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Max Josef Metzger: Gerechter Friede statt Gerechter Krieg
Ein Pionier der Friedensbewegung
Dissertation, Universität Augsburg 2019
Ludwig Rendle
Patmos
, Grünewald
EAN: 9783786732167 (ISBN: 3-7867-3216-7)
378 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2021, mit 10 s/w-Abbildungen (4 Seiten Bildtafeln)
EUR 45,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Ein konsequenter Wechsel der Blickrichtung – dies machte Max Josef Metzger (1887–1944) zum Pionier der Friedensbewegung: keine Überprüfung des Krieges auf seine Legitimität nach den Kriterien des Naturrechts, sondern seine grundsätzliche Infragestellung mit den Augen der Bergpredigt.
Aus dieser Orientierung fand Metzger zu seinen Friedensgrundsätzen: Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Liebe. Wenn Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit die Grundlagen darstellen würden, so wäre die christliche Liebe die Vollendung einer friedlichen Beziehung. Mit diesem Friedensprogramm wandte sich Metzger mitten im Ersten Weltkrieg in einem nichtnationalen Aufruf zunächst »an alle Katholiken aller Völker«, bald darauf trat er dem überwiegend protestantischen »Internationalen Versöhnungsbund« bei.
Ludwig Rendle zeichnet in seiner umfassenden Studie (Dissertation) das Leben Metzgers nach, analysiert seine theologische und friedensethische Konzeption und zeigt auf, wie dieser Ansatz fruchtbar gemacht werden kann für heutige Überlegungen für Versöhnung, soziale Gerechtigkeit und einen umfassenden gerechten Frieden.
Ludwig Rendle, Dr. theol., Oberstudiendirektor i.R., Gymnasiallehrer für katholische Religion und Deutsch, war von 1994 bis 2010 Leiter der Abteilung Schule und Religionsunterricht der Diözese Augsburg. Er gibt Lehrerfortbildungen zu Themen der Religionspädagogik und zu ganzheitlichen Methoden im Religionsunterricht. Außerdem ist er in der Erwachsenenbildung tätig, unter anderem zu den Themen Krieg und Frieden, Wertewandel, Gewissen, Ökumene sowie Widerstand im Dritten Reich.
Rezension
Diese Augsburger Dissertation von 2019 beleuchtet Max Josef Metzgers (1887–1944) Weg zum Pionier der Friedensbewegung. Metzger überprüft nicht den Krieg auf seine Legitimität nach den Kriterien des Naturrechts, sondern stellt ihn grundsätzlich in Frage mit den Augen der Bergpredigt. In der Spannung zwischen den Begriffen "gerechter Krieg" und "gerechter Friede" bewegte sich das Denken und Wirken von Max Josef Metzger. Mitten im Ersten Weltkrieg, als er begann, sich mit der Sinnhaftigkeit dieses Krieges und mit dem Krieg überhaupt auseinander zu setzen, war Metzger bald klar, dass die allseits verwendete Rechtfertigung dieses Krieges als eines "gerechten" nicht möglich war. Der katholische Priester Max Josef Metzger wurde wegen seiner pazifistischen Überzeugung vom Volksgerichtshof unter Vorsitz seines Präsidenten Roland Freisler am 14. Oktober 1943 zum Tode verurteilt und nach sechs Monaten hingerichtet. In seiner pazifistisch-friedensethischen Orientierung fand Metzger zu seinen Friedensgrundsätzen: Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Liebe. Ein gerechter Friede statt eines gerechten Krieges stellt auch im 21. Jhdt. ein dringliches Desiderat dar. Insofern thematisiert die Studie auch ein Gegenwartsproblem. Max Josef Metzger befindet sich im Seligsprechungsprozess der Kathlischen Kirche.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Bergpredigt, Christentum, Erster Weltkrieg, Frieden, Kirche und Gesellschaft
