aufgabe stellen kann. Berücksichtigt werden theoretische Unterscheidungen, empirische Befunde und unterrichtspraktische Konzepte.
Rezension
Menschenrechtsverletzungen, Rassismus und religiös-kulturell bedingte Konflikte gehören auch zur Signatur der Spätmoderne. Sie zählen zu den „zentralen Herausforderungen der pluralistischen Gesellschaft“, schreibt zu Recht Markus Tiedemann (*1970) in seinem metaethischen Beitrag „Orientierung ohne Letztbegründung. Stufen ethischer Rechtfertigung“. In diesem argumentiert der Professor für Didaktik der Philosophie und für Ethik an der TU Dresden sowie Mitherausgeber der „Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik“ mit überzeugenden Argumenten gegen einen Kulturrelativismus und identifiziert drei Kriterien für die Qualität ethischer Argumente, nämlich Kohärenz, Intersubjektivität sowie die Einbeziehung des Anderen. Tiedemanns instruktiver Text bildet den einleitenden Aufsatz zu dem von ihm herausgegebenen Band „Migration, Menschenrechte und Rassismus. Herausforderungen ethischer Bildung“. Erschienen ist das mit Unterstützung der Volkswagenstiftung gedruckte Werk im Verlag Ferdinand Schöningh, einem Imprint der Brill-Gruppe.
Mit den Aufsätzen des Buches wird die Intention verfolgt, die Relevanz ethischer Bildung zur Bearbeitung von aktuellen Problemen unserer pluralistischen Gesellschaft aufzuzeigen. Zur kaleidoskopartigen Beleuchtung dieser liefern Autor*innen des Bandes – primär Philosophieprofessor*innen und Philosophie-Lehrkräfte – Beiträge, die drei verschiedenen methodischen Zugängen zugeordnet sind: „theoretisch-konzeptionell“, „empirisch-kritisch“ und „methodisch-praktisch“. In den theoretischen Aufsätzen werden folgende Fragen thematisiert: Sind Menschenrechte universell gültig? Wodurch zeichnet sich ein „humaner“ Sprachgebrauch aus? Welche Variante moralischen Lernens ist einem auf ethische Urteilsbildung bzw. philosophische Problemreflexion ausgerichtetem Ethik- bzw. Philosophieunterricht angemessen? Welches sind die Merkmale einer gerechten Migrationspolitik? In dem einen empirischen Beitrag erfolgt eine Bestandsaufnahme zur Fremdenfeindlichkeit in Sachsen, in dem zweiten zum Antisemitismus an Schulen, versehen mit konstruktiven, unterrichtspraktischen Hinweisen zum Umgang mit „muslimischem Antisemitismus“. In den genuin unterrichtspraktischen Aufsätzen werden Möglichkeiten zum Umgang mit Themen wie „Vorurteile“, „Flucht“ und „Migration“ in der Schule vorgestellt. Die beiden Unterrichtsvorschläge enthalten zwar - wie im Referendariat gefordert - eine Bedingungsanalyse, eine Sachanalyse, eine didaktisch-methodische Analyse, eine Übersicht mit den angestrebten Unterrichtszielen, die Unterrichtsverlaufspläne, aber leider keine Schüler*innenbeiträge, welche die durch den Unterricht generierte ethische Urteilsbildung verdeutlichen könnten. Das vorliegende philosophiedidaktische Werk richtet sich an alle mit der Lehrerausbildung in Philosophie und Ethik betrauten Personen, sowie an Lehrkräfte, Referendar*innen und Studierende dieser Unterrichtsfächer.
Fazit: Der von Markus Tiedemann herausgegebene Sammelband „Migration, Rassismus, Menschenrechte. Herausforderungen ethischer Bildung“ demonstriert überzeugend die Aktualität und Notwendigkeit eines problemorientierten Ethik- und Philosophieunterrichts zur kritisch-reflexiven Auseinandersetzung mit den Problemen einer pluralistischen Gesellschaft.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Migration, Menschenrechte und Rassismus
Herausforderungen ethischer Bildung
BandherausgeberIn: Markus Tiedemann
BeiträgerInnen: Maria Bach, Roland Willareth, Anika Goldhahn, Cina Bousselmi, Reinhard Merkel, und Tim Baumgart
Wen oder was schützen die Menschenrechte? Wie weit reicht die Pflicht zur Nothilfe? Wie passen universalistische Prinzipien und kulturelle Diversität zusammen? Welche Aspekte kultureller Identität sind schützenswert, reformbedürftig oder gar rassistisch? Der vorliegende Band thematisiert prinzipielle Unterscheidungen, empirische Befunde und konkrete Unterrichtsplanungen für die Schule und den gesellschaftlichen Diskurs.
Die Gestaltung und Bewertung von Migration haben Gesellschaft und Bildungssystem vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Die politischen, sozialen und kommunikativen Verwerfungen wurden und werden zunehmend von konfrontativen Positionen geprägt. Vorurteile und Stereotypen greifen um sich. Allzu oft fehlt es an der Bereitschaft, die Argumente der Gegenseite ergebnisoffen zu prüfen und die eigene Position einer kritischen Reflexion zu unterziehen. Der vorliegende Band thematisiert die Frage, wie sich der Ethikunterricht dieser Aufgabe stellen kann. Berücksichtigt werden theoretische Unterscheidungen, empirische Befunde und unterrichtspraktische Konzepte.
Inhaltsverzeichnis
ERSTER TEIL
Theoretisch-konzeptionelle Beiträge
1. Orientierung ohne Letztbegründung 3
Markus Tiedemann
2. Wir können allen helfen
Reinhard Merkel
3. Menschenrechte statt kultureller Identität 23
Thomas Rentsch
4. ,Humane Dimensionen' sprachlicher Gewalt oder:
Warum symbolische und körperliche Gewalt wohl zu
unterscheiden sind 27
Sybille Krämer
5. Nach-Denken als wirksames Element moralischen Lernens 53
Klaus Draken
ZWEITER TEIL
Empirisch-kritische Beiträge
6. Themen die auf der Straße liegen 73
Christian Demuth
7. Diskriminierung durch Sprache 91
Roland Willareth
DRITTER TEIL
Methodisch-praktische Beiträge
8. Workshop: Praktische Übungen zur Thematisierung von
Vorurteilen und Diskriminierung 127
Cina Bousselmi
9. Akim rennt 141
Luzy Vogt und Maria Bach
10. Unser Einwanderungsgesetz 169
Tim Baumgart und Anika Goldhahn
Abbildungsverzeichnis 193
Autorinnen und Autoren 195