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Lernen Grundlagen und Anwendungen
Lernen
Grundlagen und Anwendungen




Franz Petermann, Ulrike Petermann

Hogrefe-Verlag
EAN: 9783801729103 (ISBN: 3-8017-2910-9)
218 Seiten, 16 x 24cm, November, 2018

EUR 26,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Lernen ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Nicht nur das gezielte Lernen für die Schule oder den Beruf beeinflussen unser Leben, sondern auch beiläufige, alltägliche Lernvorgänge, wie Gespräche mit anderen Menschen. Das Buch liefert einen fundierten Überblick über die aktuellen neurowissenschaftlichen Grundlagen von Lernvorgängen und Gedächtnisleistungen. Auch motivationale und emotionale Grundlagen des Lernens werden behandelt.

Neben weiteren Formen des Lernens werden klassisches und operantes Konditionieren genauso erläutert wie kognitives, sozial-kognitives und implizites Lernen. Dem sozial-kognitiven Lernen (z. B. den Ansätzen von Bandura, dem Beobachtungslernen und der Selbstwirksamkeit) kommt eine besondere Bedeutung zu, da es das pädagogische und therapeutische Handeln in den letzten Jahrzehnten stark beeinflusst hat. Die vielfältigen Anwendungsbeispiele aus dem Alltag reichen u.a. von frühesten Lernerfahrungen im Säuglingsalter bis hin zum lebenslangen Lernen.
Rezension
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Lerntheorien, die den Prozess des Lernens versuchen zu beschreiben. Bereits Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) schrieb: „Die Intelligenz besteht nicht nur im Wissen, sondern auch in der Fähigkeit, das Wissen anzuwenden.“ Diese frühen Erkenntnisse haben auch heute noch ihre Aktualität, wenn beispielsweise von Kompetenzen statt von Lernzielen in Schulen gesprochen wird. Die Anfänge der psychologischen Lerntheorien liegen in den Konditionierungstheorien. Geprägt wurde diese Zeit von Theoretikern wie Thorndike, Skinner, Pavlov und Watson. Sie beschrieben das Lernen als einen Prozess, der von einem Reiz initiiert eine bestimmte Reaktion folgen lässt. Bandura hinterfrage diese stark vereinfachte Sicht auf das Lernen, indem er vor allem das mechanistische Menschenbild dieser Theorien anprangerte. Er leitete mit seinen Modellen des Lernens die sog. kognitive Wende ein. Lernen ist immer auch abhängig vom Individuum selbst. Vorgänge im Inneren des Menschen (z.B. Motive, Vorstellungen) beeinflussen das Lernergebnis. Aktuellere Modelle des Lernens beschäftigen sich mit dem Lernen aus konstruktivistischer Perspektive. Der Konstruktivismus postuliert, dass menschliches Erleben und Lernen Konstruktionsprozessen unterworfen ist, die durch sinnesphysiologische, neuronale, kognitive und soziale Prozesse beeinflusst werden. Jedes Individuum konstruiert ein individuelles und subjektives Bild seiner Umwelt. Lernende konstruieren dabei selbstständig neues Wissen durch einen aktiven Konstruktionsprozess. Aufgrund der unterschiedlichsten Erfahrungen entstehen auf diese Weise kognitive Landkarten, welche das Individuum in seinem Denken, Handeln und Fühlen beeinflussen. Darauf aufbauend stellt der soziale Konstruktivismus vor allem das Miteinander in den Vordergrund. Wygotski (1986 – 1934) postulierte, dass die Aneignung von Wissen in bestimmten Fällen von einem Lernpartner abhängig ist, der über ein größeres Wissen als man selbst verfügt. Nur so können bestehende Konzepte hinterfrag und auf eine neue Erkenntnisstufe gebracht werden.

Dieses Buch schafft es prima, all diese Erkenntnisse übersichtlich und gut strukturiert an den Leser zu bringen. Die vielen enthaltenen Beispiele erleichtern das Lesen, indem sie die vorgestellten theoretischen Modelle mit praktischen Beispielen verknüpfen.

