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Kapital und Ideologie
Kapital und Ideologie




Thomas Piketty

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406745713 (ISBN: 3-406-74571-7)
1312 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, März, 2020

EUR 39,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Lesen wir also dieses Buch zu Ende, und krempeln wir die Ärmel hoch. Thomas Piketty führt uns vor Augen, dass es an uns ist, Geschichte zu schreiben.“

Esther Duflo, Nobelpreisträgerin für Ökonomie



Mit dem Weltbestseller „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ hat Thomas Piketty eines der wichtigsten Bücher unserer Zeit geschrieben. Jetzt legt er mit einem gewaltigen Werk nach: „Kapital und Ideologie“ ist eine so noch niemals geschriebene Globalgeschichte der sozialen Ungleichheit und ihrer Ursachen, eine unnachsichtige Kritik der zeitgenössischen Politik und zugleich der kühne Entwurf eines neuen und gerechten ökonomischen Systems.
Rezension
Das 2013 veröffentlichte Buch „Le Capital au XXIe siècle“ von Thomas Piketty (*1971) avancierte zu einem Weltbestseller, der in 40 Sprachen übersetzt und mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft wurde. 2014 wurde es bei C.H. Beck in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ veröffentlicht. Als Fortsetzung seines weltweit diskutierten Werks erschien 2019 seine nicht minder monumentale Analyse „Capital et Idéologie“. Wieder kommt dem Beck-Verlag das Verdienst zu, diese fundierte Kapitalismuskritik der deutschen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
In „Kapital und Ideologie“ liefert der französische Wirtschaftswissenschaftler eine umfassende Globalgeschichte sozialer Ungleichheit von der „trifunktionalen“ und der Sklavenhalter-Gesellschaft zu der des Hyperkapitalismus und des Postkolonialismus. In seiner auf umfangreichen historischen und statistischen Daten basierenden Darstellung berücksichtigt der Professor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris nicht nur ökonomische und soziale, sondern auch intellektuelle, politische und rechtliche Dimensionen der „Ungleichheitsregime“. Piketty, der manchen als der „Marx des 21. Jahrhunderts“ gilt, betont gegenüber der vulgärmarxistischen Deutung des Verhältnisses von Basis und Überbau als deterministischer Kausalbeziehung seine Orientierung an der „genuinen Autonomie der Ideen“. Im Unterschied zu Karl Marx und Friedrich Engels, welche die „Geschichte aller bisherigen Gesellschaft“ im „Kommunistischen Manifest“ als die „Geschichte von Klassenkämpfen“ identifizierten, begreift der Ökonomieprofessor diese als die „Geschichte des Kampfs der Ideologien und der Suche nach Gerechtigkeit“. Unter einer Ideologie versteht Piketty dabei ein „Gefüge von Ideen und Diskursen“ zur Beschreibung der Organisation von Gesellschaft. Folglich ist für ihn soziale Ungleichheit nicht auf ökonomische oder technologische Prozesse zurückzuführen, sondern sie ist ideologischer, politischer Natur. In seinen historischen Ausführungen deckt der Wirtschaftswissenschaftler überzeugend Mythen der neoliberalen Ökonomie auf, zum Beispiel die Trickle-down-Theorie.
Angesichts der extremen Wohlstandspolarisierung im 21. Jahrhundert fordert Piketty Lehren aus der globalen Geschichte zu ziehen. So plädiert der Ökonom für einen „partizipativen Sozialismus“, dessen Kernelemente u.a. sind: eine progressive Einkommenssteuer, eine Besteuerung von Kohlendioxid-Emissionen, eine „permanente Landreform“, ein Grundeinkommen und eine auf Partizipation der Arbeitnehmer ausgerichtete Machtverteilung in den Unternehmen. Mit seinen Forderungen nach „Sozialeigentum“ und „Eigentum auf Zeit“ zielt Piketty auf eine Überwindung des Kapitalismus ab. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang auch seinem Vorschlag für eine „neue Weltorganisation“ zu, für eine „transnationale Demokratie“ zur Durchsetzung „transnationaler Gerechtigkeit“. Lehrkräfte der Fächer Ethik, Politik und Wirtschaft werden durch sein Werk geradezu aufgefordert, sich in ihrem Unterricht mit der Thematik „globale Gerechtigkeit“ problemorientiert auseinanderzusetzen, zum Beispiel anhand von Fallanalysen.
