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Konstantin der Große Der erste christliche Kaiser
Konstantin der Große
Der erste christliche Kaiser




Hartwin Brandt

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406540585 (ISBN: 3-406-54058-9)
208 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, 2006, mit 19 Abbildungen und Karten

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die vorliegende, moderne Biographie Konstantin des Großen befreit den ersten christlichen Kaiser aus dem Rankenwerk einer stets von fremden Interessen geleiteten Überlieferung. Sie zeigt ungeschönt, wie Konstantin gegen alle, die sich ihm auf dem Weg zum Alleinherrscher entgegenstellen oder ihn gar in seiner Macht bedrohen, unbarmherzig vorgeht und dabei auch seinen engsten Familienkreis nicht verschont. Zugleich erscheint er als Herrscher, der zwar von einer Vision inspiriert ist, aber stets ein kühler Taktiker der Macht bleibt – nicht zuletzt in Fragen seiner welthistorisch folgenreichen Religionspolitik.



Vor 1700 Jahren – am 25. Juli 306 n. Chr. – wird Konstantin, der Sohn des gerade verstorbenen römischen Kaisers Constantius Chlorus und einer Stallmagd, von den Truppen im englischen York zum neuen Kaiser ausgerufen. Bei diesem Vorgang handelt es sich um einen veritablen Staatsstreich: Die fein austarierte politische Ordnung des römischen Imperiums bricht zusammen, und die folgenden Jahre sind durch blutige Kämpfe zwischen verschiedenen Thronprätendenten gekennzeichnet. Hätte Konstantin ebenso wie all die anderen im Verlauf dieser Kriege sein Leben gelassen, so wäre er eine der vielen Randfiguren der römischen Kaisergeschichte geblieben. Aber er siegte und führte seinen Erfolg auf einen neuen Gott zurück, den er mit dem Gott der Christen identifizierte.

Hartwin Brandt erzählt in seiner differenzierten Biographie die Geschichte einer erstaunlichen Karriere. Er zeigt anhand zahlreicher antiker Zitate, die dieses Buch besonders lebendig machen, daß der neue Kaiser seines göttlichen Auftrags um so sicherer wird, je größer seine Erfolge werden und je länger seine Regierung währt. Diese religiöse Orientierung Konstantins wirkt zunächst einmal prägend auf das Römische Reich – doch nimmt mit der Durchsetzung der christlichen Religion unter seiner Herrschaft eine welthistorisch wirkungsmächtige Entwicklung ihren Anfang.
Rezension
Mit Kaiser Konstantin dem Großen ist die sog. Konstantinische Wende verknüpft: Er erlaubt das Christentum und ist "der erste christliche Kaiser" (Untertitel). Konstantin stellt einen ebenso bedeutenden Einschnitt in der Geschichte des frühen Christentums dar wie die Entscheidung Konstantins zugunsten des Christentums von unendlicher Bedeutung für die weitere Entwicklung des sog. christlichen Abendlands ist. Aber war Konstantin wirklich ein "christlicher" Kaiser? Was waren die Gründe für die wegweisende Entscheidung zugunsten der Anerkennung des Christentums durch ihn? Die Urteile über Konstantin reichen vom religiös indifferenten, egoistischen Machtmenschen bis zum Herrscher, dem eine besondere Offenbarung, eine himmlische Erleuchtung zuteil geworden ist. - Diese Darstellung zeigt den kühlen Machtmenschen Konstantin auf und entmythologisiert ihn von christlicher und sonstiger Glorifizierung. In jedem Fall hat Konstantin durch seine Religionspolitik die entscheidenden Weichenstellungen für den Aufstieg des Christentums vorgenommen. In welcher Form und vor welchem persönlichen und politischen Hintergrund dies geschah, zeigt die vorliegende Biographie hilfreich auf.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der erste christliche Kaiser

Diese moderne Biographie Konstantins des Großen befreit den ersten christlichen Kaiser aus dem Rankenwerk einer stets von fremden Interessen geleiteten Überlieferung. Sie zeigt ihn als Herrscher, der zwar von einer Vision inspiriert war, aber immer ein kühler Taktiker blieb – nicht zuletzt in Fragen der Religionspolitik. Wer sich ihm bei der Verwirklichung seines Ziels, die Alleinherrschaft zu erringen, in den Weg stellte oder wer ihn gar in seiner Macht bedrohte, lernte seine unerbittliche Härte kennen – und dies galt auch für seinen engsten Familienkreis.