Frank Düring, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Buch widmet sich den neurowissenschaftlichen Grundlagen von Lernvorgängen und Gedächtnisleistungen. Es liefert zudem vielfältige Beispiele des Lernens und der Lernerfahrungen aus dem Alltag.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
1 Einführung 11
1.1 Zum Begriff des Lernens 12
1.1.1 Definition 12
1.1.2 Verschiedene Formen des Lernens 15
1.1.3 Lernen in unterschiedlichen Lebensphasen 16
1.2 Aktuelle Richtungen 21
1.2.1 Forschungsansätze 21
1.2.2 Perspektiven 23
2 Grundlagen des Lernens 26
2.1 Lernen und Gedächtnis 26
2.1.1 Gedächtnisprozesse 27
2.1.2 Zur Speicherdauer von Gedächtnisinhalten 31
2.1.3 Gedächtnisinhalte 33
2.2 Neurowissenschaftliche Grundlagen 35
2.2.1 Zum Aufbau und zur Funktionsweise von Nervenzellen 36
2.2.2 Prinzipien und Mechanismen der Plastizität als Basis für Lernen und Gedächtnis 39
2.2.3 Plastizität im Entwicklungsverlauf 43
2.2.4 Die Bedeutung sensibler Phasen 49
2.3 Motivationale und emotionale Grundlagen 51
2.3.1 Motivation und Lernen 51
2.3.2 Emotionen und Lernen 61
3 Nicht assoziatives Lernen 68
3.1 Habituation und Sensitivierung 69
3.1.1 Habituation 69
3.1.2 Sensitivierung 72
3.2 Erklärungen für Habituation und Sensitivierung 73
3.2.1 Kognitive Erklärungsansätze 73
3.2.2 Duale-Prozess-Theorie 75
3.3 Bedeutung der Habituation und Sensitivierung für die Praxis 76
3.3.1 Anwendungsbeispiele der Habituation 76
3.3.2 Anwendungsbeispiele der Sensitivierung 79
4 Assoziatives Lernen 82
4.1 Klassisches Konditionieren 83
4.1.1 Pawlows Experimente 83
4.1.2 Voraussetzungen der klassischen Konditionierung 86
4.1.3 Konditionierung emotionaler Reaktionen 87
4.1.4 Guthries One-Shot-Lerntheorie 89
4.2 Lernen am Erfolg 91
4.3 Operantes Konditionieren 93
4.3.1 Bedingungen des Verstärkungslernens 95
4.3.2 Lernen durch Verstärkung 98
4.3.3 Lernen durch Bestrafung 101
4.3.4 Löschung 105
4.3.5 Verstärkungspläne 108
4.3.6 Shaping und Chaining 113
4.4 Generalisierungs- und Diskriminationslernen 115
4.4.1 Generalisierung von Reizen und Lerntransfer 116
4.4.2 Reizdiskrimination 117
4.4.3 Reaktionsdiskrimination 119
4.4.4 Simultanes und sukzessives Diskriminationslernen 121
5 Kognitives Lernen 125
5.1 Kognitive Lerntheorien 125
5.2 Gestaltpsychologie 129
5.2.1 Köhlers Experimente 129
5.2.2 Lernen durch Einsicht 130
5.2.3 Das Gesetz der guten Gestalt 131
5.3 Praktische Bedeutung kognitiver Lerntheorien 133
6 Soziales Lernen 136
6.1 Die Theorie von Rotter 137
6.1.1 Erwartungs-Wert-Modell des Lernens 137
6.1.2 Kontrollüberzeugungen 140
6.2 Der Ansatz von Seligman 141
6.2.1 Kontrollierbarkeit und erlernte Hilflosigkeit 142
6.2.2 Die Bedeutung von Kausalattributionen 143
6.2.3 Einfluss der Kontrollierbarkeit und der Kausalattributionen auf das Lernen 145
6.2.4 Vorhersagbarkeit 147
6.3 Banduras Theorie des sozial-kognitiven Lernens 149
6.3.1 Grundannahmen und Grundbegriffe 150
6.3.2 Beobachtungslernen und stellvertretende Verstärkung 152
6.3.3 Voraussetzungen und Ablauf des Beobachtungslernens 153
6.3.4 Effekte des Beobachtungslernens 159
6.4 Theorie der Selbstwirksamkeit 162
6.4.1 Ergebnis- und Wirksamkeitserwartungen 162
6.4.2 Selbstwirksamkeit 165
7 Implizites Lernen. 170
7.1 Was ist implizites Lernen? 170
7.1.1 Begriffsklärung 171
7.1.2 Besonderheiten des impliziten Lernens 172
7.2 Implizites Regellernen 173
7.3 Prozedurales Lernen 175
7.3.1 Erlernen motorischer Fertigkeiten 176
7.3.2 Erwerb kognitiver Fertigkeiten 181
7.3.3 Vom deklarativen zum prozeduralen Lernen 183
Literatur 189
Glossar 199
Sachregister 213