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Kitsch, Kommerz, Kult Soziologie des schlechten Geschmacks
Kitsch, Kommerz, Kult
Soziologie des schlechten Geschmacks




Frank Illing

UVK Verlagsgesellschaft mbH
EAN: 9783896695413 (ISBN: 3-89669-541-X)
240 Seiten, paperback, 13 x 21cm, 2006

EUR 17,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Geschmack ist nach Kant immer stärker aus dem Blickfeld der Forschung verschwunden. Frank Illing stellt die »ästhetisch begründete Präferenz für oder gegen bestimmte Objekte« wieder ins Rampenlicht der Soziologie. Er schafft dabei vielfältige Bezüge - zur Philosophie, zur soziologischen Tradition, zur Alltagswirklichkeit: So sind wir mit der »Alltagsästhetik« - wie kleiden wir uns, wie richten wir uns ein - ebenso konfrontiert wie mit ästhetischen Fragen im Bereich der Kunst, die zunehmend auch nach geschmacklichen Kriterien beantwortet werden. Von Geschmack wird zudem auf die Persönlichkeit des Einzelnen geschlossen und er trägt so zum eigenen Selbstverständnis bei.

Dr. Frank Illing ist Lehrbeauftragter am Institut für Soziologie der Universität Freiburg.
Rezension
Kitsch, - noch in der Nachkriegszeit als Unkultur verschrieen und schulisch geächtet - , ist in der Postmoderne hoffähig geworden und hat sich längst seinen Platz in Kunst und Kultur erobert. Nicht nur die Literatur ist von Kitsch durchzogen, von Karl May bis Hedwig Courts-Mahler, unsere gesamte Alltagskutur ist von Kitsch durchdrungen: vom religiösen Devotionalienhandel über den röhrenden Hirsch und die Schlagerindustrie bis zum Werbe-Marketing. Was aber ist eigentlich Kitsch? Wie hängt er mit Kommerz und Kult zusammen und welche soziologischen Implikationen umfasst das Phänomen Kitsch? Diesen Fragestellungen stellt sich dieser informative Band, der im ersten Kapitel nach den sozial-gesellschaftlichen Folgen des "schlechten" Geschmacks fragt, im zweiten Kapitel die historische Dimension von Geschmacksurteilen skizziert, bevor im umfangreichsten dritten Kapitel vier Theorien vorgestellt werden, die (schlechten) Geschmack soziologisch aufschlüsseln. Im abschließenden vierten Kapitel werden einige plakative Stichworte des schlechten Geschmacks erläutert.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
"Mit einer tendenziellen Delegitimation von Hochkultur basieren ästhetische Urteile verstärkt auf Geschmack."

Geschmack, so Illing, sei nach Kant immer stärker aus dem Blickfeld der Forschung verschwunden. Nun stellt der Autor die "ästhetisch begründete Präferenz für oder gegen bestimmte Objekte" wieder ins Rampenlicht der Soziologie. Wichtige Anknüpfungspunkte sind dabei unter anderem Jan Muka?ovskýs strukturalistisches Konzept, Adornos "Kulturindustrie"-These, Pierre Bourdieus Untersuchung "Die feinen Unterschiede" sowie die Forschungen der "Cultural Studies" zu subkulturellen Stilen.

Geschmacksfragen stellen sich laut Illing in den verschiedensten Lebensbereichen. So sind wir mit der "Alltagsästhetik" - wie kleiden wir uns, wie richten wir uns ein, was essen wir - ebenso konfrontiert wie mit ästhetischen Fragen im Bereich der Kunst, die zunehmend auch nach geschmacklichen Kriterien beantwortet werden. Ausführlich widmet sich der Autor zudem den Fragen des "schlechten" Geschmacks. Hier geht es um Schlagworte wie Mode/modisch, Kult, Kitsch, Kommerz, Trash usw.

Illings Verdienst ist es, dem Geschmack wieder eine soziologische Dimension zu verleihen. Das Buch schafft vielfältige Bezüge - zur Philosophie, zur soziologischen Tradition, zur Alltagswirklichkeit. Es dürfte nicht nur Angehörige der entsprechenden Fachrichtungen interessieren, sondern jeden, der mehr über Ursache und Wirkung (eigener) geschmacklicher Urteile wissen möchte.


Autor / Herausgeber

Frank Illing ist Lehrbeauftragter am Institut für Soziologie der Universität Freiburg.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort .7

I. Einleitende Überlegungen zu einer Soziologie des (schlechten) Geschmacks .11

1. Geschmack als soziologisches Problem .11
2. Die soziale Dimension des Geschmacks .13
3. Die ethische Dimension des Geschmacks .13
4. Geschmack, Leidenschaft und Faszination.15
5. Die Reichweite des Geschmacksurteils .17
6. Geschmack und Individualisierung.18
7. Chancen und Risiken des individualisierten Geschmacks. .23
8. Der Geschmack und die »Konsumentensouveränität« .24
9. Geschmack und Lebensstil .26
10. Die Ästhetisierung im Konsumkapitalismus .28
11. Schlechter Geschmack als Indiz ästhetischer Dynamik und sozialer Konflikte .30
12. Soziologie und Psychologie des Geschmacks .31

II. Historische Voraussetzungen heutiger Geschmacksdiskurse .35

1. Graciáns Geschmackslehre .36
2. Der Geschmack in der »Querelle des Anciens et Modernes« .38
3. Die deutsche Geschmacksdiskussion und die Entstehung der Ästhetik .39
4. Der Geschmack in Kants Kritik der Urteilskraft .40
5. Ästhetik jenseits des Wahren, Guten und Schönen: die Romantik .45
6. Die Folgen der Wirkungsästhetik .52
7. Die Ethik des Ästhetizismus .59
8. Der Kampf des Bürgertums gegen die Massenkultur .63
9. Fazit .71

III. Soziologische Annäherungen an den (schlechten) Geschmack .77

1. Die Soziologie ästhetischer Urteile – Das strukturalistische Konzept Jan Mukaøovskýs .77
2. Die Austreibung des Geschmacks – Die Kulturindustrie-These Theodor W. Adornos .101
3. Lebensstile und die soziale Logik des Geschmacks – Pierre Bourdieus Die feinen Unterschiede .130
4. Geschmack und Eigensinn – Die Subkultursoziologie der Cultural Studies .171

IV. Stichworte des »schlechten Geschmacks« .203

1. Das »Modische« und die Mode .203
2. Kult-Kultur .209
3. »Kommerziell« .216
4. Kitsch .219
5. Camp – Die Lüge, die die Wahrheit sagt .225
6. Trash – Der gute schlechte Geschmack .230

Literatur .233