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Ludwig Feuerbach Entstehung, Entwicklung und Bedeutung seines Werks Gunnhild Schneider (Übers.)
Ludwig Feuerbach
Entstehung, Entwicklung und Bedeutung seines Werks


Gunnhild Schneider (Übers.)

Francesco Tomasoni

Waxmann
EAN: 9783830932130 (ISBN: 3-8309-3213-8)
448 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, 2015

EUR 68,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Auf der Grundlage vor kurzem entdeckter Dokumente und im Austausch mit der kritischen Forschung rekonstruiert Francesco Tomasoni den Weg Ludwig Feuerbachs (1804–1872) von der jugendlichen Bindung an die Religion bis hin zur Kritik an ihr und zu den Bemühungen um die Wiedergewinnung der ihr innewohnenden Energien, vom Idealismus zur anthropologischen Wende und zu einem humanistischen Naturalismus. Dabei erweisen sich Gegensatzpaare wie Tod und Unsterblichkeit, Wesen und Existenz, Individualität und Gattung, Glaube und Liebe, Mensch und Natur, Wunsch und Wirklichkeit nicht nur als ein Ansporn zur begrifflichen Entwicklung bei Feuerbach, sondern auch als ein Indiz für die Anspannungen bei einem so undogmatischen Denker, der sich mit den philosophischen Vorgängern und den Zeitgenossen, mit der christlichen Theologie und Religion, der Naturwissenschaft, dem Sozialismus und der westlichen Kultur auseinandersetzt. Diese Themen haben ihre Aktualität bis heute nicht eingebüßt.

Francesco Tomasoni ist Professor für Philosophiegeschichte an der >Universitä del Piemonte Orientale< (Vercelli). Seine Veröffentlichungen zu Feuerbach und Christian Thomasius, zur deutschen Aufklärung und zum Idealismus haben große Beachtung gefunden. Als hervorragender Kenner von Feuerbachs Handschriften und bestens vertraut mit der weltweiten Forschung über den Kritiker des Christentums und Bahnbrecher einer auf den konkreten Menschen und die Natur ausgerichteten Weltanschauung bietet er hier eine Übersicht über Feuerbachs Entwicklung und Denken im Kontext der zeitgenössischen Philosophie und mit Bezug auf die noch aktuellen Probleme der Existenz.
Rezension
Das Thema Religionskritik gehört im Philosophie-, Ethik- und Religionsunterricht zu den klassischen Standardthemen. Ludwig Feuerbach (1804-1872) zählt in diesem Zusammenhang zu den grundlegenden Religionskritikern, die regelmäßig unterrichtlich behandelt werden. Die hier anzuzeigende umfangreiche Studie leuchtet Entstehung, Entwicklung und Bedeutung des Werks Ludwig Feuerbachs umfassend aus. Auch die klassische deutsche Philosophie brach durch Feuerbach buchstäblich zusammen und Feuerbach wurde zur intellektuellen Leitfigur des deutschen Vormärz. Ein ganz wesentliches Argument des Atheismus stellt der, - von Ludwig Feuerbach formulierte und dann später von Karl Marx, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud in modifizierter Form übernommene - , Vorwurf der Projektion dar, demzufolge der Gottesglaube lediglich die (durch seine anthropologischen Defizite begründeten) Wünsche des Menschen in ein höheres Wesen projiziert, z.B. die menschliche Sterblichkeit in eine Auferstehungshoffnung umschlägt. Der Autor rekonstruiert den Weg Ludwig Feuerbachs von der jugendlichen Bindung an die Religion bis hin zur Kritik an ihr und zu den Bemühungen um die Wiedergewinnung der ihr innewohnenden Energien.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Autoreninfo:
Francesco Tomasoni, Professor für Philosophiegeschichte an der „Università del Piemonte Orientale“ (Vercelli), ist mit Arbeiten über Feuerbach und über die deutsche Aufklärung und den deutschen Idealismus an die Öffentlichkeit getreten.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 13

Erstes Kapitel
Der Feuerbach und die Familie 15

1. Ein bedeutungsvoller Name 15
2. Der Vater 16
3. Die Mutter 25
4. Die Geschwister 26

Zweites Kapitel
Von der Theologie zur Philosophie 31

1. Erste Neigungen und erste Interessen: die Religion 31
2. Das Theologiestudium in Heidelberg: Vernunft und Geheimnis des Menschen 37
3. Berlin und die Entscheidung für die hegelsche Philosophie 47
4. Erlangen: Doktor einer innovativen oder einer zerstörerischen Philosophie? 57
5. Die Dissertation: De ratione una, universali, infinita 61
5.1 Skeptizismus und Allgemeinheit des Denkens 62
5.2 Das Verhältnis zum Anderen und das Menschengeschlecht 64
5.3 Bewusstsein und Wahrheit 67
5.4 Die Natur 69
5.5 Vernunft und Substanz 71

