lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Kann ein Christ Atheist sein? Kann ein Atheist Christ sein? Eine grundsätzliche und notwendige Überlegung
Kann ein Christ Atheist sein? Kann ein Atheist Christ sein?
Eine grundsätzliche und notwendige Überlegung




Hubertus Halbfas

Patmos
EAN: 9783843612272 (ISBN: 3-8436-1227-7)
224 Seiten, paperback, 14 x 22cm, Februar, 2020, Klappenbroschur

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das traditionell-kirchliche Lehrgebäude weckt bei heutigen Menschen immer öfter Widerspruch und Ablehnung. Die Kritik kommt von außen wie von innen. Sie bündelt sich in einem Atheismus, der einerseits proklamiert: »Gott ist tot« und andererseits sagt: »Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.« Kann es sein, dass sowohl der Religionskritiker Friedrich Nietzsche als auch der Theologe Dietrich Bonhoeffer Recht haben?

Hubertus Halbfas begründet einen Weg, Gegensätze zu verbinden. Er hebt den Glauben von mythischen Vorstellungen ab. Leben, Denken und Glauben folgen einer Rückbesinnung auf das jesuanische Erbe. Darin ist ein Engagement angelegt, das Christen und Nicht-Christen vereinen kann.

Dr. Hubertus Halbfas, Religionspädagoge und Theologe, Querdenker und Anreger von Zukunftsdebatten des Christentums. Er war zuletzt Professor für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen und hat der deutschsprachigen Religionspädagogik wegweisende Impulse gegeben. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen bei Patmos.
Rezension
Zunächst: Es wird heute in der multikulturellen Gesellschaft viel über den Dialog der Religionen gesprochen, - dabei bleibt der Dialog der Religionen mit dem Atheismus oft außen vor. Sodann: Religionen und Atheismus entfernen sich immer mehr von einander, ein Dialog geschieht kaum; denn religiöse Fundamentalisten und einigermaßen oberflächlicher Atheismus scheinen beide Lager zu dominieren. - Hier hilft die Lektüre dieses neuen Buchs des bedeutenden Religionspädagogen Hubertus Halbfas; er leuchtet das Verhältnis von Christentum und Atheismus tiefgründig und dialogbereit aus.
Es gibt »Christentümer«, aber nicht das Christentum. Fundamentalistische Traditionen beschwören eine andere Wahrheit als historisch-kritisch denkende Christen, die dem Ursprung nachfragen. Die katholische Kirchenhierarchie beruft sich in ihrem Selbstverständnis auf »göttliche Stiftung« und setzt auf mythische Traditionen, wie die »Jungfrauengeburt« Jesu oder die »leibliche Aufnahme Marias in den Himmel«, die für heutige Menschen den Glauben zu einer Antiquität machen. Auch die Erbsünde, der Kreuzestod Jesu als Erlösungsopfer, dessen »unblutige Erneuerung« in jeder Eucharistiefeier geschehen soll, wecken Widerspruch. Dass sich gegenüber einem solchen Lehrgebäude Widerspruch und Ablehnung entwickeln, ist verständlich. Die Kritik kommt von außen wie von innen. Sie bündelt sich in im Atheismus, - aber so wenig es nur ein Christentum gibt, so wenig gibt es nur einen Atheismus. Der Autor fragt, ob es zwischen Christentum und Atheismus eine tiefer greifende Verbindung gibt. Einerseits weil schon früh die Frage bestand, ob Christen nicht überhaupt Atheoi seien, da ihnen alle Kennzeichen abgingen, die eine antike Religion prägten: Gottesbild, Priestertum und Opferkult. Andererseits galt das Prinzip fides quaerens intellectum – »Glaube, der nach Einsicht sucht«. Dieses Buch begründet einen Weg, den christlichen Glauben neu zu verstehen. Die Ansätze dazu finden sich nicht in den fundamentalistischen Strukturen und Glaubenssätzen der Vergangenheit, sondern in einer Rückbesinnung auf das jesuanische Erbe und in der kreativen Weiterführung seines Evangeliums in die Zukunft.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Welcher Gott?
Der ungeklärte Glaube 11

1. Der Kirchengott 11
2. Der Kleinbürgergott 18
3. Der fiktive Gott 22

Welches Christentum?
Die ungeklärte »Christlichkeit« 27

1. Der jesuanische Entwurf des »Christentums« 28
2. Die paulinische Ersetzung des historischen Jesus 36
3. Der herrschende Christus und das Reichschristentum 40
4. Die fränkisch-germanische Wandlung des Christentums 44
5. Die reformierte Christenheit 50
6. Die Kirche(n) der Gegenwart 55
Wahrhaftiges Christentum 57
Humanes Christentum 65
Dienendes Christentum 78

Welche Wahrheit?
Eine ungeklärte Fragestellung 88

1. Biblische Wahrheit 88
2. Wann ist der Christ ein Christ? 93
3. Nur ein Leben, wie Jesus es lebte, ist christlich 99
4. Der Gott Jesu und die Nachfolge Jesu 104
Mahatma Gandhi (1869–1948) 108
Franz Jägerstätter (1907–1943) 109
Janusz Korczak (1878–1942) 110
Esther Hillesum (1914–1943) 112
Martin Luther King (1929–1968) 113
Oscar Arnulfo Romero (1917–1980) 114
5. Das Christentum und die Religionen der Welt 116

Christentum und Atheismus
Ein ungeklärtes Verhältnis 123

1. Nicht jede Gottesvorstellung rechtfertigt Atheismus 123
2. Vom subversiven Unglauben zum heutigen Atheismus 126
Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei 131
Nietzsches Botschaft vom tollen Menschen, dass Gott tot sei 132
3. Die Herausforderung des kosmologischen Weltbildes 135
Der Urknall 135
Das Universum 141
4. Atheismus und die Evolutionsgeschichte des Lebens 142
5. Atheismus und Buddhismus 150
6. Atheismus und Mystik 153
Jüdische Mystik 153
Frühchristliche Mystik 154
Islamische Mystik 155
Deutsche Mystik 158
Mystik: personal oder transpersonal? 159
Mystik und Erfahrung 161
Der biblisch-jesuanische Weg 163

Kann ein Christ Atheist sein?
Kann ein Atheist Christ sein? 167

1. Die christlich geprägte Kultur, das gemeinsame Erbe 169
Die Literatur 169
Die Bildende Kunst 173
Der Kirchenbau 174
Die Musik 180
2. Fromme Atheisten und jesuanisches Christentum 182
Milan Machovec 185
Ernst Bloch 188
Herbert Schnädelbach 189
3. Wo stehen wir nun? – Mit Gott? Ohne Gott? 192
Was Christen lernen können 192
Was Atheisten lernen können 198
4. Noch einmal: Welcher Gott? 204
Der Gott der Bibel 204
Gott in der Geschichte von Christentum und Moderne 206
Was ist Wirklichkeit? Welche Sprache erschließt sie? 210