Vor 1700 Jahren – am 25. Juli 306 n. Chr. – wird Konstantin, der Sohn des gerade verstorbenen römischen Kaisers Constantius Chlorus und einer Stallmagd, von den Truppen im englischen York zum neuen Kaiser ausgerufen. Bei diesem Vorgang handelt es sich um einen veritablen Staatsstreich: Die fein austarierte politische Ordnung des römischen Imperiums bricht zusammen, und die folgenden Jahre sind durch blutige Kämpfe zwischen verschiedenen Thronprätendenten gekennzeichnet. Hätte Konstantin ebenso wie all die anderen im Verlauf dieser Kriege sein Leben gelassen, so wäre er eine der vielen Randfiguren der römischen Kaisergeschichte geblieben. Aber er siegte und führte seinen Erfolg auf einen neuen Gott zurück, den er mit dem Gott der Christen identifizierte. Hartwin Brandt erzählt in seiner differenzierten Biographie die Geschichte einer erstaunlichen Karriere. Er zeigt anhand zahlreicher antiker Zitate, die dieses Buch besonders lebendig machen, daß der neue Kaiser seines göttlichen Auftrags um so sicherer wird, je größer seine Erfolge werden und je länger seine Regierung währt. Diese religiöse Orientierung Konstantins wirkt zunächst einmal prägend auf das Römische Reich – doch nimmt mit der Durchsetzung der christlichen Religion unter seiner Herrschaft eine welthistorisch wirkungsmächtige Entwicklung ihren Anfang.

Der Autor
Hartwin Brandt lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Universität Bamberg. Bei C.H.Beck liegt von ihm vor: Zeitkritik in der Spätantike (1988); Wird auch silbern mein Haar. Eine Geschichte des Alters in der Antike (2002); Das Ende der Antike (2004).

Pressestimmen:

„An diesem Tag also wurde der Kaiser, der dem Christentum zur Weltgeltung verhalf, wie es sein Biograph Hartwin Brandt formuliert, „gewissermaßen geboren“ (…) Zwar sieht sein Biograph Hartwin Brandt in Konstantin bereits 312 einen Christen. Den aber zeichneten nicht Gottesfurcht, sondern Machiavellismus aus.“
Berthold Seewald, Die Welt, 25. Juli 2006

„Brandt schreibt keine Hagiographie, er zeichnet das Bild eines Kaisers, der auf allen Feldern der Politik „realistisch und zweckrational zu agieren vermochte“.“
Wolfgang Will, Berliner Zeitung, 12. Juni 2006

„Brandts Konstantin-Bild besticht durch seine Nüchternheit. Es geht dem Verfasser nicht darum, mit einem Mythos abzurechnen, aber Sachlichkeit und Klarheit sind die obersten Gebote seiner Darstellung."
Mischa Meier, Süddeutsche Zeitung, 9. Mai 2006

„Das Buch zur Figur ist bemerkenswert zügig geschrieben und räumt, wie gute Geschichtswissenschaft dies muss, mit Mythen auf.“
tow, Die Weltwoche, 9. März 2006

Inhaltsverzeichnis
Vorwort

I. Mythos und Geschichte
Hagiographisches
Kann man das Leben Konstantins erzählen?
Die Omnipräsenz des Religiösen
Der Stoff des Erzählens: Die Quellen

II. Kaisersohn und Usurpator
Biographische Fragmente
Dies ille felicissimus orbi terrarum
Konstantin und die Tetrarchie
Konstantin und die Religion bis

