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Kränkungen Verständnis und Bewältigung alltäglicher Tragödien
Kränkungen
Verständnis und Bewältigung alltäglicher Tragödien




Frank-Matthias Staemmler

Klett-Cotta
EAN: 9783608945850 (ISBN: 3-608-94585-7)
203 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2016

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Warum treffen uns Kränkungen in intimen und anderen nahen Beziehungen oft so tief? Der Autor untersucht Entstehungsbedingungen und Dynamik dieser seelischen Verletzungen, analysiert die typischen Reaktionsmuster und zeigt bessere Verhaltensalternativen auf.

Sie sind so alltäglich wie schmerzhaft: Kränkungen unter Paaren, engen Freunden und im Berufsleben. Warum verwunden uns ein Vorwurf, eine unbedachte Kritik, zu wenig Rücksichtnahme oder Aufmerksamkeit manchmal so tief, dass wir glauben, aggressiv zurückschlagen oder gleich die Beziehung in Frage stellen zu müssen?

Der Autor untersucht die Dynamik von Kränkungen und die dahinter stehenden Denkmuster, denen wir aufgrund unserer kulturellen Prägung meist automatisch verfallen. Sie zwingen uns in einen Kreislauf von schmerzlichen Gefühlen, beleidigtem Rückzug und Racheimpulsen. Das Buch zeigt, wie wir mit einem tieferen Verständnis das geläufige Täter-Opfer-Schema hinterfragen, besser einordnen und auf konstruktive Weise überwinden können. Partnerschaften wachsen daran ebenso wie andere nahe Beziehungen.

- Emotionspsychologische Hintergründe werden gut nachvollziehbar erläutert

- Mit Fallbeispielen aus der Praxis

Frank-M. Staemmler ist Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Gestalttherapeut und Supervisor. Er arbeitet als Co-Leiter im Zentrum für Gestalttherapie, Würzburg, und international als Ausbilder für Gestalttherapie. Er ist Autor bzw. Herausgeber zahlreicher Fachbücher und Artikel und war von 2001 bis 2006 Herausgeber des International Gestalt Journal.
Rezension
Was das Verständnis von Kränkungen betrifft, so herrscht in unserer Kultur meist das einfache Täter-Opfer-Schema vor. Die in einer Kultur üblichen Denkmuster sind sehr mächtig. Die Wirkungen solcher Denkmuster zeigen sich nicht nur in den zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern z.B. auch auf den Ebenen politischer und internationaler Konflikte. Obwohl das Täter-Opfer-Schema so weit verbreitet ist, ist es nach Meinung des Autors keineswegs geeignet zu verstehen, was bei Kränkungen geschieht; es ist noch viel weniger geeignet, den Betroffenen dabei zu helfen, Kränkungen auf konstruktive Weise zu verarbeiten und so ihre Beziehungen wieder auf einen tragfähigen Boden zu stellen. Ziel ist es hingegen: aus dem Kreislauf von leidvollen Gefühlen, beleidigtem Rückzug und aggressiven Vorwürfen auszusteigen, sich einander wieder anzunähern und wieder anzuvertrauen. Das hat sowohl erhebliche Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden und die Qualität der Beziehungen zwischen den Betroffenen als auch auf deren körperliche Gesundheit und Lebenserwartung. Dabei geht es um die Frage, ob es den an einem Kränkungsgeschehen Beteiligten gelingt, ihre gemeinsame Situation mit Würde und in Verbundenheit zu bewältigen: respektiere ich dabei die Würde des anderen? Wie wirkt mein Verhalten gegenüber dem Anderen auf meine eigene Würde zurück? Und: Welche Art, mich selbst zu sehen, zu bewerten und zu behandeln, gibt mir die Erfahrung der Würde? Die Haltung der Würde führt überdies zu einer Abneigung dagegen, die eigenen Wünsche und Ziele mithilfe manipulativer sozialer Strategien zu verfolgen, durch die man entweder sich selbst oder Andere zu Mitteln zum Zweck degradieren würde.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dieses Buch richtet sich an:
- PsychotherapeutInnen aller Schulen
- Auch für Interessierte und Betroffene geeignet

