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Michelangelo  89,– € Subskriptionspreis bis zum 31.12.2021 • danach 118,– €
Michelangelo


89,– € Subskriptionspreis bis zum 31.12.2021 • danach 118,– €

Horst Bredekamp

Wagenbach
EAN: 9783803137074 (ISBN: 3-8031-3707-1)
816 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 20 x 28cm, August, 2021, Großformat (21x28 cm). Leinen mit Prägung. Durchgefärbtes Vorsatzpapier. Fadengeheftet. 2 Zeichenbänder. Mit ca. 790 meist farbigen Abbildungen

EUR 118,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Michelangelos revolutionäres Wirken in Kunst und Politik – erzählt entlang der deutenden Ausleuchtung jedes einzelnen Werkes der Entwicklungsgeschichte des Meisters und eingebettet in ein plastisches Zeitpanorama. Ein rauschhaftes Opus Magnum, eine Feier der Kunstgeschichte.

Mit ikonisch gewordenen Werken wie dem David, der Erschaffung Adams in der Sixtinischen Kapelle oder Bauten wie der Kuppel des Petersdoms gehört Michelangelos Schaffen zweifelsohne zum kulturellen Menschheitserbe. Schon zu Lebzeiten wurde ›Il divino‹, dem Göttlichen, ein übermenschlicher Status zugesprochen, sein unermessliches Œuvre aus Skulptur, Architektur und Zeichnung bannt Betrachter wie Forschung bis heute.

In seiner monumentalen Gesamtdarstellung fasst Horst Bredekamp das Genie Michelangelo auf beispiellose Weise. Er nimmt dessen Leben vom Werk aus in den Blick und begreift das Œuvre als Stimulus der Vita. Ebenso empfindsam wie präzise untersucht Bredekamp jedes einzelne Kunstwerk von der Hand Michelangelos im zeitgeschichtlichen und kunsthistorischen Kontext sowie innerhalb der Entwicklung des höchst gefragten Künstlers.

Bredekamp präsentiert uns einen von seinen Werken getriebenen, fortwährend vertragsbrüchig und säumig bleibenden Meister, der sich gänzlich dem künstlerischen Imperativ eines jeden Werks verschreibt und sich vom zu bearbeitenden Material selbst leiten lässt. Indem seine Kunstwerke sich dem Prinzip der Vollendung verweigerten, sprengte Michelangelo alle Konventionen. Doch nur so ließ sich seine bedingungslose Weltliebe ausdrücken, seine Pan-Empathie, die ihn zum loyalen Freund und zur Zumutung für seine Umwelt werden ließ. Und nur so gelang es Michelangelo, die existentiellen Fragen nach Sinn, Sinnlichkeit und politischem Schicksal seiner Epoche in der Form der Kunst auf eine Weise zu verhandeln, die bis heute erschüttert.