III. Herbstzeit: Die ‹Konstantinische Wende›
Der Sieg am 28. Oktober 312
Der Einzug in Rom am 29. Oktober 312
Fiktive Vorgeschichte: Die ‹christliche Vision›
Stilisierte Geschichte: Der Konstantinsbogen

IV. Christianisierung und Monarchisierung: 312 – 324
‹Im Zeichen des Kreuzes›: Auf dem Weg zur Alleinherrschaft
Der Kaiser als Christ: Der Donatismus
Der Kaiser, der Staat und die Kirche: Konstantins Gesetzgebung und Kirchenbaupolitik
Pontifex maximus: Der Kaiser und das Heidentum
Salus rei publicae: Die Innenpolitik
Constantinus Maximus Augustus: Der siegreiche Kaiser

V. Christlicher Monarch und Weltherrscher: 324–337
Instaurator orbis terrarum: Konstantin als Monarch
Das Konzil von Nicäa
Pius Felix Augustus? Das blutige Jahr 326
Religionspolitik nach 324
Victor ac triumphator: Konstantins Außenpolitik
Das ‹zweite Rom›? Konstantinopel
Helena Augusta
Die Nachfolgefrage

VI. Ende und Erinnerung
Taufe und Tod
Der dreizehnte Apostel?
Konstantinbilder

Anhang
Anmerkungen
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Quellen
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur
Verzeichnis der Abbildungen
Stammtafel
Zeittafel
Namens- und Ortsregister
Sachregister


Leseprobe:

