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Medizin zwischen Markt und Moral
Zur Kommerzialisierung ärztlicher Handlungsfelder
Fabian Karsch
Transcript
EAN: 9783837628906 (ISBN: 3-8376-2890-6)
256 Seiten, paperback, 15 x 23cm, März, 2015, zahlr. Abb.
EUR 32,99 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Der Arztberuf ist kein Gewerbe. So sieht es die ärztliche Berufsordnung vor. Entsprechend kontrovers wird die Kommerzialisierung von Gesundheitsleistungen diskutiert. Führt die Kommerzialisierung der Medizin dazu, dass der Zugang zu notwendigen Leistungen zunehmend von der Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit der Patienten bestimmt wird? Treibt die Ausweitung der Lifestyle-Medizin die Medikalisierung der Gesellschaft voran?
Fabian Karsch geht den Deutungskämpfen und medizinischen Diskursen um die Identität des Berufsstandes nach, die zeigen, wie eine Profession um ihr Selbstbild, ihre Außenwirkung und ihre innere moralische Grundkonstitution kämpft.
Fabian Karsch (Dr. phil.) ist Soziologe und arbeitet am Institut TTN an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rezension
Das Berufsethos des Arztes ist ein besonderes; der Arztberuf ist kein Gewerbe; der Arzt muss unbedingtes Vertrauen genießen; der Arzt ist zwingend dem Leben und der Gesundheit verpflichtet. Was aber geschieht mit dem ärztlichen Berufsethos angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung ärztlicher Handlungsfelder; sei es nun in eigener Praxis oder im Krankenhaus: "Medizin zwischen Markt und Moral" (Buchtitel!). Hier tun sich vielfältige ethische Probleme auf, u.a.: Führt die Kommerzialisierung der Medizin dazu, dass der Zugang zu notwendigen Leistungen zunehmend von der Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit der Patienten bestimmt wird? Treibt die Ausweitung der Lifestyle-Medizin die Medikalisierung der Gesellschaft voran? Diese wissenschaftssoziologische Studie (Diss. an der Universität Augsburg 2013) geht solchen Fragestellungen nach. Medizin wird auch als ein humanistisches Vorhaben verstanden. Von Ärzten wird denn auch erwartet, sich dem Leid der Mitmenschen aufopferungsvoll anzunehmen. Eine Erwartungshaltung, die nicht nur von außen an die Berufsgruppe herangetragen wird, sondern insbesondere auch einem inneren Selbstverständnis dient. Die zunehmende Medikalisierung der Gesellschaft führt zu einem Konflikt zwischen Markt und Moral, wenn Ärzte konträr zu ihrem tradierten humanistischen Selbstverständnis systematische neue Erwerbsfelder erschließen.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Droht das Ende der Medizin, wenn sich ärztliches Handeln zunehmend kommerzialisiert? Eine Studie zu grundlegenden ethischen Fragen eines Berufsstandes im Wandel.
Schlagworte:
Soziologie, Medizin, Medikalisierung, Diskursanalyse, Kommerzialisierung, Ethik, Medizinsoziologie, Medizinethik, Wissenschaftssoziologie
Adressaten:
Soziologie, Gesundheitswissenschaften, Philosophie, Ethik, Medizin sowie die interessierte Öffentlichkeit
»Ein empfehlenswertes Buch, das insbesondere viele Denkanstöße zum aktuellen Diskurs über Medizin, Markt und Moral liefert.«
Uwe Helmert, www.socialnet.de, 10.04.2015
Inhaltsverzeichnis
ABBILDUNGEN
VORWORT
1 EINLEITUNG
1.1 Medizin zwischen Markt und Moral 11
1.2 Gliederung der Studie 17
2 DIE DISKURSIVE VERHANDLUNG NORMATIVER ORDNUNG
2.1 Sozialkonstruktivistische Wissenssoziologie 22
2.2 Die normative Ordnung der Medizin als Aushandlungsordnung 29
3 METHODOLOGIE UND FORSCHUNGSDESIGN DER STUDIE
3.1 Zum Verhältnis von WDA und GTM 35
3.2 Von der GTM zur Situationsanalyse 42
3.3 Erhebungsdesign und Datenauswahl 52
3.4 Mappingstrategien 59
3.5 Bedingungskontext 66
4 VERGESELLSCHAFTUNG DER MEDIZIN – MEDIKALISIERUNG DER GESELLSCHAFT
4.1 Vormoderne Medizin als Wegbereiter 72
4.2 Medizin als Profession 79
4.2.1 Professionstheoretische Aspekte 79
4.2.2 Ärztliche Moral und Berufsethik 86
4.2.3 Die Arzt-Patient-Beziehung und die Klientenautonomie 89
4.3 Theorien gesellschaftlicher Medikalisierung 94
4.3.1 Die Etablierung der modernen Medizin 98
4.3.2 Expansion medizinischer Deutungsansprüche 102
4.3.3 Entgrenzung der Medizin: Von der Heilung zur Verbesserung? 106
4.4 Von der Grundversorgung zur Service-Medizin 120
4.4.1 Das deutsche Gesundheitswesen 120
4.4.2 Der zweite Gesundheitsmarkt 124
5 DIE KOMMERZIALISIERUNG MEDIZINISCHER HANDLUNGSFELDER IM DISKURS
5.1 Akteure und Inhalte 136
5.1.1 Mapping des Diskurses 138
5.1.2 Umstrittene Leistungen 146
5.2 Ärzte in kassenärztlicher Niederlassung 150
5.2.1 Kassenpatienten: souverän und informiert? 152
5.2.2 Der Igel – Nützling oder Schädling? 155
5.2.3 Der Sonderfall der „Alternativmedizin“ 159
5.3 Heilst du noch oder optimierst du schon? Das Beispiel der ästhetischen Chirurgie 161
5.3.1 Das Spektrum ästhetisch-chirurgischer Leistungen 162
5.3.2 „Schwarze Schafe“ in weißen Kitteln 165
5.3.3 Zwischenfazit 171
5.4 Das Interpretationsrepertoire des Diskurses 172
5.4.1 Phänomenstruktur 173
5.4.2 Positionsmaps 182
5.4.3 Die medizinische Indikation als Kernkriterium 188
5.5 Zusammenfassung: Professionelles Handeln als Politikum 192
6 DISKUSSION
6.1 Zwischen Gesundheit und Krankheit: Patientenbedürfnisse als Handlungsanlass? 203
6.2 Professionalität als Grundbedingung medizinischen Handelns 207
7 REFLEXIVE MODERNISIERUNG DER MEDIZIN
7.1 Kursorischer Überblick der Theorie reflexiver Modernisierung 218
7.2 Reflexive Medikalisierung 220
8 FAZIT: DAS ENDE DER „ KLASSISCHEN MEDIZIN“?
9 LITERATURVERZEICHNIS
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