Horst Bredekamp, geboren 1947 in Kiel, studierte Kunstgeschichte an der Universität Marburg. Nach seiner Promotion 1974 absolvierte er zunächst ein Volontariat am Frankfurter Liebighaus, bevor er ans kunsthistorische Institut der Hamburger Universität wechselte. 1992 war er zu Gast am Wissenschaftskolleg Berlin, und seit 1993 ist er Professor für Kunstgeschichte an der Berliner Humboldt-Universität. Gastaufenthalte führten ihn nach Princeton und ans Getty Center in Los Angeles sowie nach Budapest. 2005 hatte er die Gadamer-Professur an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg inne. Bredekamp, der sich in seinen zahlreichen Studien unter anderem der Renaissance sowie den Neuen Medien widmet, wurde 2014 in den Orden ›Pour le mérite‹ aufgenommen, 2000 mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet, 2005 mit dem Aby-M.-Warburg-Preis der Stadt Hamburg, 2006 mit dem Max-Planck-Forschungspreis sowie 2017 mit dem Schillerpreis der Stadt Marbach.
Rezension
Der schon zu Lebzeiten als Genie verehrte Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564) hat nicht nur mit seinen Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle die Abendländische Kunstgeschichte geprägt. Er ist am Beginn der Neuzeit ein entscheidender Vertreter der Hochrenaissance und des Manierismus. Sein „Mose“ für das Juliusgrab, sein „David“ und seine „Pietà“ im Petersdom sind weltbekannt und prägen unser kulturelles Gedächtnis. Als Bildhauer, Architekt, Maler und Zeichner schuf er epochale Kunstwerke, insbesondere seine Kreationen des menschlichen Körpers errangen nachhaltige Wirkung. Michelangelo gilt als einer der bekanntesten Steinbildhauer aller Zeiten. Schon als sechsjähriger Knabe entwickelte er die Leidenschaft für die Bildhauerei, da er als Pflegekind bei einem Steinmetz aufwuchs. Die Skulpturen aus Carraramarmor, die er im Auftrag verschiedener Päpste und Fürsten schuf, u.a. die Statue des David in Florenz oder die Pietà, machten ihn weltberühmt. Michelangelos Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle gehören ebenso zum Kulturerbe von Christentum und Renaissance. Michelangelo, der sich als Bildhauer, nicht als Maler verstand, war 1506 nach Rom gekommen, um die Marmorfiguren für das spätere Grabmahl des herrschenden Papstes zu schaffen. Doch unter dem Einfluss intriganter Rivalen stoppte Papst Julius II. das Projekt. Michelangelo floh enttäuscht in seine Heimatstadt Florenz. Eigensinnig weigerte er sich, dem päpstlichen Befehl zur Rückkehr zu folgen. Er wollte sich keinesfalls mit der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle vertrösten lassen. Erst als der Papst Florenz mit Krieg drohte, ließ sich Michelangelo widerwillig auf einen Handel ein: Er würde die Deckenfresken malen, wenn er anschließend den Auftrag für das Grab bekäme. Vier Jahre und vier Wochen sollten vergehen, bis die ungeliebte Arbeit auf dem Hochgerüst beendet war. - Der Autor Horst Bredekamp hat ebenfalls im Wagenbach-Verlag schon 2009 fünf exemplarische Essays zu Michelangelo vorgelegt hat: Michelangelo - Fünf Essays (9783803151797). Horst Bredekamps Buch zeigt ihn den Mächtigen ebenbürtig: als Vertragsbrecher, als Scheiternden, im Kampf mit seinen Konkurrenten, inmitten politischer Feindschaften und als souveränen Künstler. Bredekamps Blick richtet sich nicht nur auf die Skulpturen, Gemälde und Bauwerke Michelangelos, sondern auch auf die Wendungen im Leben des Meisters, der mehrmals auf der Flucht vor seinen mächtigen Auftraggebern war. In seinem Text über das »Juliusgrab« zeigt Bredekamp, wie Michelangelo ein vermeintlich katastrophales Scheitern in einen Triumph verwandelt. »Im Zustand der Belagerung« ist Michelangelo zwischen seinen Auftraggebern, den aus Florenz vertriebenen Medici, die zugleich den Papst in Rom stellen, und der Florentiner Republik. »Michelangelos Verträge« portraitiert einen hoffnungslos überlasteten Vertragsschwindler, der jeden Auftrag annimmt, nur die Hälfte vollendet und daraus eine künstlerische Tugend zu machen versucht. In »St. Peter« zeigt Bredekamp den grandiosen Architekten Michelangelo, der dort eine durchaus absolutistische Machtfülle beansprucht. Diese Essays dürfen als Vorarbeiten zu dem jetzt hier anzuzeigenden Opus Magnum angesehen werden. In dieser monumentalen Gesamtdarstellung beschreibt Horst Bredekamp das Genie Michelangelo in umfassender Weise, indem er dessen Leben vom Werk aus in den Blick nimmt und präzise jedes einzelne Kunstwerk Michelangelos im zeitgeschichtlichen und kunsthistorischen Kontext sowie innerhalb der biographischen Entwicklung des Künstlers untersucht.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Unstrittig Bredekamps Hauptwerk – und zugleich die gültige Monographie Michelangelos, weit über unsere Generation hinaus.« Andreas Beyer
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 13

VORWORT
SIGNATUREN DES LEBENS

1. Anmaßung und Demut 15
2. Die Hauptquellen: Vasari und Condivi 17
3. Perspektiven und Projektionen 19
5. Ein halbes Jahrhundert der Näherung 26

EINLEITUNG
LEBENSPHASEN UND LEBENSPRINZIPIEN

1. Umrisse des Lebens 29
2. Gängige Deutungsmuster 30
3. Poesie des Unversöhnbaren 31
4. Geselligkeit 32
5. Leiblichkeit 34
6. Proteischer Eros 37
7. Panempathie 38