Pius Felix Augustus? Das blutige Jahr 326

Der heidnische, strikt antikonstantinisch eingestellte Historiograph Zosimus verlegt in seiner um 500 verfaßten «Neuen Geschichte» die konstantinische Wende ins Jahr 326. Die ausschlaggebende Zäsur im Lebensweg Konstantins sieht Zosimus in dem Sieg von 324 und der Etablierung einer Alleinherrschaft, welche nichts anderes als Verbrechen und Willkür bedeutet hätte:
«Wie nun die gesamte Macht allein bei Konstantin lag, verhüllte er nicht mehr länger seine angeborene Schlechtigkeit, sondern nahm sich die Freiheit heraus, in all seinem Tun nach Gutdünken zu verfahren.
Zwar hielt er noch an den väterlichen Sitten fest, freilich nicht so sehr aus Ehrfurcht als vielmehr aus Zweckmäßigkeit. Deshalb hörte er auch auf die Wahrsager, da er ja erprobt hatte, daß sie ihm bei allen seinen Erfolgen die Wahrheit prophezeit hatten. Als er aber voll des Übermuts in Rom eingetroffen war, glaubte er, mit seiner Gottlosigkeit bei der eigenen Familie beginnen zu müssen.»
Nach den dann von ihm zu verantwortenden Mordtaten innerhalb seiner Familie habe er, so Zosimus, bei paganen Priestern vergeblich nach Möglichkeiten gesucht, die grauenvollen Verbrechen zu sühnen. Da sei ihm nun bekannt geworden, «daß die christliche Glaubenslehre jede Sünde beseitige und daß sie diese Verheißung in sich trage, daß nämlich die Gottlosen, wenn sie diese Lehre annähmen, sofort von jeder Schuld frei seien. Konstantin vernahm mit Begeisterung diese Rede und ließ den Glauben der Väter im Stich».Was war tatsächlich geschehen?
Eusebius übergeht das dramatische Geschehen mit Schweigen, aber Zosimus hilft uns erneut weiter, auch wenn er die empörenden Vorgänge fälschlicherweise in die Zeit nach der Ankunft Konstantins in Rom verlegt, wohin sich Konstantin im Juli 326 begab, um seine Feier des zwanzigjährigen Jubiläums in der traditionellen Reichshauptstadt zu wiederholen. «Nun geriet dieser (Crispus) in den Verdacht, mit seiner Stiefmutter Fausta Umgang zu haben, und deshalb ließ ihn Konstantin ohne jede Rücksicht auf das Naturrecht beseitigen. »Nachkonstantinische Kirchenhistoriker kennen diese im Kern von Zosimus übermittelte Version ebenfalls und machen durch eigene Zutaten Crispus im Stile moderner Boulevardblätter zum unschuldigen Opfer eines erotischen Skandals. Crispus, so lautet diese angereicherte Version, habe sich standhaft den sexuellen Begehrlichkeiten seiner Stiefmutter widersetzt, die, in ihrer weiblichen Ehre gekränkt, Crispus beim Kaiser angeklagt habe, ihr nachgestellt zu haben, woraufhin Konstantin ihn habe hinrichten lassen.
Alle modernen Versuche, Licht in diese dunkle Affäre zu bringen, scheitern an dem Fehlen verläßlicher Informationen.Am wahrscheinlichsten bleibt daher immer noch die Annahme, daß Konstantin einen begründeten Verdacht hatte oder auch nur zu haben glaubte, daß Crispus mit seiner Rolle als Caesar nach dem maßgeblich ja von ihm errungenen Sieg über Licinius nicht mehr einverstanden war und möglicherweise gefährliche weitere politische Ambitionen erkennen ließ. Doch mehr als eine bestenfalls plausible Erklärung für die schon im Frühjahr 326 noch vor Konstantins Romreise erfolgte Ermordung des Crispus kann dies nicht sein, und rätselhaft bleibt auch die zweite Untat Konstantins im Sommer desselben Jahres:
«Helena, die Mutter des Kaisers, war tief betrübt über eine solche furchtbare Gewalttat und grämte sich sehr über die Hinrichtung des jungen Mannes, doch gleich als wollte er ihr Trost gewähren, heilte Konstantin das Übel mit einem noch größeren: Er befahl nämlich, ein Bad zu überhitzen und Fausta dorthin zu bringen, worauf man sie nur noch als Leiche heraustrug.»
Konstantins Gattin Fausta war erst im November 324 von dem Kaiser offiziell zur (natürlich nur nominellen) Mitherrscherin, zur Augusta, erhoben worden, es handelt sich bei den Vorgängen des Sommers 326 also um eine offenbar unvorhergesehene, abrupte und dramatische Wende in der konstantinischen Familiengeschichte. Auffällig ist immerhin, daß um das Jahr 370 der heidnische Historiker Eutrop zu berichten weiß, daß Konstantin neben seiner Frau auch «etliche Freunde» ermorden ließ.Dies könnte auf die Existenz einer größeren Gruppe von Konstantin verdächtig erscheinenden Verschwörern schließen lassen, ohne daß sich diese vage Vermutung weiter vertiefen ließe.