Drittes Kapitel
Leben, Tod und Unsterblichkeit 74

1. Ein anonymer satirischer Beitrag zur Debatte 74
2. Der Unsterblichkeitsglaube in der Geschichte der Menschheit 78
3. Gott und das Aufgelöstsein des Endlichen in ihm 83
3.1 Eine mystische Selbsthingabe 83
3.2 Bewusstsein und Natur 84
3.3 Das Vergehen des Endlichen 85
4. Der unwiederholbare Sinn des Daseins 87
4.1 Selbstbewusstsein, Zeit und Gefühl 87
4.2 Vielfalt, Leben und Liebe 88
4.3 Die Zwecke, die Leere und die Tragödie des Seins 89
4.4 Geister und lebende Organismen 91
5. Der Geist als universelle Tätigkeit 95
5.1 Tod, Mitteilung und Erinnerung 95
5.2 Geschichte und Menschheit 97
5.3 Schluss, Satire und sarkastische Bemerkungen über die Pietisten 100

Viertes Kapitel
Wesen, Geschichte, Existenz 105

1. Die Vorlesungen in Erlangen (1829–1832) 105
2. Einleitung in die Logik und Metaphysik (1829–1830) 106
2.1 Das allgemeine Denken in der Geschichte der Menschheit 106
2.2 Der Gedanke: Der Grund des Selbst 107
2.3 Befreiung vom Sinnlichen 109
3. Geschichte der Philosophie im Verhältnis zur Logik und Metaphysik (1829–1831) 111
4. Vorlesungen über Logik und Metaphysik 112
4.1 Sein und Einheit 113
4.2 Mangel, Qualität und Negation der Negation 115
4.3 Unendliches und Endliches 116
4.4 Idee und Natur 117
5. Geschichte der neueren Philosophie 119
5.1 Die Aufwertung der Menschheit in der Neuzeit 119
5.2 Erfahrung und Empirismus: Bacon, Hobbes und Gassendi 122
5.3 Das Prinzip des Geistes: Böhme, Descartes, Geulincx, Malebranche 125
5.4 Das spinozanische System 129

Fünftes Kapitel
Individualität und Empirie 132

1. Abälard und Héloise 132
1.1 Unruhe, Leidenschaft und die Suche nach einem Halt 132
1.2 Der Schriftsteller und der Humor 134
1.3 Der Mensch und die Liebe 138
2. Die Zusammenarbeit mit den Berliner Hegelianern 140
2.1 Die Verteidigung der Philosophie Hegels 140
2.2 Unmittelbarkeit und Vermittlung 144
2.3 Gegen die Willkür des positiven Rechts 146
3. Vorlesungen über die Geschichte der neueren Philosophie 148
3.1 Der Pantheismus der Renaissance und die Wissenschaft 149
3.2 Descartes und die Ausrichtung auf die Einheit 151
3.3 Der Idealismus zwischen Geist und Natur 152
4. Weitere historiographische Klarstellungen zu Descartes 154
5. Leibniz 155
5.1 Die genetische Methode und die Monade als Seele 156
5.2 Die Vorstellung und die Materie 159
5.3 Der theoretische und der praktische oder theologische Gesichtspunkt 160
5.4 Der Idealismus und die Empirie 162
6. Der Abschied von der Universität und den konservativen Hegelianern 164
7. Bayle 170
7.1 Eine Neubewertung im europäischen Rahmen 171
7.2 Gegen die Theologie und den Glauben 173
7.3 Die Sittlichkeit und die Leidenschaften 177
7.4 Der Atheismus und die Religion 179
8. Gegen die positive Philosophie 180
9. Gegen eine christliche Philosophie und einen christlichen Staat 183
10. Das Wunder 188
11. Zur Kritik der Hegelschen Philosophie 191
12. Christian Kapp und die neue Philosophie im Spannungsfeld von Vulkanismus und Neptunismus 200
13. Die Wahrheitsliebe in der Nachfolge von Kant und Fichte 201

Sechstes Kapitel
Die Kritik am Christentum 203

1. Das Wesen des Christentums 203
1.1 Entstehung und Aufbau 203
1.2 Die Entäußerung im Spannungsfeld von Vergegenständlichung und Entfremdung 207
1.3 Die Träne Gottes 214
1.4 Die Natur und die Relation: Dreieinigkeit, Schöpfung und Wunder 218
1.5 Geschichte, Jenseits und Ethik 226
2. Ergänzungen und Erläuterungen 231
2.1 Rezensionen zu theologischen oder religiösen Themen 231
2.2 Die Erwiderung auf die Kritiken des Theologen Julius Müller 237
2.3 Hegel: Das Alte Testament der Philosophie und der Atheismus 240