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort 15
2. Einführung 17
2.1 Forschungsstand 18
2.2 Intention der Arbeit 22
2.3 Max Josef Metzger: Biographie im Überblick 23
2.4 Max Josef Metzger: Von den Anfängen 27
2.4.1 Das Elternhaus 28
2.4.2 Katholiken in Schopfheim 29
2.5 Prägungen Metzgers in der Kindheit 30
2.5.1 Sorge für Arme und Menschen in Not 30
2.5.2 Frömmigkeit und Spiritualität 31
2.5.3 Netzwerke und Gemeinschaften 33
2.5.4 Ehrgeiz und Wissen um eigene Grenzen 34
3. Max Josef Metzger auf dem Weg zum Pazifismus 37
3.1 Metzger, ein Pazifist und Kriegsfreiwilliger 37
3.2 Erklärungsversuche für die neue Wende Metzgers zum Pazifismus 39
3.2.1 Möhring und Heß: Kriegserlebnisse waren der Grund 39
3.2.2 Posset: Metzger wurde durch Ude zum Kriegsgegner 41
3.3 Metzger: Deutung des Krieges von 1914 bis 1916 45
3.3.1 Meinungsbildung: Bezugspersonen und Publikationen 45
3.3.2 Der Krieg ist ein gerechter 47
3.3.3 Der Krieg hat tiefere Ursachen 48
3.3.4 Der Krieg wurde Deutschland aufgezwungen 51
3.3.5 Der Krieg hat positive Wirkungen 53
3.4 Bedingungen für den Sieg 56
3.4.1 Die Alkoholabstinenz der Soldaten 56
3.4.2 Die Solidarität der Heimat mit den Soldaten 59
3.5 Die Aufgabe Deutschlands nach dem Sieg 60
3.6 Siegesgewissheit: „Wir haben gesiegt!“ 61
3.7 Ursachen für die Hinwendung Metzgers zum Pazifismus 64
3.7.1 Veränderungen im Kriegsgeschehen 64
3.7.2 Ernüchterung und kritische Anfrage an den Krieg 64
3.7.3 Der Krieg als Widerspruch zum christlichen Glauben 67
4. Die Entwicklung einer Friedenskonzeption 69
4.1 Der Weltkrieg –„Bankerott des Christentums?“ 69
4.2 Zusammenhang: Individuelles Verhalten und das Handeln der Völker 71
4.3 Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Liebe als Grundlagen des Völkerfriedens 72
4.3.1 Gerechtigkeit statt Nationalitätenkonflikte 73
4.3.2 Nächstenliebe und Gerechtigkeit statt Klassenkampf 76
4.3.3 Dauerhafter Völkerfrieden statt Waffenstillstand 78
4.4 Die Grundsätze des Friedensprogramms 80
4.5 Der Krieg als Moratorium der Bergpredigt 83
4.6 Erste Schritte zur Realisierung des Friedenskonzeptes 88
4.6.1 Von der „Kreuzbündniszentrale“zur „Volksheilzentrale“ 88
4.6.2 Von der „Volksheilzentrale“zum „Weißen Kreuz“ 89
4.6.3 Der „Weltbund vom Weißen Kreuz“ 90
4.6.4 Gründung der „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz“ 93
4.6.5 „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz“für den Frieden 95
5. Die Friedensinitiativen von Benedikt XV. und Metzger 97
5.1 Die Rolle des Papstes im Ersten Weltkrieg 97
5.2 Die Friedensappelle von Papst Benedikt XV. 97
5.2.1 Die Deutung der Kriegsursachen 99
5.2.2 Die Neutralität des Papstes 101
5.2.3 Die Friedensnote des Papstes „Dès les début“101
5.3 Die Übereinstimmung von Papst Benedikt XV. und Metzger 103
5.3.1 Auflösung der sittlichen Grundsätze 104
5.3.2 Die Spaltung der Gesellschaft in Wohlhabende und „weniger Bemittelte“ 104
5.3.3 Frieden im Geist der Bergpredigt 105
5.3.4 Eintreten für den Erhalt des Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn 105
5.3.5 Sittliche Macht des Rechts an Stelle der Gewalt der Waffen 106
5.4 Die Umsetzung der päpstlichen Friedensinitiativen 110