Das öffentliche Echo auf diese dramatischen Vorgänge dürfte laut und vernehmlich gewesen sein. Immerhin hatte Konstantin in den Jahren vor 326 mit beträchtlichem Aufwand Familienpropaganda betrieben, hatte auf Münzen den Caesar Crispus reichsweit als präsumtiven Nachfolger vorgestellt und pikanterweise noch 324 auf einem Trierer Medaillon die innerfamiliäre concordia, die harmonische Eintracht, öffentlichkeitswirksam beschworen.Um so schockierter wird die Öffentlichkeit im Sommer 326 gewesen sein angesichts des Undenkbaren und Unfaßbaren, aber schnell war man mit den erklärenden Beispielen aus der römischen Kaisergeschichte bei der Hand: Caligula und Nero, Domitian und Commodus hatten schließlich als blutrünstige Tyrannen im locus princeps gerade auch im engsten Familien- und Vertrautenkreis gewütet, und so stellte ein bald nach den Mordtaten von 326 verfaßter Zweizeiler diesen historischen Zusammenhang denn auch explizit her:
«Wer will nach dem goldenen Zeitalter Saturns suchen? Unseres ist gar von Juwelen, aber ein neronisches!»
Möglicherweise steckt in dem zitierten Pasquill sogar noch eine deutlichere, wenn auch versteckte Konstantin-Kritik, denn mit dem Bonmot des «juwelengeschmückten Saeculums » könnte der Verfasser zugleich auf das just in dieser Zeit neu eingeführte Juwelendiadem des Kaisers Konstantin angespielt haben.33 Die antikonstantinische Polemik dürfte freilich noch erheblich lauter und nachhaltiger gewesen sein, als es die wenigen uns erhaltenen Texte und Fragmente nur andeuten können. Wie aber ging Konstantin selbst mit diesen Vorgängen öffentlich um? Suchte er sie zu legitimieren, zu erläutern, plausibel zu machen? Wir wissen leider auch dies nicht, doch eines ist klar: Der Kaiser scheute sich nicht, die abrupte Peripetie in seiner Familiengeschichte öffentlich zu dokumentieren, denn beide Mordopfer, Crispus wie Fausta, verfielen der damnatio memoriae, der offiziellen Tilgung aus dem öffentlichen kollektiven Gedächtnis, und ihre Namen wurden daher in den Inschriften ausgemeißelt,ihre Portraits und Statuen zerstört. Eusebius hat diesen Schritt bereitwillig nachvollzogen: Während er in seiner früher entstandenen «Kirchengeschichte» noch voll des Lobes über Crispus ist, ignoriert er ihn in seiner Biographie des Kaisers Konstantin konsequent.
Zweifelhaft scheint mir hingegen die bisweilen geäußerte Annahme zu sein, daß die Verschärfung der Ehe- und Sittengesetzgebung von seiten Konstantins in ebendiesem Jahr 326 Reflex der (nur hypothetisch unterstellten) Skandalgeschichte zwischen Crispus und Fausta sein könnte.So beschränkt ein Gesetz aus dem April 326 den Kreis der wegen Ehebruchs einer Frau Klageberechtigten auf den Kreis der engen Verwandten, und dies erkennbar in dem Bestreben, den Bestand der Ehe zu schützen und die Ehescheidung zu erschweren.
Eine weitere Maßnahme steht im Dienste drastischer Strafverschärfung für bürgerliche Frauen, die ein sexuelles Verhältnis mit Sklaven eingehen und künftig mit Hinrichtung zu rechnen haben.Auch hier drängen sich keine Assoziationen zu Vorgängen innerhalb der kaiserlichen Familie auf, zumal das Gesetz in einer langen Tradition von vergleichbaren Anordnungen steht. Am ehesten scheint noch, zumindest auf den ersten Blick, ein drittes Gesetz Anklänge an Konstantins eigene dramatische Familiengeschichte zu erlauben. Denn im Juni 326 verfügt der Kaiser, daß niemandem, der in einem bestehenden Eheverhältnis lebt, erlaubt sein könne, daneben ein Konkubinat zu unterhalten.Zwar könnte bekanntlich Konstantin selbst einem Konkubinatsverhältnis seines Vaters Constantius (I.) Chlorus mit Helena entstammen, und möglicherweise war auch Crispus aus einer nicht legalisierten Verbindung Konstantins mit Minervina hervorgegangen, aber erstens ist dies alles unsicher, und zweitens erweisen sich bei näherem Hinsehen die vermeintlichen Parallelen zwischen dem Rechtstext und der Skandalgeschichte als recht vage. Und gar nicht verständlich schiene es, wenn Konstantin tatsächlich einen Familienskandal im eigenen Hause gewissermaßen dauerhaft durch gesetzgeberisches Tun verewigt und dokumentiert hätte, während ansonsten die Devise erkennbar lautete: Tilgung aus der memoria und über alles weitere Schweigen. Näher könnte es dagegen liegen, hinter den in der Tat in den Jahren 325/26 gehäuft ausgegebenen kaiserlichen Anordnungen zu Ehe und Scheidung nicht eigenes Handeln und Erleben beziehungsweise Erleiden Konstantins, sondern zunehmenden christlichen Einfluß zu vermuten,und damit ist bereits die Religionspolitik Konstantins nach 324 angesprochen.

S. 118 - 123; Copyright Verlag C.H.Beck oHG