Siebtes Kapitel
Der Bruch mit Hegel und die neue Philosophie 248

1. Der Anfang der Philosophie: Die Bemerkungen über Reiffs Buch 248
2. Übergang von der Theologie zur Philosophie 250
3. Vorläufige Thesen 252
3.1 Der politische Bezugsrahmen 252
3.2 Der Bruch mit Hegel und der Neubeginn 254
3.3 Der Mensch: Eins und Alles 256
4. Notwendigkeit einer Veränderung .258
5. Eduard Zellers Kritik 262
6. Die zweite Auflage von Das Wesen des Christentums 267
7. Grundsätze der Philosophie der Zukunft .272
7.1 Entstehung 272
7.2 Der Fortschritt der spekulativen Philosophie 275
7.3 Pantheismus und Materie 277
7.4 Hegel: Der „deutsche Proklus“ 278
7.5 Die Sinnlichkeit 281
7.6 Zeit, Leiblichkeit und Gemeinschaftlichkeit 285
8. Wider den Dualismus von Leib und Seele .290
8.1 Abfassungszeit, Kontext und Bedeutung 290
8.2 Leben, Bewusstsein und Unbewusstes 292
8.3 Sinnlichkeit, Anthropologie und Materialismus 295
9. Das Wesen des Glaubens im Sinne Luthers .298
9.1 Zum Entstehungskontext des Werks: „Luther II.“ 298
9.2 Bedürfnis, Wunsch und Wirklichkeit 300
9.3 Sinnlichkeit und Glaube 302

Achtes Kapitel
Das Wesen der Religion und die Natur 305

1. Politische Unstimmigkeiten, Kommunismus und kulturelles Engagement 305
2. Ein Todesfall, eine Liebesbeziehung und die Familie 311
3. Kritiken an Feuerbachs Anthropologie 312
3.1 Constantin Frantz gegen den Subjektivismus 312
3.2 Georg Friedrich Daumer gegen den Anthropologismus 315
4. Der „Einzige“: Die von Stirner losgetretene Debatte 317
4.1 Die Kritik am Laienpriester und am Idealisten 317
4.2 Die Unterdrückung des Menschen durch die organische Gesellschaft 321
4.3 Feuerbachs Antwort: Der Gemeinmensch 323
4.4 Stirners Erwiderung: Die Festlegung der Inhalte und der Ideale 327
4.5 Bauers Rückhalt für Stirner gegen den Mystizismus Feuerbachs 329
5. Das Wesen der Religion 333
5.1 Die Beschäftigung mit Petaus Trinitätstraktat 333
5.2 Die Beschäftigung mit Das wahre intellektuelle System des Universums von Cudworth 335
5.3 Die Berichte über die primitiven Völker und die neuen Entdeckungen in „Das Ausland“ 338
5.4 Vorläufige Fassung: die Abhängigkeit von der nicht-menschlichen Natur 342
5.5 Endgültige Fassung: Die Wissenschaft und das erkenntniskritische Problem 348
6. Die Kritik an der nicht-menschlichen Natur und Feuerbachs Erwiderung 352
7. Bearbeitungen im Sinne des neuen Blickwinkels 359
7.1 Ergänzungen und Erläuterungen zum „Wesen der Religion“ 359
7.2 Die Unsterblichkeit vom Standpunkt der Anthropologie und das soziale Engagement 363

Neuntes Kapitel
Rückschau und naturalistische Entwicklungen 370

1. Die Überarbeitung der Schriften für die Werkausgabe 370
1.1 Kontext und Arbeitskriterien 370
1.2 Die Überarbeitung der historiographischen Werke 371
2. Krise, Revolution und Rückzug 374
3. Philosophie und Wissenschaft 376
4. Vorlesungen über das Wesen der Religion 378
5. Das Andenken an den Vater und die Beschäftigung mit der Rechtsgelehrsamkeit 384
6. Theogonie 387
6.1 Entstehung 387
6.2 Das Lokomotiv des Gedankens 388
6.3 Das Schicksal und die Anderen 389
7. Über Spiritualismus und Materialismus 393
7.1 Entstehung des Werks 393
7.2 Wille und Freiheit: Die Auseinandersetzung mit Schopenhauer 396
7.3 Materialismus und Subjektivität 400
8. Die letzten Arbeiten 404
8.1 Zinzendorf und die Herrnhuter 404
8.2 Ethik und Glückseligkeit 405
9. Dem Ende zu 408

Schlussbemerkungen 411

Literatur 416
1. Primärliteratur 416
2. Sekundärliteratur 419

Register 431
1. Personenregister 431
2. Sachregister 439
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