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Mama, ich höre dich Mütter, Kinder und Geburten in Auschwitz
Mama, ich höre dich
Mütter, Kinder und Geburten in Auschwitz




Alwin Meyer

Steidl
EAN: 9783958299382 (ISBN: 3-9582993-8-5)
256 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, April, 2021

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Über die deutschen Verbrechen im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ist vieles geschrieben worden. Nahezu unbekannt blieb für viele Jahrzehnte die Geschichte der Kinder. In diesem Buch wird sie erzählt. Alwin Meyer hat mit großer Akribie, Mitgefühl und Geduld die Geschichten der Kinder von Auschwitz recherchiert, erfragt und aufgeschrieben. Viele erzählten ihm erstmals vom Leben im Lager und danach. Meyer liefert nicht allein erschreckende Zahlen und Fakten, sondern gibt den am Leben Gebliebenen Namen, Gesichter und lässt sie ausführlich zu Wort kommen.

Es braucht Mut, diese Berichte zu lesen, und dennoch versteht man sofort: es braucht nu einen Bruchteil dessen, was die Kinder von Auschwitz an Mut aufbringen mussten, um aus dem Überleben ein Leben zu gestalten.
Rezension
„Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.“ Dieser Satz findet sich in Theodor W. Adornos bekanntem Radiovortrag aus dem Jahre 1966 „Erziehung nach Auschwitz“. Das Erreichen dieses obersten Ziels aller Pädagogik sei, so betont der Gründungsvater der älteren Kritischen Theorie, an zwei Prozesse unabdingbar gebunden: an die Aufklärung der gesamten Gesellschaft über den Holocaust und an die „Erziehung zur Mündigkeit“.
Um die Realisierung beider Ziele hat sich Alwin Meyer (*1950) durch seine Publikationen seit Jahrzehnten außerordentlich verdient gemacht. Seit 1972 sucht er weltweit Holocaust-Überlende (auf), die als Kinder im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz waren, und führt mit Ihnen Gespräche. 2015 publizierte er im Steidl Verlag sein viel beachtetes Werk „Vergiss Deinen Namen nicht. Die Kinder von Auschwitz“. 2021 erschien ebenfalls im Steidl Verlag von ihm sein Buch „Mama, ich höre dich. Mütter, Kinder und Geburten in Auschwitz“. Dazu hat er im Zeitraum von 1972 bis 2020 mit Holocaust-Überlebenden, die in Auschwitz und im Durchgangslager Nováky geboren wurden, sowie mit ihren Angehörigen Interviews geführt. Auf der Basis dieser Gespräche verleiht er seinem Buch den ehemaligen Säuglingen und Müttern von Auschwitz eine Stimme. Nur 60 Kinder, die in Auschwitz geboren wurden, konnten am 27.1.1945 befreit werden. Meyers Berichte von der Ermordung der Säuglinge, was die Regel war, von dem Leid der Mütter und Kinder erschüttern und treiben einem die Tränen in die Augen.
Zurecht kritisiert Meyer auch die langjährige, erbärmliche Entschädigungspraxis der Bundesrepublik, manche der Kinder von Auschwitz mussten trotz ihrer Traumata 40 Jahre auf eine finanzielle Kompensation für die Verbrechen an ihnen warten. Geschichtslehrkräfte werden durch das Buch geradezu aufgefordert, in ihrem Unterricht sich auch mit den Säuglingen, Kindern und Müttern von Auschwitz auseinanderzusetzen und an sie zu erinnern.
Fazit: Die Lektüre des Buches „Mama, ich höre dich. Mütter, Kinder und Geburten in Auschwitz“ von Alwin Meyer mahnt jede und jeden Verantwortung dafür zu tragen, dass weltweit die Rechte der Schwächsten einer Gesellschaft, der Kinder, geschützt werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Nur 60 in Auschwitz geborene Kinder konnten 1945 befreit werden. Doch Überleben hieß noch nicht Leben, es war ein Zwischenzustand, bedeutete Leben lernen. Sie mussten lernen, wieder jung zu werden, um wie andere Menschen altern zu können. Denn vor allem die Kleinen kannten die Vorstufen des Todes oft besser als das Leben. Narben blieben in den Seelen dieser Kinder, so wie die Häftlingsnummer, die am linken Unterarm, am Oberschenkel oder Po eintätowiert ist. Unruhig und verzweifelt sind manche bis heute, weil sie nicht wirklich wissen: Wer bin ich? Lebt meine Familie noch? Wo ist meine Schwester? Wurde mein Vater tatsächlich getötet? Manche wussten nichts über ihre Herkunft. Fast alle waren Waisen.
Über die deutschen Verbrechen im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ist vieles geschrieben worden. Nahezu unbekannt blieb für viele Jahrzehnte die Geschichte der Kinder. In diesem Buch wird sie erzählt. Alwin Meyer hat mit großer Akribie, Mitgefühl und Geduld die Geschichten der Kinder von Auschwitz recherchiert, erfragt und aufgeschrieben. Viele erzählten ihm erstmals vom Leben im Lager und danach. Meyer liefert nicht allein erschreckende Zahlen und Fakten, sondern gibt den am Leben Gebliebenen Namen, Gesichter und lässt sie ausführlich zu Wort kommen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
»Uns war sehr bange« 15
»Der oberste Zweck war Vernichtung« 26
Kinder aus vielen Ländern 40
Mütter mit kleinen Kindern 61
Schwangere Frauen und Geburten inAuschwitz 78
Geboren in Auschwitz und in Noväky
»Ein [SS-]Hund schleppte mein Kind aufden Platz« 104
Die Geschichte von Joseph Fefferling und seiner Mutter Anna
»Als ich in Auschwitz geboren wurde, 107
konnte ich nicht einmal schreien«
Die Geschichte von Angela Orosz-Richt und ihrer Mutter Vera
»Ich habe sieben Babys in Auschwitz gestillt« 113
Die Geschichte von Viktor Polschtschikow und seiner Mutter Anna
»Meine Mutter hatte große Angst um mein Leben« 116
Die Geschichte von Wladyslaw Osik und seiner Mutter Katarzyna
»So habe ich eine Familie und einen Namen bekommen« 122
Die Geschichte von Barbara Wesolowska, ihrer mutmaßlichen
Mutter Katja Kulik und ihrer Adoptivmutter Wladysiawa Wesolowska
»Mehrere Mütter haben mich abwechselnd gestillt« 125
Die Geschichte von Bogdan Chrzesciariski und seiner
Mutter Henryka
»Ja, wir haben dich adoptiert«
Die Geschichte von Jadwiga Teresa Wakulska, ihrer Mutter
Karolina Paj^k und ihrer Adoptivmutter Leokadia Worobiej
129
»Zeichen des Lebens in einer Zeit des Todes« 137
Die Geschichte der Schwestern Eva Umlauf und Nora Sbornik
sowie ihrer Mutter Agi Hecht
»Drei Jahre kämpften meine Eltern um mein Leben« 152
Die Geschichte von Maciej Niewiadomski und seiner Mutter
Leokadia Niewiadomska
»Ich sah wie ein bald an Hunger sterbendes Baby aus« 156
Die Geschichte von Zofia Wareluk und ihrer Mutter
Jadwiga Chyikiewicz
»Zu meiner Milchschwester Angela habe 161
ich bis heute Kontakt«
Die Geschichte von György Faludi und seiner Mutter Erzsebet
»Zwillinge raus!« 162
Todesmärsche und andere Lager 179
Vom Leben danach 184
Anmerkungen 235
Abbildungsverzeichnis 252
Danksagung 253