Presse:
»Vor allem in intimen und anderen nahen Beziehungen treffen uns Kränkungen besonders stark. Warum verwundet uns ein Vorwurf, eine unbedachte Kritik, zu wenig Rücksichtnahme oder Aufmerksamkeit manchmal so tief, dass wir glauben, aggressiv zurückschlagen oder gleich die Beziehung in Frage stellen zu müssen? Dieser Frage ist der Diplom-Psychologe Dr. Frank-M. Staemmler nachgegangen. Er zeigt an vielen Fallbeispielen auf, wie man besser mit emotionalen Verletzungen umgehen kann und festgefahrene Verhaltensgleise verlassen kann. ... Ein Buch, das zu überraschenden Einsichten führt und uns ein wenig freier macht.«
Inge Behrens, Bewusster Leben, März/April 2016
Inhaltsverzeichnis
1 Vorbemerkung 11
Vom Einfluss der Kultur, der Opfermentalität und der Suche nach Würde

2 Ohne böse Absicht 18
Von der Unschuldsvermutung und dem Wesen der Tragik

3 Sechs Beispiele 21
Von einer wortlos verlassenen Frau, zurückgeschickten Aktfotos, einem verweigerten Abschiedskuss, einem unerfüllten Wunsch, einem nicht bereitgestellten Porsche und einer hintergangenen Ehefrau – mit einer Zwischenbemerkung über Mobbing

4 Persönlich genommen 30
Von nicht erhaltener Aufmerksamkeit, beleidigtem Rückzug, aggressiver Flucht in die Aktivität, der Suche nach Rettern, dem Loswerden von Ärger, von Rache und ›Gefühlsstürmen‹

5 Metaphern, die die Welt (be-)deuten 48
Von körperlichem Schmerz und seelischem Leid, von Sendern und Empfängern und vom Verstehen als
einem »produktiven Verhalten«

6 Mechanik des Täter-Opfer-Schemas 55
Von Ursachen und Wirkungen, Tätern und Opfern, von Selbstmitleid und einer vermeintlichen moralischen Überlegenheit

7 Unterstellte Motive 61
Von falschen Umkehrschlüssen, bösen Absichten und einem »fundamentalen Attributionsfehler«

8 Verrückte Tauben 66
Von Koinzidenzen und Kausalitäten

9 Erster Wendepunkt 70
Von der Mechanik zur Emotionalität

10 Emotionspsychologie 72
Von Interpretationen und dem Appetit auf Würstchen, von Situationen und Kontexten sowie von dem Versuch, Sinn zu stiften

11 Beeinträchtigung des Selbstwerts 81
Vom Wunsch nach Anerkennung und der »konstitutionellen Gefährdung« des Menschen, von Liebe und Kränkbarkeit, unerfüllten Achtungsansprüchen und der Ansprüchlichkeit des Ego

12 Leid des Getrenntseins 95
Vom Bedürfnis nach Verbundenheit, von emotionaler Resonanz, von abgeschlagenen Wünschen und anderen Enttäuschungen

13 Unsichtbare Horizonte 103
Von unterschiedlichen Perspektiven, von fehlenden Verabredungen, von der Unkontrollierbarkeit der Kommunikation und dem gemeinsamen Schaffen von Bedeutungen

14 Bis hierhin 113
Von der Frustration von Achtungserwartungen, von Brüchen in der Verbundenheit und vom Misslingen der Verständigung

15 Zweiter Wendepunkt 117
Von konkreten Menschen, von Schadensbegrenzung und von der Verhinderung von Leid

16 Sofortmaßnahmen: Minderung von Leid 119

16.1 Die Beiträge des Einen 120
Von Verantwortung, der Unterbrechung von Automatismen, von engagiertem Akzeptieren und von sanfter Berührung

16.2 Die Beiträge der Anderen 129
Von Schuldgefühlen und Betroffenheit, von Bedauern und Mitgefühl und von Beschwichtigung und Trost

16.3 Gemeinsame Beiträge 133
Von günstigen Zeitpunkten, dem Umgang mit ›Leichen im Keller‹, der schwierigen Konkurrenz ums Verstandenwerden, von »Ich-Botschaften«, dem ruhigen Zuhören und vom Verzeihen

17 Prävention: Verhinderung von Leid 153

17.1 Den Anderen weniger Anlässe für Kränkungen liefern 155
Von der Sicherheit der Konvention, vom Taktgefühl und von den Grenzen der »goldenen Regel«

17.2 Die eigene Kränkbarkeit reduzieren 167
Von erfreulicher Unsicherheit, narzisstischen Deutungsmustern, Verlassenheitsängsten, fixierten Erwartungen und der Relativierung des Ego

18 Zu guter Letzt 190
Vom Schutz der ›Opfer‹ und der ›Täterinnen‹ und von der Lebensform der Würde

Literatur 195