Fazit: Thomas Piketty ist mit seinem neuen Buch „Kapital und Ideologie“ wieder ein Klassiker der politischen Ökonomie gelungen. Insbesondere seine Vorschläge zur Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse im Hyperkapitalismus verdienen angesichts von globalen Krisen in Politik und Gesellschaft diskutiert zu werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Piketty, Thomas
Kapital und Ideologie
Sachbücher des Monats April 2020: Rang 2
Mit dem Weltbestseller "Das Kapital im 21.Jahrhundert" hat Thomas Piketty eines der wichtigsten Bücher unserer Zeit geschrieben. Jetzt legt er mit einem gewaltigen Werk nach: Kapital und Ideologie ist eine so noch niemals geschriebene Globalgeschichte der sozialen Ungleichheit und ihrer Ursachen, eine unnachsichtige Kritik der zeitgenössischen Politik und zugleich der kühne Entwurf eines neuen und gerechteren ökonomischen Systems.
Nichts steht geschrieben: Der Kapitalismus ist kein Naturgesetz. Märkte, Profite und Kapital sind von Menschen gemacht. Wie sie funktionieren, hängt von unseren Entscheidungen ab. Das ist der zentrale Gedanke des neuen Buches von Thomas Piketty. Der berühmte Ökonom erforscht darin die Entwicklungen des letzten Jahrtausends, die zu Sklaverei, Leibeigenschaft, Kolonialismus, Kommunismus, Sozialdemokratie und Hyperkapitalismus geführt und das Leben von Milliarden Menschen geformt haben. Seine welthistorische Bestandsaufnahme führt uns weit über Europa und den Westen hinaus bis nach Asien und Afrika und betrachtet die globalen Ungleichheitsregime mit all ihren ganz unterschiedlichen Ursachen und Folgen. Doch diese eindrucksvolle Analyse ist für Thomas Piketty kein Selbstzweck. Er führt uns mit seinen weitreichenden Einsichten und Erkenntnissen hinein in die Krise der Gegenwart. Wenn wir die ökonomischen und politischen Ursachen der Ungleichheit verstanden haben, so Piketty, dann können wir die notwendigen Schritte für eine gerechtere und zukunftsfähige Welt konkret benennen und angehen. Kapital und Ideologie ist das geniale Werk eines der wichtigsten Denker unserer Zeit, eines der Bücher, die unsere Zeit braucht. Es hilft uns nicht nur, die Welt von heute zu verstehen, sondern sie zu verändern.
Von Thomas Piketty. Aus dem Französischen von André Hansen. Enrico Heinemann. Stefan Lorenzer. Ursel Schäfer und Nastasja S. Dresler.
Inhaltsverzeichnis
INHALT
Vorwort und Dank 9
Einleitung 13
ERSTER TEIL UNGLEICHHEITSREGIME IN DER GESCHICHTE
77
Kapitel 1. Dreigliedrige Gesellschaften:
trifunktionale Ungleichheit 79
Kapitel 2. Die europäischen Ständegesell-
schaften: Macht und Eigentum 99
Kapitel 3. Die Erfindung der Eigentümer-
gesellschaften 139
Kapitel 4. Die Eigentümergesellschaften:
der Fall Frankreich 171
Kapitel 5. Die Eigentümergesellschaften:
europäische Entwicklungswege 205
ZWEITER TEIL
DIE SKLAVENHALTER- UND KOLONIALGESELLSCHAFTEN
261
Kapitel 6. Die Sklavenhaltergesellschaften:
extreme Ungleichheit 263
Kapitel 7. Die Kolonialgesellschaften:
Vielfalt und Herrschaft 323
Kapitel 8. Dreigliedrige Gesellschaften und
Kolonialismus: der Fall Indien 387
Kapitel 9. Dreigliedrige Gesellschaften und
Kolonialismus: eurasische
Entwicklungswege 461
DRITTER TEIL
DIE GROSSE TRANSFORMATION IM 20. JAHRHUNDERT
525
Kapitel 10. Die Krise der Eigentümergesellschaften 527
Kapitel 11. Die sozialdemokratischen Gesell-
schaften: die unvollendete Gleichheit 611
Kapitel 12. Kommunistische und postkom-
munistische Gesellschaften 725
Kapitel 13. Der Hyperkapitalismus: zwischen
Moderne und Rückwärtsgewandtheit 813
VIERTER TEIL
NEUES NACHDENKEN ÜBER DIE DIMENSIONEN DES POLITISCHEN KONFLIKTS
897
Kapitel 14. Grenze und Eigentum:
die Konstruktion der Gleichheit 899
Kapitel 15. Brahmanische Linke: die neuen
euro-amerikanischen Bruchlinien 993
Kapitel 16. Sozialnativismus: die postkoloniale
Identitätsfalle 1057
Kapitel 17. Elemente eines partizipativen
Sozialismus für das 21. Jahrhundert 1185
Schlusswort 1273
Inhaltsübersicht 1283
Auflistung der Grafiken und Tabellen 1298
Personenregister 1308