ERSTER TEIL
VON FLORENZ NACH ROM 1480-1502
DER WEG ZUM RUHM


I. KINDHEIT UND AUSBILDUNG 1475-1492

1. Herkunft und Schulzeit 43
2. Lehrzeit in der Werkstatt Ghirlandaios 48
3. Weitere Ausbildung und erste Skulpturen 50
4. Die offene Technik 69
5. Die offene Philosophie 71

II. FLORENZ UND BOLOGNA 1494-1496

1. Erste Medici-Aufträge 75
2. Leichensektionen 76
3. Die Kehrseite der Medici-Herrschaft 79
4. Die Skulpturen für San Domenico in Bologna 81
5. Das Florenz des Savonarola 87
6. Der Cupido 87

III. ROM UND SIENA: BACCHUS, PIETÄ, PICCOLOMINI-FIGUREN 1496-1501

1. Der Bacchus 91
2. Die Pietà 99
3. Der erste Malauftrag 111
4. Die Piccolomini-Figuren 111

ZWEITER TEIL
FLORENZ, BOLOGNA, ROM 1501-1516
STUPOR DER WELT


I. RÜCKKEHR NACH FLORENZ: DER DAVID 1501-1504

1. Das Projekt der Sproni-Figuren 119
2. Ausschreibung der David-Statue und Vertrag 121
3. Das Thema 113
4. Die Vorbilder 114
5. Die Meisterung des Blockes 13o
6. Gestörte Proportion und Psychomotorik 132
7. Das Drama der Aufstellung 137
8. Der ideale Krieger 143

II. FLORENTINER AUFTRÄGE 1503-1505

i. Der Bronze-David 147
2. Die Brügger Madonna 150
3. Die Marmortondi 156
4. Das Prinzip des non finito 159
5. Der Tondo Doni 160
6. Das Cascina-Fresko für den Ratssaal 167

III. DAS JULIUS-GRAB VON 1505

1. Julius II. 177
2. Die Vision von Carrara 179
3. Das Freigrabprojekt von 1505 181
4. Die Steigerung des Grabmals von Sixtus IV. 184
5. Der Standort 186
6. Der Bruch mit Julius II. 189

IV. FLORENZ UND BOLOGNA 1505-1508

1. Der Heilige Matthäus 193
2. Die türkische Alternative 198
3. Das Kräftemessen in Bologna wo
4. Das Bronzemonument Julius' II. 202

V. DIE SIXTINA-DECKE: DAS UNIVERSUM DER PANEMPATHIE 1508-1512

1. Die Sixtinische Kapelle 209
2. Die Arbeitsbedingungen 214
3. Die Vorprojekte 218
4. Die Ausführung 222
5. Die Scheinarchitektur 224
6. Die Polyperspektive 226
7. Die proteische Elastizität der Materialien 228
8. Die Vorfahren Christi 229
9. Die Eckzwickel 232
10. Die Bronzewesen 237
11. Die Seher: Propheten und Sibyllen 239
12. Die Ignudi als Urmenschen 247
13. Die Himmelsbilder 253
14. Die Extreme der Panempathie 262
15. Die Einbindung des Papstes 263
16. Die Projektion des Grabmals 266
17. Zeitnot und Form 267

VI. DIE GEFANGENEN UND DER MOSES 1513-1516

1. Das Projekt des Julius-Grabmals von 1513 275
2. Der Rebellische Gefangene 280
3. Der Sterbende Gefangene 284
4. Die Freiheit im Tod 288
5. Der Moses 294

VII. DAS FREIE WAND GRAB UND
DIE EXPERIMENTELLE ARCHITEKTUR

1. Die Neukonzeption des Julius-Grabmals 307
2. Die Ädikula der Kapelle Leos X. 313

DRITTER TEIL
FLORENZ 1516-1534
DIE KUNST DER INVERSION


I. ARCHITEKTURVISIONEN UND DIE FRAGE DER MACHT 1515-1520

1. Die Konkurrenz um die Fassade von San Lorenzo 311
2. Die Ausschaltung des Dombaumeisters 324
3. Die Autarkie des Architekten 328
4. Die Autonomie der Fassade 330
5. Die »Terribilità« 335