5.4.1 Aufruf an alle Katholiken der kriegführenden Staaten 111
5.4.2 Friedenskundgebungen in Wien und in Budapest 113
5.5 Die Mitwirkung Metzgers bei der Berner Vorkonferenz für dauernden Frieden 114
6. Metzgers Friedenskonzept von 1919 bis 1921 119
6.1 Die Aufgaben des „Weltfriedensbundes vom Weißen Kreuz“ nach Kriegsende 119
6.1.1 Das Eingeständnis der Schuld aller Beteiligten 122
6.2 Das Konzept einer „christlichen Demokratie“ als Friedensgrundlage 123
6.3 Metzgers Wende zu einem „christlichen Sozialismus“ 127
6.3.1 Ablehnung des klassenkämpferischen Sozialismus 127
6.3.2 Die Neubewertung des Sozialismus 129
6.3.3 Begründung und Merkmale eines „christlichen Sozialismus“ 131
6.3.4 Die Realisierung einer „christlichen Wirtschaftsgemeinschaft“ 136
6.4 Der Völkerbund und die Katholische Internationale 137
6.4.1 Auf dem Weg zum Völkerbund 137
6.4.2 Der Völkerbund im Versailler Friedensvertrag 140
6.4.3 Das Konzept eines „christlichen Völkerbundes“ nach Metzger 141
6.5 Die Rolle des Christentums bei der Neuordnung der Welt 145
7. Der „Friedensbund Deutscher Katholiken“ 149
7.1 Wolfsgruber: „Friedensbund katholischer Geistlicher“ 150
7.2 Jocham: Die Christen und das päpstliche Friedensprogramm 154
7.3 Jocham und Metzger –inhaltliche Parallelen mit Papst Benedikt XV 156
7.4 Kral: Richtlinien für den „Friedensbund Deutscher Katholiken“ 160
7.5 Die Entwicklung des „Friedensbundes Deutscher Katholiken“ 162
7.5.1 Jocham: Verteidigung der päpstlichen Friedenslehre 162
7.5.2 Metzger: Erziehung zum Frieden als geistige Erneuerung 166
7.6 Die Konstituierung des „Friedensbundes Deutscher Katholiken“ 168
7.6.1 „Friedensbund Deutscher Katholiken“und „Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz“ 174
8. Suche nach neuen Partnern –Die nationalen Grenzen überschreiten 179
8.1 Die Rolle von Esperanto in der Friedensbewegung 179
8.2 Die Entstehungsgeschichte der „Katholischen Internationale“ 182
8.2.1 Der Ruf Metzgers nach einer „Katholischen Internationale“ 182
8.2.2 Die Konstituierung der „Katholischen Internationale“184
8.2.3 Differenzen bei und nach der Gründung der „Katholischen Internationale“ 187
8.3 Positionierung und Entwicklung der „Katholischen Internationale“ 189
8.3.1 Erster Internationaler Katholischer Kongress in Graz 1921 189
8.3.2 Zweiter Internationaler Katholischer Kongress in Luxemburg 1922 196
8.3.3. Dritter Internationaler Katholischer Kongress in Konstanz 1923 198
8.4 Gründe für die Trennung Metzgers von der „Katholischen Internationale“ 208
8.4.1 Spannungen von Heimatmission und Friedensarbeit 209
8.4.2 „Katholische Internationale“und Esperanto 211
8.5 Parallelen zwischen Metzgers Engagement beim „Friedensbund Deutscher Katholiken“ und bei der
„Katholischen Internationale“ 212
8.6 Die weitere Entwicklung der „Katholischen Internationale“ 213
9. Auf der Suche nach neuen Partnern: Die konfessionellen Grenzen überschreiten 217
9.1 „Internationaler Versöhnungsbund“ 217
9.1.1 Entstehungsgeschichte 217
9.1.2 Die Zusammenarbeit Metzgers mit dem „Internationalen Versöhnungsbund“ 221
9.1.3 Tagung in Nyborg/Dänemark (1923): Deutsch-französische Verständigung 225
9.1.4 Prägung und Weichenstellung Metzgers durch den „Internationalen Versöhnungsbund“ 229
9.1.5 Grenzen der Kooperation für Katholiken im „Internationalen Versöhnungsbund“ 230
9.2 „Demokratische Internationale“ 232
9.2.1 Vorgeschichte 232
