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Literatur als Lebensgeschichte Biographisches Erzählen von der Moderne bis zur Gegenwart
Literatur als Lebensgeschichte
Biographisches Erzählen von der Moderne bis zur Gegenwart




Peter Braun, Bernd Stiegler (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837620689 (ISBN: 3-8376-2068-9)
412 Seiten, paperback, 15 x 24cm, 2012, mit farb. Abb.

EUR 36,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Kann die katastrophische Welt des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart noch in Lebensgeschichten erzählt werden? Die Literatur hat hierauf mit neuen Formen und scharfen Reflexionen geantwortet. Sie hat das »emphatische Ich« der humanistischen Tradition dekonstruiert, zerstückelt, verräumlicht oder mehrfach belichtet. Auch haben Metabiographien und Dokufiktionen zu einem performativen Verständnis von Lebensgeschichten geführt.

Die Beiträge in diesem Band eröffnen einen Querschnitt durch die europäische Literatur des 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Sie legen die Verschiebungen offen, die das für unser Selbstverständnis so zentrale Muster der Lebensgeschichte in diesem Zeitraum erfahren hat.
Rezension
Das Erzählen von (auto-)biographischen Lebensgeschichten gehört elementar zur modernen Literatur, - nicht selten mit dem Bemühen, darin einen roten Faden, ein Lebensmuster, einen Sinn, ein Ganzes zu erspüren. Nicht wenige Schriftstellern aber haben gerade dieses Bemühen für das 20. Jahrhundert als Illusion entlarvt und die Möglichkeit von Lebensgeschichten verneint. Zum Vorschein kommt, - wenn überhaupt - , die "Lebensgeschichte" erst von einem gesetzten Endpunkt aus – durch den Akt des Erzählens. Dieser Band diskutiert grundlegende Aspekte des Erzählens von Lebensgeschichten unter den Bedingungen der Moderne, grundsätzlich oder auf einzelne Autoren bezogen, um auf exemplarische Weise Fragen zum biographischen Erzählen in den Blick zu nehmen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte
Geschichte und Theorie der Biographie, Kulturtheorie, Narratologie, Literatur der Moderne und Postmoderne, Performativität
Adressaten
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, Anglistik, Romanistik, Germanistik, Soziologie, Medienwissenschaft, Kulturwissenschaft
Autoreninfo:
Peter Braun lehrt Literatur- und Medienwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und leitet das dortige Schreibzentrum. Einer seiner Schwerpunkte ist das dokumentarische Erzählen in Literatur und Film.
Bernd Stiegler ist Professor für Literatur mit Schwerpunkt 20. Jahrhundert im medialen Kontext an der Universität Konstanz. Sein besonderes Interesse gilt der Geschichte und Theorie der Fotografie.
WWW: www.schreibenlernen.uni-jena.de
Inhaltsverzeichnis
Die Lebensgeschichte als kulturelles Muster
Zur Einführung
Peter Braun, Bernd Stiegler | 9

I. URSZENEN BIOGRAPHISCHEN ERZÄHLENS

Lebensgeschichte, Topographie & biographische Spuren
Zur postmodernen Romantik in Richard Holmes’
Helga Schwalm | 23

Goethe geht spazieren
Hanns-Josef Ortheils Faustinas Küsse, Martin Walsers Ein liebender Mann
und ein mögliches Paradigma biographischen Erzählens
Andrea Bartl | 41

Una vida de cine
Zur narrativen Wieder-Holung des Lebens in Miguel Delibes’
Roman Cinco horas con Mario
Kurt Hahn | 61

Lebensgeschichten entwerfen
Projekt und Biographie im Werk Jean-Paul Sartres
Patricia Oster | 89

II. DER BIOGRAPHISCHE ERZÄHLER

Das Leben eines Massenmörders
von Robert Merle
Peter Kuon | 115

Metamorphosen einer Biographie
Bemerkungen zu Feridun Zaimoglus Leyla
Dorothee Kimmich | 129

Wie kollektiv kann eine biographische Geschichte sein?
Facetten des autonarrativen »Wir«
Jürgen Link | 145

Footsteps.
Adventures of a Romantic Biographer
La mort est mon métier

III. RÄUMLICHES ERZÄHLEN

Bildwechsel
Walter Benjamins Berliner Kindheit um neunzehnhundert als Versuch einer
Ausbildung neuer Bilder geschichtlicher Erfahrung
Bernd Stiegler | 171

Zerfahrene Lebenslinien
Über die Fragmentierung des Biographischen in Uwe Johnsons Mutmassungen über Jakob
Alexander Honold | 187

»Ceci n’est pas un monument«
Orte und Nicht-Orte in W ou le Souvenir d’enfance von Georges Perec
Barbara Kuhn | 203

»Se forger une légende«
Biographisches Erzählen und Mythos bei Maxence Fermine
Friedrich Wolfzettel | 227

IV. ROLLENSPIELE: REZEPTIONSÄSTHETISCHE DYNAMIKEN ZWISCHEN TEXT UND LESER

Der ›Eigensinn‹ biographischen Erzählens
Das Beispiel Enzensberger
Peter Braun | 247

Das Leben im Kopf
Überlegungen zu einer rezeptionsorientierten Narratologie
der Biographik
Stefanie Schäfer | 269

Biographeme im deutschsprachigen Gegenwartsroman
(Herta Müller, Monika Maron, Uwe Timm)
Dirk Niefanger | 289

V. PERFORMING BIOGRAPHY: POLYBIOGRAPHIEN, METABIOGRAPHIEN UND DOKUFIKTIONEN

Narrative und selbstreflexive Strategien (post-)moderner fiktionaler Metabiographien
Bausteine für eine Narratologie und Funktionsgeschichte
Ansgar Nünning | 309

»Was bedeuten solche Ähnlichkeiten, Überschneidungen und Korrespondenzen?«
W.G. Sebalds polybiographisches Erzählen
Luisa Banki | 349

Biographische Dokufiktion in der spanischen Literatur der Gegenwart
Las esquinas del aire von Juan Manuel de Prada und Soldados de Salamina von Javier Cercas
Christian von Tschilschke | 377

Abbildungsverzeichnis | 401
Autorinnen und Autoren | 403