II. WERKE FÜR ROM UND FLORENZ 1518-1527

1. Der Christus von SantaMaria sopra Minerva 339
1. Der Tabernakel für Johannes den Täufer 346
3. Das Julius-Grabmal: Neubeginn Im und Scheitern 1526 347
4. Riesenstatuen und Fenster für Florenz 355
III. DIE NEUE SAKRISTEI VON SAN LORENZO 1519-1527
r. Auftrag, Organisation, Unterricht 359
2. Dunkler Sandstein und heller Marmor 363
3. Die Medici-Grabmäler 367
4. Die Verkörperung der Nacht 390
5. Die Verschmelzung von Nacht und Leda 393
6. Eros und Tod 397
7. Die Schule der Zeichnungen 399
8. Der Grundton der Dämonen 406

IV. IM AUSNAHMEZUSTAND:
FÜR UND WIDER DIE MEDICI 1524-1530

1. Die Biblioteca Laurenziana 413
2. Der Eingangsraum als Abschied an Norm und Antike 418
3. Sacco di Roma und Revolte gegen die Medici 422
4. Die Befestigung der Republik 425
5. Den Feind besser kennen als er sich selbst 431

V. GNADE DEM BEGNADETEN 1530-1534

1. Kunst gegen Leben 445
2. Weiterarbeit in Medici-Kapelle und Biblioteca Laurenziana 446
3. Die Innenfassade von San Lorenzo 447
4. Trophäen der Sieger 451
5. Die Marmorfigur für Baccio Valori 452
6. Das Julius-Grabmalprojekt von 1532 455
7. Die Gruppe des Sieges 458

VIERTER TEIL
ROM 1534-1564
DER MELANCHOLISCHE ABSOLUTIST


I. DIE HOCHZEIT DER ZEICHNUNG 1532-1547

1. Wechsel von Florenz nach Rom 465
2. Begegnung mit Tommaso de' Cavalieri 466
3. Flug, Befreiung, Sturz 468
4. Traum, Intuition, Bacchanal 48o
5. Vittoria Colonna 487
6. Die Frage der Berührung 493
7. Die Samariterin 497
8. Die Pieta 500
9. Der Kruzifixus 504
10. Qual und Glück der Instabilität 5o8

II. DAS JÜNGSTE GERICHT 1536-1541

1. Der Auftrag 511
2. Weltgericht und Höllensturz 512
3. Die Erscheinung 517
4. Verschmelzung von Sturz und Aufstieg 523
5. Der Raum im Strudel des Gerichts 528
6. Theologie und kritische Form 532
7. Überwindung der Kritik 533

III. DAS KAPITOL UND DER BRUTUS 1536-1564

1. Die Neuplanung des Kapitols durch Paul III. 537
2. Michelangelos Planungen und Maßnahmen 545
3. Der Raum des Asyls 552
4. Der Tyrannenmord und die Tragik der Gewalt 556

IV. CAPPELLA PAOLINA UND JULIUS-GRABMAL 1542-1550

1. Die Fresken der Cappella Paolina 567
2. Der Irrlauf der Verträge zum Julius-Grabmal 573
3. Das Erdgeschoss 576
4. Das Obergeschoss 586
5. Die Simulation des Freigrabes 590

V. PALAZZO FARNESE UND ST. PETER 1546-1564

1. Der Kampf mit der Sangallo-Gruppe 597
2. Der Palazzo Farnese 600
3. Der Neubau von St. Peter 609
4. Das Modell Michelangelos 611
5. Die Wand der Ablehnung 613
6. Die Überwindung der Kritik 616
7. Michelangelos St. Peter 620
8. Architektur als Staatsmodell 629

VI. LETZTE BAUWERKE
1546-1564

1. Der architektonische Furor 631
2. San Giovanni dei Fiorentini 631
3. Die Cappella Sforza 635
4. Die Porta Pia 64o
5. Schweigende Freiheit 652

VII. LETZTE SKULPTUREN 1546-1564

1. Das Reiterdenkmal für Heinrich II. 655
2. Der skatologische Ausbruch 658
3. Die Florentiner Pietà 660
4. Die Pietà Rondanini 672
5. Rückkehr nach Florenz 679

SCHLUSS
DAS UNABSCHLIESSBARE

1. Expansion und Inversion 683
2. Freiheit und Fragilität 685

ANHANG
Abkürzungen 691
Anmerkungen 693
Literaturverzeichnis 747
Bildnachweis 791
Register 795
Auszug aus dem Stammbaum des Florentiner Medici-Zweiges 806