9.2.2 Entstehungsprozess 235
9.2.3 Der 1. Kongress in Paris (1921): Rede Metzgers zu christlicher Demokratie 236
9.2.4 Der Kongress in Freiburg i. Br. (1923): Versöhnung von Frankreich und Deutschland 241
9.2.5 Der Kongress in Bierville (1926): Fest der Jugend 243
9.3 Thesen zum Verhältnis von Metzger zu Sangnier 244
10. Metzgers Grenzüberschreitungen zu neuen Adressaten: Weltreligionen und Kriegsdienstgegner 247
10.1 Die Grenzen des Christlichen überschreiten – Die Begegnung Metzgers mit den Weltreligionen 247
10.1.1 „Friede! Und doch kein Friede“ 247
10.1.2 Friede im Reich Christi –Rede auf der interreligiösen Konferenz für den Frieden 249
10.2 Die Grenzen des Religiösen überschreiten –Metzgers Rede bei der „Internationale der Kriegsdienstgegner“ 252
10.2.1 Ablehnung der Wehrpflicht im deutschen Pazifismus 253
10.2.2 Kriegsdienstverweigerung bei der „Deutschen Friedensgesellschaft“und dem „Friedensbund Deutscher Katholiken“ 258
10.2.3 Kriegsdienstverweigerung beim „Internationalen Versöhnungsbund“, bei „War Resisters International“ und beim „Bund der Kriegsdienstverweigerer“ 263
10.2.4 „Menschen aller Staaten, vereinigt Euch!“–Rede Metzgers bei der „Internationale der
Kriegsdienstgegner“ 267
10.2.5 Metzgers Einstellung zur Wehrdienst- und Kriegsdienstverweigerung im Kontext der zeitgenössischen Friedensbewegungen 271
10.2.6 Kritik an Metzger wegen seiner Zusammenarbeit mit der „Internationale der Kriegsdienstgegner“ 276
10.2.7 Metzgers Sendung zu den „Menschen aller Staaten“277
10.2.8 Die Position Metzgers im Kontext politischer Einstellungen zum Frieden in Europa und
Amerika 278
11. Metzger und der Nationalsozialismus 283
11.1 Friedensengagement von 1928 bis 1933 283
11.1.1 Passiver Widerstand bei der Christkönigsgesellschaft 283
11.1.2 Die Ausgangslage der katholischen Friedensbewegung vor der Machtergreifung 284
11.2 Metzger in Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus vor der Machtergreifung 286
11.3 Die Stellung Metzgers zum Nationalsozialismus von der Machtergreifung bis zum
Kriegsbeginn 290
11.3.1 Die Phase der Orientierung nach der Machtergreifung 290
11.3.2 Optionen: Die Kirche und das neue Deutschland 293
11.3.3 Spirituelle Positionierung: „Wir rufen zum Kreuzzug“ 297
11.3.4 Sammlung der Katholiken: Die internationalen Christkönigskongresse 302
11.3.5 Kriegsdienstverweigerung in der Christkönigsgesellschaft 307
11.4 Das Friedenshandeln Metzgers nach Kriegsbeginn 310
11.4.1 Wiedervereinigung der Christen –Der Brief an Papst Pius XII. 310
11.4.2 Kontakte zum Oppositionskreis um Hanna Solf – die Position Metzgers zum Widerstand 314
11.4.3 Metzgers Versuche gewaltlosen Handelns: Brief an Hitler und Memorandum 317
11.5 Verrat, Verhaftung, Anklage, Verurteilung und Hinrichtung 323
11.6 Juristische Aufarbeitung des Todesurteils 324
11.6.1 Aufhebung des Todesurteils des Volksgerichtshofs 324
11.6.2 Urteile gegen Dagmar Imgart 326
11.6.3 Freispruch für Richter Rehse 327
12. Ertrag 331
13. Weiterführende Überlegungen 339
13.1 Die Wirkungsgeschichte Metzgers bei katholischen Friedensgruppen nach dem Krieg 339
13.1.1 „Friedensbund Deutscher Katholiken“ 339
13.1.2 „Pax-Christi“ 341
13.2 Metzgers umfassendes Friedenskonzept und die moderne Lehre vom gerechten Frieden 346
Abkürzungsverzeichnis 353
Bibliographie 354
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